Ein Roadtrip durch Island im Winter ist ein ganz besonderes, unvergessliches Reiseerlebnis. Schneebedeckte raue Landschaften, Eishöhlen und gefrorene Wasserfälle und nicht zuletzt tanzende Nordlichter am Himmel machen Island im Winter zu einem magischen Reiseziel für Abenteurer und Naturliebhaber – und auch ganz besonders für Fotografen. Für einen sicheren Island-Roadtrip im Winter solltest du aber einige Dinge beachten. Was du tun und was du unbedingt vermeiden solltest, zeigen wir dir in diesem Artikel!
In diesem Beitrag
Island-Roadtrip im Winter: 7 wichtige Dos und Don’ts für deine Planung
Unser erster Island-Roadtrip war für uns eines der schönsten und nachhaltig beeindruckendsten Reiseerlebnisse überhaupt und so stand schnell fest, dass wir dieses Erlebnis wiederholen möchten – und zwar dieses Mal im Winter! Das Land aus Feuer und Eis außerhalb der Saison zu erleben, wenn die Nächte lang und die Straßen einsam sind, übte einen riesigen Reiz auf uns aus. Und tatsächlich hat Island im Winter einen ganz besonderen, einzigartigen Charme. Hier gelangst du zu unserem Reisebericht über unseren zweiwöchigen Roadtrip durch Schnee und Eis: Eis, Elfen und Einsamkeit – Island im Winter.
Wenn du dich dafür entscheidest, einen Island-Roadtrip im Winter zu machen, solltest du beachten, dass du den Winter auf der Insel am Polarkreis nicht mit unserem Winter in Deutschland vergleichen kannst. Es werden dich neben atemberaubender Natur schwierige Witterungsbedingungen und Einsamkeit erwarten, die du in Deutschland so nicht kennst.
Wir haben dir aus unseren Erfahrungen unserer gut vorbereiteten, zweiwöchigen Islandtour die 7 wichtigsten Tipps zusammengefasst, die dir bei der Planung deines Island-Roadtrips helfen, um diesen so sicher, stressfrei und großartig wie möglich zu gestalten.
7 Dinge, du du auf deinem Island-Roadtrip im Winter unbedingt beachten musst
1. Do: Miete ein Allradauto
Spare auf deinem Island-Roadtrip an der Unterkunft, am Fotoequipment, am Essen in Restaurants. Aber spare nicht am Auto.
Das Auto ist dein wichtigster Begleiter über die gesamte Reise und wird mehr als einmal darüber entscheiden, ob du im Schnee stecken bleibst oder nicht. Je nach Wetterverhältnissen ist selbst die gut ausgebaute Ringstraße Islands im Winter schwierig befahrbar, vereist und glatt oder schlammig. Außerdem wechselt die Wetterlage oft extrem schnell, sodass du am Morgen bei Sonnenschein losfährst und schon eine halbe Stunde später im Schneesturm stecken kannst. Auch die Ringstraße führt über höhere Lagen. Gönne dir also das beste Auto, das du dir leisten kannst. Achte auf Allradantrieb und möglichst Spikes. Und ganz nebenbei: Auch über eine Sitzheizung wirst du dich auf deinem Island-Roadtrip freuen.
2. Do: Schließe wichtige Versicherungen für das Auto ab
“Haltet die Türen gut fest beim Aussteigen”, warnte man uns bei der Autovermietung. Eine Warnung, die wir zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich einordnen konnten, die aber schon wenige Tage später völlig klar wurde: Alle paar Tage tobten so starke Stürme, wie wir sie in unserem ganzen Leben noch nie erlebt hatten. Vielen Autos riss der Wind beim Aussteigen die Türen ab und auch stehenden Autos wurden die Fensterscheiben rausgedrückt. Auf einem Parkplatz zerschlug der Sturm 40 (!) in einer Reihe parkenden Autos die Fenster! Als wir uns eines Abends gegen den Wind in eine Unterkunft gekämpft hatten, kamen andere Gäste überrascht auf uns zu: Wir waren die einzigen, deren Autoscheiben alle noch vollständig waren.
Normale Versicherungen übernehmen diese Schäden nicht, schließe auf einem Island-Roadtrip daher unbedingt eine Zusatzversicherung für Glasschäden ab.
Dies gilt übrigens auch für den Sommer: Auf unserer ersten Islandreise hatten wir einen so starken Steinschlag, dass die Windschutzscheibe getauscht werden musste, auch dieses Risiko deckt die Zusatzversicherung ab. Versichere dein Auto außerdem gegen Unterbodenschäden – es ist nicht unwahrscheinlich, dass du irgendwo aufsetzt und die Reparatur dieser Schäden ist extrem teuer.
