Eine Woche, hundert Geschichten: Von Pass zu Pass, den Wind in den Haaren und die Sonne auf der Haut. 7 Tage lang fahren wir mit unserem Roadster durch den Schweizer Kanton Graubünden und erleben einen spektakulären Roadtrip zwischen Alpenidylle und Abgeschiedenheit. Ein Paradies für Fotografen? Ganz sicher!
Reise mit uns durch Graubünden, schau dir unsere Route an und erfahre, wo es am allerschönsten war – ideal auch zum Nachreisen für deinen eigenen Roadtrip!
Werbung, Hinweis: Dieser Artikel über unseren Roadtrip durch Graubünden in der Schweiz ist in Zusammenarbeit mit Graubünden Ferien entstanden. Dennoch spiegelt er ausschließlich unsere eigene Meinung und Erfahrungen wider.
In diesem Beitrag
Die magische Idylle der Alpenwelt – Unser Roadtrip durch Graubünden
Als die Motorradfahrer weg sind, wird es leise. Nur noch das Zwitschern der Vögel ist zu hören, hier oben auf dem Ofenpass. Es ist der zweite Tag unseres Roadtrips durch Graubünden, der uns quer durch den Kanton führt, in einer Woche über 10 Pässe, zwei Mal nach Italien und vorbei an atemberaubenden landschaftlichen und kulturellen Highlights.

Gestartet sind wir in Chur, dem Hauptort des Kantons Graubünden, und schon unser erstes Ziel war ein Highlight: Nur 20km von Chur entfernt, nahe des Ortes Flims, liegt der Caumasee, ein türkis schimmerndes Juwel, vollständig von Wald umgeben – und der Star der Instagramer. Jetzt, am kühlen Morgen im September, treffen wir zum Glück kaum jemanden hier. Im Sommer ist der See ein beliebter Badeort, aber jetzt lädt er und seine Umgebung ein zum Fotografieren, zum Wandern – und zum Entspannen. Wir sind angekommen in Graubünden, atmen die frische Luft, die wunderbar nach Tannen duftet, genießen die Ruhe am See. Unsere erste Wanderung führt uns von hier zur Rheinschlucht. Nach wenigen Kilometern werden wir mit sensationellen Ausblicken über die 400m tiefe, 12km lange Schlucht belohnt, durch die sich, heute ebenfalls fast türkisfarben, der Rhein schlängelt. Wie unglaublich froh sind wir, hier zu sein. Was für ein Start in unsere Woche in Graubünden!
Etappe 1: Chur bis Flüelapass
Chur markiert den offiziellen Anfang unserer Route und ab jetzt geht es auch richtig los. Die Straßen werden schmaler und leerer, der Fahrspaß steigt. Unser kleiner Roadster (ein Mazda MX5) ist genau das richtige Auto für diese Tour. Auf kurvigen Straßen fahren wir durch das Idyll: Vorbei an saftig grünen Wiesen und schroffen Bergpanoramen, durch kleine Dörfer, vorbei an Kuhherden. Es ist fast ein bisschen zu klischeehaft, die Szenerie scheint direkt einem Heimatfilm entsprungen.

Wir fahren in das kleine Bergdorf St. Antönien, malerisch gelegen inmitten einer spektakulären Bergwelt. Die Siedlung ist ein bekannter Ausgangspunkt für Wander- und Skitouren und bietet ein großartiges Wegenetz für Trekking aller Art – von entspannten Spaziergängen bis zu Gipfelbesteigungen. Für uns ist heute erstmal Ankommen angesagt und so unternehmen wir nur einen kleinen Spaziergang zum Partnunsee. Ab dem Berghaus Sulzfluh führt uns ein Weg durch die Alpenidylle zum Ufer des kristallklaren Sees. Grillen oder Baden ist hier möglich – wir lauschen aber einfach nur dem Pfeifen der Murmeltiere und machen ein entspanntes Picknick. Das allerbeste daran? Egal ob Apfelschorle oder belegtes Brot: Draußen schmeckt alles doppelt so gut!

