Eine Rundreise durch Namibia ist vielleicht eine der schönsten Möglichkeiten überhaupt, das ursprüngliche, echte und wilde Afrika hautnah, aber dennoch sicher zu erleben. Unsere Gastautorin Petra Dachtler nimmt dich mit auf ihre Mietwagenreise durch das zauberhafte Land im Süden des afrikanischen Kontinents.
In diesem Beitrag
Rundreise durch Namibia
Wer noch nicht so viel Reiseerfahrungen in Afrika hat, für den ist Namibia ein perfekter Einstieg, nicht umsonst wird es oft als „Afrika light“ bezeichnet. Eine gute Infrastruktur, Tourismus auf hohem Niveau, eine Vielzahl kleiner und großer Nationalparks bieten in dem dünn besiedelten Land alles, was es für Wildtierbeobachtung braucht, ohne dabei überlaufen zu sein. Zudem ist Namibia relativ sicher, auch für Alleinreisende, und es gibt zahlreiche Anknüpfungspunkte zur deutschen Kolonialgeschichte in Architektur, Geschichte und Lebensstil.
Ein Billigreiseland ist Namibia allerdings nicht. Mit Flug und Mietwagen bist du für eine zweiwöchige Reise schnell bei 2.000 Euro. Auch die Lodges sind nicht billig, aber dafür wunderschön in die Landschaft eingepasst und oft im lokal typischen Baustil gestaltet. Mangels anderer Optionen in der Nähe bieten sie meist Halbpension mit hervorragendem Essen. Als günstigere Alternative kann man campen. In den Städten gibt es auch preisgünstige Pensionen, die über die üblichen Plattformen buchbar sind.
Wie komme ich in Namibia herum?
Aufgrund mangelnder öffentlicher Verkehrsmittel ist ein Mietwagen für eine Rundreise durch Namibia ein Muss. Er sollte insbesondere für die Pad, wie hier die Schotterpisten heißen, taugen und Allradantrieb besitzen. Für Camper gibt es Varianten mit aufklappbarem Dachzelt. Die Versicherungsbedingungen der Mietwagenfirmen solltest du genau studieren, da günstige Angebote oft eine hohe Eigenbeteiligung von mehreren Tausend Euro vorsehen. Willst du das ausschließen, steigt der Grundpreis. Eine Kilometerbeschränkung solltest du vermeiden – wir hatten nach drei Wochen Rundreise durch Namibia sage und schreibe 5.500 km absolviert!
Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Caprivi Car Hire gemacht – inklusive ausführlicher Einweisung und ständiger telefonischer Erreichbarkeit. Ein platter Reifen gehört fast zu einem Namibia-Urlaub dazu, und den solltest du im Notfall selbst wechseln können. Einen Abholservice vom Flughafen bieten die meisten Mietwagenfirmen an, auch wenn man das Auto erst später mietet bzw. früher als am Abflugtag zurückgibt.
Das Straßennetz ist relativ gut und wechselt zwischen Asphaltstraßen und Schotterpisten. Gerade Letztere finden sich jedoch oft auf den landschaftlich schönsten Strecken. Es gilt: Der Weg ist das Ziel!
Rundreise durch den Norden oder den Süden Namibias?
Namibia ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland – bei nur 2,1 Mio. Einwohnern! Insbesondere im Süden Namibias sind die Entfernungen zwischen besiedelten Orten groß. Startpunkt einer Namibia Rundreise ist in der Regel Windhoek, für das 1-2 Tage ausreichend sind (siehe unten). Hast du zwei Wochen zur Verfügung, bietet sich eine kleine Rundfahrt in den Norden bis Etosha an, evtl. mit einem Abstecher in den wasserreichen und dicht bevölkerten Norden am Okawango, zurück über die Küste nach Swakopmund und weiter zu den großen Sanddünen im Südwesten.
