Freiheit.
Losfahren, dem Sonnenuntergang entgegen.
Nicht wissen, wo du heute Abend schlafen wirst.
In welcher Stadt du morgen bist.
Geht das?
Roadtrips sind Freiheit und Ungebundenheit. Trotzdem sind sie bei vielen vor allem für eins bekannt: lange, ausführliche Vorbereitung.
Roadtrips erfordern Recherche.
Eine durchdachte Routenplanung.
Das Zusammentragen vieler Informationen über viele Orte.
Informationen über schöne Strecken, über Unterkünfte, über mögliche Aktivitäten, Touren, stattfindende Events.
Wirklich?
Geht es auch anders? Kannst du einfach losfahren, ohne eine Ahnung wohin und was dich dort erwartet? Verpasst du dann nicht alles? Vergeudest deine Zeit an langweiligen Orten?
Wir haben es getan. Sind losgefahren in eine Gegend, in die wir nie wollten. Und es war eine der schönsten Reisen, die wir je gemacht haben.
Hier gelangst du zu den 5 Vorteilen einer völlig ungeplanten Spontanreise – von denen auch wir nie gedacht hätten, dass es sie gibt.
Als wir nach Frankreich fuhren, weil wir nicht wussten, was wir sonst tun sollten
Roadtrip durch die Provence und entlang der Côte d’Azur
Manchmal läuft alles schief.
Wir hatten uns ewig auf den April gefreut. Endlich war es da: Unser neues Auto, der langersehnte Mazda MX5, ein echter Roadster. Ein Spaßauto für das Reisen mit wenig Gepäck, für Roadtrips durch Europa, ein Auto für Lebensfreude und Freiheit. Jetzt fehlte nur noch eins: der Roadtrip.
„Wenn der MX5 da ist, fahren wir nach Italien“, hatten wir uns versprochen. In den mediterranen Frühling, über kurvige Landstraßen, die Sonne auf unserer Haut. Wir wollten nach Südtirol, in die Toskana, natürlich nach Verona und Venedig.
Im Mai beginnt die Hochzeitssaison und damit unsere Hauptarbeitszeit, wir hatten etwa 10 Tage Zeit, vorher noch einmal dem Alltag zu entfliehen, fremde Orte kennenzulernen und herrliche Landschaften zu fotografieren.
Unsere Taschen waren gepackt, die Route ausgearbeitet, die Kamera im Kofferraum verstaut, als uns auffiel, dass es schneite. Schnee, in Frankfurt. Im April.
Im Radio frohlockte ein Sprecher der alpinen Tourismusbranche über minus zwölf Grad und zwanzig Zentimeter Neuschnee – in wenigen Stunden. Egal, dachten wir. Wir wandeln die Route ab. Erst als wir eigentlich schon unterwegs waren, wurde uns wirklich klar: Egal, wie wir auch fahren würden: Nach Italien müssen wir über die Hochalpen – im Cabrio, mit Sommerreifen. Auch die Wettervorhersage für Italien selbst war frustrierend: einstellige Temperaturen und Schneeregen für die nächsten zwei Wochen. Wir waren ernüchtert.
Generell buchen wir fast nie Unterkünfte oder Aktivitäten vor und so hatten wir immerhin keinen finanziellen Ausfall, aber doch: War es das jetzt? Endete unser Roadtrip vor der Haustür, weil das Wetter schlecht war?
Auf einen Winter-Urlaub hatten wir beide keine Lust mehr. Wir wollten Sonnenbrillen tragen, keine Winterjacken, endlich Cocktails trinken statt heißer Schokolade.
Ohne viel Hoffnung versuchten wir in der Wetter-App diejenigen Gebiete Europas auszumachen, die von diesem riesigen Tief, das über uns festhing, verschont blieben. Es gab nur eins.
Gut gepflegte Vorurteile: „Wir wollen nicht nach Frankreich“
„Wir wollen nicht nach Frankreich“ war das zentrale Credo in unseren Köpfen, als wir das arme neue Auto durch den Schneematsch-Chaos-Verkehr durch Darmstadt und in Richtung Saarland manövrierten. Wir können kein Französisch, waren vor hundert Jahren mal in Paris und es war doof, die Franzosen mögen uns nicht und essen komische Sachen. Außerdem hatten wir keine Ahnung von dem Land und wussten nicht, wo wir hinwollen.
