Ab wann bist du Fotograf? Darfst du dich so nennen? Was taugen deine Fotos? Zum Jahresabschluss haben wir eine kleine Hommage an deine Fotografie. An unsere. Eine Hommage an jeden, der schon einmal ein Foto gemacht hat.
Geh mit mir ein paar Schritte zurück in die Vergangenheit.
In diesem Beitrag
Hör auf, für andere zu fotografieren.
Hör auf, für andere zu fotografieren.
Geh zurück an den Anfang.
Wann hattest du das erste Mal eine Kamera in der Hand?
Wann hast du zum ersten Mal Fotos angeschaut, die du selbst gemacht hast?
Erinnere dich zurück an diesen Moment.
Wofür hast du fotografiert?
Für das Motiv.
Warst du Technik- und Markendiskussionen in Facebookgruppen, Frustration über rauschige und unscharfe Bilder, Zweifel wegen zu wenig Likes und Aufmerksamkeit je ferner als zu diesem Zeitpunkt?
Erinnere dich an deine ersten Fotos als Kind.
Waren dir die technische Unperfektion deiner Fotos und Vergleiche mit anderen Fotografen je egaler?
Für wen hast du fotografiert?
Für dich.
Ich habe meine ersten Fotos geliebt.
Ich habe meine ersten Fotos geliebt. Einige zeigten unseren Hund, einen alten Riesenschnauzer. Andere zeigten Kühe und Kutschpferde auf den Weiden unseres Dorfes.
Sie zeigten mein Leben. Und das, was mir im Leben wichtig war.
Als Kind habe ich fotografiert, um das, was mir am allerwichtigsten war, festzuhalten.
Ich war aufgeregt, als die Fotos endlich entwickelt aus dem Labor kamen.
Ich klebte sie in ein Fotobuch und war unendlich stolz darauf.
Ich erinnere mich an jedes einzelne dieser Fotos. Ich sah sie mir fast jeden Tag an.
Einige Jahre später kam das Internet.
In einem Forum gab es eine Bilderzeig-Ecke.
Manchmal zeigte ich Fotos meiner Pferde. Sie interessierten niemanden. Niemand sagte, wie schön meine Pferde seien oder die weich das Fell meines Hundes aussah.
Irgendwann sagte man mir, meine Fotos seien unscharf.
Ich konnte nicht recht erkennen, was das bedeuten sollte. Ich hatte sie doch nicht wegen der Schärfe gemacht.
Andere Fotos bekamen Aufmerksamkeit. Manchmal redete man über technische Belange. Manchmal ging es um Helligkeit oder um Bildrauschen. Oft redete man über Kameramarken und Einstellungen. Nie redete man über das Motiv.
Nie ging es um die Liebe und um das Empfinden, das hinter dem Foto stand.
Es ging um die Qualität der Pixel.
Ich versuchte, besser zu werden.
Ich versuchte, besser zu werden.
Ich versuchte so zu fotografieren, dass die Leute in meinem Foto mehr sahen als ein unscharfes Bild.
Als einziges junges Mädchen war ich in einem Fotoforum voller alter Männer.
Als erstes sagte man mir, dass ich eine andere Kamera bräuchte.
Ich sparte zwei Jahre. Ich las alles über Fotografie, was es zu lesen gab. Ich lernte alles, was man lernen konnte.
Dann sagte man mir, dass ich andere Objektive bräuchte.
Ich war nun Anfang 20 und machte ein paar brillante Fotos. Man sagte mir, dass die schon ganz gut seien, aber noch nicht ganz scharf.
Wie viel musste ich noch lernen, bis endlich jemand die Schärfe akzeptieren würde und es um das Motiv ging?
Wie viel musste ich noch lernen, bis endlich jemand über die Technik hinwegsehen würde und mir sagen würde, dass mein Reisefoto einen wirklich schönen Ort zeigte, an dem man sich sicher wohlfühlt?
Ich verstand erst sehr spät, dass das Problem nicht meine Fotos waren.
Das Problem waren die anderen, die nicht erkannten, was Fotografie für mich war. Sie erkannten nicht, dass ich mit meinen Fotos nie die Leistungen meines Kamerasensors und maximale Bildqualität demonstrieren wollte.
Als ich erkannte, dass ich längst nicht mehr für mich fotografierte, hörte ich auf.
Als ich erkannte, dass ich längst nicht mehr für mich fotografierte, hörte ich auf.
Mittlerweile waren meine Fotos technisch perfekt. Aber kein Foto hatte es mehr in ein Album geschafft.
Zu keinem Zeitpunkt war ich mehr stolz, gerührt, glücklich über meine Fotos.
Ich machte sie, damit Leute im Internet mir sagten, ob sie technisch endlich zufrieden waren.
Ich arbeitete seit Jahren daran, mit den Fotos was zu erreichen, das mir selbst nie wichtig gewesen war. Ich legte die Kamera weg.
Auf meinen Reisen mit Jan entdeckte ich die Fotografie neu. Sie fing an, wieder meine Fotografie zu werden. Sie fing an, mich wieder glücklich zu machen. Stolz. Nicht wegen der Schärfe meiner Fotos. Sondern wegen der Erinnerungen, die sie zeigten.
Wie oft postest du deine Fotos?
Wie oft postest du deine Fotos?
Wie oft wartest du auf Likes, auf Kommentare, auf Anerkennung?
Wie oft hast du versucht, schärfer, rauschärmer, farbintensiver zu fotografieren, obwohl dir diese Sachen völlig egal sind – nur anderen nicht?
Vielleicht geht es dir sogar wie mir und du hast zeitweise selbst schon die Seele und die Liebe hinter den Fotos vergessen.
Entdecke wieder das Herz der Fotografie.
Fotografiere wieder für dich.
Fotografiere für das Motiv, das dich berührt.
Erinnere dich an das Gefühl, das du mit deiner ersten Kamera in der Hand hattest.