Wir waren drei Wochen in Nambia unterwegs und verbrachten die ersten zwei Wochen im Norden und Nordosten bis zum Caprivi-Zipfel und anschließend eine Woche im Süden. Der Kontrast zwischen dem selbst in der Trockenzeit wasserreichen, grünen Norden und den grandiosen Wüstenlandschaften im Süden sowie die ständig wechselnden Landschaften waren extrem beeindruckend.
Damit stellt sich auch die Frage nach der besten Reisezeit für Namibia. Die Antwort lautet: es kommt darauf an. In der Trockenzeit im dortigen Winter (Juni bis September) ist die Landschaft oft ausgedörrt, dafür zieht es die Tiere zu den Wasserlöchern, wo man sie aus nächster Nähe beobachten und fotografieren kann. In der Regenzeit im namibischen Sommer (Januar bis März) blüht die Savanne, die Trockenflussbetten können innerhalb von Stunden volllaufen und unpassierbar werden, die Tiere finden Nahrung und Wasser im ganzen Land und verteilen sich stärker.
Wie sicher ist eine Namibia Rundreise?
Namibia ist relativ sicher, dennoch solltest du nachts weder in Windhoek noch in anderen Städten zu Fuß unterwegs sein, da du sofort als Tourist erkannt wirst. Auch wenn Namibia zu den „middle income“ Ländern zählt, ist das Wohlstandsgefälle insbesondere zwischen der schwarzen Mehrheit und einer neuen schwarzen Elite bzw. der weißen Minderheit, die zwei Drittel des Farmlandes besitzt, groß. Und so suchen gerade in Windhoek viele Zugezogene vom Land nach einer besseren Zukunft. Auch solltest du das Risiko einer HIV-Ansteckung nicht unterschätzen, immerhin ist im Durchschnitt jeder Achte infiziert, in den bevölkerungsreichen Regionen im Norden liegt die Infektionsrate teilweise bei 35 %.
Im wasserreichen Norden sind im namibische Sommer Maßnahmen gegen Malaria ratsam, im Winter sind abends langärmlige Kleidung, Mückenspray und Moskitonetz ausreichend (am besten vor Ort in einer Apotheke nachfragen). Die Corona-Maßnahmen waren vorbildlich: Maske und Desinfektionsmittel gab es in allen Geschäften, Angestellte in der Tourismusbranche sind oft bereits geimpft. Die Inzidenz sank zuletzt rapide, so dass Namibia im September 2021 von der Liste der Hochrisikogebiete gestrichen wurde. Über die aktuellen Einreisebestimmungen informiert das Auswärtige Amt.
Die letzte Woche im Süden des Landes war ich als Alleinreisende unterwegs. Dort ist die Besiedelung extrem dünn, so dass höchstens ein platter Reifen, den man nicht selbst in den Griff bekommt, problematisch werden könnte, da oft länger kein anderes Auto vorbeikommt. Ansonsten hatte ich viel Spaß, habe nette und hilfsbereite Menschen getroffen und manchmal mit anderen Alleinreisenden kurze Ausflüge oder Wanderungen unternommen. Im Zweifel raten einem Ortsansässige oder Gastgeber, wo man abends allein zu Fuß besser nicht entlanggehen sollte.
Auch Autofahren bei Nacht ist nicht ratsam, da Wildtiere mehr noch als tagsüber die Wege kreuzen. So stand bei Anbruch der Dunkelheit einmal eine riesige Elefantenkuh mit einem Kalb vor uns auf der Sandstraße zur Lodge, was durchaus kritisch werden kann. Schnell den Rückwärtsgang eingelegt und abgewartet, bis sie abgezogen waren. Fazit: Nicht die Fahrzeit unterschätzen und rechtzeitig vor Dunkelheit am nächsten Zielpunkt eintreffen!
