Wo ist Tirol besonders schön – und welche Geheimtipps und Highlights abseits der bekannten Touristen-Spots solltest du unbedingt entdecken? Unser Gastautor Gerald nimmt dich mit in seine Heimat und zeigt dir 6 Geheimtipps in Tirol zum Wandern und Entdecken, die dich garantiert begeistern werden!
In diesem Beitrag
Meine Geheimtipps für Tirol
Bevor ich meinen Lebensmittelpunkt nach Tirol verlagerte, waren meine Kenntnisse über dieses österreichische Bundesland auf die bekannten Tourismus-Highlights beschränkt. Tirol hat aber weit mehr zu bieten als Kitzbühel, das Zillertal oder den Arlberg.
Es gibt in Tirol viele Geheimtipps, unzählige schöne Orte abseits der prominenten Regionen, die du unbedingt einmal besuchen solltest. Oft handelt es sich dabei um kleine, charmevolle Nebentäler, die sich für einen Tagesausflug lohnen. Meine Highlights möchte ich dir in diesem Artikel vorstellen.
Bevor es losgeht, noch ein paar Worte zur Reiseplanung, wenn du in Tirol wandern willst:
Die ideale Wanderzeit in Tirol für mich ist eindeutig im September und Oktober. Das hat im Prinzip zwei ganz einfache Gründe:
- Es ist kühler und angenehmer als im Hochsommer
- Die Hauptreisezeit ist vorbei
Allgemeine Tipps zum Wandern, zur Ausrüstung und Vorbereitung findest du in diesem Artikel: Wandern – Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene
Für Wanderungen im Sommer empfehle ich dir, den Tag etwas früher zu beginnen, um der Mittagshitze zu entgehen. Alternativ kann es auch reizvoll sein, eine Tour erst am späten Nachmittag oder Abend zu starten, um den Sonnenuntergang vom Berg aus zu beobachten.
Campen ist in Österreich übrigens nur auf ausgewiesenen Campingplätzen erlaubt. Selbst das Übernachten im eigenen Auto auf einem Parkplatz fällt unter diese Regel. Für eine Nacht am Berg solltest du daher die Almen und Schutzhütten nutzen. Auf Alpenvereinsmitglieder und Naturfreunde warten oft ermäßigte Tarife. Eine Reservierung ist in den meisten Fällen erwünscht und empfohlen. Viele Hütten bieten neben der einfachen Nächtigung auch eine Kombination aus Übernachtung und Frühstück.
Um den Bergfreunden trotz Wildcampingverbots eine Nacht im Freien zu ermöglichen, hat so mancher findige Hüttenwirt einen Bereich auf seinem Grund zum Campieren abgesteckt. Holz für’s lauschige Lagerfeuer wird natürlich ebenfalls angeboten. So eine Möglichkeit findest du zum Beispiel am Birgitzköpflhaus, was übrigens eine gute Übernachtungsmöglichkeit in der Axamer Lixum ist (siehe meine letzten Tipps), um einen Sonnenaufgang am Berg zu erleben.
Nun aber los zur ersten Location!
Geheimtipps in Tirol: Meine Highlights im Obernbergtal
Obernberger See
Vor zehn Jahren habe ich das erste Mal durch einen Freund vom Obernberger See erfahren. Damals konnte ich mich für diesen Ort aber noch nicht so recht begeistern. Vielleicht lag es daran, dass mir ein Spaziergang um einen See zu unspektakulär war, zu wenig Höhenmeter hatte und schlichtweg den Oldies vorbehalten sein sollte. Ich war auch nie wieder dort, bis meine Frau heuer den Einfall hatte, zum Obernberger See zu fahren. Nach anfänglichen Alternativvorschlägen meinerseits, setzte sie sich am Ende doch durch, wofür ich ihr heute sehr dankbar bin.
