Einmal im Leben zum Amazonas reisen – den mächtigsten Fluss der Welt mit eigenen Augen sehen, in den endlosen Regenwald eintauchen und die Zivilisation hinter sich lassen. Für viele ist das ein Lebenstraum. Auch wir wollten ihn uns erfüllen: den Amazonas erleben, seine atemberaubende Artenvielfalt entdecken und die wilde Schönheit mit der Kamera festhalten. Doch wie reist man am besten durch dieses faszinierende Naturparadies? Viele entscheiden sich für eine Kreuzfahrt auf dem Fluss, andere buchen eine Lodge am Flussufer. Wir haben beides ausprobiert – und geben dir hier einen Überblick über die Vor- und Nachteile beider Varianten.
Werbung, Hinweis: Unsere Reise zum Amazonas haben wir in Kooperation mit Naturamerica Reisen durchgeführt. Dieser Bericht zeigt trotzdem allein unsere eigenen Erfahrungen und Meinungen.
In diesem Beitrag
Sehnsuchtsziel Amazonas
Der Dschungel ist am Amazonas nicht nur Kulisse, sondern allgegenwärtiger Begleiter. Der größte Regenwald der Welt ist eines der letzten wirklichen Naturgebiete unserer Erde: Tropisch und gefährlich, mystisch und sagenumwoben. Noch heute lebt hier eine große Anzahl unkontaktierter indigener Völker, noch heute werden hier jährliche viele neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Noch heute führen keine Brücken über den Amazonas, keine Straßen an seinen Ufern entlang. Wenn man den mächtigsten Fluss der Erde erkunden will, tut man das auf einem Boot – und übernachtet entweder direkt auf einem Schiff oder aber in einer Dschungel-Lodge am Ufer.
Am Amazonas bist du weit weg von allem, was unseren Alltag bestimmt. Die Zivilisation und ihre Errungenschaften, aber auch ihre Hektik und ihr Lärm sind hier noch noch Erinnerungen, die sich an jedem Tag weiter zu entfernen scheinen. Der Amazonas ist Leben pur: So, wie es einmal war, mitten in der Wildnis.

Auch für uns war der Amazonas lange ein Sehnsuchtsort. Ein Ort, den man nicht einfach „bereist“, sondern mit allen Sinnen erfahren will. Ein Ort, der verändert – weil er groß ist, wild, leise und laut zugleich. Und genau deshalb wollten wir ihn auf zwei ganz unterschiedliche Arten erleben:Mit einer Flusskreuzfahrt auf dem mächtigen Strom – und anschließend mit einer Woche in einer Lodge mitten im Regenwald.
Uns hat beides fasziniert. Die Kreuzfahrt hat uns an Orte gebracht, die wir sonst nie erreicht hätten – jeden Tag neue Tiere, neue Lichtstimmungen, neue Begegnungen. Die Lodge hingegen hat uns entschleunigt, geerdet und in das Leben des Waldes eintauchen lassen: still, nah, unmittelbar.
Beide Varianten haben ihren Reiz, beide zeigen den Amazonas auf ganz eigene Weise. Und beide haben uns tief beeindruckt – auf unterschiedliche Art. In diesem Artikel nehmen wir dich mit zu unseren Erfahrungen, zeigen die Vor- und Nachteile der beiden Reiseformen und helfen dir dabei, deinen ganz eigenen Zugang zu diesem Sehnsuchtsziel zu finden.

Amazonas per Kreuzfahrt
Da es entlang des Amazonas keine Straßen gibt, ist eine Flusskreuzfahrt die einzige Möglichkeit, verschiedene Regionen des Amazonas zu erkunden, also quasi eine Rundreise in der Region zu unternehmen. Als Fotografen hat uns das besonders gereizt: Wechselnde Landschaften, wechselnde Möglichkeiten, jeden Tag ein anderer Horizont.
Normalerweise lehnen wir Kreuzfahrten strikt ab und würden niemals eine „richtige Kreuzfahrt“ mit mehreren Hunderten oder Tausenden Menschen an Bord machen, in der es hauptsächlich um Essen und Bordprogramm geht. Hier sind unsere Gründe: Warum wir keine Kreuzfahrten machen. Eine Schifffahrt auf dem Amazonas kam für uns daher nur auf einem kleinen Schiff in Frage, in einer kleinen Gruppe mit angenehmen, abenteuerlustigem Klientel, und mit täglich mehreren Ausflügen vom Boot aus. Den ganzen Tag auf dem Schiff sitzen und Cocktails schlürfen – nein danke, das ist nicht das, was wir von einer Amazonasreise wollten. Auch war uns wichtig, nicht mit einer großen deutschen oder amerikanischen Reederei und Crew zu fahren, mit Menschen, die selbst den Dschungel nicht kennen.

