Es ist kalt, es ist windig, es ist unglaublich früh und wir sind unheimlich müde. Und doch könnten wir uns nichts Besseres vorstellen, als jetzt gerade ganz genau hier zu sein: Hier oben am Rand der roten Klippen Helgolands, bei der einzigen Basstölpelkolonie Deutschlands, und mit unseren Kameras die wunderschönen Vögel im ersten Licht des Morgens zu fotografieren. Komm mit uns auf eine Kurzreise nach Helgoland, komm mit uns hinter die Kulissen unserer Basstölpelfotos!
In diesem Beitrag
Zwei Tage zwischen Sturm und Staunen
Basstölpel gehören zu den interessantesten, schönsten, auf jeden Fall zu den fotogensten Vögeln Deutschlands. Auf Helgoland befindet sich ihre einzige Brutkolonie in unserem Land – weitere gibt es weiter nördlich, zum Beispiel in Schottland oder Island. Wegen der Basstölpel stand schon lange auf unserer Foto-Wunschliste, ein paar Tage auf der Nordseeinsel zu verbringen – hier draußen, abgelegen im Meer, und uns viel Zeit für die Fotografie der besonderen Vögel im schönsten Licht des Tages zu nehmen.
Nur etwas über eine Stunde dauert die Überfahrt von Cuxhaven nach Helgoland mit dem Katamaran, und schnell sehen wir nichts um uns herum als Meer: Die blaue See, heute unter strahlend blauen Himmel, aber windig wie immer, und bei zugegeben ziemlich eisigen 9 °C. Es ist Mai, aber wir tragen die Kleidung, die wir das letzte Mal in Patagonien anhatten.

Als wir auf Helgoland ankommen, ist klar, wohin unser erster Gang geht: Ein Fischbrötchen am Hafen – das muss einfach sein! Dann aber zieht es uns auch schon raus zu den Vögeln: Ab ins Oberland, auf Helgolands rote Klippen, auf denen zwischen April und August unzählige Seevögel brüten. Neben Basstölpeln kommen auch die Trottellumme, der Tordalk, der Eissturmvogel und die Dreizehenmöwe in Deutschland ausschließlich hier auf Helgoland vor. Alle Arten lassen sich hervorragend vom drei Kilometer langen Klippenrandweg aus beobachten und fotografieren.
⇨ Mehr Infos über Helgoland selbst findest du hier bei uns: Helgoland: Alles, was du für deinen Urlaub wissen musst
Der beliebteste Brutplatz ist der Lummenfelsen im äußersten Nordwesten der Insel. Hier brüten im Sommer etwa Zehntausend Vogelpaare – ein absolutes Gedränge, Geschnatter, und ein Paradies für Ornithologen und Tierfotografen!
Der fotogene Basstölpel ist die größte und auffälligste der Vogelarten Helgolands. Mittlerweile finden sich jährlich etwa 1000 Brutpaare auf der Insel ein – bauen ihre Nester, brüten, füttern ihre Jungen und verlassen Helgoland wieder im Oktober, um in milderen Gebieten zu überwintern.
Es ist Mittag, als wir bei den Basstölpeln auf dem Lummenfelsen ankommen, und dank des blauen Himmels taugt das harte Licht gerade absolut nicht zum Fotografieren. Die Vögel sind aber auch so eine Freude: Scheu vor dem Menschen kennen sie nicht, und so kommen wir etwa bis auf einen Meter an sie heran. Wir beobachten die Vögel stundenlang: Ihr interessantes Sozialverhalten, ihren Nestbau, ihre Anflüge auf die Kolonie, ihr Streiten. Wir können es nicht erwarten, dass das Licht endlich weicher wird und es sich lohnt, die Kameras rauszuholen!