Erinnere dich an deinen Grund für die Fotografie, der so wahr und so echt direkt aus dir herauskam. Erinnere dich, was dich dazu bewegt hat, deine eigene Welt in Fotos festzuhalten.
Verliebe dich neu in deine Leidenschaft.
Sei frei.
Fotografie nicht für den Applaus.
Fotografiere für dich.
Du bist Fotograf.
Du bist Fotograf.
Nicht, weil andere deine Bilder gut bewerten.
Sondern, weil du die Bilder deines Lebens erschaffst.
Glaube an dich.
Du kannst fotografieren.
Jeder, der einen Auslöser drücken kann, kann das.
Alles andere sind konstruierte Wertungen, denen du folgen kannst, wenn du willst.
Aber nicht musst.
Fotografiere.
Sag es laut.
Ich bin Fotograf.
Nur du kannst die Bilder deines Lebens einfangen.
Nimm deine Kamera, dein Handy.
Geh los.
Fotografiere.
Das, was dein Herz berührt.
So, wie du willst.
Wir wünschen dir unendlich viel Freude daran.
62 Kommentare
Wow, Danke liebe Sina! Hab den Text erst nach 3(!) Jahren entdeckt… er ist wundervoll und spricht aus der Seele.
Danke fürs Erinnern, weshalb ich gerne fotografiere 🙂
Liebe Cornelia,
das freut mich so sehr ❤️
Hallo, ich fotografiere zu Entspannung. Ich liebe es immer dazu zu lernen.
Das meine Fotos dabei besserer werden ist doch schön. Gruss Jens.
Moin Sina, moin Jan,
vielen herzlichen Dank für diesen tollen Artikel. Er hat wirklich mein Herz berührt und mich sehr motiviert, meinen gerade wieder neu begonnenen Weg des Fotografierens frischen Mutes weiterzugehen. Ich fotografiere schon seit vielen Jahren; ich kann deine in deiner Kindheit gemachten Fotos so gut nachvollziehen. Meine erste analoge Kamera bekam ich mit 9. Seit dem ließ mich die Fotografie nicht mehr los ^^ … Ich ließ sie allerdings los. Ungefähr ähnlich wie bei dir… Ich fühlte mich vor gut einem Jahr, als wenn ich nur noch für andere fotografiere. Und so legte ich die Fotografie ziemlich ad acta.
Erst jetzt hat mich die Fotografie wieder so richtig gepackt. Auslöser war das Spiel »Life is Strange 1 (Episoden 1-5)«. Das hat all mein Brennen für die Fotografie wieder entfacht und sogar noch verstärkt.
Ich liebe das Internet, ich hasse das Internet. Ich liebe es, weil ich Seiten wie eure entdecke. Mich inspirieren lassen kann. Neuen Mut bekomme. Ich hasse das Internet, weil es auch voller Idioten ist, die zuviel Zeit haben und nur »wachsen« können, indem sie andere durch Gehässigkeit in die Tiefe ziehen, so dass sie höher stehen, als der Gefallene. Das ganze Gefasel rund um die Technik der Fotografie interessiert mich nicht. Mich interessieren, so wie du es beschreibst, die Motive. Das Herzblut, dass in den Fotos steckt. Und durch diesen Blogbeitrag habe ich neuen Mut bekommen, dass meine Bilder nicht 100 % perfekt sein muss; sondern mir aus dem Herzen sprechen.
Ich hoste meine Bilder selber. Da werden zwar kaum Besucher kommen, aber wie du schon schreibst: Man fotografiert nur für sich. Ich möchte keine Kommentare zu meinen Bildern. Niemand wird die Bilder mit den Augen sehen können, mit denen ich sie beim fotografieren gesehen habe. Es ist eine Art von Tagebuch, in das ich Fremden Einblick gewähre; wenn sie nur im »Lesesaal« beim Lesen meiner Fotos still schweigen.
Ich sehe mich selbst als Anfänger mit erweiterten Kenntnissen. Noch ganz jung auf dem Weg. Aber ich lerne. Ich wachse. Und das auch, dank euch ♥
Hier ist noch ein Zitat, dass ich sehr gerne mag:
»Besseres Equipment macht keine besseren Fotos. Denk immer daran: Alle großartigen Fotos der Geschichte wurden mit primitiveren Kameras gemacht, als die, die du im Moment besitzt.«
Brooks Jensen
Ich habe nur ein sehr, sehr kleines Budget zur Verfügung. Ich fotografiere ausschließlich mit dem Smartphone. Meine alten Digicams sind inzwischen längst veraltet; die Kamera meines Smartphones ist wesentlich besser. Ich mache gerade meine ersten Schritte im RAW-Format und der digitalen Entwicklung der Bilder mit der Open Source Software »darktable« (wie gesagt: Kleines Budget; ein Adobe Abo ist nicht drin). Meine Bilder werden, da ich mit dem Smartphone fotografiere, nie so technisch perfekt werden wie eure Bilder; aber sie werden, so wie eure Bilder für euch, immer die Sprache meines Herzens sprechen. Denn am Ende des Fotos steht nicht der perfekte Pixel; es steht immer das im Bruchteil einer Sekunde festgehaltene Fragment von Zeit, dass wir Foto nennen und der magische Moment, den wir dabei hatten, als wir den Auslöser drückten.
Vielen Dank für eure Mühe, die ihr euch mit den Fotos und eurer Webseite macht. Ich wünsche euch weiterhin eine wunderbare Zeit mit vielen schönen Erfahrungen.
Herzlichste Grüße aus Norddeutschland 🙂
Stefan
Hallo Stefan,
lieben Dank für den Kommentar und den Einblick in deine Gedanken und deine Fotografie!