Nach unserem Abstecher nach St. Antönien geht es für uns weiter: Viele Fotospots auf dem Weg sorgen dafür, dass es schon dämmert, als wir auf unserem ersten der zehn Pässe ankommen: Auf dem Flüelapass wartet das urige Flüelahospiz auf uns. Idyllisch an einem großen See gelegen übernachten wir auf knapp 2400m ü. M. übernachten wir im rustikalen und sehr sympathisch-warmherzigen Passhotel.
Die Dielen knarren, der große Schlüssel greift erst nach etlichen Versuchen, man muss sich bücken, um durch Türen zu gehen, der Geruch des Holzes liegt in der Luft. Es ist nicht auf Touristen-Hochglanz poliert hier oben, es ist individuell, und genau das lieben wir. Auch das Essen, viel zu viel, ist grandios! Während sich in der Dämmerung der Nebel auf die Täler niederlegt, fühlen wir uns privilegiert, „hier oben“ so authentisch, so echt übernachten zu dürfen und nicht zu einem Kettenhotel ins Tal hinabzufahren.
- Übernachtung: Passhotel Flüela Hospiz.

Etappe 2: Flüelapass bis Ofenpass
Das Frühstück wird zum Glück schon früh serviert und fällt ziemlich kurz aus – denn wir leiden unter dem typischen Fotografenwahnsinn: Augen auf, Blick aus dem Fenster – wie sind die Bedingungen? Noch schlecht, sagt das geschulte Auge, die Welt liegt im Nebel. Aber: Das wird sich bald ändern. Also bleibt uns nicht viel Zeit, jede Minute des aufsteigenden Nebels, die wir verpassen, ist eine zu viel. Auf dem Weg zum Auto ist es dann auch so weit: Die Sonne dringt durch, die Nebelschwaden verflüchtigen sich. Ist es zu spät? Auf dem ersten Blick nicht sehr fotogen, liegt ein kleiner See neben dem Parkplatz. Direkt an der Passstraße. Genau dieser See – andere würden verächtlich Tümpel sagen – ist unser Fotomotiv an diesem Morgen. Wir werfen die Taschen ins Auto, ziehen die Kameras raus und hetzen an das Ufer. Nasse Füße, natürlich, morgens um 7, wunderbar. Aber der Nebel, wie er über dem See aufsteigt!! Stell uns Fotografen irgendwo hin. Solange die Lichtverhältnisse besonders sind, sind wir glücklich und machen vernünftige Fotos.
Mehr zu Entstehung der Fotos und viele Making Ofs von diesem Morgen findest du hier: Hinter den Kulissen unseres Fotos Morning Mood
Nachdem unsere Fotos auf der Speicherkarte sind, beginnt unsere Abfahrt ins Tal. Mehr als „beginnt“ kann man wirklich nicht sagen, denn sobald wir um die ersten Kurven sind und sich der Ausblick auf den aufsteigenden Nebel eröffnet, müssen wir wieder fotografieren.
Erst gegen Mittag kommen wir im Schweizerischen Nationalpark an – so viel zur morgendlichen Wandertour! Wir parken beim Hotel Il Fuorn, schnüren unsere Schuhe und suchen spontan eine der Routen auf den Wandertafeln aus. Es ist relativ voll und wir entscheiden uns für einen Weg, die weniger stark frequentiert aussieht. Er führt uns durch die Wildnis des Nationalparks, eröffnet uns Blicke auf Gipfel und Täler, lässt uns die unheimlich frische Luft atmen und zum ersten Mal auf dieser Reise unsere Muskeln und Lungen richtig spüren. Zum Glück ist unser Weg wirklich so wenig frequentiert wie erhofft und uns sieht keiner, wie wir uns prustend die Steigungen hochschleppen – und zum Glück laden idyllische Plätzchen immer wieder zum Pausieren ein.
Das anschließende stark verspätete Mittagessen auf der Sonnenterasse des Hotel Il Fuorn objektiv zu beurteilen, fällt schwer: Denn kaum jemals schmeckt jede Art von Essen besser als nach einer anstrengenden Wanderung. Reichlich ist es, regional und frisch – und unendlich viel leckerer als gedacht.