Mehrmals waren wir kurz davor umzukehren.
Die französische Landschaft hinter der Grenze war hauptsächlich langweilig, dafür aber wenigstens schneefrei. Wir waren schlecht gelaunt und „wussten schon, warum wir nicht nach Frankreich wollten.“
Unsere erste Unterkunft war ein katastrophales Motel in Dijon. Vielleicht ist das jetzt ein bisschen zu erzwungen, dachten wir. Vielleicht muss man sich doch zumindest ein paar Minuten mit dem Land beschäftigen, in das man reist. Vielleicht hätten wir noch einen Flug auf die Balearen bekommen und hätten fünf Tage an einem Pool rumhängen können.
In Lyon beschlossen wir, mit dem Jammern aufzuhören. Obwohl wir noch immer keine Ahnung hatten, wo wir hinwollten, markierte dieser Moment für uns den eigentlichen Beginn unserer Reise. Wir verließen die großen Straßen und trauten uns, endlich das Verdeck zu öffnen. Deswegen waren wir losgefahren, oder? Freiheit und Lebensfreude.
Wir spürten die Sonne auf unserer Haut, der warme Frühlingswind wehte uns um die Ohren. Mit unserer Laune hatte sich plötzlich auch die Landschaft um uns herum verändert. Wie im Bilderbuch standen die Zypressen um die einzelnen ockerfarbenen Häuschen, Blumen rankten über Mauern. Auf einmal genossen wir es, einfach da zu sein.
Vielleicht hast du nur vergessen, dass du hier schon immer mal hinwolltest.
Der Traum von der Camargue
Es war ein Schild mit dem Aufdruck „Rhône“, was Sina daran erinnerte, dass sie als Kind von den weißen Wildpferden in der Camargue geträumt hatte. Die Bilder der galoppierenden Herden durch das Rhône-Delta, der schwarzen Stiere und rosa Flamingos waren plötzlich so dominant, dass wir unser erstes konkretes Ziel hatten: Der Naturpark Camargue an der Küste der Provence südlich der alten Römerstadt Arles.
Keine Ahnung zu haben, wo du eigentlich hinfährst, hat einen entscheidenden Vorteil: Du hast keine Erwartungen.
Vielleicht kennst du das: Du willst einen Ort schon lange unbedingt mal besuchen, malst dir seine Großartigkeit in deinem Kopf aus und bist dann einfach nur enttäuscht. Uns ging es mit Paris so. Mit Los Angeles. Ein Stück weit vielleicht mit Barcelona. Und viele berichten es von Venedig.
Wenn du aber keine Erwartungen hast, keine durch Medien oder Berichte vollkommen überzeichneten Bilder in deinem Kopf, ist es unmöglich, enttäuscht zu werden. Du bist offen für das Erlebnis, für die Stadt, die Gegend, weil du nicht weißt, wie sie „sein sollte“. Was spricht dagegen, einfach so loszufahren, ohne vorher Reiseführer gewälzt zu haben, ohne zu wissen, was dich am Zielort vielleicht, im besten Fall, unter besten Bedingungen eventuell erwarten könnte?
Außer, dass es in der Camargue weiße Wildpferde geben sollte, wussten wir nichts darüber. Natürlich dachten wir nicht daran, dass wir ohne geführte Tour jemals eine Wildpferdeherde sehen würden – wenn es sie denn überhaupt gab. Und dieses Nichtwissen bescherte uns schon jetzt am zweiten Tag eines der großartigsten Erlebnisse unserer Reise: Als wir auf der leeren kleinen Straße in Richtung Küste fuhren, tauchte plötzlich eine Herde weißer Pferde auf, die durch die Gras- und Wasserlandschaft direkt neben der Straße galoppierte. Völlig erstaunt hielten wir mitten auf der Straße an und beobachteten die Tiere, bis sie wieder in der Natur verschwanden. Ein absolut einmaliger und magischer Moment, den wir wohl nie vergessen werden.