Wenn du Schotterstraßen entlang fahren möchtest, denke außerdem über eine Versicherung für die Reifen nach. Am unseren dritten Tag unseres erstens Roadtrips durch Island hat ein scharfer Stein auf einer Schotterstraße uns einen Reifen derart aufgerissen, dass er nicht mehr zu reparieren war. Zum Glück hatten wir ein Reserverad und mussten nicht stundenlang am Ende der Welt warten, dass uns jemand findet! Der Ruhe des Autovermieters nach zu urteilen sind Reifenschäden in Island sehr häufig. Es kann also auch hier sinnvoll sein, sich vorher finanziell abzusichern.
3. Do: Checke vor jeder Fahrt die Straßenverhältnisse und die Wettervorhersage
Jeder Isländer wird dir für deinen Roadtrip die Website www.road.is empfehlen, auf der alle paar Minuten die aktuellen Straßenverhältnisse des Landes angegeben werden. Die Karte gibt einen sehr guten (und sehr ernstzunehmenden!) Überblick über die Straßenverhältnisse von grün (leicht zu befahren) über verschiedene Schwierigkeitsgrade bis zu rot (gesperrt). Webcams zeigen außerdem die aktuellen Witterungsverhältnisse an, die sich ebenfalls viel schneller ändern, als wir es von zuhause gewohnt sind. Plane also vor jeder Fahrt deine Strecke voraus und überlege dir ob du sie mit deinem Auto fahren kannst – und willst. Während “slippery and wet”-Straßen auf gerader Strecke noch gut zu befahren sind, sind sie an einer ungesicherten Steilküste mit starkem Seitenwind eher was für sehr Abenteuerlustige. Überschätze dich nicht und fahre im Zweifel lieber eine andere Route oder verweile einen Tag im Hot Tub deiner Unterkunft.
Wichtig zu wissen: Die Isländer übertreiben nicht, “difficult driving” ist wirklich schwierig zu fahren und “spots of ice” bedeutet nicht, dass irgendwo eine kleine Eisschicht gesichtet werden könnte, sondern dass die Straße wirklich zu Teilen überfroren ist.
Das Wetter in Island lässt sich wegen seiner Unbeständigkeit nur sehr schlecht vorhersagen. Oft ändern sich die Bedingungen in wenigen Kilometern schlagartig. Die beste Vorhersage für die nächsten Stunden liefert dir die Website http://en.vedur.is/ , auf der du auch die Nordlichtvorhersage anschauen kannst. Aktuelle Sturmwarnungen werden dir in einer Leiste über der Wetterkarte angezeigt, diese solltest du unbedingt sehr ernst nehmen (siehe vorheriger Punkt: Abgerissene Türen und rausgedrückte Scheiben!).
4. Do: Plane ausreichend Zeit für die Strecken ein
Durch die schlechte Vorhersagbarkeit des Wetters solltest du die Zeit für deine Strecke sehr großzügig planen und die nächste Unterkunft nicht zu weit weg buchen. Plane auf keinen Fall nach deinem gewohnten deutschen Durchschnitt. Auch bei gutem Wetter und auf einer geteerten Straße wirst du auf deinem Roadtrip durch Island keine 100 km in einer Stunde schaffen. Bei schlechten Verhältnissen kann es dir hingegen schnell passieren, dass du vier oder fünf Mal so lange brauchst.
Damit deine Reise nicht in Stress ausartet und du an der atemberaubenden Landschaft vorbeirauschst, um zumindest noch vor Mitternacht in der nächsten Unterkunft anzukommen, plane kleine Etappen und lass dir Zeit für all die herrlichen Eindrücke unterwegs.
5. Do: Tanke früh und vorausschauend
In Südwestisland ist das Tankstellennetz gut ausgebaut. Im Rest den Landes, gerade in den wirklich einsamen Gebieten wie etwa den Westfjorden, solltest du nicht darauf spekulieren, dass “bestimmt bald die nächste Tankstelle kommt”. Im Schneesturm liegen zu bleiben ist das letzte Urlaubserlebnis, das du haben willst. Tanke daher auch dann, wenn dein Tank noch halbvoll ist und rechne auf einem Island-Roadtrip immer damit, dass du wegen Straßensperrungen ungeplante Umwege fahren musst.
Eine Übersicht über die Tankstellen in Island findest du hier. Die meisten Tankstellen sind jedoch reine Kartentankstellen und du solltest dich nicht absolut darauf verlassen, dass deine Kreditkarte bei allen angenommen wird.