Glücklicherweise gibt es neben den typischen großen Reedereien wie AIDA und Co. auch kleine, lokale Unternehmen, die Amazonas-Kreuzfahrten anbieten. An Bord der La Perla fanden wir, was wir suchten: Ein Schiff für unter 30 Passagiere, täglich 3-5 Ausflüge mit kleinen Booten, der Schwerpunkt auf intensiven Naturbegegnungen, gute Fotomöglichkeiten und als Guides indigene Menschen, die selbst in den Dörfern des Amazonas aufgewachsen sind und die Gegend, die Schönheiten und Gefahren, Mythen und Legenden, Menschen und Tiere besser kennen als irgendjemand sonst.
Unseren ausführlichen Reisebericht über unsere Amazonas-Kreuzfahrt mit der La Perla findest du hier: Auf dem Amazonas in Peru – Exkursion in eine andere Welt

Unsere Amazonas-Kreuzfahrt
An Bord der La Perla waren wir 21 Passagiere – also weit weg von dem, was man sich typischerweise unter einer Kreuzfahrt vorstellt.
Eine Amazonas-Kreuzfahrt auf einem so kleinen Schiff ist der Traum für jeden Fotografen – jeden Tag ein neues Ufer, ein neuer Horizont, ein neues Kapitel tief im größten Regenwald der Welt. Auf unserem Flussschiff erlebten wir den Amazonas als stetige Bewegung: Morgens aufwachen mit Blick auf den Nebel über dem Fluss, abends einschlafen, während die Aras krächzen und irgendwo in der Ferne ein Brüllaffe schreit.
An Bord der La Perla ist alles perfekt organisiert – vom Tagesprogramm bis zum Menüplan. Auf dem Schiff selbst sind wir nur zum Essen und Schlafen. Tagsüber erkunden wir auf kleinen Motorbooten die Welt des Amazonas: abgelegene Lagunen, schmale Nebenarme und versteckte indigene Dörfer. Die Route führt uns tief in geschützte Gebiete wie das Pacaya Samiria Naturreservat, in denen wir rosa Flussdelfine beobachten, tropische Vögel fotografieren und nachts im Dunkeln Kaimane und Schlangen aufspüren. Zurück an Bord wartet immer schon ein frisch gepresster Saft auf dem Sonnendeck auf uns – es ist die perfekte Kombination aus Abenteuer und Komfort.



Die Kreuzfahrt ermöglicht es, in kurzer Zeit eine beeindruckende Bandbreite an Eindrücken zu sammeln: verschiedene Ökosysteme, indigene Dörfer, spannende Tiersichtungen, kulturelle Begegnungen. Ohne dass wir selbst etwas organisieren oder auch nur an irgendetwas denken müssen, gleitet das Erlebnis an uns vorbei – geführt, komfortabel, dabei aber immer aufregend und neu.
Tagsüber erleben wir den Dschungel hautnah und intensiv. Wir begegnen gefährlichen Giftschlangen wie Lanzenottern, sehen giftige Spinnen, giftige Frösche und Würgeschlangen, klettern über brüchige Hängebrücken, angeln und essen Piranhas, nehmen an einer schamanischen Zeremonie teil und hören das Brüllen einer Raubkatze direkt am Ufer neben uns. Auf dem Schiff selbst begrüßen uns dann Komfort und ein Hauch von Luxus: Unsere Kabine ist klimatisiert, das Essen ist hervorragend, der Service aufmerksam. Es ist eine geschützte Art zu reisen, bei der wir den Regenwald immer wieder intensiv erleben – aber ihm auch jederzeit entfliehen können. Die Geräusche des Dschungels – sie weichen auf dem Schiff hin und wieder dem Klirren der Weingläser, dem Surren der Klimaanlage oder dem Brummen des Motors.
Auf der Reise entstehen intensive Momente. Wenn wir mit einem Schamanen am Feuer sitzen. Wenn ein Faultier langsam durch die Bäume klettert. Oder wenn wir auf dem kleinen Boot nachts auf dem Wasser treiben – vorbei an Tausenden Glühwürmchen. Die Ausflüge beginnen oft schon morgens vor dem Frühstück und die Fülle an Fotomotiven ist gigantisch, jede Tour gut ausgewählt und wertvoll.




