Wunderschön und besonders sind sie, die anmutigen Königspinguine auf Feuerland. Heimisch sind sie eigentlich auf den subantarktischen Inseln, eine kleine Gruppe verirrte sich jedoch vor einigen Jahren in das patagonische Feuerland. Schon als Kinder waren wir begeistert von den großen Pinguinen, konnten uns allerdings nie vorstellen, dass wir einmal die Chance haben könnten, sie in freier Wildbahn zu sehen. Während unserer Reise durch Patagonien war es dann so weit: Wir besuchten die einzige Königspinguinkolonie auf dem südamerikanischen Kontinent!

Heute, am 25.04., ist der Weltpinguintag. Welcher Anlass könnte also besser sein, um von der Königspinguinkolonie auf Feuerland zu berichten?

Feuerland ist riesig

Feuerland ist riesig, rau und karg. Chile und Argentinien teilen sich die wilde Inselgruppe am äußersten Südzipfel des südamerikanischen Kontinents, auf der es vor allem eines gibt: Eine schier unendliche Weite. Guanakos – die patagonischen Lamas – grasen hier zwischen riesigen Schafherden, ansonsten scheinen hier unten nur die Winde zu wohnen, die Patagonien unablässig umtosen.

Und doch lohnt es sich, Feuerland zu erkunden. Denn es birgt ein ganz besonderes Geheimnis, eines, das den meisten Patagonienreisenden verborgen bleibt: Hier, im äußersten Süden Südamerikas und am einzigen Ort außerhalb der antarktischen Inseln, lebt eine kleine Kolonie der anmutigen Königspinguine.

Ruta del Fin del Mundo - die Straße ans Ende der Welt auf Feuerland
Die Ruta del Fin del Mundo – Straße ans Ende der Welt – bringt uns zu den Königspinguinen auf Feuerland

Abgetrieben – die Königspinguine auf Feuerland

Im Jahr 2010 passierte auf Feuerland etwas Ungewöhnliches: Eine kleine Gruppe Königspinguine, sonst nur heimisch in der Subantarktis, strandete in einer Bucht auf Feuerland. Abgetrieben durch die starken Stürme der Drake-Passage, hatte die Gruppe offenbar keine Möglichkeit, auf ihre weiter südlich liegenden Heimatinseln zurückzukehren und fand ein neues Zuhause in einem für uns unwirtlich-rauen, für sie aber sogar eher milden Klima: Sie bezogen die Bahía Inutil – die „Nutzlose Bucht“ im chilenischen Teil Feuerlands.

Königspinguin beim baden in Patagonien, Chile

Im für sie milden Klima und der fischreichen Region Feuerlands überlebten die Königspinguine – waren nun aber mit Gefahren konfrontiert, die sie nicht kannten. Touristen kamen und nutzten die zutraulichen Pinguine, die am Land keine natürlichen Feinde kennen, für Selfies. Noch teurer kam den Königspinguinen ihre Zutraulichkeit gegenüber den Füchsen zu stehen: Anstatt ins Meer zu fliehen, begegneten die Pinguine ihrem unbekannten Fressfeind mit Neugier.

Acht Pinguine

Auf acht Königspinguine wurde die neue kleine Kolonie auf Feuerland dezimiert, als eine Anwohnerin und ein Biologe beschlossen, die Tiere zu schützen und die Kolonie zu erhalten. Verschiedene Forscher schlossen sich an und so gelang es, sowohl übergriffige Menschen als auch Füchse fernzuhalten und die Gruppe zu stabilisieren. Im Jahr 2013 gab es den ersten großen Erfolg: Die erste Königspinguinküken schlüpften in der Bahía Inutil, der „Nutzlosen Bucht“ auf Feuerland!

Königspinguinkolonie auf Feuerland

Königspinguine pflanzen sich langsam fort – ein Brutzyklus dauert 14 Monate, die Tiere können also nicht jedes Jahr Junge großziehen. Dementsprechend langsam verläuft die Vergrößerung der Kolonie, die mittlerweile aber wieder auf etwa 100 Tiere angewachsen ist. Ein riesiger Erfolg!

Königspinguine auf Feuerland

Mittlerweile gehören die flauschigen dunklen Küken zum gewohnten Anblick der feuerländischen Königspinguinkolonie. Neun Monate lang werden sie von den Eltern umsorgt, gefüttert und beschützt. Erst nach etwa einem Jahr wechselt das Junge sein Federkleid zum Erwachsenengefieder, danach löst es sich von seinen Eltern und wird selbstständig. Bis zur eigenen Geschlechtsreife dauert es aber noch zwei weitere Jahre.

Kolonie der Königspinguine mit ihren Jungtieren auf Feuerland

Die Königspinguine Feuerlands sind größer und schwerer als ihre Artgenossen auf den antarktischen Inseln. Die Fischbestände vor der einst so Nutzlosen Bucht sind reich, die Tiere wohlgenährt. Und so erreichen sie eine Körperhöhe von fast einem Meter und ein Gewicht von bis zu 16 Kilogramm.

Um die Pinguine vor den Menschen zu schützen, ist es glücklicherweise längst nicht mehr möglich, sie anzufassen und Selfies mit ihnen zu machen. Die Forscher definieren einen genauen Bereich, auf den sich die wenigen Besucher, die es hier in die raue karge Bucht fernab jeder menschlichen Zivilisation zieht, den Pinguinen nähern dürfen. Getrennt ist der Beobachtungsplatz von der Kolonie durch einen Fluss, der als natürliche Barriere dient.