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6. Don‘t: Buche die Unterkünfte nicht zu weit im Voraus
Wir hatten auf unserem Roadtrip ziemliches Glück und konnten jeden Tag fahren. Wir kennen jedoch mehrere Leute, die in Island wegen extremen Wetterbedingungen bis zu einer Woche lang in einer Unterkunft festsaßen und ihre Route nicht fortsetzen konnten. Da du das Wetter nicht vorhersagen kannst, bietet es sich an, deine Route nicht im Voraus zu buchen, sondern deine Unterkünfte jeweils nur für die nächste Nacht zu planen. Eine andere Möglichkeit ist es, bei der Buchung auf großzügige Stornierungsbedingungen zu achten. Nach unserer Erfahrung sind die Unterkünfte im Winterhalbjahr nicht zu stark gebucht und du findest immer problemlos kurzfristig ein günstiges Plätzchen. Für die Buchung von unterwegs nutzen wir die App von Booking.com. Schneller und komfortabler geht es nicht!
7. Don‘t: Unterschätze nicht die Natur
Dies ist der wichtigste Punkt.
Wir Mitteleuropäer sind eine zahme Natur gewöhnt. Nur selten schneit oder windet es mal stark und wenn, dann wissen wir dies Tage im Voraus. Unsere Straßen sind immer geräumt, man bleibt höchstens offroad stecken, aber nie auf der Landstraße und wenn wir es versäumen, rechtzeitig Winterreifen aufzuziehen, macht das auch nichts.
Die isländische Natur ist ungleich rauer und schwieriger. Nimm daher alle Warnungen der Isländer und der oben angegebenen Websites absolut ernst. Sie übertreiben nicht! Uns beide hat „das bisschen Wind“, das mit einer leichten Warnung angekündigt war, tatsächlich von den Füßen gehauen. Auf unserer Strecke haben wir nicht wenige Autos gesehen, die in „dem bisschen Schnee“ steckengeblieben oder auf „dem kleinen Huckel“ aufgesetzt sind. Rechne immer, gerade aber an Klippen, mit plötzlichen starken Böen, gegen die du nicht mehr angehen kannst. Wenn Nebel angesagt ist, rechne mit Sichtweiten von weniger als 10 Metern und wenn Isländer sagen, eine Straße sei vereist, ist sie das wirklich.
Island-Roadtrip: Ein unvergessliches Erlebnis
Wenn du gut und gerne Auto fährst und diese Tipps beherzigst, wird dein Island-Roadtrip im Winter ein unvergessliches Erlebnis voller einmaliger Naturschönheit sein. Du wirst die Chance haben, Natur zu sehen, wie sie nur wenige Menschen erleben. Trotz aller genannten Gefahren ist ein individueller Roadtrip durch Island im Winter viel sicherer als eine Reise in andere raue und einsame Gebiete in Schnee und Eis – beispielsweise Sibirien. Island verfügt fast flächendeckend über sehr gute Internet- und Mobilfunkverbindungen, weswegen du immer Hilfe rufen kannst. Auch die Wetter- und Straßenverhältnisse werden so gut beobachtet, wie es eben möglich ist. Außerdem gibt es keine gefährlichen Tiere und außer im Hochland überall ausreichend Unterkünfte. Über Evakuierungen in Katastrophenfällen – wie sie in Island durch den Vulkanismus oder das Wetter vorkommen können – wirst du automatisch über eine SMS benachrichtigt.
Eine Reise in den isländischen Winter ist also je nach Wetter durchaus ein Abenteuer – aber immer zu bewältigen.
Mehr Infos zum Autofahren in Island findest du auf der offiziellen isländische Touristikseite.
Und wenn du für den Himmel nach Island fährst: Unsere Einsteiger-Tipps für die Nordlicht-Fotografie findest du hier!
Hast du selbst schon einen Roadtrip durch Island im Winter gemacht? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen und Fragen. Wie immer antworten wir auf jeden Kommentar!
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2 Kommentare
Hallo,
vielen Dank für diese Tipps. Wir haben letztes Jahr im Juli Island einmal umrundet und planen für nächstes Jahr eine Wintertour dort – da kommen mir diese Ratschläge doch gerade richtig.
Danke und Gruß
Michael
Hey Michael,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Na das ist ja perfekt 🙂 Island im Winter ist einfach phänomenal, wir wünschen euch jetzt schon eine grandiose Reise! Toll, wenn unsere Tipps euch helfen!
Liebe Grüße
Sina