Voll Glück im Herzen und Essen im Magen führt uns unsere Route weiter über die traumhaft schöne Passstraße hinauf auf dem Ofenpass. Unsere Haare fliegen im Wind, die noch erstaunlich warme Spätsommersonne wärmt unsere Haut. Unser Roadtrip durch Graubünden ist nicht nur Übernachten und Essen – viel mehr ist er Freiheit, Freude, Dasein. Es ist Wohlfühlen und Zeithaben, die Schäfchenwolken am blauen Himmel beobachten, der sich über die spektakuläre Kulisse aus schroffen Gipfeln und sattgrünen Tälern spannt. Ein Roadtrip durch Graubünden heißt Kuhglocken und Vogelgezwitscher lauschen, auf Murmeltiere und Gämsen lauern, nicht ankommen wollen, sondern angekommen sein, nicht am Ende, sondern hier, mitten auf der Route, auf der Straße, auf der Wanderung – und bei sich selbst.
Am Abend wartet hoch oben auf dem Ofenpass unser nächstes Passhotel auf uns. Das Hotel Süsom-Givè lockt nicht nur mit neuen Zimmern und einer Wellnessanlage, sondern vor allem auch mit überwältigenden Ausblicken und – nachdem der Verkehr des Tages weg ist und sich die Dunkelheit über die Szenerie legt – mit einer fast greifbaren Stille. In der Nacht eröffnet sich uns ein grandioser Blick auf den funkelnden Sternenhimmel. Wir fühlen uns losgelöst von Zeit, von Raum – und eins mit der Welt um uns herum. Dass ein Ort das machen kann, irgendwo im abgeschiedenen Nirgendwo der Hochländer und Steppen der Welt, wissen wir. Dass es auch hier geht, an einer Passstraße in Mitteleuropa – das ist uns völlig neu.
- Übernachtung: Hotel Süsom-Givè.

Etappe 3: Ofenpass bis Julierpass
Der Umbrailpass ist gesperrt und wir stehen an der Grenze zu Italien, die plötzlich genau das wieder ist: Ein Grenze.
Nach unserer Übernachtung auf dem Ofenpass führte uns unsere Route durch das malerische Val Mustair und die vielen Kurven des Umbrailpasses hinauf. Hier stehen wir nun, in einer langen Schlange von Autos und Motorrädern – die Menschen nicht wütend in ihren Autos sitzend, sondern fröhlich neben der Strecke Kühe streichelnd. Sind wir wirklich so weit weg von Deutschland?
Unsere Routenplanung sah eine kurze Strecke durch Italien vor, bevor wir bei Brusio wieder nach Graubünden kommen würden. Nun aber gab es einen Geröllabgang – und eine Vollsperrung der Strecke. Eine Ausweichstraße gibt es nicht, denn ja, es ist ein Pass. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Menschen freundlich, die Kühe interessiert. Da aber nicht klar ist, wann die Straße wieder befahrbar ist und wir nicht wirklich nach Italien müssen, beschließen wir, unsere Route zu ändern und eine andere Strecke durch Graubünden zu fahren. Unser Weg führt uns daher wieder zurück, den wirklich toll zu fahrenden Umbrailpass auf der gleichen Seite wieder hinunter, nochmal über den Ofenpass und durch den Schweizer Nationalpark. Nervig? Irgendwie gar nicht, schau doch mal raus! Könnte ein Umweg denn schöner sein?!
Wir fahren nun durch den Munt-La-Schera-Tunnel nach Italien und anschließend über den Berninapass wieder nach Graubünden – ins Oberengadin. Mit einer Standseilbahn (über 100 Jahre alt!) fahren wir auf den Muottas Muragl. Die Aussicht – angeblich die schönste im Oberengadin – ist überwältigend. Unter uns liegt, eingebettet in eine spektakuläre Alpenkulisse, die Oberengadiner Seenplatte und die Berge auf Augenhöhe eröffnen Blicke auf Gletscherlandschaften. Wunderschön fällt das Licht auf die dunklen Tannen und glitzernden Seen – und auf den berühmten Wintersportort St. Moritz, der von hier oben so viel hübscher wirkt als von unten. Wir wandern ein bisschen (wenn wir schon hier sind, müssen wir auch auf die Spitze!), vor allem aber sitzen wir auf der blühenden Wiese, genießen den Ausblick, beobachten die Paraglider und lassen die Gedanken schweifen. Vielleicht sollte man abends kommen, vielleicht früh morgen, zum Fotografieren. Vielleicht aber auch einfach genau jetzt – einfach zum Nichtstun und ja, zum Dasein.

