Wer an digitale Bildbearbeitung denkt, denkt dabei unweigerlich an Maus oder Grafiktablett, wenn es um passende Eingabegeräte geht. Dass es auch anders geht, zeigt das finnische Unternehmen Loupedeck und verspricht mit dem Loupedeck+ effizientere und intuitivere Bildbearbeitung. Kann das funktionieren? Wir haben es getestet.

Was ist das Loupedeck+?

Das „Loupedeck+“ ist  ein spezieller Hardware-Controller zur Bildbearbeitung, der eine schnelle und intuitive Arbeitsweise in den unterstützten Programmen ermöglicht. Es verfügt über zahlreiche Tasten und Drehregler, mit denen sich die einzelnen Funktionen der jeweiligen Programme gezielt steuern lassen. So ist es zum Beispiel möglich, Helligkeit, Kontrast, Weißabgleich und vieles mehr direkt zu verändern, ohne hierfür die Maus auch nur angefasst zu haben oder am Bildschirm in die entsprechende Menüs zu gehen. 

Ursprünglich entwickelt wurde es mit starkem Fokus auf Adobe Lightroom. Neben Adobe Lightroom Classic ist es kompatibel zu Adobe Photoshop CC, Adobe Premiere Pro CC, Adobe Audition, Adobe After Effects, Skylum Aurora HDR, Final Cut Pro X, Capture One und Camera Raw.

Das Loupedeck+ auf dem Schreibtisch
Das Loupedeck+ hat ungefähr die Größe einer Standardtastatur und wird per USB mit dem Rechner verbunden

Verarbeitung und Ausstattung

Prinzipiell ist die Verarbeitung des Loupedeck+ in Ordnung. Leider hält die Haptik aber nicht, was die Optik verspricht und spätestens beim Anfassen merkt man dem Loupedeck+ an, dass es überwiegend aus Plastik gefertigt ist. Hier ginge auf jeden Fall mehr. Ebenfalls nicht besonders gut gefallen haben uns die 8 Einstellräder für die Farbkorrekturen. Diese haben eine Rasterung ähnlich der eines Maus-Rades und beim Drehen geben sie ein recht lautes Klick-Geräusch ab, welches der ein oder andere Benutzer schnell als nervig empfinden dürfte.

Unabhängig vom etwas billigen haptischen Eindruck funktionieren alle Bedienelemente jedoch zuverlässig und präzise.

Auspacken und Loslegen

Bevor es losgeht und das Loupedeck+ am Rechner angeschlossen wird, steht erstmal die Installation der Treiber an. Diese können in der jeweils aktuellsten Version direkt von der Herstellerseite heruntergeladen werden und stehen für MacOS und Windows zur Verfügung. 

Die Installation selbst geht schnell und unkompliziert von der Hand und im Anschluss daran kann das Loupedeck+ an einen freien USB-Port angeschlossen werden und ist einsatzbereit – zumindest vom technischen Standpunkt aus betrachtet. 

Denn obwohl die Bedienung intuitiv ist, wirst du etwas Zeit brauchen, dich an das neue Bedienkonzept zu gewöhnen. Wenn du allerdings bereit bist, diese Zeit zu investieren und dich auf das Konzept von Loupedeck einzulassen, wirst du deine Bildbearbeitung nicht nur äußerst effizient durchführen, sondern dabei auch noch jede Menge Spaß haben.

Loupedeck unterstützt den Benutzer dabei mit sehr guten und umfangreichen Handbüchern, welche die Einarbeitung und auch die spätere Anwendung um einiges erleichtern. Diese findest du ebenfalls direkt auf der Herstellerseite.