Saintes-Maries-de-la-Mer, dem Örtchen, in dem wir in der Camargue übernachteten und das hauptsächlich für seine Wallfahrten bekannt ist, merkten wir an, dass es stark auf Tourismus ausgelegt ist. Glücklicherweise war ja aber keine Saison und so wirkte das wunderschöne Dorf romantisch-verschlafen. Neben der imposanten Wehrkirche von Saintes-Maries-de-la-Mer, von deren Dach du einen tollen Ausblick über den Ort und das Meer hast, haben uns besonders die weißen Häuschen und die schönen Sandstrände, die die Stadt umgeben, begeistert. Endlich kamen wir auch mental an der Côte d’Azur an.
Wir verbrachten unsere Zeit mit Spaziergängen durch die Landschaft und an den Hafen, in kleinen Cafés und im Sonnenuntergang am Strand. Als wir durch die Gassen des Örtchens gingen, waren wir zum ersten Mal wirklich froh, dass der Wintereinbruch uns einen Strich durch unsere Italien-Reise gemacht hatte. Niemals wären wir sonst nach Südfrankreich gefahren. Warum eigentlich nicht? Bisher war sogar das Essen gut.
Wildpferde, Stiere und Flamingos prägen zurecht die Vorstellungen über die Camargue und sind hier wirklich nicht selten anzutreffen. So musst du wahrscheinlich keine Tour buchen, um auf die wilden Tiere zu treffen, sondern es genügt, bei einer Wanderung die Stille und Weite des Sumpflandes zu genießen und sicher kreuzen bald ein paar Einzeltiere oder gar eine Herde das Bild. Da wir nie vorhatten, auf unserer Reise Wildtiere zu fotografieren, hatten wir nicht mal ein Tele-Objektiv dabei, aber einige Tiere waren so nah, dass sogar das für Landschaften gedachte Weitwinkel-Objektiv ausreichend für ein paar schöne Bilder war.
Eine schöne Möglichkeit für eine Auszeit ist eine Wanderung zu Fuß oder mit dem Fahrrad von Saintes-Maries-del-Mer zum Leuchtturm La Gacholle. Hier kannst du wunderbar die Seele baumeln lassen und die unvergleichlich schöne Farbpracht der blau-grünen Landschaft mit den bunten Tieren genießen.
„Saint-Tropez ist sicher gar nichts für uns“
Nach unseren einmaligen Erlebnissen in der Camargue setzten wir unsere Reise durch die Provence fort. Wir umfuhren Marseille durch herrliche grüne Landschaften und vorbei an ockerfarbenen Dörfchen auf dem Weg nach Saint-Tropez, was uns beiden hauptsächlich aus Partyerzählungen bekannt war und von dem wir uns nicht viel versprachen. Da Sina Geburtstag hatte, gönnten wir uns eine supersüße Unterkunft auf einem Hügel nördlich der Stadt, deren Besitzerin uns in perfektem Englisch begrüßte. Das Zimmer war herrlich individuell und liebevoll eingerichtet und im Nachhinein haben wir uns gewünscht, mehr Zeit in dieser Stadt verbracht zu haben.
Über Saint-Tropez wussten wir, dass es von Kunst geprägt, sehr reich, sehr versnobt, sehr voll und sehr nachtlebenlastig sein sollte. Wir hatten viel erwartet, aber nicht den kleinen Hafenort mit den wunderschönen kleinen Gassen, den wir hier entdeckten. Wahrscheinlich lag es daran, dass wir außerhalb der Saison reisten, aber Saint-Tropez war wohl der Ort, der uns auf unserer Reise am meisten überrascht hatte und für uns ein grandioses Beispiel, dass du dir immer selbst vor Ort eine Meinung bilden musst, um wirklich eine zu haben. Auch hier waren wir froh, unsere Reise nicht vorgeplant zu haben, denn Saint-Tropez hätte es sicher nicht auf unsere Reiseroute geschafft – einfach weil wir nicht gedacht hatten, dass es uns gefallen könnte.
