Wandern in den Dolomiten – ein Traum für Bergliebhaber und Fotografen, für Naturbegeisterte und Abenteurer.
Unsere Leserin und Gastautorin Ah-Young nimmt dich mit auf eine Reise in das beeindruckende UNESCO-Weltnaturerbe der Dolomiten. Mit ihren spektakulären Fotos stellt sie zwei Wanderungen durch steinige Gebirge und grüne Almen vor, die sich definitiv lohnen!
In diesem Beitrag
Die Dolomiten – ein Paradies für Wanderer
Mitten in Europa, in Südtirol, wo man Deutsch spricht, obwohl es zu Italien gehört, befindet sich das beeindruckende UNESCO Weltnaturerbe der Dolomiten. Die Gebirgsgruppe ist ein beliebtes Urlaubsziel vieler Deutscher, Schweizer – und in diesem Jahr auch Italiener. Wir treffen bei unseren Wanderungen unterwegs in den steinigen Gebirgen zwischen grünen Wiesen, Seen und Berghütten nicht nur Wanderer, sondern auch Kletterer und Mountainbiker. Die Dolomiten sind ein Traum für alle Bergliebhaber. Ohne Zweifel sind sie eine einzigartige Bergwelt mit spektakulären Aussichten und tollen Fotomotiven.
Wandern in den Dolomiten
Die Dolomiten sind eines der beliebtesten Wanderziele in Europa. Ihre unberührte Natur, die idyllischen Almlandschaften und die schroffen Gipfel ziehen Wanderer seit jeher in ihren Bann und laden gleichwohl zu Spaziergängen wie großen Mehrtages-Wandertouren ein. Durchzogen ist das Gebiet von zahllosen, gut markierten Wanderwegen, die zu klaren Bergseen oder auf riesige Gipfel führen, entlang malerischer Schluchten und zu atemberaubenden Aussichtspunkten.
Wandern in den Dolomiten ist abwechslungsreich, herausfordernd oder entspannt – und immer begleitet von einer traumhaft schönen Kulisse. Da das Wandern in den Dolomiten so beliebt ist, sind die bekanntesten Wanderwege – etwa der Rundweg um die Drei Zinnen – im Sommer teilweise schon sehr voll. Es empfiehlt sich daher, in der Nebensaison zum Wandern hierherzukommen – und Wanderwege auszuprobieren, die noch kaum bekannt sind! Zwei besonders schöne Wanderungen stelle ich dir in diesem Artikel vor!
Unsere Reise in die Dolomiten
Es ist Anfang September und wir reisen mit unserem Campervan von Ostbelgien über Bayern und Österreich in mehreren Tagesetappen nach Sexten. Sexten ist ein Dorf mitten im Naturpark Drei Zinnen, das nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter – geschichtlich so wie kulturell – einiges zu bieten hat und ein idealer Ausgangspunkt zum Wandern in den Dolomiten ist. Mehr Infos über Sexten findest du hier. Unser Ziel ist der Campingplatz Caravan Park Sexten, ein 5-Sterne-Campingplatz, mitten in der Natur gelegen, auf dem es zu den Stellplätzen auch Baumhäuser, Lodges, und ein Hotel mit Suiten, Appartements, Zimmern und Chalets gibt.
Auf unserem Campingplatz werden verschiedene Outdoor Aktivitäten angeboten und wir bekommen von einem Local Guide gratis wertvolle Wanderinfos und Insider-Tipps. Hierbei geht er individuell auf unsere auf Wandererfahrung, Fitness und Ausrüstung ein.
Wandern in den Dolomiten: Wanderempfehlung Drei Zinnen
Unser Local Guide Damian rät uns ab, den sehr bekannten und entsprechend beliebten Drei-Zinnen-Rundweg zu gehen, da dieser meist überfüllt ist. Wir nehmen daher früh morgens einen Shuttle Bus bis zum Parking Tre Crime und gehen von dort aus links den Wanderweg 105 Richtung Langalm. Die vielen anderen Touristen, die wir auf dem Parking treffen, gehen rechts zum Ausgangspunkt des Drei-Zinnen-Rundweges – und wir sind fast allein.
Wir starten unsere 12 km lange Wandertour auf ca. 2.200 m. Bereits nach wenigen Metern sehen wir die ersten beeindruckenden Bergpanoramen. Den ersten Teil der Wanderung sind wir ganz alleine. Wir wandern früh morgens im Schatten der Drei Zinnen, es ist recht frisch und wir sind froh über unsere windfesten Jacken und unsere Halstücher. Nach circa 1,5 Stunden können wir hinter einem Hügel links bereits die Langalm sehen.