“Ich liebe das Internet, ich hasse das Internet” – das kann ich so sehr nachempfinden, auf vielen Ebenen, aber auch in der Fotografie und der fotografischen Entwicklung. Es kann einen fertig machen, es kann einen zum besten und glücklichsten Fotografen machen, es kann einen runterziehen und pushen, alles lehren und auch jahrelang völlig fehlleiten. Ich habe gelernt, dass man es sehr bewusst konsumieren muss, sich nicht berieseln lassen, sondern Inhalte, Kommunikationspartner und Plattformen ganz gezielt auswählen. Das ist langwierig und anspruchsvoll. Aber dann ist es unheimlich bereichernd. Vor allem muss man gehen, sobald man das Gefühl hat “hier gehöre ich nicht hin”.
Was du über die Kameratechnik schreibst, spricht mir aus dem Herzen. Kennst du diesen Artikel von uns: Warum deine Kamera völlig egal ist?
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute beim Fotografieren, Wachsen und Entdecken. Für den Abschluss noch ein Zitat aus unserem neuen Buch “Draußen Fotografieren”:
“Deine Fotos sind besonders, weil es niemand anderem auf der Welt möglich ist, deine Sicht auf die Welt zu zeigen – egal, wie gut er fotografiert! Niemand anders kann die Geschichten über dein Leben, deine Reisen, deine Familie und deine Erlebnisse erzählen. […] Also geh hinaus und fotografiere. So, wie du willst, und so, wie du die Welt siehst.”
Alles Gute
Sina
Hallo Sina,
was für ein toller und inspirierender Artikel! Und er bewegt offensichtlich in jeder Hinsicht 🙂
Ich fotografiere für mich, weil ich die Sache liebe, das Draußen sein, die Natur, den Flow, weil ich dabei alles um mich herum vergessen kann etc.. Selbstzweifel sind allerdings auch ein Teil davon und das Gefühl nicht gut genug zu sein, nicht zu reichen (vor allem immer dann, wenn man sich zu viel im Internet umschaut). Schade eigentlich, dass unser Fokus zu oft auf dem Mangel liegt und nicht auf dem, was wir haben. Auf dem, was uns trennt und nicht auf dem, was uns verbindet.
Dabei hat Fotografie für mich in erster Linie mit Emotionen zu tun. Wenn mich ein Bild berührt, ist egal, ob es perfekt ist. Ich fotografiere, was mich bewegt und meine Bilder zeigen, die Welt, wie ich sie sehe, was ich wahrnehme. Und dabei ist es genauso toll und inspirierend die Welt durch die Augen anderer in deren Bildern zu sehen. Es gibt nicht die eine bzw. richtige Sicht. Und das ist gut so!
In diesem Sinne, Danke nochmal, viele Grüße, Nina
Aus meiner Sicht die einzig richtige Vorgehensweise. Bravo. So sollte auch an anderen Stellen im Internet (Facebook, ….) vorgegangen werden. Kontrovers diskutieren ist wichtig. Jedoch immer so, dass ich es dem gegenüber auch direkt sagen kann und sich beide hinterher noch in die Augen schauen können. Leider verstecken sich viel zu viele hinter der Anonymität des Bildschirms und feuern von dort ohne nachzudenken.
LG
Jens
Der Kommentar wurde wegen beleidigenden und/oder diskriminierenden Inhalten entfernt.
Derartige Kommentare werden von uns nicht geduldet und führen zur sofortigen Sperrung des entsprechenden Nutzers.
Hallo Sina,
nicht im Mindesten war mein Gedanke “Dich zu beleidigen”. Ich habe lediglich begründet, warum ich Deinen Gedanken nicht im Geringsten folgen kann. Daraus eine Beleidigung zu ziehen, halte ich über übertrieben empfindlich. Wir haben eine völlig gegensätzliche Position gegenüber der Fotografie. Für mich ist das keine Form einer Kunst, allenfalls einer technisch/chemischen/optischen Spielerei. Was ich in den letzten Tagen in einem Forum zu diesem Thema gelesen habe, beantworte ich allenfalls mit “und darauf einen Dujardin (von mir aus Asbach uralt)”.
Aber wenn’s den Protagonisten Freude macht, sollen sie … den WACHTURM hochhalten, zur Beichte gehen, um die Kaaba pilgern, den Kanal durchschwimmen, oder rennend und radelnd durch Hawaii schwitzen … jedem das Seine !
Wer allerdings nur noch Selbstgestricktes anzieht, Selbstgeerntetes isst und Selbstgebrautes trinkt, den ordne ich der Kategorie “Einsiedler” oder “Mönch” zu. Deren Gründe beschäftigen eher Psychologen als Otto Nichtversteher (oder hieß der Normalverbraucher ?). Aber noch mal … jedem das Seine !
Wenn keine anderen Meinungen als positive blog-mainstream Gedanken erwünscht sind, braucht man kritisches Hinterfragen oder Meinungen ja nicht zu veröffentlichen. Und auch das ist nur meine Meinung.
Ich verstehe keinen deiner Gedankengänge, Assoziationen und Vergleiche und verstehe nicht, warum du sie an dieser Stelle postet. Und ich denke, auf Äußerungen wie “autistischer Narzisst” (gegenüber jemanden, der sich an seinen Fotos erfreut!) nicht begeistert zu reagieren, hat nichts mit nur “blog-mainstream-Gedanken” zu akzeptieren zu tun. Daher suche ich nun auch ein Ende dieses Gespräches.
Hallo Sina
Denke nicht dass Du der Angegriffene bist, deine Meinung erklährt ja den selben Inhalt….nur eben soft
Auch ich möchte das Handy nicht missen, aber trotzdem wird mir der <Einfluss< von den Medien zu viel
Lg rolfnobs
Hallo Rolf,
da der anonyme Schreiber beginnt mit “Merkwürdige Betrachtung des Sinnes der Fotografie”, denke ich nicht, dass er die Aussage des Artikels teilt (die er, wie ich denke, nicht verstanden hat). Das ist natürlich völlig in Ordnung und sogar immer interessant, unterschiedliche Herangehensweisen an die Fotografie zu diskutieren. Diese Beleidigungen sind aber völlig fehl am Platz und generell wünschen wir uns hier auch keine undifferenzierten Abwertungen einer ganzen Generation, so geht man nicht miteinander um.
