Bären in Alaska in freier Wildbahn beobachten und fotografieren – dieses Erlebnis steht bei vielen Naturfotografen weit oben auf der Wunschliste einzigartiger und unvergesslicher Fotomomente. Einen mächtigen Grizzly sehen, wie er mit der Tatze einen Lachs aus einem reißenden Fluss holt, inmitten der wilden Landschaft Alaskas… das wirkt fast wie aus einer anderen Welt. Auf unserer Alaska-Fotoreise haben sich dieses Jahr sechs Teilnehmer diesen Traum erfüllt und mit uns Bären in Alaska fotografiert. Komm mit uns in die Wildnis, komm mit uns zu Alaskas Grizzlys und Schwarzbären!

Mit dem Wasserflugzeug in die Wildnis

Es ist das erste Mal, dass wir mit einem Wasserflugzeug fliegen. Alaskas Straßen beschränken sich auf ein kleines Netz im Süden. Wer wirklich hinaus will in die Wildnis – dorthin, wo die Bären an türkisfarbenen Seen und rauschenden Wasserfällen Lachse fangen, wo man keinem anderen Menschen mehr begegnet und wo die Weite Alaskas fast körperlich spürbar wird – der heuert einen Piloten an und fliegt mit einem Buschflugzeug hinaus ins große Nichts.

Zehn Leute haben Platz in der kleinen „Otter“, sie reicht damit gerade so für unsere Gruppe, unseren Piloten und unseren Guide. Eineinhalb Stunden werden wir fliegen. Über Berggipfel und Gletscher, entlang wunderschöner Küstenlandschaften und endloser Wälder. „Es ist fast mehr ein Sightseeing-Flug als ein Transportflug“, verspricht Mike, unser Pilot. „Schon der Anflug ist ein unvergleichliches Erlebnis. Und dann, wenn ihr denkt, es wird nicht mehr besser, landen wir bei den Bären!“

Mike nimmt den Mund ganz schön voll, denke ich. Mit seinem typisch amerikanischen Enthusiasmus wählt er große Worte, doch seine echte Leidenschaft für das Fliegen und für Alaska ist unverkennbar. Über die Headsets sind wir während des Flugs in Verbindung. Er erklärt uns die Berggipfel, die unser kleines Flugzeug fast zu berühren scheint, schwärmt von den Seen und Wäldern unter uns. Und er fliegt zwei Extra-Kreise, als er tief unten im Ozean eine unerwartete Bewegung entdeckt. „Schaut mal genau hin – Belugawale!“ ruft er durch das knisternde Mikronfon. Belugwale aus dem Flugzeug. Wir müssen wohl alle zugeben, dass wir dieses Highlight so früh an diesem Morgen nicht erwartet hatten.

Bärenbeobachtung Lake Clark Nationalpark
Der Anflug über die malerischen Landschaften Alaskas ist der sensationelle Beginn unseres Tages bei den Bären

Eine Landschaft wie in einem Traum

„Dort werden wir landen“, erklärt Mike, gerade als wir den schönsten aller Seen überfliegen. Wie ein Juwel liegt er unter uns, strahlend türkis, eingebettet in ein wunderschönes grünes Tal zwischen gletscherbedeckten Bergen. Es ist fast zu kitschig, zu klischscheehaft für die Wirklichkeit. „Dort werden die Bären sein.“

Die Landung auf dem Wasser ist weich, viel weicher als auf einer Landebahn. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen. Wir sind Stunden entfernt von der nächsten Zivilisation, tief in der unberührten Natur des Nordens. Selbst, wenn wir keine Bären sehen, hätte sich dieser Flug gelohnt. Aber wir sehen Bären. In dieser Minute „Da ist doch ein Bär!“, ruft Sabine, eine unserer Teilnehmerin, und zeigt durch das Flugzeugfenster auf das Ufer am Fuße des gewaltigen Bergmassivs. „Seht ihr ihn?“

Und tatsächlich, den ersten Bären, den wir auf dieser Fotoreise sehen, sehen wir aus dem Flugzeugfenster. Ein Grizzly streift am Strand entlang, offenbar auf der Suche nach Lachsen. „Mike, wir müssen sofort aussteigen!“

Bären in Alaska am See
Die Szenerie wirkt wie aus einem Film. In wenigen Minuten werden wir auf der türkisen Wasseroberfläche landen

Die Bären Alaskas

„Ich heiße auch Mike“, sagt der alte Mann, der uns am Ufer begrüßt, und lacht. „Wenn ihr wollt, steigt direkt vom Flugzeug um aufs Boot. Ich glaube, wir können heute ein paar Bären sehen.“ Es ist kalt, es ist wunderschön, und vor lauter Aufregung auf die Bären haben wir gar keine Zeit, die Naturschönheit, in der wir uns befinden, wertzuschätzen. Haben alle ihre Teleobjektive auf den Kameras? Akkus voll, Karten leer? Die Einstellungen eingestellt, die wir gestern Abend besprochen haben? Ersatzakku griffbereit? Was hatten wir nochmal über den ISO gesagt? Wie weit werden die Bären weg sein? Los, ab aufs Boot. Lasst uns keine Minute verpassen!