An der Langalm angekommen, folgen wir dem Tipp unseres Guides und fragen wir bei einem Kaffee und einem selbstgebackenen Stück Kuchen nach dem Einstieg zu einem Wanderweg, der nicht ausgeschildert und daher menschenleer ist.
Tipp: Hier oben ist die Weite der Natur auf vielen Ebenen spürbar; es gibt keine Internetverbindung oder ein Kartenlesegerät, das heißt, du musst Kaffee und Kuchen in bar bezahlen.
Der „geheime“ Weg führt genau zwischen zwei ausgeschilderten Wegen hindurch und wir durchqueren die felsige Landschaft, ohne dass uns viele andere Wanderer begegnen. Ich habe also genügend Zeit in Ruhe mein Stativ aufzubauen und ein paar Fotos von der spektakulären Landschaft zu machen. Wir wandern an verschiedenen Seen vorbei, die ganze Zeit mit atemberaubendem Blick auf die einzigartige Bergwelt der Dolomiten und die Drei Zinnen. Obwohl sie heute etwas im Nebel stehen, sind wir beeindruckt von ihrer Größe und können auch zwei Seilschaften in der größten 2.999 m hohen Felswand entdecken.
Die Drei Zinnen Hütte
Gegen Mittag nähern wir uns der beliebten Drei Zinnen Hütte, die mit ihrem roten Dach bereits von Weitem gut sichtbar ist und die ich unterwegs natürlich längst fotografiert habe. Hier kreuzen sich einige Wanderwege und wir treffen jede Menge andere Wanderer. Die Hütte ist groß und entsprechend ist überall ein buntes Treiben.
Tipp: Wenn du oben an der Hütte angekommen bist, gehe rechts ein Stückchen weiter runter, dann siehst du zwei Seen, an denen du eine Pause abseits vom Trubel genießen kannst.
Nachdem wir eine Lunch-Pause gemacht haben, beginnen wir am Nachmittag den ca. 1.000 Höhenmeter Abstieg ins Fischleintal, das als “schönstes Tal der Welt” beworben wird. Mittlerweile wandern wir in der heißen Sonne und ich bin froh, dass wir bis heute Mittag im Schatten der Drei Zinnen gewandert sind. Wir nehmen den Wanderweg 102 und entdecken beim Abstieg zwischen der felsigen Landschaft immer wieder unterschiedliche Naturwunder. Jede Ecke, die wir weiter ins Tal absteigen, sieht anders aus und lässt uns eine völlig unterschiedliche Landschaft erblicken. Wir wandern immer weiter von den Drei Zinnen weg und hören in der Ferne irgendwo Wasser fließen. Zwischen den Tälern und Bergen schlängelt sich der steinige Abstieg und eine ganze Weile später können wir plötzlich hinter uns den schmalen Wasserfall sehen. Wir wandern ein Stückchen weiter auch an dem Bach vorbei, in den er mündet. Leider steht die Nachmittagssonne noch so hoch, dass es nicht möglich ist, hiervon schöne Fotos zu machen.
Der Abstieg im Nachmittag ist der anstrengendste Teil unserer Wanderung, es gibt viel Geröll und hohe Steinstufen. Wanderstöcke sind hier durchaus empfehlenswert, um Knie und Gelenke zu schonen. Mehr als an unsere Knie denken wir aber an das Naturschauspiel um uns herum: Die sich ständig wandelnde Landschaft und das Lichtspiel mit den Schatten, die die Berge um uns herum werfen, lässt uns regelmäßig anhalten, um Fotos zu schießen und einfach nur die Natur zu genießen.
Etwa 2 km vor dem Fischleintal kommen wir an der Talschlusshütte vorbei, die nicht nur einen Spielplatz, sondern auch eine große Terrasse bietet. Hier gönnen wir uns eine Pause und genießen ein kühles Getränk nach dieser tollen Wanderung. Die letzten 2 km gehen wir durch ein kleines idyllisches Tal auf einem schönen Weg entlang eines Baches. Hier treffen wir viele Spaziergänger mit Hunden, Fahrradfahrer und andere Wanderer. Wir können die ersten Hotels und Unterkünfte sehen und sind bald zurück im Dorf. Zurück an unserem Campingplatz sind wir froh, dass es hier einen tollen Sauna- und Wellnessbereich gibt, wo wir den Abend genießen und unsere Muskeln entspannen können.