Saint-Tropez hat weniger als 4400 Einwohner, aber jährlich mehrere Millionen Touristen. Wir empfehlen dir, diesen besonderen Ort unbedingt außerhalb der Hauptsaison zu besuchen. Dann erwartet dich eine wunderschöne charmante Altstadt mit gepflegten Gassen, in denen Blumen und Olivenbäume wachsen und die herrlich zum Flanieren entlang der vielseitigen Künstlerateliers einladen. Essen kannst du statt in den teuren Cafés und Konditoreien am Hafen auch wunderbar beim Baguette- oder Crêpes-Wagen zwei Straßen weiter. Alles in der Stadt ist fußläufig erreichbar und so kannst du dein Auto getrost am Hotel oder in einem der Parkhäuser stehen lassen und den Charme dieses berühmten Dorfes zwischen Luxusjachten, Designerläden, alten Häusern und urigen Cafés zu Fuß erkunden.
Es empfiehlt sich, durch die kleinen Gassen bis hoch zur Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert zu laufen, von wo aus du einen wunderschönen Blick über die Dächer und den Golf von Saint-Tropez bis zu den gegenüberliegenden Hafenstädten hast. In der Zitadelle selbst befindet sich das Museum „Musee de la Citadelle“, das mit Ausstellungsstücken mehrerer Jahrhunderte über die Seefahrt der Côte d’Azur berichtet und besonders für Kinder sehr interessant ist.
Wenn du noch Zeit hast, solltest du dir nach einem Bummel durch Saint-Tropez unbedingt noch die farbenfrohe Planstadt Port Grimaud ansehen, die in unmittelbarer Nähe gelegen ist. Nach dem Vorbild Venedigs wurden hier kunstvoll Wohngebäude über Kanäle gebaut, was viele Besucher anlockt und seinen ganz eigenen Charme versprüht.
Wir sind keine geborenen Stadtmenschen und so konnten uns die großen französischen Küstenstädte wie Cannes und Nizza nicht dazu überzeugen, hier länger als einen Tag zu verweilen. Obwohl die Strandpromenaden beider Städte sehenswert sind und wir eine schöne Zeit hatten, den alten Boccia-Spielern zuzusehen und herrliche Baguettes mit Einheimischen zu essen, fuhren wir nach einem kurzen Abstecher in die französischen Alpen weiter nach Monaco.
Auf der Straße zwischen Nizza und Monaco finden sich mehrere Parkbuchten, an denen du unbedingt anhalten und den Blick über die Küste genießen solltest. Außerdem gibt es an einem unscheinbaren Imbiss-Stand auf der M007 oberhalb von Villefranche-sur-Mer in einer dieser Parkbuchten die absolut besten Baguettes, die wir je gegessen haben.
„Wenn wir schon mal hier sind“: Monaco
Das Fürstentum an der Côte d’Azur ist sicherlich keine Schönheit, aber nicht zuletzt wegen seines Inbegriffes von Luxus und Reichtum eine Reise wert und so war es auch für uns klar, dass wir einen Abstecher in diese Stadt machen.
Neben Luxus wird Monaco vor allem durch eines bestimmt: absoluten Platzmangel. Monaco hat die höchste Bevölkerungsdichte aller Staaten weltweit, welche dazu führt, dass Gebäude stark in die Höhe gebaut werden, während immer mehr Straßen unter die Erde verlegt werden. Wenn du in Monaco das Flair einer südfranzösischen Küstenstadt erleben oder gemütlich eine Strandpromenade entlangschlendern möchtest, bist du hier falsch. Was du hier allerdings definitiv so kompakt wie sonst wohl fast nirgendwo auf der Welt erleben kannst, ist Luxus, Reichtum und Mondänes.
Während die Yachten im Hafen von Saint-Tropez schon beeindruckend sind, übertreffen die Yachten in Monaco diese Ausmaße um Längen. Luxusyachten mit weit über 100m Länge sind hier keine Seltenheit und so bietet ein Spaziergang um den Hafen allerhand Eindrücke in das, was man sich aktuell für Geld so kaufen kann. Auch Liebhaber teurer und schneller Autos kommen in Monaco voll auf ihre Kosten. Es lohnt sich, das Geld für einen Cocktail in einer Bar am Hafen oder im Café am Casino zu investieren und den Irrsinn des grenzenlosen Reichtums in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Im Stadtteil Monte-Carlo befindet sich das weltberühmte Casino mit seiner beeindruckenden Architektur. Schon die Lobby, die du übrigens auch in Straßenkleidung betreten darfst, ist prunkvoll hergerichtet; willst du dein Glück im Spiel versuchen, ist Anzug und Krawatte allerdings Pflicht.