Wildtiere hautnah erleben und fotografieren
Namibia hat ein vorbildliches Netz von Nationalparks, in denen sich auch staatlich geführte Lodges befinden. Diese sind in der Qualität oft genauso gut wie die privaten, dabei aber oft günstiger. Der große Vorteil besteht außerdem darin, dass sie im Park liegen, so dass man vor Öffnung des Parks bereits losfahren kann. Einen Überblick bietet die Seite der Namibia Wildlife Resorts. Tierbeobachtung, zumal in der Trockenzeit, findet am besten früh morgens und am späten Nachmittag statt. Da sich dies auch mit den „Arbeitszeiten“ des Fotografen deckt, sind schönes Morgen- und Abendlicht garantiert!
Wichtig ist dabei trotz der relativen Nähe zu den Wildtieren ein Teleobjektiv. Da ich sonst eher wenig Tierfotografie betreibe, hatte ich nur ein altes Canon EF 75-300mm dabei, das ich mit Adapter auf meine spiegellose EOS R schrauben konnte. Achte unbedingt auf eine kurze Belichtungszeit (mind. 1/Brennweite), da die Aufnahmen sonst leicht verwackeln und unscharf werden – besonders, wenn du auf einem Jeep oder Boot unterwegs bist. Empfehlungen für gute Teleobjektive findest du hier. Daneben hatte ich noch mein 24-70mm-Zoomobjektiv dabei. Die Lichtverhältnisse sind meist sehr gut, so dass es auch weniger lichtstarke Objektive tun. Mehr Tipps zur Wildtierfotografie findest du hier: 15 Tipps für perfekte Wildtierfotos.
Selbstfahrer oder geführte Safari?
Durch die meisten Parks kannst du selbst mit dem Auto fahren, was gut ist, um in Ruhe zu fotografieren und anzuhalten, wo du möchtest. Vorsicht aber beim Aussteigen: gerade, wo es Raubkatzen gibt, ist dies oft verboten und auch nicht ratsam (z. B. Etosha). Der Nachteil beim Selbstfahren ist, dass du viele Tiere nicht siehst, da sie gut getarnt und versteckt sind. Hier ist das geschulte Auge der einheimischen Guides gefragt, mit denen du auf organisierte Touren („game drives“) gehen kann. Mein Fazit: die Mischung machts – ab und zu eine geführte Tour zu besonderen Highlights, wie z. B. zu den Nashörnern im privaten Naturschutzgebiet am Waterberg oder auch eine Nachtfahrt mit Suchscheinwerfer, die uns Leopardenjunge und die scheuen Zibetkatzen bescherte. Dann wieder eine entspannte Tour im eigenen Tempo, bei der man in Ruhe Kudus, Impalas und andere Antilopenarten kennen- und unterscheiden lernen kann. Auch Elefanten, Giraffen und Gnus sind nicht zu übersehen und auch tagsüber in der Hitze unterwegs.
Am Waterberg herrscht übrigens ein besonders Mikroklima mit besonders üppiger Flora und Fauna, und er ist ein idealer Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden. Für historisch Interessierte ist er als Schauplatz der entscheidenden Schlacht der deutschen Schutztruppen gegen die Herero 1904 von Bedeutung.
Ausschließlich im Norden am wasserreichen Okawango und im Caprivi bzw. Sambesi-Zipfel findest du Flusspferde und Krokodile. Nachts kommen die Flusspferde ans Ufer zum Grasen und bewegen sich manchmal noch früh morgens auf dem Gelände der Lodge, wo man ihnen besser nicht begegnet, denn sie sind massig und durchaus aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen. Ein besonderes Erlebnis war die Bootstour auf dem Okawango bei Divundu, bei dem sich sogar ein junger Leopard zum Trinken am Flussufer einfand. Im Nkasa Rupara Nationalpark konnten wir Elefanten beim Durchqueren des Linyanti Flusses nach Botswana hautnah beobachten.