Insbesondere unsere indigenen Guides, die selbst aus den Dörfern stammen, an denen wir vorbeifahren, geben uns das Gefühl, wirklich hier zu sein und tief einzutauchen in das Erlebnis Amazonas. Es ist heiß, es ist schwül, die Mücken surren und wir lernen die Geheimnisse und Gefahren des Dschungels kennen – um ihm dann in eine komfortable, klimatisierte Nacht zu entkommen.
Die Amazonas-Kreuzfahrt war für uns eine eindrucksvolle, abwechslungsreiche und sichere Möglichkeit, den Fluss in seiner ganzen Weite zu erleben – ein Mosaik aus Erlebnissen, das sich während der Fahrt Stück für Stück zusammensetzt.



Vorteile der Kreuzfahrt
Eine Flusskreuzfahrt auf dem Amazonas bedeutet: viel sehen, ohne selbst irgendetwas organisieren zu müssen. Du reist bequem: Kabine, Essen, Ausflüge, Transport, alles ist bereits geplant und in einer Hand. Wenn du ein gutes Schiff wählst, ist der Service an Bord exzellent und du bekommst das Beste aus beiden Welten: Abenteuer fernab der Zivilisation gepaart mit Sicherheit und Komfort.
Besonders reizvoll ist die Vielfalt, die sich erleben lässt, wenn du den Amazonas per Schiff erkundest: Jeden Tag bereist du einen neuen Abschnitt des Flusses, siehst neue Landschaften, machst neue Begegnungen. Auf einer einzigen Reise besuchst du mehrere Ökosysteme, Dörfer, Naturreservate und Lebensräume – viel mehr als das bei einem stationären Aufenthalt möglich wäre.






Der Transport zum neuen Ort erfolgt während des Essens. Du erlebst also eine Rundreise, aber ohne die lästigen Transportwege. Jeden Morgen an einem anderen Ort auf dem Amazonas aufzuwachen und eine ganz neue Region zu erkunden, ist der größte Vorteil der Kreuzfahrt-Variante. Auch fotografisch ist das spannend: wechselnde Lichtstimmungen, immer neue Motive, jede Bootstour ist eine Überraschung.
Die Atmosphäre an Bord ist angenehm: kleine Gruppen, geschultes Personal, mehrsprachige Guides. Nach intensiven Ausflügen wartet der Komfort – ein weiches Bett, gutes Essen, eine Dusche mit gutem Wasserdruck. Für viele ist das genau die richtige Mischung aus Abenteuer und Bequemlichkeit.