Auf dem Julierpass thront unser Hospiz für diese Nacht, das Ospizio La Veduta. Und während sich unser Auto über die schlängelnde Straße bewegt, sehen wir sie plötzlich endlich, tatsächlich aus dem Auto raus: Murmeltiere! Wir halten an, laufen ein Stück in die Wiese hinein und beobachten die emsigen – und überraschend dicken! – Kerlchen, knapp ein Dutzend sind es. Wir hatten gehofft, dass wir welche sehen würden, schon seit unserem ersten Tag in Graubünden und freuen uns, dass es nun so unverhofft direkt an der Straße klappt. Manchmal liegt das Glück so nah!
Als die Schatten langsam länger werden und die Farben wärmer, weil die Sonne tiefer in Richtung Horizont sinkt, klettern wir gegenüber von unserem Hospiz eine kleine Anhöhe hinauf. Rote Blumen zieren die saftig grüne Wiese, zu unseren Füßen liegt der Julierpassstraße, dahinter die Bergkette, dahinter die untergehende Sonne. Es ist eine malerische Szenerie, in die wir versinken und eine der schönsten Stunden unseres Roadtrips erleben – einfach so hier, einfach irgendwo neben der Straße.

- Übernachtung: Ospizio La Veduta.
Etappe 4: Julierpass bis Splügenpass
Die helle, wärmende Sonne strahlt schon durch die riesigen Fenster, als wir am nächsten Morgen aufwachen. Aus dem Bett heraus schauen wir auf die Berge. Wollen wir überhaupt aufstehen? Irgendwie: Ja, unbedingt!
Auf der heutigen Etappe jagt ein fotogenes Highlight das nächste. Den Julierpass hinunter fahren wir vorbei am Silverplanersee und Silsersee durch das traumhaft schöne Engadin. Umrahmt von Alpenidyll, Lärchen und umgeben von einem ganz besonderen Zauber ist besonders der Silsersee ist ein landschaftlicher Top-Spot: Wir bedauern, dass wir das erst jetzt wissen und nicht schon zum Sonnenaufgang hier waren und fotografiert haben. Nächtes Mal?! Weiter geht es über den ebenfalls sehr fotogenen Malojapass und zum kleinen Bergdorf Soglio.