Auch wenn es ein wenig gedauert hat: Mittlerweile zählt der Obernberger See zu meinen Lieblingsausflugszielen in Tirol. Das ruhige Wasser hat eine entspannende Wirkung und die Kulisse mit Wald und Bergen im Hintergrund bietet sich als tolle Fotolocation an. Besonders im Herbst, wenn sich die Nadeln der Lärchen gelb färben, gibt es viele interessante Motive zu entdecken. Außerdem kann der See, beziehungsweise der Parkplatz darunter, als Ausgangspunkt für weitere tolle Wanderungen auf die umliegenden Berge genutzt werden.
Lichtsee
Eine weitere Tour und ein zweiter Tiroler Geheimtipp, den du, wahlweise vom Parkplatz des Obernberger Sees oder vom parallel verlaufenden Gschnitztal aus, in Angriff nehmen kannst, ist eine Wanderung zum Lichtsee. Mir war dieser kleine Gebirgssee auf 2100 Metern bis vor Kurzem selbst noch unbekannt. Erst eine durch einen örtlichen Fotografen organisierte Fotowanderung führte mich hinauf zu diesem schönen Plätzchen.
Schon beim Aufstieg zum See kannst du einen wunderbaren Ausblick auf das Obernberger Tal und seine Berge genießen. Sobald du den Wald verlassen hast, lohnt es sich daher, immer wieder mal anzuhalten und die Eindrücke auf dich wirken zu lassen. Aber auch direkt neben dem Weg gibt es interessante Details zu entdecken. Auf den Almwiesen findet sich eine artenreiche Flora und so hast du gute Chancen, auf Enzian, Trollblumen oder Küchenschellen zu treffen.
Je höher du kommst, desto karger wird die Landschaft. Richtig felsig oder ausgesetzt ist es jedoch nie. Dennoch ist gutes und stabiles Schuhwerk ratsam. Am See angekommen, lädt eine kleine Holzhütte zur Rast ein. Wenn du aber auf der linken Seite des Sees ein Stück weiter gehst, hast du einen schönen Ausblick auf die Berge mit dem See im Vordergrund. Von hier aus lassen sich auch die besten Fotos machen. Für ein Picknick in der Wiese empfehle ich dir, eine Sitzmatte oder ein Sitzkissen mitzubringen. Gerade im Frühjahr und im Herbst ist das Erdreich häufig feucht und kalt.
Geheimtipps in Tirol: Meine Highlights im Stubaital
Serles
Die Serles gehört zu jenen Bergen, auf die man unbedingt einmal hinauf möchte, sobald man sie das erste Mal erblickt hat. Unübersehbar und scheinbar unbezwingbar thront sie mit ihren 2700 Metern südlich von Innsbruck. Ein Mahnmal für alle, die sich bisher nicht überwinden konnten, den Aufstieg zu wagen. „Aber wie soll ich denn auch da rauf kommen“, versucht man sich zunächst zu beruhigen, „ich bin ja kein Hochalpinist und klettern kann ich auch nicht. Hilft alles nichts, dann muss ich eben unten bleiben!“ So aussichtslos, wie die Lage zunächst erscheint, ist sie dann aber doch nicht. Von der Südseite, genauer gesagt vom Wallfahrtskloster Maria Waldrast (Achtung: Mautstraße), ist der Gipfel in 2,5 bis 3 Stunden Gehzeit erreichbar. Während der erste Teil der Tour noch relativ einfach durch Wald und Latschen führt, erfordert der steile Aufstieg zum Gipfel mindestens gutes Schuhwerk! Wanderstöcke, Trittsicherheit und ein wenig Erfahrung in ausgesetztem Gelände sind aber bestimmt kein Nachteil.
Oben angekommen, wird man sofort von der großartigen Aussicht überwältigt. Ein Gefühl der Erhabenheit schleicht sich heimlich ein, schließlich hast du die rund 1000 Höhenmeter durch unwegsames Gelände mit eigener Kraft bewältigt. Du stehst nun auf einem der Seven Summits des Stubaitals!
Solltest du diesen Ausflug planen, kann ich dir jetzt schon zu deiner Entscheidung gratulieren. Du wirst es nicht bereuen!