Der Abend bei den Basstölpeln
Es ist Anfang Mai, der Sonnenuntergang ist um 21.15 Uhr. Und als gegen 18 Uhr die Schatten endlich etwas weicher werden, das Weiß der Gefieder nicht mehr in der Sonne überstrahlt, entscheiden wir uns, die Kameras rauszuholen. Da wir sehr nah an den Vögeln sind, bestücken wir eine Kamera mit dem 70-200mm-Objektiv – absolut ausreichend für diesen Ort! Die andere Kamera bekommt das 100-500mm Objektiv für Nahaufnahmen, Details von Gefieder und Sozialverhalten und für Fotos der anfliegenden Vögel. Wir haben auch eine Festbrennweite dabei, aber diese wäre uns heute doch zu unflexibel. Oft nutzen wir am Ende tatsächlich eher die tieferen Brennweiten – zwei, drei Fotos machen wir sogar mit dem Weitwinkelobjektiv. Auch eine sehr spannende Perspektive!
⇨ Hier stellen wir dir unsere Fotoausrüstung vor: Unser Fotoequipment – Womit wir fotografieren

Abends im Mai ist es auf Helgoland fast menschenleer. Die meisten Touristen besuchen die Insel nur als Tagesausflug, bleiben von mittags bis etwa 16 oder 17 Uhr. Danach, wenn die Fähren weg sind, gehört Helgoland den wenigen Einheimischen und den Tieren – und der Handvoll Fotografen, die hier übernachten, um das beste Licht zu erwischen. Außer uns sind noch drei andere Fotografen an den Felsen, das war’s. Hier oben, weg vom einzigen Ort Helgolands, wirkt die Insel wie leergefegt. Die Stimmung ist besonders, mystisch, ruhig.
Jetzt, später am Abend, beginnen die Farben zu leuchten. Das Blau des Meeres wirkt plastischer, das Rot der Klippen intensiver, das Grün der Wiesen leuchtender. Außer dem Brechen der Wellen weit unten an den Felsen hören wir nur das Schreien der Vögel. Es ist ein Genuss, der uns den Kopf freipustet. Der alles vergessen lässt, was auf dem Festland auf uns warten mag. Eine eigene Welt, hier draußen in der Nordsee. Die 9 °C und Wind sind längst vergessen, die Winterjacken wärmen und wir sind dankbar über die lange Dämmerungszeit im Norden, die uns über fast drei Stunden schönes Licht beschert. Die beste Investition für diese Tour? Das 2€-Sitzkissen aus Schaumstoff, das sich anfühlt wie der bequemste Sessel der Welt.


Sozialverhalten
Die Basstölpel bauen ein Nest aus Seetang und anderen Pflanzen, in das sie ihre Eier legen. Die meisten Vögel brüten jetzt im Mai bereits, einige sind aber noch mit dem Nestbau beschäftigt. Viel zu häufig findet sich leider auch Müll in den Nestern, den die Vögel mit Pflanzenfasern verwechseln und für ihren Hausbau auf die Klippen tragen. Bassvögel zu beobachten ist eine ständige Erinnerung daran, nicht nur unseren eigenen Müll immer mitzunehmen, sondern auch jenen aufzuheben und einzusammeln, den wir von anderen in der Natur finden.

Das Sozialverhalten der etwa 1 Meter großen Tiere ist interessant. Die Nester werden aggressiv verteidigt, heranfliegende Vögel gern „angefaucht“. Es ist wenig Platz auf dem Lummenfelsen und so brüten die Basstölpel dicht an dicht. Das Anfliegen und Landen muss genau auf den Punkt erfolgen. Oft wirkt es „tölpelig“ (gibt tolle Fotos!), in Wahrheit ist es trotz des Windes aber extrem präzise, denn man riskiert lieber nicht, ein paar Zentimeter zu weit beim Nachbarn zu landen und Bekanntschaft mit dessen Schnabel zu machen. Die Paare selbst scheinen zueinander liebevoll zu sein, kümmern sich gemeinsam um das Nest und brüten abwechselnd. All diese Momente ergeben wunderschöne Fotos – actionreiche Flugaufnahmen und intensive Porträts und Details.