Ein weiteres bekanntes Bauwerk Monacos ist der Fürstenpalast, der sogenannte Palais du Prince. Die Residenz des Fürsten ist auf einem Hügel gelegen, den du zu Fuß in etwa 15 Minuten erreichst und von wo aus du eine herrliche Aussicht über die Stadt und den Hafen genießen kannst.
Kurz nach unserem Aufenthalt in Monaco fand dort das große Formel-1-Rennen statt, weswegen die ganze Stadt und die Rennstrecke – die mitten durch diese hindurch führt – bereits dafür hergerichtet waren. Da die Rennstrecke einen Großteil des Straßennetzes in Monaco beansprucht, ist es nicht möglich, sie wochenlang abzusperren, weswegen sie in den Tagen vor dem Rennen noch für jedermann freigegeben ist. Für Jan als Formel-1-Fan war es eine große und völlig unverhoffte Freude, die ihm aus Simulatoren so gut bekannte Strecke ganz unverhofft im echten Leben abzufahren. Ein wenig fühlten wir uns fast prominent, als plötzlich auch wir mit unserem Roadster vor dem Casino von den schaulustigen „Car Chasern“ fotografiert wurden. Eine ganz neue Art, sich auf Touri-Bilder zu schleichen! Heimlich grinsten wir hinter unseren Sonnenbrillen in uns hinein, als wir die verrückte Stadt verließen, die irgendwie nicht so richtig zum Rest der französischen Küste passt und gerade deswegen so sehenswert ist – zumindest für ein paar Stunden.
Oh. Muss ich erwähnen, dass wir zwei Tage später zurückkamen, um die Formel-1-Strecke noch einmal zu fahren, vielleicht dieses Mal ein bisschen schneller?
Überraschungen in der herrlichen Landschaft Südfrankreichs
Wenn du außerhalb der Hauptsaison nach Südfrankreich fährst, empfehlen wir dir auf jeden Fall, die Küste entlang zu fahren, denn im Gegensatz zum Hochsommer, in dem sich hier angeblich ein Auto ans andere reiht, ist die Küstenstraße im Frühjahr angenehm leer und einfach wunderschön. Von verschiedenen Parkplätzen aus hast du einen herrlichen Blick über das Meer und die Küstenstädtchen, übernachten kannst du in vielen kleinen individuellen Pensionen – auch ohne Französischkenntnisse, auch wenn das zuerst oft nicht so scheint 😉 Vermeide unbedingt den Feierabendverkehr in den Großstädten, dann ist die knapp 300 km lange Fahrt von Marseille nach Menton an der italienischen Grenze eine tolle Möglichkeit, entspannt und mit kurzen Fahrtzeiten beeindruckende Landschaften und Städte zu erkunden und viele verschiedene Eindrücke zu sammeln.
Nach fünf erlebnisreichen Tagen an der Côte d’Azur beschlossen wir, die Städte hinter uns zu lassen und die Provence zu erkunden. Während die südfranzösische Küste als mondän gilt, als teuer und luxuriös, scheint die direkt dahinterliegende Provence eher das Gegenteil zu sein: ruhig und gediegen scheint sie, irgendwie erwachsener und älter.
Nur wenig Internetrecherche von unterwegs war nötig, um unsere Route für die nächsten zwei Tage zu planen, die uns durch malerische Städtchen wie Roussillon und Gordes und zu den farbenfrohen Ockerbrüchen bei Rustrel führte, die grandiose Fotomotive bieten.
Ohne Recherche, sondern tatsächlich ganz zufällig kamen wir dann durch den Parc naturel régional du Verdon zur atemberaubenden Verdonschlucht. Wir geben zu, dass wir zu Beginn unserer Reise nichts von der Existenz des 21 km langen und 700 m tiefen Canyons geahnt hatten. Wir schämten uns zwar für unser Nichtwissen, freuten uns aber riesig über die großartige Überraschung dieser Landschaft, die ein ungeahntes Highlight unserer Reise war.
Tief unten in der grauen Verdon-Schlucht schlängelt sich der türkisfarbene Fluss entlang, der der Region ihren Namen gibt. Auf der Straße um den Canyon, die bei Motorradfahrern sehr beliebt ist, befinden sich immer wieder Aussichtspunkte über die gigantische Schlucht, an denen du toll fotografieren kannst. Auch das Wandern entlang der zahlreichen ausgeschriebenen Wanderwege ist ein unvergessliches Erlebnis.