Soglio ist der überraschendste, romantischste, pittoreskste Ort unseres Graubünden-Roadtrips: Ein Ort, in dem vor 100 Jahren offenbar die Zeit stehengeblieben ist. Autos sind hier verboten und so parken wir außen und wandern durch einen Ort, der es geschafft hat, sein ursprüngliches, authentisches Flair auf eine Art zu bewahren, wie wir es niemals vorher erlebt haben. Natürlich gibt es viele Orte, die für Touristen „auf historisch machen“, aber Soglio ist irgendwie anders, echter – und das liegt nicht nur an der Abwesenheit von Autos. Keine Touristenströme gibt es hier oder Schilder oder Hinweistafeln. Stattdessen können wir in die Ställe hineinschauen, während wir über die alten Kopfsteinpflaster der engen Gassen wandeln und bekommen den Eindruck, es ist keine Show, kein unbelebtes Museumsdorf: Soglios historisches Erscheinungsbild ist authentisch.
Wir essen in der traumhaft schönen, uralten Gartenanlage des Palazzo Salis, wo wir mit frischen, lokalen Köstlichkeiten verwöhnt werden. Was für ein Ort!!
Und Soglio bietet noch mehr Motive, noch mehr Idyll. Wie gemalt sticht die Kirche St. Lorenzo aus den historischen Gemäuern des Ortes heraus, der sich perfekt in die Landschaft aus Wiesen und Bergen einfügt. Das Gefühl, die Atmosphäre historischer Zeiten wird nicht nur vor Ort, sondern auch auf Fotos greifbar.
Ein kleines Stück geht es durch Italien und dann führt uns unsere Route an diesem Abend den Splügenpass hinauf. Oben erwartet uns das nur behutsam renovierte Berghaus Splügenpass, das die historische Atmosphäre, die wir in Soglio gespürt hatten, nahtlos ergänzt. Das historische Berghaus erinnert an die Zeiten vor 200 Jahren, als der Splügenpass der meistbegangene Pass Graubündens war und Reisen durch die Bergwelten noch schwierig und abenteuerlich waren. Die alten Gemäuer, die Dielen, die Heizöfen, das Flair, fühlen sich noch so an, wie es sich damals angefühlt haben muss. Wir haben fast bildlich vor uns, wie hier damals die Kutscher und Säumer saßen, wie sie aßen, tranken und erzählten von ihrer beschwerlichen Reise durch die Alpen.
Auch die Zimmer sind noch ursprünglich eingerichtet, sind dadurch einfach, aber ein echtes Juwel, das sich nicht aufgesetzt und „auf alt gemacht“, sondern absolut authentisch anfühlt. Das abends servierte 3-Gänge-Menü ist viel zu reichlich, die Gastgeber unglaublich freundlich – fast möchten wir hierbleiben, vielleicht noch eine Nacht länger, den Sternenhimmel genießen, die Ruhe, die Einsamkeit, die Gedanken an die Menschen, die lange vor uns hier waren.
- Übernachtung: Berghaus Splügenpass.

Etappe 5: Splügenpass bis Curaglia
Splügen ist eines der ältesten und typischsten Passdörfer Graubündens – und gilt als eines der schönsten. Das alte Dorfbild, bestehend aus italienisch anmutenden Steinhäusern neben den braunen Holzhäusern der Walser, ist bis heute erhalten. Ein türkiser Bach fließt durch das Dorf, die obligatorische Kirche komplettiert das Klischeemotiv.