Dieses Jahr passierte aber etwas, das die Forscher nicht kommen sahen: Eine kleine Gruppe Pinguine überquerte ihrerseits den Fluss, wahrscheinlich aus Neugier an den Menschen. „Offenbar beschließen sie gerade, hier, direkt am Beobachtungsposten, zu brüten“, sagt Rodrigo, der aufpasst, dass die Menschen, die jetzt näher an die Pinguine herankommen, sich besonders ruhig und unauffällig verhalten. „Unsere Biologin glaubt, dass sie ein besonderes Interesse an den Besuchern haben.“

Vier Königspinguine streiten sich. Pinguinkolonie auf Feuerland in Patagonien

Die Forscher ihrerseits haben ein besonderes Interesse daran, die Pinguine zu schützen, und so ziehen sie neue Leinen, um den Abstand wieder zu vergrößern. Aber die Pinguine folgen. „Es ist verrückt“, sagt Rodrigo. „Je lauter und auffälliger die Menschen sind, desto näher scheinen die Pinguine kommen zu wollen.“

Ein Geschenk der Natur

Als Fotografen sind wir froh um jeden Zentimeter, den wir näher an den majestätischen Tieren dran sind. Noch froher sind wir allerdings über die Bestrebungen der Menschen vor Ort, Feuerlands Königspinguine unbedingt zu schützen.
Und so beobachten wir sie so fern und gleichzeitig so nah, wie es die Forscher und die Pinguine zulassen. Merken den eiskalten Wind kaum noch, der an unseren Teleobjektiven und Jacken reißt und können nicht genug bekommen, das Sozialverhalten der Tiere zu beobachten, die sich gegenseitig putzen und zu liebkosen scheinen, ihre Jungen füttern, auf dem Bauch schlafen oder zum Schwimmen und Jagen im Meer verschwinden.

Die ehemals so nutzlose Bucht, was für ein Glück, dass sie hier war. Was für ein Glück, dass die Anwohnerin, Cecelia Durán, und der Meeresbiologe Alejandro Kusch vor vierzehn Jahren beschlossen haben, die verirrte Kolonie vor allem, was sie bedroht, zu schützen.

Die nutzlose Bucht Feuerlands, sie war ein Geschenk für die Königspinguine. Die Königspinguine, die jetzt auch in Patagonien heimisch sind.

Königspinguin Infos

Nach dem Kaiserpinguin, der ausschließlich in der Antarktis vorkommt, ist der Königspinguin die zweitgrößte der 18 Pinguinarten weltweit. Von anderen Pinguinarten kann er sofort durch seine Größe von knapp einem Meter unterschieden werden, vom verwandten Kaiserpinguin ist er unterscheidbar durch seine klarer abgegrenzten, leuchtender gelborangen Gefiederpartien.

Königspinguine erkennen sich untereinander an ihren Rufen, auch ihre Küken finden die Pinguine in den teilweise riesigen Kolonien, die aus mehreren Zehntausenden oder gar Hunderttausenden Tieren bestehen können, durch ihre Rufe wieder. Die Vögel leben während eines Brutzyklus (14 Monate) streng monogam. Beide Elternteile bebrüten das Ei abwechselnd in einer Hautfalte, während der andere auf Futtersuche ist. Die Brut dauert 55 Tage. Auch in der Aufzucht wechseln sich die Eltern ab, das Küken löst sich erst nach etwa 13 Monaten von den Eltern. Königspinguine werden bis zu 20 Jahre alt.

Königspinguinkolonie auf Feuerland

Königspinguine ernähren sich von Fischen, Krill und Tintenfischen und tauchen bei ihrer Nahrungssuche bis zu 100 Meter tief. Sie machen bis zu 150 Tauchgänge am Tag, wobei sie durchschnittlich fünf bis sechs Minuten unter Wasser bleiben.

In der Subantarktis leben etwa 3 Millionen Königspinguine, der Bestand gilt damit wieder als stabil, allerdings gefährdet die kommerzielle Fischerei insbesondere um Südgeorgien die Bestände dort.

Von Archäologen wurden in Patagonien 6000 Jahre alte Knochen von Königspinguinen gefunden, die Menschen als Werkzeuge benutzt haben. Man geht daher davon aus, dass die Vögel bereits zu dieser Zeit einmal auf Feuerland lebten, bevor sie im Jahr 2010 zurückkehrten.

Fotoequipment für die Königspinguine auf Feuerland

Die Fotos in diesem Artikel haben wir mit der Canon R5 und dem Sigma 150-600mm F5-6.3 DG OS HSM Sports aufgenommen.

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Autor

Hi! Ich bin Jan. Fotograf, Reisejunkie und Mitbegründer von Lichter der Welt. Ich liebe ferne Länder genau so wie den Wald vor der Haustür. Jeden Tag neue Dinge zu sehen und zu erleben ist das, was mich am Reisen am meisten reizt. Als Coach und Fototrainer gebe ich regelmäßig mein Wissen an Fotobegeisterte weiter. Auf Lichter der Welt nehme ich dich mit auf unsere Reisen und teile meine Erfahrungen, Tipps und Inspirationen mit dir!

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