Vorteile der Kreuzfahrt-Variante:
- Du erlebst eine große Region des Amazonas. Da es am Fluss keine Straßen gibt, ist dies die einzige Möglichkeit, viel von der Region zu sehen und größere Strecken zurückzulegen.
- Die Reise ist bequem: Du brauchst dich um nichts kümmern und folgst dem abwechslungsreichen, gut zusammengestellten Programm.
- Du hast eine fähige und erfahrene Crew immer um dich und hast für alle Fragen den passenden Ansprechpartner parat.
- Wenn es „zu viel Dschungel“ ist, kannst du dich zurückziehen: In die klimatisierte Kabine, an die Bar oder in eine Hängematte an Deck.
- Strom, fließendes Wasser und Klimaanlage bieten die meisten Schiffe, die meisten Lodges jedoch nicht
- Das Insektenproblem ist durch die geschlossenen und klimatisierten Räume gut in den Griff zu kriegen und du kannst nachts störungsfrei schlafen
- Gute Schiffe haben einen Mediziner an Bord, der Gegengifte und einen Notfallkoffer dabei hat, aber dir auch bei typischeren Problemen wie Kreislaufschwierigkeiten oder Dehydrierung hilft.
- Die Kreuzfahrt bietet Zugang zu abgelegenen Orten weit weg der Städte, die sonst nicht erreichbar sind.
- Fotografisch bietet eine Amazonas-Kreuzfahrt immer neue Perspektiven, Motive, Landschaften und Begegnungen.
Aber: Dies alles gilt nur, wenn du eine gute Reederei auswählst. Um den Amazonas intensiv zu erleben, empfehlen wir dir unbedingt eine Fahrt mit einem kleinen Schiff unter 50, besser unter 30 Personen. Achte insbesondere auch auf sehr gute Guides, denn diese bestimmten am Ende die Qualität der Erlebnisse und somit der Reise!

Nachteile der Kreuzfahrt
So beeindruckend eine Flusskreuzfahrt auf dem Amazonas auch ist – du bist immer in Bewegung. Orte und Begegnungen sind Momentaufnahmen und ein erster Eindruck, für tiefere Einblicke oder längere Aufenthalte in einem Dorf oder Naturschutzgebiet fehlt die Zeit. Die ständige Bewegung kann bedeuten, dass besondere Orte wieder hinter dem Heck verschwinden, bevor du wirklich angekommen bist.
Auf einem Schiff bist du als Gast auf einer kleinen, beweglichen „Insel“ unterwegs, eingebettet in ein Programm, das wenig Raum für Spontanität lässt. Wer sich treiben lassen, allein losziehen oder den Geräuschen des Dschungels stundenlang lauschen möchte, wird sich unter Umständen eingeschränkt fühlen. Wir haben auf unserer Reise eine fantastische Gruppe erwischt, kamen mit allen an Bord wunderbar klar und auch nach der Reise noch in Kontakt. Hast du schwierigere Menschen an Bord, kannst du diesen auf einem Schiff kaum entkommen – dies kann das Reiseerlebnis unter Umständen trüben.
Manche Fahrten sind zudem echt teuer – gerade, wenn du ein kleines Schiff mit guter Betreuung wählst.
Nachteile der Kreuzfahrt-Variante:
- Du bist immer unterwegs und bestimmst das Tempo nicht selbst: Länger an einem Ort bleiben ist nicht möglich.
- Umgebung und Luxus des Schiffs sind angenehm, ziehen dich aber nach jeder Tour wieder etwas aus dem Dschungel-Erlebnis und verdrängen das Wildnis-Gefühl.
- Auf größeren Schiffen entsteht schnell eine touristische Atmosphäre.
- Die Kabinen sind in der Regel kleiner als die Zimmer einer Lodge und bieten weniger Stauraum, Ablageflächen etc.
- Du wächst mit der Gruppe auf dem Schiff zusammen: Das kann (wie bei uns) großartig sein, aber je nach Gruppe auch das Erlebnis trüben.
- Insgesamt wirkt die Naturerfahrung etwas oberflächlicher als bei einem Aufenthalt in einer Unterkunft direkt im Dschungel.
- Durch das vorgegebene Programm ist wenig Individualismus möglich.
- Den negativen Umweltaspekt von Schiffsreisen sollte man nicht außen vor lassen, auch wenn einige Reedereien diesen z. B. mit Baumpflanzaktionen etwas ausgleichen wollen.
- Gute Kreuzfahrten mit sehr kleinen Schiffen sind in der Regel kostenintensiver als Lodges.