Wie immer bietet es sich an, die Tiere auf Augenhöhe zu fotografieren – also die Porträts nicht im Stehen aufzunehmen, sondern immer im Sitzen, nur knapp über der Erde. Nur für die Flugaufnahmen stehen wir, verfolgen die akrobatischen Flieger mit unserer Kamera. Da die Vögel die Kolonie unablässig anfliegen, gibt es immer wieder neue Situationen, viele Wiederholungen, neue Momente. Langeweile entsteht nie, jede Minute ist etwas los.
Und so vergehen die drei Stunden bis zum Sonnenuntergang unbemerkt und rasend schnell. Während die Sonne am Horizont verschwindet, taucht sie die Nordsee in ein wunderschönes Gelb-Orange, ein sagenhaft schöner Hintergrund für unsere letzten Fotos des Tages. Nun langsam wird es auch bei den Basstölpeln ruhiger. Die meisten haben ihren Kopf schon im Gefieder vergraben, nur einige kehren noch vom Fressen auf dem Meer zurück. Als die Blaue Stunde beginnt, kehrt endgültig Ruhe ein. Es ist eine kurze Nacht auf Helgolands Klippen.

Fünf Uhr morgens
Es ist fünf Uhr morgens und statt den Wecker zu verfluchen, freuen wir uns. In einer Stunde wird die Sonne aufgehen und mit ihr wird ein Moment beginnen, von dem wir noch lange zehren werden. Es wird noch kälter, noch rauer sein als gestern Abend. Und doch wird die erste Stunde dieses Morgens eine ganz besondere sein: Dann, wenn das erste Licht des Tages auf die Helgoländer Klippen fällt, werden wir da sein: bei der Basstölpelkolonie hoch oben auf dem Oberland, die uns gestern schon so begeistert hat.
Heute sind wir tatsächlich die Einzigen. Kein anderer Fotograf, kein anderer Besucher, kein Vogelliebhaber, nicht einmal ein Jogger verirrt sich heute Morgen auf die Klippen Helgolands. Dabei ist der Sonnenaufgang spektakulär, taucht die Insel und die glitzernde Nordsee in wunderschönes Licht. Eine Stimmung, die heute fast alle verschlafen und für die allein sich das Aufstehen gelohnt hätte.
Bei den Basstölpeln ist schon reger Betrieb. Die Sonne steht jetzt direkt hinter uns und erleuchtet die Vögel, die die Kolonie anfliegen. Der Wind ist kräftig, die Basstölpel segeln nahezu auf der Stelle. Für uns Fotografen ein Geschenk: die Vögel stehen so ruhig in der Luft, dass wir fast vergessen, wie anspruchsvoll diese Motive sonst sind.

Dass der Lummenfelsen sowohl morgens als auch abends beste Licht-Bedingungen bietet, ist ein Glücksfall. Es ist selten, dass sich ein Spot sowohl morgens als auch abends sehr gut für die Fotografie eignet und uns damit gleich zwei Foto-Chancen pro Tag eröffnet. Auch ein Schlechtwetter-Backup gibt es dadurch für alle, die nur eine Nacht auf der Insel verbringen. Wir haben jedoch besonderes Glück, sowohl gestern Abend als auch heute morgen strahlt die Sonne. Bis sieben Uhr sind wir im besten Licht bei den Basstölpeln. Dann legt die erste Fähre zur Nachbarinsel, der Helgoländer Düne, ab – und unser zweites Fotoabenteuer auf Helgoland wartet: die Fotografie der Kegelrobben, Deutschlands größtem Raubtier.


