Warum Panama? Diese Frage kriegen wir von Jedem gestellt, wenn wir erzählen, in welchem Land wir seit 5 Jahren unsere Wintermonate verbringen. Warum nicht Bali, wie alle anderen? Warum nicht Thailand, Costa Rica, die Philippinen? Warum dieses Land, das niemand kennt? Genau deswegen. Komm mit uns auf eine fotografische Reise durch Panama und erfahre, warum das kleine Land in Mittelamerika all unsere Fotografen-Träume erfüllt – und noch viel mehr für uns ist.
In diesem Beitrag
Niemand kennt Panama
„Panama kenn ich nur von Janosch“, hören wir im besten Fall. „Oh, wie schön ist Panama. Riecht es dort wirklich nach Bananen?“
„Panama kenne ich nur von den Panama-Papers“, sagen die anderen. „Überhaupt, was wollt ihr in Mittelamerika, ist es da nicht kriminell?“
„Wo liegt Panama?“, fragen andere. „Ist das in Afrika?“
„Oh, der Panamakanal!“
Panama ist ein Land, das vom Tourismus fast unentdeckt ist. Ein Land, das im Gegensatz zum direkten Nachbarn Costa Rica kaum jemand aus Europa je bereist hat, über das kaum jemand was weiß – außer eben, dass er den Namen schon gehört hat. Ein Land, von dem nur wenige Fotos auf Instagram kursieren, das weder Honeymooner noch Abenteuerreisende noch Familienurlauber anzieht. Einfach, weil es gar nicht für Tourismus wirbt.
Und genau das ist es, was uns an Panama so gereizt hat.
Was ist das eigentlich für ein kleines Land da zwischen Costa Rica und Kolumbien, von dem außer Janosch niemand spricht? Was gibt es in Panama zu entdecken?
Panama ist Wildnis
Panama verbindet als biologischer Korridor Nord- und Südamerika und ist eines der artenreichsten Länder der Erde. Allein knapp 1000 Vogelarten findest du hier auf einer Fläche so groß wie Bayern, dazu hunderte Säugetier- und hunderte Amphibienarten. 15 Nationalparks nehmen 34 % der Fläche Panamas ein (zum Vergleich: in Deutschland sind es 0,6 %!) und ein riesiger undurchdringlicher Dschungel, der Darién, bildet die Landesgrenze zu Kolumbien – die einzige Unterbrechung der Panamericana auf dem Weg von Alaska nach Patagonien – was es unmöglich macht, das Nachbarland mit dem Auto zu erreichen.
Panama ist Wildnis. Es ist so ursprünglich, so unverbaut und authentisch, wie heute kaum noch ein Land auf der Welt ist. Dabei ist es aber nicht arm, kriminell und heruntergekommen, sondern eines der reichsten und sichersten Länder Lateinamerikas mit einer immensen Bedeutung als Handels- und Finanzzentrum. Panamas Gesundheitsversorgung ist nah am US-Niveau, das Land durch den US-Dollar und den vielleicht wichtigsten Kanal der Welt wirtschaftlich stabil. Panamas Hauptstadt wirkt mit den weißen und gläsernen Wolkenkratzern wie eine Bankenmetropole der USA – aber mitten im Dschungel.
Warum zur Hölle reist also niemand nach Panama?
Wo ist der Kapitalismus?
Seit 2018 verbringen wir unsere Winter in diesem karibischen Paradies: im schmalen Panama zwischen Atlantik und Pazifik. Umgeben von unberührten Regen- und Nebelwäldern, einer schier gigantischen Artenvielfalt, zwischen dem türkisen Wasser und weißen Sandstränden der karibischen Inseln und dem unendlichen dunkelgrünen Nirgendwo der panamaischen Bergwelten. Wir besuchen traditionell lebende indigene Völker mitten im Dschungel, schnorcheln durch bunte Fisch- und Korallenwelten und gehen in den Supermarkt und zum Zahnarzt wie Zuhause. Es IST zuhause. Aber warum weiß (zum Glück!) sonst niemand von diesem Paradies? Wo sind all die europäischen und nordamerikanischen oder asiatischen Touristen, die sonst doch überall sind? Warum spricht außer uns niemand hier Englisch, warum gibt es keine Schilder, wenn ein Nationalpark anfängt, warum über hunderte Kilometer kein Hotel, das den Namen verdient? Panama, wo ist dein Tourismus?
Er ist Panama egal.
So einfach und so schlicht lässt sich dieser große Umstand der Unbekanntheit Panamas erklären. Panama kümmert sich nicht um Touristen. „Warum sollten wir?“, wurde uns hier gesagt. „Wir haben genug Geld durch den Kanal. Costa Rica hat den nicht. Sie brauchen Geld, wir nicht. Daher werben sie im Tourismus.“
Aber kann man denn nicht auch mehr Geld brauchen, fragen wir als Europäer uns sofort. Wäre es nicht so einfach, auf den Costa-Rica-Zug aufzuspringen und die naturliebenden Touristen, die Birdwatcher und die Taucher, die Wanderer und die Segler und die Fotografen in das Öko-Paradies Panama zu holen, das mit dem Panamakanal noch eine riesige Sehenswürdigkeit zu bieten hat? „Warum?“, fragen uns die Panameños. „Warum?“
Und diese Frage, sie wiegt schwer. Ja, warum?