Amazonas in einer Lodge
Entlang des Amazonas und seiner Nebenflüsse finden sich einige Lodges, in denen du deine Reise verbringen kannst. Typisch Amazonas sind die Lodges nur über den Fluss zu erreichen (Straßen gibt es hier nicht) und in der Regel sehr abgelegen. Unsere Lodge „Heliconia Amazon River Lodge“ ist mit dem Schnellboot etwa 1,5h von Iquitos und damit der nächsten Zivilisation entfernt. Es gibt einige Gebiete mit mehreren Lodges, jedoch sind die Unterkünfte in der Regel so weit voneinander entfernt, dass um die Lodge selbst herum nur der pure Dschungel ist: andere Touristen sieht und hört man nicht, zu sehen ist nichts außer das Grün der Planzen und das milchig-braune Wasser des Amazonas.
In einer Lodge bist du freier unterwegs als auf einem Schiff, kannst diese in der Regel aber auch nicht selbstständig verlassen, da du immer auf ein Boot angewiesen bist. Einige Lodges haben aber kürzere angelegte Wanderpfade in der unmittelbaren Umgebung, die man alleine erkunden kann.

Wie bei der Kreuzfahrt-Variante gilt auch bei der Lodge: Die Wahl der richtigen Lodge entscheidet darüber, wie tief du wirklich eintauchst in den wilden Lebensraum. Insbesondere solltest du auf eine Lodge mit einem guten Ausflugsprogramm und erfahrenen, guten Guides achten. Denn wie auf dem Schiff auch machen diese Ausflüge am Ende das Erlebnis aus.
Wir wollten nicht nur „in der Nähe“ des Amazonas wohnen, sondern direkt am Ufer. Wir wollten auf den Fluss schauen können und nachts die Geräusche des Dschungels um uns haben. Die Heliconia Lodge ist abgelegen, aber in 1,5h noch einigermaßen gut erreichbar. Es wird ein vielfältiges Ausflugsprogramm angeboten, die Gruppen sind sehr klein und die Atmosphäre familiär.
Die Auswahl an Lodges ist groß, aber auch sehr unterschiedlich: Manche liegen direkt am Hauptstrom des Amazonas, andere an stillen Nebenflüssen oder im Rande von Naturschutzgebieten. Manche bieten mehr Komfort (Strom, fließendes Wasser, WLAN), andere setzen bewusst auf Einfachheit und Nähe zur Natur.

Bei der Auswahl der perfekten Amazonas-Lodge achte auf folgende Kriterien:
- Lage: je abgelegener, desto intensiver das Naturerlebnis: im Guten wie im Schlechten (Thema Sicherheit!)
- Zugang: erreichbar per Boot? Wie lange dauert der Transfer?
- Größe der Lodge: kleine, inhabergeführte Lodges sind persönlicher
- Komfort: Wie viele Stunden am Tag gibt es Strom oder fließendes Wasser? Gibt es einen Ventilator im Zimmer oder gar eine Klimaanlage? Gibt es Internet?
- Guides: Gut geschulte, erfahrene Guides sind für uns der wichtigste Aspekt einer Amazonasreise
- Nachhaltigkeit: Unterstützung lokaler Gemeinden, Ökostandards
- Aktivitäten: Welche Touren werden angeboten? Gibt es Möglichkeiten, selbst auf Entdeckungstour zu gehen?
- Stille & Dunkelheit: Für Fotografen und Naturliebhaber ein Geschenk

Unsere Zeit in der Amazonas-Lodge
Direkt anschließend an unsere Kreuzfahrt mit der La Perla verbrachten wir eine knappe Woche am Ufer des Amazonas in der Heliconia Amazon River Lodge. Die Lodge befindet sich nahe Iquitos in Peru und bietet das, was man sich von einer Amazonas-Lodge erhofft: Eine schöne Einbettung in die sattgrüne Natur, Sicherheit und ausreichend Komfort, gutes Essen, täglich mehrere Exkursionen und das alles direkt am Amazonasufer mitten im Regenwald, 80 km entfernt von der nächsten Zivilisation.
Die Lodge ist aus Holz, mit Palmdächern und komplett auf Stelzen gebaut. So ist sie gerüstet für die Regenzeit, wenn der Fluss über die Ufer tritt, aber auch vor Schlangen und andere Tiere, die auf dem Boden leben, ist man hier einigermaßen geschützt. Das Konzept ist halboffen: Die Zimmer und öffentlichen Bereiche sind überdacht, aber zu den Seiten offen. Richtige Wände gibt es kaum, Fenster auch nicht: Die Wände oder Fenster der Zimmer und auch des Restaurants bestehen aus Fliegennetzen (ohne Glasfenster). Dies lässt sich in den Zimmern mit Holztüren verschließen. Sind diese „Fensterläden“ aber offen, hat man auch im Zimmer das Gefühl, mitten im Dschungel zu sein: Geräusche, Gerüche und auch die Dschungelluft von außen durchfluten den Raum – ein Riesen-Highlight für uns. Das, was wir auch dem Schiff etwas vermisst haben, das Dschungelfeeling auch in der Nacht, ist hier in der Heliconia Lodge voll da. Die Geräusche und Gerüche des Dschungels durchfließen unser Zimmer, wir schlafen aber nicht in einer Hängematte, sondern in einem bequemen Bett, geschützt durch die Insektennetze Eine Klimaanlage gibt es hier naturgemäß nicht, aber immerhin einen Ventilator, der für Frischluft sorgt.