Hallo Sina
Anstand ist auch ein Teil davon, was die Medien leider nicht im positiven Sinn vorleben
Mensch ärgere Dich nicht……
Lg rolf
Hallo
Du musst Dich nicht entschuldigen, ich teile Deine Meinung
aber die junge Generation wächst heute leider so auf wie Du beschreibst.
Medien sei Dank….
Lg rolfnobs
Merkwürdige Betrachtung des Sinnes der Fotografie. Ich habe 8 Jahre als Amateur, dann 13 Jahre als Fotoreporter gearbeitet (also ausschließlich “für Andere”), dann komplett damit aufgehört. Als mich Freunde fragten warum ich nicht fotografiere sagte ich: “ich hab’ “es” (das Motiv) doch gesehen und in meinem Hirn abgespeichert, wozu sollte ich “es” auch noch fotografieren ?”
Ich fing erst wieder an, auf großen Urlaubsreisen zu fotografieren, um Anderen zu zeigen was dort witzig, interessant, komisch oder merkwürdig war. Das ist für mich der einzige Sinn der Fotografie überhaupt … Anderen etwas zu zeigen was außerhalb unserer/ihrer eigenen Welt ist !
Ich bin doch kein autistischer Narzisst, der sich selbst und seine eigene “Kunst” bewundert. Aber vielleicht ist das eine neue Zeit, in der man selbst der Mittelpunkt seines eigenen Universums ist. Der ohrgestöpselte, selbstverliebte Autist, dessen Universum durch sein Handy verkörpert wird.
Sorry für meine Meinung !
Du hast recht, ich lebe mein Leben tatsächlich für mich, nicht für andere.
Ich weiß auch nicht, ob du den Artikel wirklich verstanden hast, denn es geht mir gerade darum, Selbstdarstellung, Instagram usw. mal außen vor zu lassen, und ganz für sich selbst das zu tun, was man liebt. Dass es gut ist und unheimlich gut tun kann, sich an seinen erlebten Momenten und seinem Hobby zu erfreuen, ohne dass man dafür ständig die Bestätigung von außen einholen muss.
Mich nach so einem extrem persönlichen Artikel als autistischen, selbstverliebten Narzissten zu beschimpfen, der durch sein Handy lebt, finde ich ehrlich gesagt ein ganz schön hartes Stück. Mehr möchte ich daher auch gar nicht dazu sagen.
Für deine Meinung musst du dich nicht entschuldigen. Für deine Ausdrucksweise schon.
Hallo Sina,
wunderbar geschrieben. Danke für’s Teilen! Als freiberufliche Fotografin kann ich dem nur zustimmen. Wenn ich in erster Linie nicht meine eigenen Bilder liebe, warum sollten es dann meine Kunden tun. Demnach sollte es egal sein, ob Hobby oder Beruf – die Zielstellung muss immer die sein, die du beschreibst. Für sich selbst fotografieren und die eigene Arbeit wertschätzen. Dann bleibt auch die Freude an der Berufung und es fühlt sich in keinster Weise nach “Arbeit” an.
Liebe Grüße
Jill
Hallo Sina,
das hast du toll geschrieben und mich damit nachdenklich gemacht.
Ich sehe jetzt einige “Fotos” im Internet mit anderen Augen und verstehe was mich an diesen offensichtlich bzw. anscheinend perfekten Darstellungen im Hinterkopf gestört hat. Diese Werke sind häufig extrem nachbearbeitet und bieten auf den ersten Blick einen WOW-Effekt. Auf den zweiten Blick mit etwas Überlegung stelle ich jedoch fest, dass alle diese Werke zwar eine Art von Kunst darstellen, aber nichts mehr mit dem Fotografieren und damit realitätsgetreuem Dokumentieren der Wirklichkeit zu tun haben. Aber das genau will ich für mich erreichen. Ich möchten den Augenblick einfangen um ihn und Freunden später wieder ansehen zu können und die Erinnerungen daran wieder aufleben zu lassen.
Dabei habe ich bei der Nachbearbeitung unbewusst die Regler nur so benutzt um meine Fotos dichter an mein eigenes Empfinden des Augenblicks vor Ort zu bekommen. Ich würde nie auf die Idee kommen den Himmel auszutauschen. Wenn es ein regnerischer Tag war an dem ich Fotos machen, dann soll das auch so zu sehen sein. Die Welt ist halt nicht immer perfekt.
Außerdem bin ich ein Realist und halte deshalb z.B. nicht von Fotos in denen die Verschlusszeit künstlich über ND Filter verlängert wurde um die Bewegung völlig zu verwischen. Einen Fluß oder die Meeresbrandung sehe ich mit meinen Augen ja auch nie so. Das ist eine Art von Kunst. Für mich jedoch keine Fotografie. Für mich sind diese Hilfsmittel wie Filter und z.B. extra lange Belichtungszeiten nur sinnvoll, wenn ich sie als Intrument benötige um es möglichst “realistisch” auf mein Foto zu bekommen.
Somit werde ich durch deine Anregung auch wieder mehr auf meinen eigenen Pfad der Fotografie gehen.
Ich werde jedoch immer offen für Tipps und Anregungen zur Fotografie bleiben.
Nur werde ich dabei immer meinen eigenen Filter dazu anwenden und schauen, welcher Tipp für mich brauchbar ist und mich persönlich auch weiterbringt.
Ich danke Dir und hoffe auch zukünftig so tolle Beiträge lesen zu können.