Zusammenfassung der Drei-Zinnen-Wanderung
Dauer: 4:30 Stunden (wir haben mit Pause und Fotografieren circa 5:30-6:00 Stunden gebraucht)
Länge: 12,1 km
Höhenmeter: 170 m rauf, 1.030 m runter
Höchster Punkt: 2.400 m
Niedrigster Punkt: 1.470 m
Download GPS-Koordinaten der Drei-Zinnen-Wanderung
Wandern in den Dolomiten: Wanderempfehlung Bunkeranlage am Kreuzbergpass
Eine weitere Wanderung machen wir zusammen mit zwei sehr netten, aus Deutschland kommenden Urlaubern, die auch auf unserem Campingplatz übernachten und mit unserem Local Guide Damian. Das Ziel unserer Wanderung ist die Bunkeranlage am Kreuzbergpass. Wir starten an unserem Campingplatz und haben direkt einen ca. 1.000 m hohen Anstieg vor uns. Um uns herum sind viele hohe Bäume, wir wandern durch einen fast heimisch wirkenden Mischwald vorbei an leckeren Brombeeren. Eine Aussicht auf das Tal haben wir durch die hohen Bäume lange Zeit erstmal nicht. Auf den Bergen grasen friedlich zwischen den Felsen ein paar Alm Kühe, deren Glockengeräusch uns die ganze Zeit begleitet.
Wenn du dich am Gipfel rechts hältst und dann ein Stück weiter geradeaus gehst, gelangst du zum Eingang der bereits von außen beeindruckenden Bunkeranlage. Wir klettern ins Innere der Militärfestung. Die Gänge sind verwinkelt und feucht, es ist kalt und zugig. Damian erklärt uns, dass die Bunker hauptsächlich aus der Anfangszeit des Zweiten Weltkrieges stammen, als Italien noch nicht mit dem Deutschen Reich verbündet war und Mussolini aus Angst vor Angriffen rund ein Dutzend dieser Verteidigungsposition erbauen ließ. Die Konstruktion mitten in den Felswänden ist eindrucksvoll. Die Böden im Inneren sind gefliest, es gibt eine durchdachte Infrastruktur für Telefonverbindungen und Frischluft sowie ins Tal ausgerichtete Schießscharte.
Ein historischer Ort
Bereits während des Ersten Weltkrieges gab es hier in Sexten an den Dolomiten militärische Auseinandersetzungen. Überall zwischen den Felsen finden wir historische Gegenstände wie verrostete Konserven, Schrauben und anderes Metall. Sexten ist das einzige Dorf deutscher Sprache, das dem Österreichisch-Ungarischen Reich angehörte und sich im Ersten Weltkrieg an der Front befand. In der Alten Schule in Sexten gibt es eine permanente Ausstellung “Unvergessen”, die diese Geschichte dokumentiert.
Wir sind froh über unsere Stirnlampen, Regenjacken und dass wir dank Damian auch wieder hinaus finden aus den vielen gleich aussehenden und verwinkelten Gängen. Draußen angekommen machen wir eine gemeinsame Lunch Pause mit beeindruckendem Ausblick aufs Tal und das Dorf Sexten.
Der Abstieg führt uns an der Bunkeranlage vorbei über ein Feld aus Steingeröll und ein gutes Stück tiefer wieder in ein Waldgebirge zurück. Zwischendurch sehen wir immer wieder Teile von Mauern oder Seilbahnen, die zum Bau der Anlagen notwendig waren.
Wieder zurück an unserem Campingplatz angekommen, sind wir den Rest des Tages noch nachhaltig fasziniert von der beeindruckenden Bunkeranlage und ihrer historischen Geschichte. Da wir jetzt wissen, wo im Fels sie sich befindet, können wir die Bunkeranlage sogar von hier unten sehen.
Rund um den Kreuzbergpass gibt es jede Menge Wanderwege, welche an der Anlage vorbeiführen oder von denen du einen Blick auf die Anlage hast. Allerdings musst du wissen, wonach du im Fels Ausschau halten musst.
Zusammenfassung Bunkerwanderung
Dauer: 6:50 Stunden
Länge: 19,4km
Höhenmeter: 1.120 m rauf und 1.120 m runter
Download GPS-Koordinaten der Bunkerwanderung
Warum Wandern in den Dolomiten?