Ausstieg aus dem Wasserflugzeug
Aus dem Wasserflugzeug geht es an den Strand und dann direkt auf unser Boot

Das „Boot“ ist eine Art Floß, sehr niedrig, sodass wir eine gute Foto-Perspektive haben. Die Sitze sind bequem, eigentlich sind es Sessel, und sie lassen sich in alle Richtungen drehen. Perfekt für Fotografen. Eigentlich war ausgemacht, zu Fuß nach den Bären zu suchen, aber es befinden sich gerade viele am Seeufer, daher ist das kleine Boot ideal. Wir kommen dichter ran. Haben die perfekte Perspektive. Es könnte nicht besser sein.

Der erste Grizzly, den wir sehen, ist eine Bärenmutter mit zwei Jungen. „Das sind Junge aus diesem Jahr“, erklärt Mike, der Bootsführer. „Wahrscheinlich sind sie im Mai oder Juni geboren, vielleicht drei Monate alt.“ Wir sind fassungslos, wie nah wir an die Bären herankommen. Wie weit sind sie entfernt, 30 Meter? 20? Unsere Anwesenheit scheint sie nicht zu stören, sie würdigen uns keines Blickes. „Sie fressen sich fett für den Winter. In ein, zwei Monaten gehen sie in den Winterschlaf. Da brauchen sie jedes Gramm Fett, das sie kriegen können. Und in diesem See wimmelt es gerade von Lachsen.“

Die Lachse sind der Grund, warum wir hier sind. Jedes Jahr kehren sie zu Millionen zu ihren Laichplätzen zurück, um dort ebenfalls zu laichen und anschließend zu sterben. Die Lachswanderung ist eines der interessantesten Phänomene und Naturschauspiele in der Tierwelt. Hunderte, teils sogar Tausende Kilometer legen die Fische über mehrere Monate zurück, um dorthin zu gelangen, wo sie vor einigen Jahren geboren wurden. Sie schwimmen durch das Meer, durch Flüsse und Seen. Und ziehen unzählige Raubtiere an, die an den Ufern auf den reich gedeckten Gabentisch warten und für ein dickes Fischgericht nur die Krallen ausstrecken brauchen. Adler, Otter, Seelöwen, Robben, Bären. Es ist ein Spektakel. Und die jungen Bären erleben diese für sie fetteste Zeit des Jahres gerade zum allerersten Mal.

Zum Fotografieren in Alaska

Sechs Teilnehmer sitzen mit uns auf dem Boot, ihre Kameras glühen. Drei Frauen und drei Männer aus Deutschland und der Schweiz sind dabei auf unserer allerersten Alaska-Fotoreise. Sie waren schon mit uns in Patagonien oder dem Südwesten der USA oder haben schon mit uns in den Tropen Panamas Tiere fotografiert. Die neuen Fotoreiseziele kündigen wir zuerst unseren Stammkunden an, und sie waren sofort Feuer und Flamme. Alaska? Ja! Bären beim Lachsfischen fotografieren? Otter? Adler? Wale? Elche? Ja! Und nun sitzen wir hier zusammen am anderen Ende der Welt, vergessen wie kalt es ist und wie schwer unsere Teleobjektive sind, während die Bärenjungen durch das Wasser springen und sich um einen für sie viel zu großen Lachs streiten. „Hierfür hat sich die Reise schon gelohnt“, sagt eine. „Dieser Moment war schon die ganze Anreise total wert!“

Bärenjunge mit Lachs

Stundenlang fotografieren wir. Fotografieren, schauen, beobachten und genießen. Gekonnt steuert Mike das Boot immer genau in Laufrichtung der Bären, nie zu weit weg für unsere Kameras, nie so dicht dran, dass die Bären gestört wären. Manchmal rennt die Mutter auf uns zu, dann prescht der riesige Grizzly durch das Wasser und die Tropfen fliegen uns fast auf die Objektive. Ihre mächtigen Tatzen schlagen in das Wasser. Manchmal in das Nichts, manchmal kommt sie mit einem Fisch wieder hervor. Uns? Beachten die Bären nie. Wir fühlen uns, als wären wir für sie völlig unsichtbar. 

Bären in Alaska fotografieren

21 Bären

„Das ist ein Männchen“, erklärt Mike, als wir uns dem nächsten Bären nähern. Ein riesiger Grizzly steht im gelben Herbstlaub und scheint auf den See hinaus zu blicken. „Normalerweise halten Bären mehr Abstand zueinander, aber während der Lachswanderung, wenn so viel Nahrung verfügbar ist, machen sie Ausnahmen.“ Ob wir kämpfende Bären sehen werden? „Eher nicht. Es sind dann Jungbären, die miteinander spielen. Sie messen ihre Kräfte, bis sie mit vier Jahren die Mutter und Geschwister verlassen und eigene Wege gehen.“

Und tatsächlich. Als sich ein weiterer Grizzly nähert, ergreift der erste die Flucht. Diese riesigen Raubtiere, sie scheinen hier am türkisen See Alaskas mit dem Überangebot an Nahrung so friedlich.