Gruß
Jens
Vielen Dank für den Blogpost und auch den Kommentatoren. Es passt sehr gut, was ich in den letzten zwei Jahren auch in “offline” Fotokursen gelernt habe: Fotografie ist eine Handwerk zu verstehen, was im Auftrag eines Dritten geschieht und die Auswahl der Bilder für den Dritten bedarf eine/n Curator:in.
Diese Auswahl stimmt nicht gleich mit unserem “Favoriten” überein.
Denn als Fotograf sehe ich die Bilder anders, als jemand, der nicht fotografiert. Dies hängt auch mit unseren “erwarteten” und gewohnten Sehen zusammen, z.B. die heutige Gewöhnung an scharfe Bilder. Diese Aussage prägte mich.
Es ist in der anderen “kreativen” Bereichen wie Webdesign oder Textern ähnlich, wenn ich meine Arbeit unter die Leute bringen will. Sie muss nicht mir, sondern den anderen einen Mehrwert bieten. Bei einer Webseite gehört es dazu, dass ich Personen aus der Zielgruppe als Tester brauche und bei Texten gibt es den Lektor / Redakteur. Dort lernte ich am Anfang sofort: Die Texte schreibe ich nicht für mich, sondern ich schreibe für den Leser, wenn ich andere damit bewegen oder berühren will.
Fotografie ist dabei wie Poesie, so betrachte ich es manchmal. Ich kann beides für mich, mit hoher Zufriedenheit, machen. Wenn ich meine Gedichte / Fotos unter die Leute bringe, kann der Augenblick passend sein, ich finde (per Zufall) einen einflussreichen Förderer, der meine Arbeit spannend findet oder ich scheitere. Dies nicht wegen der Qualität meines Handwerks, sondern ob ich die richtigen Wege und Möglichkeiten hatte, Menschen zu erreichen, zu berühren mit meinem Werk. Und ob ich zum passenden Augenblick, am richtigen Ort den Nerv einiger getroffen habe.
Hallo Sina & Jan,
was für eine wundervolle Idee! Aber:
Für mich ist Fotograf zu sein ein Beruf, und ich denke, ich bin Fotograf, wenn ich wenigstens einen Teil meines Lebensunterhalts mit meinen Fotos verdienen kann. Das habe ich rund 40 Jahre gemacht, zwar nur analog und erst jetzt erst digital.
Daher sage ich “Ich war Fotograf”. Warum ist es so schwer zu sagen: “Ich bin Hobbyfotograf” oder ich bin “Amateurfotograf”?
Für mich bedeutete Fotograf zu werden eine Berufsausbildung, und ich vergleiche das immer wieder auch mit den Musikern.
Nicht jeder, der musiziert, ist ein Musiker, er macht halt Musik, nicht mehr, er ist vielleicht ein Instrumentenbesitzer, so wie manche Fotoamateure auch Kamerabesitzer sind, vielleicht sogar mit einer Sony Vollformat alpha 7M3, die vielleicht sogar jetzt meine Traumkamera wäre. Ich habe zu Zeiten fotografiert, in denen jeder Druck auf den Auslöser mindesten 1 Euro gekostet hat, wenn man die Filmpreise der Diafilme, die Entwicklung, die Weiterverarbeitung bedenkt. Stellt euch einmal vor, jeder Druck auf euren Auslöser würde 1 Euro kosten, kurios, was? Mein Equipment waren Nikon F2, Hasselblad 500 EL und Sinar P2 8×10 inch mit der Full Range der Objektive, falls das heute noch jemandem etwas sagt. Und ich fotografiere heute ausschließlich mit der Sony RX 100 VI, ganz einfach, weil ich heute die Schlepperei leid bin. Also mein Credo auch: Es kommt nicht auf die Kamer an! Es kommt auf den Willen an, auf die Idee, auf das visuelle Bild im Kopf, das ich für mich umsetzen möchte. Und wenn es jemandem gefällt: Umso besser. Und das klappt auch mit dem Smartphone.
Also, in diesem Sinne: Bravo, und macht weiter so!
Richi
Hallo Richi,
danke für deine Meinung.
“Warum ist es so schwer zu sagen: “Ich bin Hobbyfotograf” oder ich bin “Amateurfotograf”?”
Der eine ist ein Hobbyfotograf, der andere ein Berufsfotograf. Der eine ist Kriegsfotograf, der andere Tierfotograf, der nächste Modefotograf. Und uns alle, ob gelernt oder nicht, ob beruflich oder nicht, eint der letzte Wortbestandteil: Wir sind Fotografen. Jeder halten wir auf unsere eigene Art die Bilder unseres Lebens fest oder die Bilder, die uns beschäftigen und mit denen wir etwas ausdrücken wollen. Ob ein Business darum aufgebaut ist, ist für das Fotomachen selbst für mich irrelevant.
“Kamerabesitzer” hat für mich damit nichts zu tun. Ich kann 10 Kameras besitzen und nicht fotografieren. Genauso kann ich fotografieren und kein eigenes Equipment haben.
Hey Sina,
das Gefühl kenne ich auch, den Versuch, immer perfektere Fotos zu machen und dabei den Spaß beim Fotografieren zu verlieren und nicht mehr für sich zu fotografieren. Weil ich manchmal zuviel über die bessere Kamera, das bessere Sensorformat und das bessere Objektiv gelesen habe und mich dann schon mal gefragt habe, ob die vorhandene Ausrüstung gut genug ist. Irgendwann kam aber der Punkt bei mir, ab dem mir das egal war und damit ist auch der Spaß zurückgekommen.
Und auch das Forum oder den Club mit den (alten) Männern, die nicht über die Wirkung eines Bildes sprechen, sondern über Linienpaare, Bildrauschen, Vignetten oder unscharfe Bildränder. Superscharf und tolles Bokeh sind da viel wichtiger als die Aussage eines Bildes. Da werden die Marketingaussagen und Tests aus Fotomagazinen auswendig zitiert, aber nicht einer hat ein einziges Buch über Fotografie (außer den Bedienungsanleitungen und Kamerabücher) in seinem Regal stehen oder sich mal einen Bildband oder eine Ausstellung angesehen – außer die mit eigenen Bildern natürlich. Und bezogen auf den Eingangssatz sind das halt die Spaßverderber, denen ich heute aus dem Weg gehe, da ich den Spaß am Diskutieren verloren habe, um meinen Spaß am Fotografieren zu erhalten.