Ein Muss – der Etosha Nationalpark
Der Etosha Nationalpark ist ein fester Bestandteil jeder Namibia-Reise, weil er als ältester und größter Park mit einer hohen Dichte an Wildtieren aufwarten kann. Die klassische Route führt vom Namutoni-Fort aus deutscher Kolonialzeit einmal südlich entlang der blendend weißen sog. Etosha-(Salz)Pfanne nach Okaukuejo (oder umgekehrt), wobei du abseits der Hauptroute verschiedene Wasserlöcher ansteuern kannst. Aufgrund der coronabedingten geringen Auslastung waren kurzfristige Buchungen auf meiner Reise kein Problem. Sobald der Tourismus wieder anzieht, solltest du hier allerdings frühzeitig buchen (z. B. online über die NWR-Webseite). Aber auch die Lodges außerhalb des Parks sind hervorragend, und einmal waren die längere Anfahrt sowie eine Reifenpanne sogar von Vorteil – bescherte sie uns doch vier Löwen, die trotz des fortgeschrittenen Vormittags die Straße kreuzten.
Übrigens solltest du nicht verzweifelt den „Big Five“ hinterherjagen, denn genau daher stammt dieses Konzept – von der Jagd. Entscheide lieber selbst, was deine persönlichen Highlights sind. Für mich gehören hier in jedem Fall auch die Flusspferde, Krokodile und Giraffen dazu: Ich habe sie die „Atemberaubenden Acht“ getauft.
Ureinwohner und deutsches Erbe
Von Etosha aus gibt es mehrere Möglichkeiten: entweder du erkundest den Nordwesten mit den Epupa-Wasserfällen und einem Besuch beim Stamm der Himba im Kaokoveld oder fährst weiter südlich ins Damara-Land. Wir fuhren Richtung Südwesten und machten Station an der Twyfelfontein, in einer Gesteinslandschaft, die mit ihren rotbraunen-rosa Farbtönen an den Mars erinnert. Dort sind einige Tausend Jahre alte, sehenswerte Felsgravuren der Ureinwohner (San bzw. Buschmänner genannt) zu besichtigen, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählen. Noch weiter im Süden am höchsten Berg Namibias, dem Königsstein (2573m) im Brandbergmassiv, gibt es Felszeichnungen, die teilweise über 10.000 Jahre alt sind.
Herero-Frau Felsgravuren in Twyfelfontein
Wir setzten unsere Reise an die Küste fort, durchqueren Damara und Herero-Land. Innerhalb weniger Stunden sank die Außentemperatur von 35 °C auf 15 °C – eine durchaus angenehme Abkühlung. Aus den roten Basaltfelsen wurde eine elfenbeinfarbene Sandwüste bis zur Küste, an deren Ufern Schiffswracks seit Jahrzehnten der Brandung trotzen. Die nächste Station war Swakopmund – die Sommerfrische für viele weiße Namibier über die Weihnachtsfeiertage. Schwarzwälder Kirschtorte, Reste deutsch-kolonialer Architektur, ein reich bestücktes Museum zur Stadtgeschichte, eine deutsche Buchhandlung, die einem gern die passende Lektüre zur Reise empfiehlt sowie die obligatorische Katamaran-Tours vom nahe gelegenen Hafen Walvis Bay zu Pelzrobben, Pelikanen und Delfinen rechtfertigen zwei Tage Aufenthalt.
Der Süden Namibias – grandiose Landschaften und wenig Menschen
Ebenso zum namibischen UNESCO Weltkulturerbe zählt die Dünenlandschaft der Namib-Wüste mit „Big Daddy“ als höchste Düne von ca. 370m. Um sie möglichst bei kühlen Temperaturen in den Morgenstunden zu erklimmen, lohnt frühes Aufstehen und eine Unterkunft im Park (Sesriem Dune Camp oder Sosousvlei Dune Lodge). Selbst von den im Park gelegenen Lodges sind es noch 60 km bis zu den höchsten Dünen, immerhin aber auf einer Asphaltstraße. Die letzten fünf Kilometer im Sand empfiehlt es sich, auf die Shuttles umzusteigen, denn Fahren im Sand will gelernt sein! Die steckengebliebenen Mietwagen am Rand sprechen für sich, die Zeit und Nerven kannst du dir sparen. Big Daddy und für weniger Ambitionierte Big Mama bzw. Düne 45 (bei Kilometer 45) sind Touristenmagnete, dennoch lohnt der Aufstieg, wirst du doch mit einem grandiosen Rundumblick auf das rote Sandmeer mit seinen elegant geschwungenen Dünenkämmen belohnt, die im Morgenlicht von zart rosa über orange bis rot changieren.