Basstölpel fotografieren auf Helgoland
Die Begegnungen mit den Basstölpeln auf Helgoland sind eindrücklich. Ihre Fotografie lohnt sich absolut, denn die Basstölpel sind durch ihr vielfältiges Verhalten und ihre Fotogenität fantastische Motive, die dir Fehler verzeihen: Du hast hier nicht (wie sonst in der Tierfotografie) nur eine einzige Chance für ein besonderes Bild, sondern durch die vielen Vögel auf einem Fleck wiederholen sich die Szenen und du hast immer wieder neue Möglichkeiten für tolle Fotos.
Ein paar besondere Herausforderungen gibt es aber doch, sonst wäre es auch langweilig, oder? Damit du das Beste aus deinem Fotoabenteuer herausholen kannst, haben wir dir unsere wichtigsten Tipps für die Tierfotografie auf Helgoland zusammengestellt – direkt aus der Praxis:
Die beste Zeit zum Fotografieren
Wie immer gilt: Früh morgens und am Abend ist das Licht weich, warm und stimmungsvoll. Fotografiere zu diesen Zeiten und deine Fotos werden um Welten besser werden als bei der Fotografie tagsüber! Besonders schöne Lichtstimmungen entstehen kurz nach Sonnenaufgang, wenn die Vögel frontal von der Sonne beleuchtet werden. Abends kannst du das Gegenlicht auch für Silhouettenfotos nutzen.
Wenn du auf Helgoland fotografieren willst, solltest du also mindestens eine oder zwei Nächte auf der Insel übernachten.
⇨ Mehr Infos über den Umgang mit Licht findest du hier: Licht in der Fotografie: Sieh es und nutze es!
Ausrüstung
An die Basstölpel kommst du nah ran, sodass du kein extremes Teleobjektiv für deine Fotos brauchst. Ideal ist, wenn du über ein Zoomobjektiv bis 300mm Brennweite verfügst. Mehr geht natürlich auch! Das Objektiv sollte etwa bei 100mm Brennweite beginnen, sonst bist du zu unflexibel für die Motive in der Nähe.

Kameraeinstellungen
Für die fliegenden Vögel solltest du Belichtungszeiten im Tausendstel-Bereich umsetzen, also längstens 1/1000 Sekunde belichten. Nur so werden die Vögel im Flug scharf! Den Autofokus setze auf Nachverfolgung (AF-C oder AI Servo), aktiviere alle Fokusfelder. Für Porträts eignet sich je nach Kamera oft aber die manuelle Messfeldwahl (im Modus One Shot) besser, bei der du den Fokus auf das Auge des Vogels legst.
Verhalten und Perspektive
Die Aussichtsplattformen am Lummenfelsen bieten ideale Standorte mit freiem Blick auf die Kolonie. Halte beim Fotografieren der Basstölpel Augen und Ohren offen: Balzverhalten, Kämpfe, Nestbau, Flugstarts – das alles passiert ganz nah. Fotografiere auf Augenhöhe, um Nähe zu erzeugen und eine schöne Hintergrundunschärfe zu erreichen.
⇨ Mehr Tipps zur Tierfotografie findest du hier: 15 Tipps für perfekte Wildtierfotos
Respekt vor der Natur
Bedränge die Tiere nicht und bleib immer hinter den Absperrungen – die Kolonie ist geschützt und extrem störanfällig. Füttere die Basstölpel auf keinen Fall! Denke beim Fotografieren daran, auch Momente zu genießen und die Tiere manchmal einfach nur zu beobachten.


Fotografiere die Basstölpel mit uns zusammen
Wenn du nun Lust bekommen hast, selbst einmal die Basstölpel auf Helgoland zu fotografieren, dann haben wir eine besondere Einladung für dich:
In unserem Fotoworkshop auf Helgoland nehmen wir dich mit zu den besten Spots, zur besten Zeit – und zeigen dir ganz praktisch, wie du beeindruckende Fotos der Basstölpel und Robben auf dieser einzigartigen Insel machst. Lerne mit und von uns das Fotografieren oder verbessere deine Kenntnisse – direkt in der Praxis, direkt an diesem besonderen Ort und mit den vielen Möglichkeiten, die Helgoland für die Tierfotografie bietet.
Wir sind gemeinsam im ersten Licht bei den Basstölpeln, begleiten dich bei der Bildgestaltung und Technik – und geben dir jede Menge Tipps direkt aus der Praxis. Auch die Kegelrobben auf der Düne sind natürlich Teil unseres Programms.
Alle Infos zum Workshop und zur Anmeldung findest du hier:
Workshop Tierfotografie auf Helgoland
Dir gefallen die Fotos in diesem Artikel? Dann komm nach Helgoland und mach sie selbst! Es lohnt sich!