Viele Grüße und einen guten Start ins neue Jahr
Manfred
Ein wirklich schöner Artikel, der mir gerade so aus der Seele spricht!
Ich habe lange meine Kamera, die nicht die beste war, nicht angefasst, die Freude an meinen Fotos war einfach nicht mehr da… Das Gefühl des des einzigen jungen Mädchens unter alten Männern kenne ich so gut 😀 Eine Zeit habe ich mich in der analogen Fotografie ausgetobt, noch mehr alte Männer, aber es hat sehr viel spaß gemacht und ich fotografiere wieder bewusster. Ist aber manchmal auch etwas zu mühsam. Jetzt habe ich eine neue Kamera mit der man einfach so viel ausprobieren kann und auch alte analoge Objektive verwenden kann. “Verzerrung am Bildrand, Vignettierung,…” Und deutlich negativere Kommentare. Aber gerade Vignettierung liebe ich irgendwie 😀 Es sind MEINE Fotos und sie gefallen MIR. Es ist toll dass ich ein paar Menschen die ich liebe damit ebenfalls Freude bereiten kann, aber vor allem sieht man der Fotografie an wenn der Fotograf mit dem Herzen dabei ist. Gerade die Unperfektheit macht manche Bilder Perfekt.
Der Text ist länger geworden als ich wollte, aber irgendwie wollte das gerade geschrieben werden 😀
Hallo Hanna,
“Es sind MEINE Fotos und sie gefallen MIR.” Ganz genau. Das sollten wir uns viel öfter sagen. Und unseren Stil nicht verlieren durch lauter Einheitsbrei und seelenloser Optimierung. Fotografie ist nicht technische Perfektion – sie ist Kunst! Dass ein gewisses Technik Know-How und eine bestimmte Bildqualität dafür notwendig sind, steht außer Frage. Schade ist, dass sie oft so zum Selbstzweck verkommt.
Warum gibt es wohl Filter in der Bearbeitungssoftware, mit denen man Vignettierung hinzufügen kann?
Woau, was für ein cooler Ansatz und ein schöner Artikel! Ich danke Dir dafür!Ich hätte beinahe vergessen, die anfängliche Freude und Begeisterung …als ich tatsächlich nur für mich fotografiert habe…vielen lieben Dank nochmal…es ermutigt mich wirklich…
Danke, Julia! Ich hoffe du findest deine Freude und Begeisterung vom Anfang wieder ❤️
Lieben Dank für diesen Artikel – sehr ermutigend für alle „Fotografie-Laien“. Ja, wir sind auch Fotografen!
Das nehme ich gerne an. Das ermutigt und erfüllt much nochmal mit Freude über meine eigenen Fotos.
Es tut immer gut, Erfahrungen anderer zu lesen.
ZB, dass auch ihr das Gefühl kennt, das Lieblingsbild findet nicht die Anerkennung bei anderen, die es eurer Ansicht nach verdient.
Liebe Stephanie,
wir kennen all diese Zweifel, das Aufgeben, das Aufstehen, die Unzufriedenheit, das Hoffnungschöpfen, das Jammern, die Verzweiflung… SO SO gut!! Das hört auch alles niemals auf.
Für Zweifel findet man auch überall, online und offline, sooo viel Nährboden… wir brauchen mehr Inspiration für Freude, für Mut, für Stolz auf unsere Arbeit!
Was für ein berührender Artikel – der rüttelt mich auf – und ist so was von nachdenkenswert – das neue Jahr werde ich mit einer neuen Einstellung zu meiner Fotografie beginnen – danke!
Alles Gute !
Liebe Brigitte,
das ist wunderbar und freut mich so sehr!
Liebe Sina, ein wunderschöner Artikel!
Das ruft mir wieder ins Gedächtnis, warum ich eigentlich fotografiere. Genau zur richtigen Zeit, vielen Dank und macht weiter so! Wir brauchen wirklich nicht noch mehr austauschbare Bilder sondern eine eigene Sicht auf die Dinge, die uns wichtig sind.
Toll, Sylvia, das freut mich unheimlich ☺️☺️
Ich habe mich immer gescheut mich Fotograf zu nennen!
Mache ich doch Fotos aus Freude am Fotografieren, nicht weil ich es gelernt habe, oder damit meine Brötchen verdiene. Die gelernten, die beruflichen, das waren für mich immer Fotografen, und ich wollte mir nicht anmaßen mich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen.
Jetzt habe ich diesen Text gelesen…
ICH BIN FOTOGRAF!
Hallo Stefan,
danke für den Einblick! Im Endeffekt drücken die Berufsfotografen ja auch nur den Auslöser und komponieren ihr Foto so, wie sie finden, dass es gut aussieht oder Wert hat – also das, was jeder andere Fotograf auch macht. Was wirklich dazukommt, ist das Unternehmertum usw. – aber das hat für mich nun wirklich nichts mit Fotografie zu tun. Und rein von der Qualität der Fotos her betrachtet, sieht man oft auch keinen Unterschied zwischen einem ambitionierten Amateur und einem Berufsfotografen 😅
Ja, du bist Fotograf!
Danke für diese wunderbaren Gedanken. Es sind für mich die richtigen Worte; manches Mal zweifle ich an meinen Bildern. Beim letzten Familienfest im Sommer. Augenrunzeln beim ersten Durchblick über die Fotos: irgendwer stand immer schief, hatte die Augen zu oder den Mund offen stehen. Eingepackt in kleine Geschichten freuten sich die Empfänger wahnsinnig über das erstellte Fotobuch – Kommentar: “es gibt das Leben, den Augenblick und meine andere Sicht der Dinge wieder”. Ich habe mich darüber richtig gefreut. Herzliche Grüße aus der Wetterau in Hessen. Bleibt gesund!
