Cusco, die ehemalige Hauptstadt des einstigen Inka-Reiches und mein zweites Zuhause, zählt zu den bedeutsamsten Orten in Peru und ist auch für Reisende ein wichtiger Anlaufpunkt für Erkundungstouren, Wanderungen, kleine und große Abenteuer. Nicht zuletzt wegen der Nähe zur Peru Sehenswürdigkeit schlechthin: Machu Picchu. Doch Cusco hat so viel mehr zu bieten. Tauche ein in eine gänzlich andere Welt zwischen Inka-Kultur, Kolonialzeit und Moderne.
In diesem Beitrag
Cusco (Peru) und ich – eine Liebesgeschichte
Ich schlendere durch die engen, steilen, kopfsteingepflasterten Gassen, muss aufpassen auf den glatten Steinen nicht auszurutschen. Rechts und links von mir hölzerne, verzierte Balkone, mal bunte Türen, mal schlichte Türen. An mir vorbei laufen Frauen indigener Abstammung in traditioneller, farbenfroher Tracht. Wahlweise mit Alpaka an der Leine, großen Taschen in der Hand oder einem kleinen Kind, eingewickelt in farbenfrohem Stoff, gebunden um den Rücken der Mutter. Einige tragen einen Hut mit einer hohen, runden Krone, der viel zu klein wirkt. Das trägt man hier so! Ich vernehme entfernt die Töne einer Panflöte. Das muss ein Straßenmusiker auf der belebten Plaza de Armas sein. Die Luft ist kühl, frisch, rein. Nur wenige Straße weiter und sie verliert ihre Reinheit durch vorbeibretternde Autos. Mein Atem ist schwer. Denn ich befinde mich auf 3.400 m über dem Meeresspiegel. Ich befinde mich mitten in den Anden. In Cusco, Peru.
Im Jahre 2014 reiste ich alleine nach Cusco in Peru, lebte über einen Monat in einer Gastfamilie und arbeitete als Freiwilligenhelferin in einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die Entwicklung hilfsbedürftiger Kinder in einem armen Randbezirk der Stadt Cusco einsetzt. Cusco, Peru, bedeutet für mich Heimat, Liebe und Sehnsucht. So intensiv habe ich diese Stadt damals aufgesaugt, das Leben in meinen Adern gespürt und sehe noch immer imaginär mich selbst, wie ich durch die mir so bekannten Straßen laufe. Drei Jahre später kehrte ich zurück. Ein Gefühl, als sei ich nie weg gewesen. Mein Herz wird für immer in dieser Stadt bleiben.
Ich habe Cusco anders erlebt als die meisten Touristen, die nur wenige Tage dort verweilen, um sich weiter zu den Highlights und Sehenswürdigkeiten rund um Cusco zu machen. Obwohl auch ich einige touristische Ausflüge unternommen habe – nach Machu Picchu, durchs Heilige Tal, zum Rainbow Mountain oder zur Laguna Humantay – war ich auch gewissermaßen Teil des authentischen Lebens, von Normalität und von Alltag. Ich möchte dir in diesem Artikel zeigen, was du in Cusco nicht verpassen darfst, führe dich aber auch zu unbekannten Ecken.
Zu meinem allgemeinen Artikel über Peru gelangst du hier: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Peru
Wissenswertes über Cusco in Peru
Eine Reise nach und durch Cusco gleicht einer Zeitreise. Gelegen im südlichen Teil Perus, hoch oben in der längsten Gebirgskette der Welt, begegnest du omnipräsenter Inka-Kultur aus dem 14. und 15. Jahrhundert, spürst in der Architektur die Kolonialzeit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert und befindest dich trotzdem in einer immer moderner werdenden, wachsenden Stadt, die (Stand 2017) im gesamten Ballungsraum rund 428.000 Menschen beherbergt (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Cusco).
Der Name Cusco entspringt der Sprache Quechua, welche noch immer von einem Großteil der in Cusco lebenden Quechua-Indianer gesprochen wird. Qusqu – der Nabel oder das Zentrum der Welt. Einst wurde von den Inkas in Cusco das gesamte Territorium beherrscht. Nicht umsonst wurde die Stadt, laut Historikern, ursprünglich in Form eines Pumas angelegt. Der Puma zählt, neben dem Kondor und der Schlange, zu den drei heiligen Tieren der Inkas und soll Stärke demonstrieren.