Downloadseite des Herstellers
Bevor das Loupedeck+ verwendet werden kann, müssen die aktuellen Treiber vom Hersteller geladen und installiert werden

Loupedeck+ und Lightroom

Da das Loupedeck+ ursprünglich für Adobe Lightroom entwickelt wurde, funktioniert es unserer Meinung nach hier auch am besten und intuitivsten. Wichtige Menüeinträge, Regler und Schaltflächen, welche in Lightroom vorhanden sind, existieren auf dem Loupdeck+ direkt als Tasten oder Drehregler, so dass du hier das Gefühl hast, einen „verlängerten“ Teil der Software vor dir zu haben, welchen du direkt berühren kannst.

Das allein macht schon jede Menge Spaß und ermöglicht nach etwas Eingewöhnung ein ziemlich flottes Abarbeiten von Bildern.

Seine wahre Stärke hat das Loupedeck+ übrigens genau hier: Im Abarbeiten von vielen Bildern. Denn ganz unabhängig davon wie und ob man überhaupt Presets in Lightroom nutzt, ist es eigentlich immer notwendig, JEDES Bild zumindest in Bezug auf Belichtung, Kontrast, Lichter, Tiefen, Schwarz- und Weißwerte anzupassen. Meist sind noch ein, zwei Bearbeitungsschritte mehr notwendig, bis man das gewünschte Ergebnis erhält.

Das Loupedeck+ kann hier seine ganze Stärke ausspielen, denn es ist unheimlich praktisch, die entsprechenden Änderungen direkt über die entsprechenden Regler an einem Bild vorzunehmen, dann direkt zum nächsten Bild zu gehen, dieses in gleicher Weise bearbeiten, dann zum Nächsten usw. So schnell habe ich Lightroom bisher noch nie genutzt!

Ganz nebenbei ermöglicht das Loupedeck+ noch die Nutzung einer Lightroom-Funktion, die sonst eigentlich kaum sinnvoll einsetzbar ist und vor allem Nutzer mit kleineren Bildschirmen freuen dürfte: Den Vollbild-Modus! Denn durch die direkte Steuerung von allen wichtigen Bildparametern durch das Loupedeck+ ist eine umfassende Bearbeitung der Bilder auch dann möglich, wenn die entsprechenden Bedienelemente am Bildschirm ausgeblendet sind.

Loupedeck+ und Photoshop

Zugegebenermaßen war ich skeptisch, ob sich das Bedienkonzept von Loupedeck sinnvoll in Photoshop integrieren lässt, da Photoshop extrem auf die Maus- und/oder Stifteingabe ausgelegt ist.

Sehr gut und genauso effektiv und einfach wie in Lightroom funktioniert die Bearbeitung von Bildern mit dem Loupedeck+ in Camera-RAW. Auch hier lassen sich die wesentlichen Bearbeitungsfunktionen direkt über das Loupedeck steuern und man kann sehr schnell und intuitiv die Grundbearbeitung des Bildes vornehmen. Hat man das Bild dann aber final in Photoshop geöffnet, kommt man um die Nutzung von Maus oder Stift nicht herum und das Loupedeck+ fühlte sich für mich in Kombination mit Photoshop wie ein Fremdkörper an. Sofort fiel ich zurück alte Muster, welche in meinem Fall bedeuten: Grafiktablett und Tastatur.

Wer es an dieser Stelle dabei belässt, beraubt sich meiner Meinung nach allerdings ein paar interessanter Möglichkeiten, welche das Loupedeck+ unter Photoshop mit sich bringt. Besonders hervorzuheben sind hier die ausgezeichnete Ebenensteuerung, das äußerst präzise Arbeiten auf Kurven, welches mit der Maus alleine so nicht möglich ist und die Möglichkeit, bestimmen Tasten beliebige Photoshop-Aktionen zuzuweisen. Insbesondere Letzteres kann eine enorme Arbeitserleichterung sein, wenn komplexere, häufig wiederkehrende Aufgaben mit nur einem Knopfdruck erledigt werden können. So lässt sich beispielsweise die in der Portraitfotografie gern genutzte Frequenztrennung einer eigenen Funktionstaste zuweisen und Photoshop legt dann sämtliche hierfür benötigten Ebenen an. 