Liebe Ellen,
das ist eine schöne Geschichte und eine wunderbare Anerkennung. Wir zweifeln viel zu viel!
Ein Hirschgeweih oder ein Fuchsfell an der Wand, ist eigentlich das selbe wie ein Foto vom Fotografen…..die Erinnerung an das Ereigniss!
Fotograf Rolf ehemaliger Jäger
Lg an Alle
Oder eine Trophäe, auf die man stolz ist! Ja, stimmt wohl!
Sehr schön geschrieben. Dankeschön
Ich fotografiere jetzt seit September letztes Jahr
Ich merke selber, dass ich immer noch für mich fotografiere. Deshalb wird es auch noch das 500. Foto vom Sonnenaufgang, weil ich es einfach toll finde, es für mich festzuhalten.
Danke liebe Sabine. Ich wünsche dir, dass du noch tausende weitere Sonnenuntergänge fotografierst! Ich tu das auch heute noch, auch wenn Menschen in Facebookgruppen das für anspruchslos, langweilig und austauschbar halten. Ich hoffe, dass wir nie den Wunsch verlieren, die Momente festzuhalten, die uns persönlich erfreuen.
Fuer mich, die richtigen Worte, zur richtigen Zeit.
Habe mich in vielem wieder gefunden.
Das freut mich, Peter. Danke für die Rückmeldung!
Wunderbarer Text. Danke Euch. So soll es sein. Ich verkaufe meine Bilder seit 30 Jahren vor allem über Agenturen und zu meinen eigenen Reportagen als Journalist mit sehr gemischtem Erfolg. Über die Bildauswahlen der Redaktionen wundere ich mich immer wieder, ebenso über das, was bei den Agenturen gekauft wird und was dort niemand haben will. Bilder, die ich liebe, interessieren andere nur selten. Fotos, die ich eher nebenbei gemacht habe, laufen manchmal erstaunlich gut. Ein System habe ich dahinter bis heute nicht erkannt. Und jetzt?
Hallo Robert,
danke dir. Ja, es geht uns absolut genau so bei jeder fotografischen Arbeit, der wir nachgehen. Brautpaare finden immer die Fotos am besten, die wir fast aus der Reportage rausgeworfen hätten, Magazine drucken nie unsere Lieblingsfotos und selbst bei Instagram kriegen oft die Fotos am meisten Likes und Aufmerksamkeit, die wir eher als “Füllmaterial” veröffentlichen.
Wir versuchen schon lange, zu analysieren, woran das liegt. Vielleicht ist es das Gefühl, das wir bei der Aufnahme hatten – die Geschichte hinter dem Bild, die für uns untrennbar mit dem Foto zusammenhängt – für alle anderen Betrachter aber eben nicht. Vielleicht ist, ohne dass wir es wissen, die Geschichte und das Gefühl, das hinter dem Bild steht, wichtiger, als das Foto selbst.
Wenn man wiederum Bilder anderer Fotografen sieht, verbindet man damit seine ganz eigenen Gedanken und Gefühle, verknüpft sie mit der eigenen inneren Welt, sieht sie auf seine eigene Weise – und bevorzugt vielleicht aus dem Grund andere Fotos als der Fotograf selbst.
Vielleicht gefallen uns allen deswegen unterschiedliche Bilder. Und vielleicht ist deswegen manchmal für uns ein Bild so besonders, was auf andere langweilig wirkt – und andersrum. Auf jeden Fall versuchen wir mittlerweile, das nicht mehr wertend zu sehen. Niemand kennt unsere Geschichten hinter unseren Fotos, und wir kennen nicht die Geschichten, die andere mit den Fotos verbinden. Dennoch – die ausbleibende Anerkennung für das eigene Lieblingsbild ist manchmal nur schwer zu ertragen – genauso wie die große Veröffentlichung eines Bildes, mit dem man sich selbst und seine Arbeit nicht wirklich identifiziert.
Um diese Probleme zu meistern, hatte ich auf meiner Website zu den Bildern meine Gedanken und Intentionen mitgeliefert. Das schien aber an der von Dir beschriebenen Entfremdung zwischen Fotograf und Publikum nicht viel zu ändern.
Hallo Andreas,
ich sehe das nicht als Entfremdung und wie gesagt gar nicht negativ. Kunst ist subjektiv. Das darf sie sein, das soll sie sein – und das macht sie besonders.
Hallo Andreas, hallo Sina. Ich stimme euren Erfahrungen und deren Interpretation grundsätzlich zu. Aufgrund meiner Erfahrung sehe ich noch einen zusätzlichen Grund. Die Bewertung eines Bildes ist nicht nur eine subjektive Angelegenheit, ein Bauchgefühl. Es geht um die philosophische Frage: Warum empfinden wir gewisse Dinge als schön oder hässlich bzw. wie kommen solche Urteile überhaupt zustande? Empirisch zeigt sich dabei, dass es durchwegs “objektive” ästhetische Kriterien gibt. Professionelle Bildbewerter kennen und orientieren sich an solchen Kriterien, dies äussesrst sich darin, dass Bewertungen solcher Preisgerichte meist recht homogen ausfallen. Dagegen sind Bewertungen durch ein offenes Publikum, aufgrund der unendlich vielen Kontexte der subjektiven Beurteiler zufällig verteilt (die Gründe habt ihr ausführlich dargelegt) und werden zusätzlich durch “ästhethischen” Modeströmungen modifiziert.
schöne Hommage, für das für mich schönste Hobby.
Jeder, der seine Welt und die Augenblicke darin wie er sie sieht, mit einer Kamer festhält ist
für mich ein Fotograf.