Aber du solltest ruhig etwas länger als einen Tag im Namib-Naukluf Nationalpark verbringen und kleine Ausflüge in die wunderschöne Dünenlandschaft oder den kleinen Sesriem Canon direkt am Eingang zum Nationalpark machen. Wenn du Glück hast, kannst du erleben, wie morgens der Nebel vom Meer in den Dünen liegt – bestes Beispiel für das einzigartige Klima, das durch den aus der Antarktis kommenden kalten Benguelastrom und die damit einhergehende geringe Luftfeuchtigkeit mit geringen Niederschlägen zur Bildung der Namib Wüste geführt hat. Im Abendlicht zeigt sich die Landschaft in satten Rottönen mit vorüberziehenden Oryx-Antilopen. Nachts ist ein wunderschöner Sternenhimmel garantiert.
Weiter nach Süden geht es über die C27 – für mich eine der landschaftlich schönsten Strecken Namibias. Hinter fast jeder Bergkuppe wartet eine grandiose Aussicht auf die teils surreal erscheinende Landschaft, in der ich mich manchmal wie der einzige Mensch weit und breit fühlte. Mit guter Musik im Ohr macht das Brausen über die Schotterpisten unglaublich Spaß, auch bei max. 80 km/h, denn die Pad ist immer für Überraschungen gut.
Ein Zwischenstopp in Helmeringhausen bei gedecktem Apfelkuchen hebt die Stimmung, bevor auf der Farm Klein Aus Vista Quartier bezogen wird. Das Desert Horse Inn hat seinen Namen von den Wildpferden, die hier in der Nähe leben und die du mit etwas Glück auf dem Weg nach Lüderitz am Straßenrand zu Gesicht bekommst. Kleine Wanderwege auf die Felsen bieten einen malerischen Blick in die weite Ebene. Gut an einem Tag ist ein Besuch im ehemaligen Diamantenstädtchen Kolmanskuppe und in der Hafenstadt Lüderitz zu schaffen – beides vor über 100 Jahren wohlhabende Orte, in die man das Trinkwasser aus Kapstadt per Schiff kommen ließ. Auch heute noch werden in Namibia Diamanten, die von besonderer Reinheit und hoher Qualität sind, offshore abgebaut, die Trinkwasserherstellung übernimmt inzwischen eine Entsalzungsanlage. Starker Wind und Sand sind an 200 Tagen im Jahr allgegenwärtig – ein Härtetest für jede Kamera, die sich über eine professionelle Reinigung nach dem Urlaub freut.
Über Keetmanshoop mit den bizarren Köcherbäumen und Mariental geht es zurück nach Windhoek. Wenn du Zeit hast, solltest du im Süden noch einen Abstecher in den Fish River Canyon, nach dem Grand Canyon immerhin die zweitgrößte Felsschlucht, machen. Für Wanderungen ist er wegen der großen Hitze nur von April bis September zugänglich und sollte nicht auf eigene Faust erkundet werden.
Meine Reise endet wieder in Windhoek, das von Bergen umgeben auf 1.700m gelegen und dessen Umgebung landschaftlich durchaus attraktiv ist. Das Zentrum, das eine Mischung aus alten Kolonialbauten und modernen Hochhäusern ist, kannst du gut zu Fuß zu erkunden, auch wenn die meisten Menschen sich per Auto fortzubewegen scheinen. Die spektakulären Sonnenuntergänge genießt du z. B. auf der Terrasse der Heinitzburg oder in der Sky Bar des Hilton, die für Gäste problemlos zugänglich ist. Ebenfalls einen Besuch wert ist das Unabhängigkeitsdenkmal, das von Nordkorea erbaut und in ebendiesem Stil auch eingerichtet wurde. Lässt man die propagandistische Aufmachung beiseite, sind die vielen historischen Fotografien durchaus interessant, und man versteht etwas besser, worauf die Vormachtstellung der aus dem Unabhängigkeitskampf hervorgegangenen Regierungspartei SWAPO beruht. Ganz zu schweigen von dem tollen Blick auf die Stadt vom Restaurant im 4. Stock!