Auch der Außenbereich der Heliconia Lodge ist sehr schön: Das Baukonzept aus Holz mit Palmendächern fügt sich perfekt in den Dschungel ein. Auch die Rezeption und die Aufenthaltsbereiche sind offen, es gibt Hängematten und schöne Sitzecken, sogar eine Bar. In der Mitte der Anlage befindet sich ein erfrischender Pool – leider meist belegt von einer großen Gruppe, die gleichzeitig mit uns in der Lodge ist. Das Essen ist deutlich einfacher als auf der La Perla, aber trotzdem sehr gut, frisch und lecker und es gibt frische Säfte aus tropischen Früchten. WLAN gibt es mittlerweile in der ganzen Lodge, was für viele ein großer Vorteil ist, für uns das Dschungel-Erlebnis aber sogar etwas trübt. Die Lodge verfügt über 26 Zimmer für 2-4 Personen. Dies ist immer noch klein, aber bietet leider schon genug Platz für größere Bus-Gruppen, die auch mal störender sein können als die Einzelpersonen auf unserem kleinen Schiff.
Einen Aufenthalt in der Heliconia bucht man in der Regel direkt zusammen mit einem Ausflugsprogramm. Dieses ist vielfältig und bietet wie auch auf dem Schiff jeden Tag mehrere Ausflüge: Birdwatching Touren, Besuche indigener Völker, Wanderungen durch den Dschungel, Fahrten mit dem Kleinboot auf Nebenarme des Flusses und viele mehr. Auch Nachtfahrten mit dem Kleinboot sind dabei! Es bietet sich unbedingt an, diese Touren zu buchen und auch zu machen, denn, wie oben schon gesagt: Sie sind das Herz einer Amazonasreise und das, was sie am Ende ausmacht.



Vorteile der Lodge-Variante
Für jeden, der schon immer einmal mitten im Urwald zu den Geräuschen des Dschungels aufwachen wollte, ohne dabei auf grundlegenden Komfort zu verzichten, ist ein Aufenthalt in einer Lodge am Amazonas perfekt. Viele Lodges sind inhabergeführt, klein und persönlich. Wie alle Hotels unterscheiden sie sich natürlich voneinander, was Service, Komfort und Touren angeht. Wir waren mit der Heliconia Lodge sehr zufrieden, auch wenn die Ausflüge auf dem (teureren) Schiff noch eine Spur besser waren. Im Endeffekt steht und fällt hier aber alles mit den Guides, weswegen du auf die Bewertung der Guides bei der Buchung unbedingt achten solltest.
Eine Lodge im Amazonasgebiet ist etwas unkomfortabler als ein Premium-Schiff, aber bietet etwas, das keine Kreuzfahrt in dieser Form leisten kann: das tiefe, unmittelbare Eintauchen in die Natur. Wenn du mehrere Tage an einem Ort verbringst, entwickelst du ein ganz anderes Verhältnis zur Umgebung. Du hörst und riechst den Dschungel, du beginnst, ihn zu verstehen.
In der Lodge lebst du im Rhythmus des Regenwalds. Du wachst mit den Geräuschen der Brüllaffen und Vögel auf, gehst oder fährst im Licht der Morgendämmerung auf Pirsch und kehrt mittags zurück, wenn die Sonne hoch steht. Abends sitzt du mit einem Glas frischgepresstem Fruchtsaft auf der Veranda und lässt die Eindrücke wirken – ganz ohne Eile. Das Naturerleben, es ist besonders intensiv, wenn man sich Zeit nimmt.