Wenn du dich für die Kultur und die Geschichte der Inkas interessierst, solltest du unbedingt das Inka-Museum in Cusco aufsuchen.
Märkte in Cusco – Bunte Vielfalt, authentisches Leben
Zurück in die Gegenwart Cuscos bringt dich das bunte Markttreiben in San Pedro oder San Blas. Schon um die Markthallen herum beginnt das lebhafte Handeln an kleinen Ständen, Zelten oder Picknickdecken, auf denen zumeist indigene Peruanerinnen ihre Werke offerieren. Warum die Indigenen? Zum einen, da diese Bevölkerungsgruppe noch immer sozial benachteiligt wird und somit geringere Chancen auf einen Platz im gebildeteren Wirtschaftssektor hat. Zum anderen spielen mit Sicherheit auch Authentizität und Attraktion eine Rolle. Auf zahlungsfreudige Touristen haben die indigenen Völker eben eine besondere Anziehungskraft.
Bunte Stoffe, lederne Handwerkskunst, gewebte Armbänder, Strickwaren aus (angeblicher) Alpaka-Wolle so weit das Auge reicht. In die artesanías Cuscos habe ich mich schockverliebt. Doch nicht nur für Reisende und Liebhaber von lokaler Handwerkskunst sind die Märkte von San Blas und San Pedro, im Übrigen in wenigen Minuten fußläufig von der zentralen Plaza de Armas erreichbar, ein beliebtes Ziel. Von rohem Fleisch, über frisches Obst und Gemüse, wahlweise vor Ort zum Saft gepresst, bis hin zu Haushaltswaren, die Märkte sind die Einkaufszentren der Locals. Und nicht nur das: Auch Mittagessen bekommst du dort. An verschiedenen Ständen werden landestypische 3-Gänge-Menüs mit Gerichten wie Lomo Saltado oder Ceviche zu unschlagbar günstigen Preisen angeboten. Selten gibt es etwas für Vegetarier wie mich, ich blieb meist beim Maiskolben, aber für authentisches Essen solltest du Cuscos Marktessen unbedingt kosten.
Wander- und Ausflugsziele in Cusco
So häufig ich mich während meiner Zeit in Cusco einfach treiben ließ, so beeindruckend empfand ich auch die Ausflüge, die ich von Cusco aus unternahm. Ich entdeckte das Wandern für mich, eine Aktivität, die ich vorher als ehrgeizige Sportlerin immer abgetan hatte, aber die mich mindestens genauso forderte, wie eine intensive Sporteinheit in gewohntem Gefilde. Auf 3.400 m wird die Luft dünn. Sehr dünn. Nicht wenige Touristen erkranken an Soroche, der Höhenkrankheit, die Fieber, starke Kopfschmerzen und Erbrechen mit sich bringen kann.
Weitere Informationen zum Thema Höhenkrankheit findest du hier: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/hoehenkrankheit
Tipp: Solltest du mehrere Tage in Cusco verbringen und die Stadt sowie die Umgebung ausgiebig erkunden wollen, könnte sich das Boleto Turístico (Touristen-Ticket) für dich lohnen. Für 130 Soles (ca. 28 Euro) kannst du diverse Museen und Inka-Stätten besuchen. Einige der hier aufgelisteten Orte sowie diverse Stopps im Heiligen Tal sind im Boleto Turístico enthalten.
Tipón
Tipón – mein erstes Bergerlebnis. Vollends unverhofft traf ich auf diesen Ort, folgte den Plänen meiner Reisegefährten und wurde von der Magie der Anden in den Bann gezogen. Für immer. 40 Minuten im klapprigen Kleinbus, den sogenannten Colectivos, die statt Liniennummern Namen wie „Batman“ oder „Inka-Express“ tragen, geht es heraus aus Cusco, bis die Stadt einem Niemandsland weicht. Von dort aus geht es bergauf, immer weiter Richtung Himmel. Was dich in Tipón erwartet: Alte Inka-Ruinen, terrassenförmige, saftig grüne Anlagen, die von den Inkas aus Landwirtschaftszwecken errichtet wurden und eine gigantische Aussicht. An diesem Tag waren wir ganz alleine dort. Nur zu dritt. Tipón zählt definitiv zu den Geheimtipps rund um Cusco.
Der Eintritt ist im Boleto Turístico enthalten.