Vielleicht willst du sogar den Sonnenaufgang am Gipfel genießen? Wer frühes Aufstehen nicht scheut, hat hier eine tolle Möglichkeit. Denn die Wanderung zur Serles ist eine der klassischen Sonnenaufgangstouren im Raum Innsbruck. Gut übernachten kannst du im Wallfahrtskloster Maria Waldrast: https://www.mariawaldrast.at.
Eulenwiesen
Auf der Suche nach tollen Herbstmotiven bin ich vor einiger Zeit auf die sogenannten Eulenwiesen gestoßen. Dabei handelt es sich um einen Lärchenwald auf gut 1700 Metern Seehöhe, der früher den Nutztieren als Weidefläche gedient hat. Im Herbst sind Orte wie dieser besonders interessant, da sie eine farbliche Alternative zu den in Tirol vorherrschenden Fichtenwäldern sind. Wenn sich in den kühler und kürzer werdenden Tagen die Nadeln der Lärchen gelb färben, leuchten sie regelrecht im Sonnenlicht. Mit der Kamera lässt sich so die herbstliche Stimmung in den Bergen besonders gut einfangen.
Im Internet findest du hauptsächlich zwei Wegbeschreibungen zu den Eulenwiesen:
- Mit dem Auto nach Gleins und von dort weiter zum Ziel.
- Mit der Serlesbahn zur Bergstation Koppeneck und von dort überwiegend Abwärts über die Eulenwiesen ins Tal.
Wenn du die Anfahrt mit dem Auto wählst, hast du ab Schönberg im Stubaital permanent das Gefühl, dass du falsch bist oder hier nicht fahren darfst. Lass dich aber nicht täuschen. Auch wenn es einspurig unter der Brennerautobahn hindurch geht und der Forstweg dich dann über eine enge Straße den Berg hinaufführt, bist du dennoch richtig!
Geheimtipps in Tirol: Meine Highlights in der Axamer Lizum
Das Gebiet der Axamer Lizum bildet den Schluss eines kleinen Tales südlich der Gemeinde Axams. Obwohl vorwiegend als Wintersportort bekannt, erfreut sich der Ort auch im Sommer großer Beliebtheit und dient als Ausgangspunkt für viele tolle Bergtouren. Ich möchte dir gerne meine Favoriten darunter vorstellen.
Saile
Die Saile, auch Nockspitze genannt, ist ein rund 2400 Meter hoher Berg, auf dessen Gipfel viele Wege führen. Meiner Meinung nach einer der schönsten und abwechslungsreichsten führt von Osten über die Pfriemeswand. Bei einem anschließenden Abstieg über die Westseite wird somit der ganze Berg überquert. Außerdem kannst du während einer einzigen Tagestour fünf Gipfelkreuze passieren (damit wäre dann auch die To-Do-Liste für den Urlaub abgehakt 💪😇).
Vom Parkplatz der Axamer Lizum beginnend, geht es zunächst hinauf zum Birgitzköpflhaus. Wer sich die 500 Höhenmeter schenken möchte, kann in den Sommermonaten den Sessellift als Aufstiegs- bzw. später auch als Abstiegshilfe verwenden (die Betriebszeiten sind der Homepage der Axamer Lizum zu entnehmen). Für alle anderen gibt es nun immer noch zwei Möglichkeiten, zum Birgitzköpflhaus zu gelangen: Entweder direkt entlang der Lifttrasse unter dem Sessellift oder die etwas längere Runde über das sogenannte Halsl. Wer sich für das Halsl entscheidet, sollte entlang des Weges immer wieder einmal nach rechts in die Latschen und in den Graben blicken. Mit etwas Glück ist gerade eine Gämse auf Futtersuche oder sonnt sich auf einem Felsen.
Bei der Abzweigung Saile/Birgitzköpflhaus musst du der Beschilderung ein Stück abwärts zum Birgitzköpflhaus folgen. Andernfalls steigst du über die Westseite zur Saile auf (in diesem Fall könntest du die Runde natürlich auch in umgekehrter Richtung machen und über die Ostseite absteigen).