21 Bären sehen wir an diesem Tag, dem Tag 2 unserer Alaska-Fotoreise. Mütter mit ihren Jungen. Halbstarke Geschwister kurz vor dem Erwachsenwerden. Junge Einzelgänger. Alte Männchen. Grazile Schwimmer und geschickte Fischer. Wir versuchen nicht, möglichst viele Bären anzusteuern, sondern die Tiere intensiv und lange zu beobachten. Ihre Jagd, ihr Zusammenleben, ihr Sozialverhalten. Es ist so anders, als Tiere in Gefangenschaft zu sehen, die nur liegen und warten oder aber den ganzen Tag in engem Kreis hin und her laufen.

Hier sehen wir die Bären rennen, sehen sie lange Distanzen am Seeufer entlang galoppieren, sehen sie spielen und streiten, säugen und jagen, fressen und schwimmen. Auch drei Schwarzbären sehen wir, wunderschöne, kräftige Geschöpfe. Einer hat Angst vor unserem Boot, wir brechen die Sichtung sofort ab. Zwei andere ignorieren uns ebenso wie die Grizzlys es tun, wir können sie lange beobachten.

Schwarzbären fotografieren Alaska

Es ist Magie

Die Bären Alaskas, sie sind Magie. Sie sind eine Erinnerung daran, wie unsere Welt war, bevor wir sie plattgemacht haben, und wie sie noch heute ist, hier weit draußen, wo die Natur noch wild ist und das Nahrungsangebot im Gleichgewicht. Die Bären Alaskas, sie sind besonders. So stark und mächtig, gefährlich und unbändig. Und doch so verspielt, so liebevoll, so wunderschön. Sie so nah, so echt und doch so sicher beobachten zu können, es ist ein Erlebnis, das wohl für immer zu den Top Ten Erfahrungen unseres Lebens zählen wird.

16.000 Fotos haben allein Jan und ich auf unseren Karten, als wir ein Motorengeräusch hören und sich unser kleines rot-weißes Flugzeug wieder dem See nähert. Ist schon Abend? Es ist unfassbar, wie die Zeit gerast ist. 10 Stunden. 16.000 Fotos. Wer soll die aussortieren? Zum Glück sind wir geübt. Tierfotografie – du bist eine Herausforderung. Tierfotografie von jagenden Tieren – du bist völlig übergeschnappt.

„Ich habe doch gesagt, dass das noch besser wird, als der Flug“, triumphiert der Piloten-Mike, und wir müssen zugeben – an den Flug hat in den letzten Stunden keiner von uns mehr gedacht. Und so schön es ist, dass wir ihn jetzt nochmal vor uns haben, es fällt auch schwer, uns von hier zu verabschieden. Vom türkisen See im Nirgendwo und seinen Bären. Seinen Bären, von denen uns die 16.000 Fotos bleiben. Und Erinnerungen, die für uns als Naturliebhaber wohl kaum noch zu toppen sein werden. 

Mit einem letzten Blick über das Tal und den See klettern wir in das kleine rot-weiße Flugzeug. Alaska, du bist so wunderschön. Und dann huscht ein Lächeln über unser Gesicht. Es ist erst Tag 2. Wir haben noch 12 Tage in Alaska vor uns.

Komm mit uns zu den Bären Alaskas
Fotografierst du auch und ist es auch dein Traum, die Bären Alaskas einmal selbst zu erleben? Dann komm mit uns in die Wildnis! Auch in den nächsten Jahren veranstalten wir während der Lachswanderungen Fotoreisen nach Alaska. Hierfür ist es ganz egal, wie gut du bereits fotografierst, denn du wirst es auf der Reise von uns lernen! Neben den Grizzlys warten in Alaska noch unzählige weitere Motive und Erlebnisse auf dich. Alle Infos findest du hier: Fotoreise Alaska.
Schau rein und sichere dir deinen Platz, wenn es das nächste Mal auf in die endlose Wildnis geht!

Bären fotografieren in Alaska
Autor

Ich bin Sina, Mitbegründerin von Lichter der Welt, Fotografin und leidenschaftliche Weltenbummlerin. Ich liebe Natur, Freiheit, die Sonne auf meinem Gesicht und den Wind in meinen Haaren. Schon als Kind saß ich fasziniert vor dem Globus und malte mir aus, die Weite dieser Welt zu entdecken. Heute lebe ich diesen Traum und sammle Tipps, Inspirationen und Erfahrungen für dich!

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