Eintrittshäuschen gibt es in Panama nicht. Auch kein einziges Restaurant mit Kanalblick übrigens, obwohl er direkt an der Hauptstadt Panama City vorbei führt. Nur eine einzige Straße führt durch das ganze Land – die Bewohner demonstrieren massiv gegen neue Straßenbauprojekte. „Straßen brauchen Tankstellen und Restaurants und Toiletten und Parkplätze und werden zu Städtchen – wir brauchen unseren Dschungel“ – so ähnlich war die Antwort auf das Angebot Kolumbiens, die Straße durch den Urwald Darién zu zahlen, wenn Panama dem Bau doch nur zustimmt und Südamerika damit endlich infrastrukturell an Mittelamerika anschließt. „Wir brauchen keine Straße nach Kolumbien. Wir brauchen unsere Natur.“
Panama, für kapitalistisch optimierte Deutsche ist es manchmal so schwer zu verstehen. Panama, wo (auf der Größe Bayerns!) sieben indigene Völker noch ganz authentisch leben und als einige der wenigen weltweit sogar wachsen. Panama, das ausländische Investoren und Bergbaugesellschaften vertreibt – wie 2023 sehr spektakulär die kanadische Kupfermine (hier mehr dazu in der Tagesschau). Panama, das Touristen zwar stolz und herzlich willkommen heißt, aber sie nicht anlockt. Panama, das für Reisende vielleicht eines der schönsten, vielfältigsten und authentischsten Länder der Welt ist – aber wohl gerade deswegen, weil kaum einer kommt.
Es gibt Dinge, die uns wundern
Es gibt Dinge, die uns an Panama wundern. Warum geht keiner an die zweite Kasse im Supermarkt, wenn dort niemand steht und man doch schneller wäre? Warum regt sich niemand auf, wenn er stundenlang im Stau steht? Warum fährt jemand nicht an die freie Tanksäule, sondern immer an die, wo wir schon stehen und uns über den Automaten ärgern? Und warum hupt er dann nicht empört, um uns zu drängeln, sondern kommt fröhlich schlendernd aus dem Auto und versucht, mit uns über deutschen Fußball zu reden?
In Panama ist Zeit keine Währung. Die alten Frauen sitzen morgens vor dem Markt und abends immer noch. Nicht, weil sie auf den Bus oder auf irgendwas warten, sondern einfach so. Darauf angesprochen, warum sie alle an der langen Schlange anstehen, wenn es doch andere gibt, reagiert ein Panameño völlig unverständig. „Zeit sparen“ und „Zeit verlieren“ oder gar „Eile“ sind Konzepte, die es in Panama gar nicht gibt. Und das Leben hier macht uns erst wieder klar, wie sehr wir in Europa Zeit als Währung schon verinnerlicht haben. „Ob ich hier stehe oder zuhause, ist doch egal“, sagt uns ein alter Mann. Und es ist so schwer, dagegen zu argumentieren. Übrigens belegt Panama in vielen weltweiten Untersuchungen zur Lebenszufriedenheit einen der vorderen Plätze (Beispiel). Und vielleicht können wir Dauergestresste hier noch so viel lernen.
Panama, warum hast du keine Ställe und damit auch kaum Milchviehhaltung? Warum hast du auf dem Land noch Anbindebalken für Pferde vor den Märkten, während in der Stadt die Ferraris fahren? Panama, warum hast du keine Schilder und Ampeln und Infobroschüren und öffentliche Toiletten und… hey, Panama, warum hast du kein Postsystem? Warum können wir hier weder eine Zeitung noch Werbung noch Amazonpakete noch Behördenpost bekommen? Panama, wie lebst du ohne all diese Dinge, die für uns völlig glasklar zum Leben dazu gehören?
Die Bilder, die Geschichten
„Warum eigentlich Panama?“, werden wir gefragt – und dann nicht mehr, wenn wir unsere Bilder zeigen. Bilder von bunten Vögeln und flauschigen Faultieren, von Kokospalmen an weißen, menschenleeren Sandstränden, von mystischen Bergwelten und magischen Sonnenuntergängen, von Einbaumfahrten zu indigenen Dörfern tief im Dschungel.
„Warum eigentlich Panama?“, werden wir gefragt – und dann nicht mehr, wenn wir unsere Geschichten erzählen. Geschichten vom Aufspüren des legendären Quetzals, einem seltenen riesigen und wunderschönen Vogel, der nur hier, versteckt oben in den Nebelwäldern wohnt. Geschichten von Bootsfahrten auf zwei Ozeanen, von den vergessenen Ruinen der spanischen Entdecker tief im Dschungel, um die sich niemand kümmert. Geschichten von Cocktails zu karibischer Musik und den frischen tropischen Früchten, die wir seit unserem ersten Mal in Panama nie mehr in Europa essen, weil sie hier völlig anders schmecken.