LG
Kurt
Hallo Kurt,
“Jeder, der seine Welt und die Augenblicke darin wie er sie sieht, mit einer Kamera festhält ist für mich ein Fotograf” –
das finde ich eine wunderbare Aussage! Vielen Dank!
Deine Gedanken erinnern mich an die Novelle “Das ovale Portrati” von Edgar Allan Poe. Jener Maler hatte zum Ziel, seine wunderschöne Frau perfekt auf die Leinwand zu bannen. Sie musste ihm hierfür über unzählige und lange Sitzungen posieren. Schliesslich erreichte er seine Absicht, war von der Lebendigkeit seines Portratis selbst am meisten überrascht, merkte jedoch nicht, dass seine Frau an dieser Arbeit zunehmend ermattete und bei Fertigstellung seines Bildes tod war.
Möglicherweise eine Metapher für die heute von Mainstream und Technik, zunehmend auch duch Algorithmen “(mit)gestalteten und perfektionierten”, jedoch häufig “seelenlosen” Fotografie.
Hallo Werner,
danke für deine Gedanken. Was für eine passende Allegorie vom jemandem, der ja interessanterweise die Entstehung der Fotografie miterlebt hat.
Tatsächlich sollten wir uns vielleicht weniger Gedanken um den letzten Grad Schärfe bei 100-facher Vergrößerung, um die minimalste Verzerrung an den Rändern und um die perfekteste Farbwiedergabe machen und uns wieder mehr auf das Sehen, Fühlen und die Kunst zurückbesinnen.
Ich beobachte etwa mit Bedauern, wie z. B. Programme wie Luminar und jetzt auch Photoshop das Austauschen des Himmels mit einem Klick erlauben und so spektakulär und gigantisch scheinende Bilder künstlich erschaffen, die am Ende nicht nur alle gleich aussehen, sondern auch die Echtheit der Fotografie und das, um das es den meisten von uns dabei mal ging, mehr und mehr an den Rand drängen.
Liebe Sina. Danke für deine Replik. Ich unterscheide zwischen Picture-Taking und Picture-Making. Dies sind für mich irgendwie zwei unabhängige “Kunstformen”. Natürlich bin ich mir bewusst, dass die Grenzen fliessend sind, das Making schon beim Verschieben der Regler im RAW-Converter beginnt. Die Teilgebiete der Fotografie haben beide ihre gleichwertige Berechtigung und können sich auch gegenseitig befruchten. Aus diesem Verständnis heraus ist es für mehr jedoch nicht mehr stimmig, wenn sich das Making als Taking darzustellen versucht.
Hallo Werner,
ja, das ist eine sehr gute Unterscheidung – natürlich, wie du auch sagst, mit fließenden Grenzen. Im Endeffekt ist ja schon die Wahl des Ausschnittes ein “Making”. Und die Gleichmacherei der Algorithmen und Trends betrifft m. E. auch das “Taking”.
Dennoch – ich habe für mich in den letzten Jahren immer mehr festgestellt, dass ich ein Fan des Taking bin und mich auch vor allem auf diesem Gebiet weiterentwickeln möchte.
Liebe Sina. Unsere Diskussion hat ja etwas Grundsätzliches: Weshalb fotografieren wir? (ausserhalb der funktionellen Dokumentations-Fotografie). Steckt nicht immer eine Emotion dahinter, die uns zum Fotoapparat greifen lässt. Eine Emotion, die wir für uns festhalten möchten im Sinne eines späteren Wiedererlebens beim Betrachten des Bildes, oder dann eine etwas weiter gefasste Emotion, von der wir meinen, mit dem Bild etwas Allgemeines ausdrücken zu können, das möglicherweise auch in Anderen etwas anklingen lässt. Somit steht am Anfang des Takings immer eine Emotion und es stellt sich mir die Frage, ob ein Making-Bild, welches sich als Taking ausgibt, eine Emotion bzw. die damit grundlegende Essenz überhaupt haben kann oder m.a.W. lässt sich eine Emotion auch konstruieren?
Ich bin Fotograf.
Danke für die Gedanken, sie decken sich sehr mit meiner Überzeugung.
Vg, oli
Danke, Oli!
Sehr schön geschrieben. Ich mag bei Instagram auch keine Fotos mehr anschauen, weil sie fast austauschbar sind und immer versuchen mit noch mehr Sättigung und Farbe die Likes zu bekommen. Da ich mit Fotografieren keinerlei Geld verdiene, soll es vor allen Spaß machen. Natürlich ist es auch wichtig, immer dazuzulernen. Und ab und zu mal eine Anerkennung ist auch was feines.
LG Burkhard
Danke für die Rückmeldung, Burkhard. Ja, die Bilder immer mehr anzugleichen und damit leider auch immer austauschbarer zu machen, ist wohl eines der großen fotografischen Problemen von Plattformen wie Instagram. Die Individualität und der eigene Stil bleibt da leider auf der Strecke.
Hallo Sina
Burkhard spricht mir aus der Seele
Bin schon technisch sehr interessiert, will immer mehr lernen. Da fotografieren mein Hobby ist und nicht mein#Erwerb#ist das viel leichter anzunehmen.
Lg an Alle
Rolfnobs
Hallo Rolf,
ganz viele kommen ja über die technische Seite zur Fotografie, das finde ich auch einen total interessanten Weg (auch oder gerade weil er nicht mein eigener war). Ich selbst strebe auch total nach Weiterentwicklung – aber wenn ich täglich sehe, wie Fotoanfänger auf Facebook und Co für ihre Fotos, die sie stolz und mutig zeigen, heruntergeputzt werden, finde ich das so traurig. Das ist oft ja keine Hilfe, das ist ein Im-Keim-Ersticken. Wenn man filtern kann, welche Kommentare man annehmen will und welche einfach Schrott sind, ist man wirklich schon einen riesigen Schritt weiter.