Vorteile der Lodge-Variante:
- Du erlebst die Natur intensiver und lernst „deinen“ Abschnitt des Flusses und des Dschungels besser kennen.
- Gute Lodges bieten mittlerweile rund um die Uhr Strom, einige warmes Wasser und viele sogar Internet.
- Du bist mitten im Dschungel und erlebst seine Geräusche, Gerüchte und Luft intensiv – auch abends, nachts und direkt beim Aufwachen.
- Große Ausflüge sind ohne Boot und Guide nicht möglich, aber du kannst bei vielen Lodges immerhin kleinere Touren um die Lodge selbst zu Fuß unternehmen.
- Die Zimmer sind größer als auf einem Schiff, du hast viel Ablagefläche und kannst dich freier bewegen.
- Du bist weniger Teil der Gruppe als auf dem Schiff und kannst dich einfacher zurückziehen.
- Gute Lodges bieten intensive Touren und Ausflügen in kleinen Gruppen (wir waren in der Heliconia immer nur zu viert in einer Gruppe).
- Ein Lodge-Aufenthalt ist umweltschonender als eine Schifffahrt.
- Lodges sind meist deutlich günstiger als gehobene, kleine Schiffe.



Nachteile der Lodge-Variante
So tiefgehend und besonders der Aufenthalt in einer Lodge auch ist – er bringt auch gewisse Einschränkungen mit sich. Du erlebst den Dschungel intensiv, aber eben nur einen kleinen Ausschnitt davon. Während du bei einer Kreuzfahrt viele verschiedene Orte und Ökosysteme kennenlernst, bleibst du in der Lodge auf einen bestimmten Radius beschränkt.
Je nach Lodge kann auch der Komfort begrenzt sein: Manche Unterkünfte arbeiten mit Generatorstrom oder Solarpanels, andere verzichten bewusst auf Warmwasser oder moderne Infrastruktur. Für Reisende, die einen gewissen Standard gewohnt sind, kann das zur Herausforderung werden – ebenso wie die Nähe zu Insekten, Feuchtigkeit und tropischem Klima.
Letzteres kann gerade für die ältere Generation oder Menschen mit Erkrankungen der bedeutendste Nachteil einer abgelegenen Lodge sein: Du bist fernab der Zivilisation – im Guten, aber auch im Schlechten. Ein Arzt oder gar ein Krankenhaus lässt sich nicht schnell erreichen. Das ungewohnte Klima und Essen, aber auch die im Amazonas noch tatsächlich präsenten Gefahren des Dschungels können dafür sorgen, dass es dir nicht gut geht und du nicht schnell weg kommst. Und so schön und „dschungelig“ das offene Konzept ist: Eine Klimaanlage, die du anschalten kannst, wenn dir die Hitze zu viel wird, bieten die meisten Lodges nicht. Eine abgelegene Lodge ist hier etwas mehr Abenteuer als ein komfortables Schiff.

Die Nachteile der Lodge-Variante:
- Du erlebst nur eine Region des Amazonas. Tiere, die es um die Lodge herum nicht gibt, wirst du beispielsweise nicht sehen.
- Durch den begrenzten Radius siehst du bei Touren am Anfang und Ende oft den gleichen Flussabschnitt, den du schon kennst.
- Einige Lodges bieten nur stundenweise Strom, einige kein Warmwasser, fast alle keine Klimaanlage.
- Du bist mittendrin: Wenn es „zu viel Dschungel“ ist, kannst du dich nicht gut zurückziehen.
- Bei medizinischen Problemen oder Notfällen ist der nächste Arzt oft weit weg.
- Du bist wirklich mitten im Dschungel und die Wände sind nicht dicht: Es kann mal eine Tarantel oder ein Frosch im Zimmer sitzen. Gute Lodges entfernen diese allerdings für dich.
- Ein Lodge-Aufenthalt ist weniger abwechslungsreich als eine Kreuzfahrt (kann dadurch allerdings auch schön entschleunigend wirken).