Vom Birgitzköpflhaus ausgehend führt dich der Weg am Fuß der Saile über ein Geröllfeld nach Osten. Nach kurzer Zeit erreichst du auch schon das erste Kreuz auf dem kleinen Gipfel der Zwölferspitze.
Es geht weiter Richtung Osten zur Pfriemeswand. Wenn du hier das kurze Stück nach vorne zum Gipfel gehst, hast du dein zweites Kreuz und außerdem einen tollen Ausblick über das Inntal erreicht.
Im nächsten Abschnitt steht dir eine kleine, mit Stahlseilen gesicherte, Kletterpartie bevor. Das kurze Stück ist zwar nicht schwierig, dennoch sollte jeder Griff und jeder Schritt behutsam gesetzt werden. Gleich darauf kannst du zum Spitzmandl abbiegen (das dritte Kreuz auf der Tour). Hin und Retour kostet dich das mindestens 45 Minuten, je nach Verweildauer auf dem Gipfel.
Von der Abzweigung zum Spitzmandl geht es nun hinauf auf das Gipfelplateau der Saile. Oben angekommen steht im Osten ein Kreuz auf dem Vorgipfel der Saile (Kreuz Nummer Vier!). Weiter westlich befindet sich der Hauptgipfel mit dem fünften Kreuz auf deiner Tour.
Der Abstieg erfolgt nun ganz unkompliziert über die Westseite zurück zum Parkplatz der Axamer Lizum.
Die Saile eignet sich, wie auch die Serles, hervorragend, um einen Sonnenaufgang am Berg zu erleben. Aber auch zu Sonnenuntergang lohnt sich der Aufstieg, da du eine fast freie Sicht nach Westen hast.
Hochtennbodensteig
Eine weitere tolle Wanderung führt über den so genannten Hochtennbodensteig hin zum namensgebenden Hochtennboden, einem Plateau auf ca. 2350 Metern Seehöhe. Meiner Frau und mir gefällt diese Runde so gut, dass wir sie im Sommer gleich mehrmals gehen.
Je nach Laune, Zeit und Verfassung stehen dir für diese Tour mehrere Varianten mit und ohne Liftunterstützung offen. Alle möglichen Kombinationen aufzulisten, würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen und wäre unnötigerweise verwirrend. Meine beiden bevorzugten Varianten sind entweder mit der Standseilbahn hinauf aufs Hoadl und von dort über den Hochtennbodensteig und das Halsl abwärts, zurück zum Ausgangspunkt. Oder umgekehrt, über den Steig aufwärts zum Hoadl und mit dem Lift wieder runter.
So oder so, wird es eine beeindruckende Wanderung durch ein eindrückliches und abwechslungsreiches Gebiet am Fuße der Kalkkögel. Sanfte, grüne Hügel wechseln sich ab mit steilen, schroffen Felswänden und formen eine wunderschöne, kontrastreiche Landschaft. Immer wieder ist das Pfeifen der Murmeltiere zu hören und häufig sieht man sie auf den Wiesen herumwuseln. Ab und zu sind in den Geröllhalden Gämsen zu beobachten und am Hochtennboden wartet eine neugierige Schafherde, die den Sommer am Berg verbringen darf.
Hast du bei deiner Tourenplanung die Bergabwärts-Variante gewählt, kannst du auf der Schneiderspitze einen erlebnisreichen Tag bei einem Sonnenuntergang mit Blick über die Axamer Lizum ausklingen lassen.
Büchertipps zum Wandern in Tirol
Tiroler Geheimtipps bekommen wir meistens von unseren Freunden oder wir finden sie beim Stöbern im Internet. Trotzdem möchte ich dir zum Schluss noch zwei Empfehlungen für interessante Wanderführer mit an die Hand geben – einen für das Wandern in Tirol im Sommer und den anderen für das Wandern im Winter:
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