Sacsayhuamán
Spaziere vom Zentrum Cuscos durch San Blas und noch weiter herauf. Dann landest du nach einer halben Stunde bei Sacsayhuamán – Sexy Woman, wie internationale Gäste zu sagen pflegen. Dieser Ort zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Cuscos aus der Zeit der Inkas. Selbst wenn dich die Frühgeschichte Perus nicht so stark interessiert, die Überreste dieser Festung werden dich sicherlich beeindrucken und der Blick über Cusco mindestens genauso. Übrigens findet auf der Anlage von Sacsayhuamán die letzte Zeremonie des Inti Raymi statt, das bedeutendste Fest zu Ehren der Natur.
Kaum 1 km zu Fuß entfernt befindet sich der Cristo Blanco: eine weiße Christusstatue, die über Cusco wacht.
Der Eintritt ist im Boleto Turístico enthalten.
Valle Sacrado – Das Heilige Tal
Im Valle Sacrado, dem heiligen Tal der Inkas, reiht sich eine Inka-Ruine an die nächste. Eine Aussicht ist spektakulärer als die andere. Unweit von Cusco entfernt, bietet sich eine Tagestour durchs Heilige Tal an, zumal die Eintritte der meisten Stopps ebenso im Boleto Turístico enthalten sind.
- Ollantaytambo
- Pisaq
- Chincero
- Urubamba
- Optional an einem anderen Tag: Maras (nicht im Boleto Turístico enthalten) und Moray
Die Spiritualität im Glauben der Inkas ist stark ausgeprägt. Ob die Gottheiten wohl während meiner Reise ihre Finger im Spiel hatten? Es ergab sich, dass ich die Tour durchs Heilige Tal mit einem Reisepartner unternahm, mit dem ich noch heute so einige Abenteuer erlebe: Mein heutiger langjähriger Freund, den ich damals in Peru kennenlernte.
Plaza de Armas – Cuscos Pulsschlagader
Genug vom Wandern in den Bergen? Dann auf ins Zentrum von Cusco. Auf zur Plaza de Armas! Umsäumt wird der zentrale Platz Cuscos durch gleich zwei prunkvolle Kathedralen, die Iglesia La Compañía de Jesús und La Catedral. In der Mitte des Platzes ragt die Statue des Inka-Königs Pachacutec empor. Immer wieder traf ich mich an diesem Ort mit neugewonnen Freunden, Reisekumpanen und Kollegen meines Projektes. Rund um die Plaza de Armas befinden sich zahlreiche Restaurants und Cafés, die internationale Speisen anbieten sowie Hostels, Diskotheken und ebenso hochpreisige Hotels. Auf den Bänken der Plaza de Armas lässt es sich wunderbar verweilen, die Sonne genießen und die Atmosphäre dieser malerischen Stadt aufsaugen.
Lerne Quechua oder Salsa
Ist dir das zu langweilig, stelle dich doch einer kleinen Herausforderung und nimm in einer der vielen Sprachschulen Quechua-Unterricht (z.B. bei Acupari) oder besuche eine kostenlose Salsa-Stunde in den Tanzbars InkaTeam oder Mama Africa.
4 Dinge, die du über Cusco in Peru wissen solltest
Cusco, Peru, Fakt #1: Coca-Tee ist kein Kokain – sondern heilig!
Von allen Seiten wurde ich mit Coca zugeschüttet. Ich litt unter starkem Fieber, Nasenbluten, einem nicht zu bändigenden Husten und Blässe im Gesicht. Schon vor meinem Abflug nach Peru hatte ich mir eine heftige Grippe eingefangen, die in der Höhe zu meinem ständigen Begleiter wurde. Kein Wunder, dass mir alle Peruaner Coca-Tee zum Trinken, Coca-Bonbons zum Lutschen oder Coca-Blätter zum Kauen entgegenhielten. Coca soll eine heilende Wirkung gegen die Höhenkrankheit besitzen, fällt bei uns in Deutschland jedoch unter das Betäubungsmittelgesetz. Warum? Es enthält Kokain. Halt! Nicht isoliert wie bei der Droge, sondern nur 1% davon. Damit ist der Konsum einer Tasse Coca-Tee so energetisierend wie der einer Tasse Kaffee.