Geschichten, die aber auch zeigen, dass wir hier ganz normal leben, uns mit Behörden ärgern, zur Gesundheitsvorsorge gehen, im Supermarkt einkaufen, wo tropische Früchte nur ein paar Cent, ein Stück Käse dafür aber 10$ kostet, weil hier niemand Milchviehhaltung macht – viel zu aufwendig! Ausgelacht wurden wir, als wir erzählt haben, dass wir in Deutschland Ställe für unsere Nutztiere haben, und gefragt, ob wir ihnen auch Pullis anziehen, denn Häuser für Tiere, das wäre ja nun wirklich Quatsch. Am Ende müsste man denen da noch ihr Gras reintragen, sollen sie das doch draußen selbst abrupfen! Oh Panama, wie herrlich einfach ist manchmal deine Sicht auf die Welt! Oh Panama, wie herrlich weltoffen und gleichzeitig hinter dem Mond du bist!
Panama und die Fotografie
Die zwei kulturellen Welten Panamas – die moderne, reiche Weltoffenheit und die traditionelle Authentizität Mittelamerikas – eingegliedert in das vielfältigste Land, das wir je erleben durften, ist ein Eldorado für die Fotografie.
In Panama haben wir uns in die Street- und Reportagefotografie verliebt (vorher völlig undenkbar für uns!) und fotografieren nicht nur Skyline und Märkte, sondern vor allem das Leben auf der Straße in sogenannten schwierigen Vierteln… – genau so wie das Leben der Indigenen tief im Regenwald.
Wir verbringen Wochen mit der Wildlifefotografie und fotografieren daumennagelgroße bunte Pfeilgiftfrösche genauso wie riesige Tapire, Affenfamilien in den Bäumen genauso wie Nasenbären auf der Erde. Tukane, Kolibris, Adler, Faultiere, Delfine, Leguane, Schlangen, Schildkröten, Ameisenbären, Krokodile… – und Tiere wie Agutis oder Quetzale, deren Namen wie vorher nicht einmal kannten.
Wir übernachten in Lodges hoch oben im Nebelwald, wo wir von den Brüllaffen geweckt werden, deren Geschrei über die Berge hallt, essen Mangos und Bananen direkt vom Baum, baden morgens im Pazifik und abends im Atlantik und trinken ein Bier in Panama City für 50 Cent oder zwei Straßen weiter für 12$.
Wir fotografieren die Milchstraße am dunkelsten Himmel, den Sonnenaufgang zwischen Palmen, riesige Containerschiffe auf dem Panamakanal, während wir in einem kleinen Boot dazwischen umher schippern und die grünen Papageien, die dabei krächzend über unsere Köpfe hinweg fliegen.
Panama, deinetwegen haben wir die Streetfotografie gelernt und mussten uns ein 600mm-Objektiv für die Tiere kaufen. Deinetwegen können wir nicht mit einem kleinen Reiseobjektiv ins Flugzeug steigen, sondern brauchen ein Unterwassergehäuse, ein Stativ für die Nacht, ein Einbein für die Tiere und ein Makro für deine emsigen Blattschneiderameisen und die bunten Amphibien.
Panama, als neugierige Fotografen wollten wir dich nur mal besuchen. Und können jetzt, fünf Jahre später, gar nicht mehr weg!
Ein Häuschen am Pazifik
Ein kleines Häuschen am Pazifik ist unser Zuhause in Panama. Ein Häuschen mit einem Grill auf der Terrasse, weil wir niemals drinnen kochen, mit Mango- und Avocadobäumen im Garten, Papageien auf den Ästen und Streifenhörnchen, die jeden Tag die Reife der Kokosnüsse prüfen. Ein Häuschen, von dem aus wir direkt am Meer, in einer halben Stunde in den Bergen und in einer Stunde in den tiefen Regenwäldern sind. Ein Häuschen in einem Ort, in dem es keine Adressen, Briefkästen oder Klingeln gibt und in dem niemand eine andere Sprache als Spanisch spricht.
Ein kleines Häuschen am Pazifik, in dem wir gelernt haben, dass Zeit nicht wichtig ist und nur das Jetzt zählt. Ein Häuschen, in dem wir gelernt haben, dass Zuhause kein Ort ist. Es ist ein Gefühl.
Warum Panama? Weil es für uns als Vielreisende das schönste Land der Welt ist.
Komm mit uns nach Panama
Panama überwältigt uns. So sehr, dass wir dieses Land mit anderen Fotografen teilen wollen und die allererste Fotoreise nach Panama ins Leben gerufen haben. Wenn du Lust hast, mit uns und einer ganz kleinen Gruppe Fotobegeisterter durch Panama zu reisen – nachhaltig und achtsam –, die atemberaubende Wildnis der Abgeschiedenheit und die irren Kontraste Panamas zu erleben und zusammen mit uns zu fotografieren, komm mit auf unsere Fotoreise!
Alle Infos findest du hier: Fotoreise nach Panama