Man merkt, dass der Hersteller sich viel Mühe gegeben hat, das Loupedeck+ sinnvoll in Photoshop zu integrieren. Ob es dir hier einen tatsächlichen Vorteil bringt, hängt sehr von deiner individuellen Arbeitsweise ab. Wenn du Photoshop hauptsächlich dazu nutzt, deine Bilder grundlegend zu bearbeiten und nur wenige lokale Anpassungen durchführst, kann sich der Einsatz des Loupedeck+ für dich durchaus lohnen. Wer jedoch – und das dürfte die Mehrzahl der Photoshop-Anwender sein – seine Bilder einer umfangreichen lokalen Bearbeitung und Retusche oder sogar eines kompletten Composings unterzieht, für den wird die Kombination aus Grafiktablett und herkömmlicher Tastatur die bessere Wahl sein.

Systemanforderungen

Das Loupedeck+ funktioniert unter MacOS 10.12 oder höher und unter Windows 10.

Unterstützte Software

Loupedeck+ unterstützt aktuell folgende Software:

  • Lightoom Classic 7.4 und höher
  • Photoshop CC 20.0 und höher
  • Final Cut Pro X 10.4.5 und höher
  • Capture One Pro 11 und höher (Beta)
  • Adobe Audition 2019
  • Adobe After Effects 2019
  • Skylum Aurora HDR 2018
  • Lightroom 6

(Stand: Januar 2021)

Eine aktuelle Übersicht über die unterstützte Software findest du hier auf der Herstellerseite.

Loupedeck+ Test: Unser Fazit

Das Loupedeck+ stellt eine äußerst interessante Alternative zur Steuerung verschiedener Kreativsoftware dar. 

In unserem Fall sehen wir den größten Nutzen vor allem in Adobe Lightroom. Je nach fotografischem Einsatzgebiet und eigenem Workflow ist es sicher nicht für jeden in gleichem Maße geeignet und erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit. Wenn du allerdings bereit bist, dich darauf einzulassen, wirst du über kurz oder lang mit einem äußerst mächtigen Werkzeug belohnt, welches deinen eigenen Workflow deutlich effektiver gestalten kann. Dies gilt insbesondere, wenn du sehr viele Bilder am Stück in möglichst kurzer Zeit bearbeiten willst.

Kleine Schwächen leistet sich das Loupedeck+ lediglich bei der Verarbeitung und der Wertanmutung, welche für unseren Geschmack hätte höher ausfallen können. Dem sehr guten Funktionsumfang und der Zuverlässigkeit tut das jedoch keinen Abbruch. 

Für knapp 240,- EUR bekommst du ein Gerät, das dabei helfen kann, deine eigene Arbeitsgeschwindigkeit zu erhöhen und dabei auch noch jede Menge Spaß macht.

Ausprobieren lohnt sich auf jeden Fall, insbesondere, wenn du Benutzer von Lightroom bist!

Loupedeck+

Verarbeitung und Ausstattung
Funktionsumfang
Integration in Lightroom
Integration in Photoshop

Gesamtbewertung

4.1

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Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es die Firma Loupedeck sei ein schwedisches Unternehmen. Richtig ist, dass Unternehmen hat seinen Sitz in Finnland. Wir haben das korrigiert.

Autor

Hi! Ich bin Jan. Fotograf, Reisejunkie und Mitbegründer von Lichter der Welt. Ich liebe ferne Länder genau so wie den Wald vor der Haustür. Jeden Tag neue Dinge zu sehen und zu erleben ist das, was mich am Reisen am meisten reizt. Als Coach und Fototrainer gebe ich regelmäßig mein Wissen an Fotobegeisterte weiter. Auf Lichter der Welt nehme ich dich mit auf unsere Reisen und teile meine Erfahrungen, Tipps und Inspirationen mit dir!

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