Cusco, Peru, Fakt #2: Fotografieren nicht ohne Kleingeld
Sie gehören ins Stadtbild Cuscos, auf fast jede Postkarte Perus: Menschen indigener Abstammung, die noch immer alte Traditionen pflegen. Mit ihrer dunkleren, ledrigen Haut, dem pechschwarzen Haar, der schmaleren Augenform, ihrer Tracht und besonders in Begleitung eines Baby-Alpakas fällt es schwer, als Ausländer die Kamera still zu halten. Verständlich. Verständlich ist aber auch, dass die Menschen darin ihr Geschäft wittern und für jedes Foto eine Gegenleistung in Form von Bargeld erwarten. Begegne den Menschen mit Respekt und Würde! Schließlich sind wir es, die in ihr Territorium eindringen. Auch wenn sie sich fordernd verhalten, bleib freundschaftlich und auf Augenhöhe!
Cusco, Peru, Fakt #3: Die Sache mit dem Klopapier
Wie in einigen anderen Ländern in Asien oder Afrika, solltest du in Cusco tunlichst darauf achten, das Klopapier nicht ins Klo zu werfen, sondern in den dafür vorgesehenen Mülleimer. Zu oft ist mir dieses Missgeschick aus reiner Gewohnheit passiert. Die Folge war peinlich: Eine verstopfte Toilette bei meiner Gastfamilie.
Cusco, Peru, Fakt #4: Meide inoffizielle Taxis und lasse die offiziellen nie aus den Augen
»Hannah, steig nur in offizielle Taxis ein«, riet mir meine Gastmama nach einer Woche.
»Offizielle Taxis? Was sind denn dann inoffizielle Taxis?«, fragte ich mich als Peru-Neuling.
Für deine eigene Sicherheit solltest du darauf achten, dass ein Taxizeichen auf dem Wagen angebracht ist. Natürlich gibt es in Cusco auch so etwas wie Uber oder einfache Privatleute, die dich per Anhalter zu einem beliebigen Punkt fahren. Es muss mit inoffiziellen Taxis nichts passieren, aber leichter wird die Nachverfolgung im Fall der Fälle sicherlich nicht. Doch auch bei offiziellen Taxis können blöde Dinge passieren: Der Taxifahrer einer Bekannten machte kurzum die Biege, als sie das Auto kurz aus den Augen ließ – samt ihrem Koffer und Wertsachen. Sie wollte gerade zum Flughafen. Keine Angst, Cusco ist eine ziemlich sichere südamerikanische Stadt, dennoch solltest du solche Kleinigkeiten beherzigen.
Cusco im Wandel
Über Cusco liegt Fluch und Segen zugleich. Das Land Peru hat in der letzten Dekade einen unglaublichen Tourismus-Boom erlebt, der sich stark auf Cusco ausgewirkt hat. Schließlich ballen sich diverse sehr berühmte Sehenswürdigkeiten in genau diesem Gebiet, weshalb Cusco für Touristen als Ausgangspunkt sehr attraktiv ist. Dies hat zur Folge, dass Cusco heutzutage in einem Zwiespalt lebt: Zwischen Aufrechterhaltung der alten Kulturen und starker Internationalisierung mit all ihren Konsequenzen. Selbst zwischen meinen Aufenthalten im Jahre 2014 und 2017 konnte ich eine bemerkenswerte Entwicklung erkennen. Die Plaza de Armas wird gelegentlich zum Basar für Touren, Partys oder Massagen. Nichtsdestotrotz schaffen es die Umgebung, die gewaltig erscheinenden Anden, die Cusco wohlwollend umarmen, die idyllischen Gässchen und die beruhigenden Brauntöne der Fassaden und Kirchen, den Charme der Inka-Stadt aufrechtzuerhalten.
Solltest du nach Peru reisen und die Sehenswürdigkeiten rund um Cusco besuchen wollten, empfehle ich dir unbedingt ein paar Tage in Cusco zu verbringen und diese Stadt bewusst und intensiv wahrzunehmen. Cusco ist unvergleichbar und wird es in Zukunft auch hoffentlich bleiben. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja mal … Ich jedenfalls habe tiefe Sehnsucht und werde baldmöglichst zu meinem Herzensort zurückkehren. Zurück nach Cusco, Peru.
Du möchtest noch tiefer in meine Geschichte eintauchen? In meinem Buch “Pachamama – Reise ins Unbekannte” nehme ich dich mit auf mein Abenteuer im Jahre 2014, als ich mit 19 Jahren alleine als Volunteer nach Peru reiste und erkannte, dass die weite Welt meine beste Lehrerin ist. Eine Reisegeschichte voller Höhen und Tiefen, Liebe und Leid, Erkenntnisse und Mut.