Laut Outdooractive führen insgesamt 5.374 Wanderungen, 414 Fernwanderwege, 28 Pilgerwege und 122 andere Routen durch die über 142.000 ha große Region der Dolomiten: Es ist ein Wandertouren-Paradies für Freizeitsportler und Aktivurlauber.
4 Punkte machen für mich das Wandern in den Dolomiten unvergleichbar:
- Gut markierte und unterhaltene Wanderwege: Wir treffen bei unseren Wanderungen durch die Dolomiten viele andere Wanderer und Aktivurlauber – aber keinen Müll auf den Wegen
- Es gibt in den Dolomiten viele Seilbahnen oder Shuttle Services und Parkplätze, die die Möglichkeit bieten, eine Wanderung weit oben zu starten und/oder den Abstieg zu vermeiden
- Du findest in den Dolomiten eine riesige Vielzahl an möglichen Wanderwegen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden je nach deiner Kondition und Ausrüstung
- Das Wichtigste: Die atemberaubenden Landschaften, die unberührte Natur und die kristallklaren Bergseen – und das mitten in Europa, fast vor der Haustür.
Rückreise
Am Ende unseres Wanderurlaubs in den Dolomiten sind wir traurig, als es wieder Richtung Heimat geht. Wir fahren in mehreren Tagesetappen über Meran, vorbei am Reschenpass und den Bodensee wieder nach Hause. Wir haben uns eindeutig in Südtirol und die tollen Landschaften der Dolomiten verliebt. Und für uns steht fest: Dolomiten, wir kommen wieder!
Unser Fazit zum Wandern in den Dolomiten
Die Dolomiten sind wirklich zu Recht ein beliebtes Urlaubsziel vieler Naturliebhaber und vielleicht eine der schönsten Wanderregionen Europas. Die Menschen hier sind sehr nett und vor allem hilfsbereit und wir hatten als Deutschsprachige (in unserem Falle Belgier) eher den Eindruck, in Österreich zu sein und nicht in Italien. Trotzdem haben die ebenfalls perfekt Italienisch sprechenden Südtiroler eine ganz eigene Kultur und Mentalität. Wohin du auch wanderst und nach dem Weg oder einer Info fragst, wirst du freundlich begrüßt und kommst schnell ins Gespräch. Tipps zum Wandern oder Essen bekommst du dadurch quasi überall.
Meine Buchempfehlung zum Wandern in den Dolomiten
„Die schönsten Touren und Fotospots in Südtirol” von Judith Niederwanger und Alexander Pichler
Das im Softcover gebundene, 283 Seiten dicke Buch enthält 45 Wanderungen quer durch Südtirol und die Dolomiten und Tipps für 20 besondere Plätze, die die Autoren besonders beeindruckt haben. Judith Niederwanger und Alexander Pichler sind für das Buch durch ihre Heimat gewandert und haben dabei deren Schönheit sowie die Liebe zum Wandern entdeckt. Die Touren sind sowohl für Einsteiger als auch für geübte Berggeher ausgelegt, für jeden ist etwas Passendes dabei. Eine tolle Inspiration und ein super Ratgeber mit vielen Tipps zum Wandern in den Dolomiten!
Die Informationen sind kurz geschrieben, du findest GPS-Daten der Startpunkte und Tipps für Fotospots auf den Wanderungen. Das Buch enthält viele tolle Fotos aus Südtirol und den Dolomiten im Speziellen zusammen mit EXIF-Daten und einfachen Fototipps zur Bildgestaltung. Mir gefällt die Einstellung der Autoren gut, dass sie darauf hinweisen, die einzelnen Fotospots nicht einfach abzufahren und dass die Umwelt und Natur selbstverständlich geschützt bleiben sollen.
“Die schönsten Touren und Fotospots in Südtirol“ auf Amazon ansehen
* Einige Links in diesem Artikel sind Affiliate Links. Das bedeutet, dass wir eine kleine Provision kriegen, wenn du etwas über diesen Link bestellst. Du hilfst uns damit, Lichter der Welt am Laufen zu halten, damit wir weiterhin Artikel wie diesen schreiben können. Für dich wird der Kauf dadurch natürlich nicht teurer! Alle Produktempfehlungen sind trotzdem unabhängig und spiegeln unbeeinflusst unsere Meinung und Erfahrung wider.