Wenn du nach Safari und Lodge-Leben etwas vom realen Alltag der Menschen in Namibia erfahren möchtest, solltest du außerdem nach Katutura fahren. Dort wurden unter südafrikanischer Mandatsverwaltung im Rahmen der damals herrschenden Apartheidspolitik die schwarzen Einwohner zwangsweise angesiedelt und heute lebt fast die Hälfte der 400.000 Windhuker dort. Während die Innenstadt am Wochenende fast ausgestorben ist, geht es in Katutura sehr lebhaft zu. Ich war mit Anna Mafwila von Katutours unterwegs, die als Kennerin der Szene kein Blatt vor den Mund nimmt und Touren per Rad oder auch zu Fuß anbietet.
Fazit meiner Rundreise durch Namibia
Nach drei Wochen Namibia war mir nicht nur der Linksverkehr und das festen Auftreten im Busch zum Verscheuchen von Schlangen in Fleisch und Blut übergegangen, ich fühlte mich schon fast heimisch in dieser verrückten kontrastreichen Mischung aus Afrika und Europa, die mich immer wieder mit typisch deutschen Einsprengseln inmitten grandioser und scheinbar verlassener Landschaften überraschte. Viele Gespräche mit Einheimischen, seien es weiße oder schwarze Namibier aus den verschiedensten Stämmen, alteingesessene Buren oder neue deutsche Auswanderer haben mir die vielen Facetten Namibias näher gebracht. Und nicht zuletzt hat mir die spannende Lektüre während der Reise Einblicke in die historische und aktuelle Situation des Landes gewährt. Eine kleine Auswahl findest du hier, ebenso eine Auswahl meiner Lieblingslodges.
Eine Reise nach Namibia kann ich allen Natur- und Fotobegeisterten sehr empfehlen!
Literaturtipps
- Morenga, Uwe Timm: Roman mit dokumentarischen Archivauszügen über die den Aufstand der Nama gegen die deutschen Schutztruppen.
- Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste, Henno Martin: Wahre Geschichte zweier deutscher Geologen, die Nazi-Deutschland verließen und sich zwei Jahre in der Wüste durchschlugen.
- Die Stunde des Schakals, Jaumann: Politthriller mit einer namibischen Polizistin aus Katutura.
- Weitere Titel: Steinland, Der lange Schatten.
- Guten Morgen Namibia, Erika von Wietersheim: Namibias Weg in die Unabhängigkeit aus Sicht einer weißen Farmerin.
Meine Lieblingslodges für eine Namibia Rundreise
- Ndhovu Safari Lodge bei Divundu (deutsche Leitung)
- Toshari Logde nahe Etosha
- Sosousvlei Dune Lodge (staatlich)
- Desert Horse Inn in Klein Aus Vista (Gondwana-Kette)
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2 Kommentare
Gratuliere ein besonders faszinierender Bericht. Ich selbst war auch schon dort, aber nicht in dem Umfang. Für mich ist Namibia einer tollsten Länder die ich je gesehen habe. Danke für den Bericht jetzt weiss ich was ich mir noch ansehen muss.
Liebe Grüsse Dietmar
Vielen Dank für diesen Artikel, er gibt einen guten Überblick über Möglichkeiten in Namibia, auch für Alleinreisende. Die Wüstenfotos sehen nach Sepia aus, aber die Farben sind tatsächlich so dort, elegisch und fast meditativ sind die wunderschönen Aufnahmen. Das romantischste von ihnen – Morgenstimmung am Okawango – würde ich mir sofort an die Wand hängen.
Beste Grüße
Karin Wolf, Berlin