Amazonas Schiff vs. Lodge – Unser Fazit
Sowohl die Schifffahrt mit der La Perla als auch den Aufenthalt in der Heliconia Lodge werden wir nie vergessen und können wir absolut empfehlen, wenn du den Amazonas intensiv erleben willst. Beides ist einem bloßen Aufenthalt in einer Stadt am Amazonas unbedingt vorzuziehen und von beidem wirst du noch in vielen Jahren begeistert erzählen.
Wenn wir uns entscheiden müssten, würden wir für unser eigenes Erlebnis die Schifffahrt etwas höher ranken als den Aufenthalt in der Lodge. Dies ist aber auch in der sehr guten Gruppe und exzellenten Crew bedingt, die unsere Amazonas-Kreuzfahrt zu einem der unvergesslichsten und schönsten Reiseerlebnisse gemacht hat, die wir je hatten. Fahrten mit anderen Schiffen können hier ganz anders sein, insbesondere, wenn das Schiff größer ist und/oder die Crew international, mit weniger Know-How des Dschungellebens.
Der eine Punkt, der für uns auf dem Schiff gefehlt hat, der sich dort aber auch nicht darstellen lässt, ist das intensive Dschungelgefühl durch das Aufwachen und Einschlafen zu den Regenwaldgeräuschen, und der Geruch und das Erleben des Dschungels selbst im eigenen Zimmer. Dieser Punkt spricht für uns selbst absolut für die Lodge. Verschiedene Regionen des Amazonas zu erleben und so die Möglichkeiten haben, viele verschiedene Tiere zu sehen oder unterschiedliche indigene Gemeinschaften zu besuchen, besteht aber naturgemäß nur bei einer Schiffstour.



Insgesamt ist unsere Empfehlung daher ganz klar: Wenn du es dir leisten kannst, mach beides! Kombiniere eine Amazonas-Kreuzfahrt mit einem Aufenthalt in einer Lodge, auch wenn du dadurch beides vielleicht je ein paar Tage kürzer machst. Beide Reisevarianten sind einzigartig und unvergesslich und wir würden keine von beiden missen wollen. Sie ergänzen sich sehr gut und du kannst auf einem Schiff eine größere Region des Amazonas kennenlernen, aber in der Lodge auch intensiv vollkommen in den Dschungel eintauchen.
Lediglich wenn du älter bist und vielleicht auch gesundheitliche Probleme hast, kann für dich noch etwas mehr für die Schiff-Variante sprechen. Wenn du hier ein Schiff mit einem Arzt an Bord und Klimaanlage im Zimmer auswählst, hast du hier doch etwas mehr Sicherheit und Komfort als in einer Lodge, die vielleicht mehrere Stunden entfernt vom nächsten Mediziner ist.





Wichtiger als die Frage Schiff oder Lodge ist am Ende vielleicht die konkrete Auswahl des Schiffes bzw. der Unterkunft. Was erwartest du hier, wie viel Komfort ist dir wichtig, wie viel Abenteuer willst du erleben und wie groß darf deine Gruppe höchstens sein? Wir möchten hier abschließend nochmal empfehlen, auf die großen Reedereien (und auch Hotelketten) zu verzichten. Exzellenten Komfort und Service bekommst du auch bei kleinen lokalen Anbietern auf kleinen Schiffen und in kleinen Unterkünften. Zum Amazonas-Erlebnis trägt am Ende genau das viel mehr bei als die Zimmergröße: Was erlebst du, und mit wem? Je kleiner die Lodge oder das Schiff und je besser die Guides, desto intensiver wird dieses Erlebnis werden.
Mehr Infos zur Kreuzfahrt mit der La Perla oder dem Aufenthalt in der Heliconia Lodge
Sowohl die Reise mit der La Perla auf dem Amazonas als auch den Aufenthalt in der Heliconia Lodge kannst du bei unserer Partneragentur Naturamerica Reisen buchen und sie auch mit anderen Abenteuern in Peru kombinieren. Alle weiteren Infos findest du hier: Naturamerica Reisen La Perla bzw. Naturamerica Reisen Heliconia Lodge