Verbring deine Lebenszeit nicht auf der Couch
Nicht trotz, sondern wegen unserer spontanen Umentscheidung und der komplett fehlenden Vorbereitung, verbrachten wir in Frankreich einige der schönsten Tage des Jahres.
Du hast spontan zwei Tage frei und siehst dich nun gezwungen, diese auf der Couch zu verbringen? Du hast keine Zeit, eine kleine Unternehmung zu planen und erst recht keine Reise? In deiner Gegend gibt es sowieso nichts, wo es sich lohnen würde, hinzufahren?
Die Antwort auf die Frage, wie du ohne eine Minute der Planung einen unvergesslichen Roadtrip erlebst, ist leicht:
Steh auf.
Packe einen Rucksack mit ein paar Klamotten und fahr los.
Egal wohin.
Verlasse die Autobahnen, fahre abseits von großen Straßen. Halte an, wo es schön ist. Mache Fotos. Genieße die Natur. Folge Straßenschildern mit interessanten Orten. Geh in interessante Gebäude. Rede mit Menschen. Erkunde die Umgebung. Ja, du wirst was verpassen. Vielleicht fährst du an einem tollen Ort oder einem großartigen Fotospot nur 100 Meter vorbei. Aber viel mehr verpasst du, wenn du zu Hause bleibst. Genieße deine Freiheit, und dass du mangels „Must Sees“ überhaupt nichts musst, sondern tun und lassen kannst was du willst. Wenn es langweilig ist, fahr weiter. Höre laute Musik. Geh in ein tolles Restaurant.
Schleswig-Holstein soll echt langweilig sein? Belgien hältst du für das uninteressanteste Reiseland der Welt? Du wolltest noch nie in den Bayerischen Wald? Mit Tschechien verbindest du überhaupt nichts? Fantastisch! An all diese Ziele hast du keine Erwartungen, weswegen du nur gewinnen kannst!
5 Vorteile einer absolut ungeplanten Spontanreise:
1. Wir sehen und erleben fast jeden Tag die gleichen Dinge. Spontan wegzufahren statt ein Wochenende auf der Couch zu verbringen, bereichert dein Erleben und bringt dir ungeahnte Energie.
2. Ohne Vorbereitung siehst du mehr Dinge und Orte, die du normalerweise aussortiert hättest und von denen du nicht gedacht hättest, dass du sie magst. Du lernst so viel mehr Neues kennen.
3. Dadurch, dass du nicht an deinen Vorlieben festhalten kannst, entwickelst du dich weiter, entdeckst neue Seiten an dir. Deine Persönlichkeit wächst.
4. Du siehst Landschaften und Orte, von denen du nicht einmal geahnt hast, dass es sie gibt.
5. Du hast keine Erwartungen an dein Reiseziel und kannst nur gewinnen.
Sei spontan. Fahr los. Mach dich frei von den Gedanken, dass irgendetwas schiefgehen könnte. Du wirst dich noch in Jahren daran erinnern.
Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do.
So throw off the bowlines.
Sail away from the safe harbor.
Catch the trade winds in your sails.
Explore. Dream. Discover.
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4 Kommentare
Hi Ihr beiden,
Habe beim lesen mal 40 (!!!) Jahre zurückgetraeumt – da hatte ich sowas ähnliches gemacht. Mit 20. Heute will ich vorher wissen, wo ich schlafen werde. Habe Euren Bericht genossen.
Viele Grüße, Rainer
Sehr schöner Artikel und schöne Bilder aus deinem Roadtrip. Ich möchte auch einen Roadtrip unternehmen. Die Idee einen Fahrzeugverleih in Anspruch zu nehmen ist perfekt, da man so unabhängiger ist und weniger auf öffentliche Verkehrsmittel warten muss.
Habe mich die letzten Minuten mit euch „weggeräumt“ – vielen Dank😊
Hey Josefine,
wir freuen uns, dass dir der Artikel gefallen hat 🤗 Vielen Dank für deinen Kommentar!
Liebe Grüße
Sina