Je weiter wir fahren, desto italienischer wird es. Deutsch als Sprache hören wir immer seltener, aber auch die Orte sind viel mehr Italien als in anderen Gegenden Graubündens. Die Menschen sind dunkelhaariger, die Sonne scheint wärmer.
Wir überqueren den San-Bernadino-Pass und kommen nach Cama, einem kleinen Ort nahe der Grenze. Bekannt ist Cama für seine 46 Grotti, mehrere hunderte Jahre alte, historische Wein- und Vorratskeller, die sich westlich des Ortes befinden. In den kleinen Steinbauten wurden neben Wein auch Käse, Wurst und Milchprodukte gelagert. Eine Wanderung über den Lehrpfad und der Blick in die Grotti ist interessant und empfehlenswert. Noch empfehlenswerter ist es aber, vor Ort zu essen und die lokalen Spezialitäten zu probieren, die hier mit unfassbarer Leidenschaft und Stolz zubereitet werden. Im Grotto Bundi alla Bellavista essen wir eines der besten Mittagessen unseres Lebens, von dem wir noch ewig schwärmen werden.
Cama ist ein Ort zwischen zwei Ländern, ein Ort, in dem Sprachen, Religionen, Traditionen, Gewohnheiten zusammentreffen. Die Kulturen werden in Cama auf ganz besondere, einzigartige Weise vereint und der Stolz der Menschen auf ihre Region ist hier in jedem Wort, in jeder Begegnung spürbar.
Leider wird das Wetter schlechter, als wir durch das Tessin und dann über den Lukmanierpass zurück nach Graubünden fahren. Die Ausblicke wären sicher atemberaubend, liegen aber im Nebel, der Seen und Gebirgsketten verschluckt. Wir sind nur kurz traurig, dann aber froh, an den anderen Tagen so eine Wahnsinnsaussicht gehabt zu haben. Wir verzichten daher auf Wanderungen und Fotoexkursionen, machen nur kurze Pausen und beschließen, den Nachmittag mit der Fotosicherung zu verbringen, mit Durchatmen und Aufschreiben unserer Erlebnisse. Und der Ort dafür ist perfekt!
Unsere letzte Übernachtung ist die erste, die wir nicht oben auf den Pässen verbringen. Warm, hell und unheimlich freundlich empfängt uns das medelina in Curaglia. Das medelina ist nicht nur erfüllt von Behaglichkeit und Offenheit, es herrscht hier auch ein Respekt vor der Welt, wie wir ihn selten erlebt haben. Am Abend geht der Koch durch die Reihen des Restaurants, erzählt die Geschichten der lokalen Speisen, die für uns zubereitet werden, erklärt, von welcher Wiese das Fleisch und die Milch kommen und hinter welchem Hügel die Orangen wachsen. Ein stärkerer Kontrast zur massentierhaltenden Fast-Food-Gesellschaft wird uns wohl nie wieder begegnen.
- Übernachtung: Medelina.
Etappe 6: Curgalia bis Chur
Der Oberalppass ist der letzte Pass, den wir passieren – und der erste, auf dem ein Leuchtturm steht. Es ist eine Nachbildung des Leuchtturms an der Rheinmündung in Rotterdam, erfahren wir, der hier in Graubünden die Rheinquelle symbolisiert. Der Rhein ist es auch, der uns noch etwas länger begleitet an diesem Tag. Nicht bis Rotterdam, aber entlang der malerischen Rheinschlucht, die uns schon an unserem ersten Tag in Graubünden fasziniert hatte. Die sich an den Berg schmiegende Straße und spektakuläre Ausblicke sind der krönende Abschluss unserer Reise über die 10 Pässe Graubündens – fotografisch und auch fahrerisch.

Die Rheinschlucht führt uns wieder zurück nach Chur, wo unsere Reise vor so wenigen Tagen begonnen hatte, die uns so viel länger vorkamen. Wir beenden unseren Roadtrip durch Graubünden mit Speicherkarten voller Fotos und Herzen voller Erinnerungen. Schon jetzt wissen wir, dass es uns in der Zukunft wieder nach Graubünden ziehen wird, nochmal hierhin, mitten in die Schönheit der Schweizer Alpen. In eine Welt, die so nah zu zuhause ist, und dennoch so fern von unserem Alltag. In eine Welt, die in wenigen Tagen so unendlich viel bietet. So unendlich viel Neues. So viele Erfahrungen. Begegnungen. So unendlich viel Freude am Dasein.

Tipps für deine Rundreise durch Graubünden
Wenn du jetzt selbst Lust bekommen hast auf einen Roadtrip durch Graubünden, haben wir hier einige Tipps für dich, wie du diese Rundreise unvergesslich gestaltest.
Zeitpunkt
Unser Roadtrip war im September, Wetter und Temperaturen waren fast durchgehend perfekt. Nur an einem Tag schüttete es. Ganz besonders empfehlenswert ist auch der Oktober, wenn die Lärchen sich gelb färben und ganz Graubünden in einem goldenen Herbstglanz erstrahlt.
Fahrzeug
Unser Roadster hat uns hier besonders viel Freude gemacht. Auch bei Motorradfahrern ist die Route sehr beliebt. Natürlich kannst du sie aber auch mit jedem normalen Auto fahren. Und: Auch viele Fahrradfahrer fahren eine Rundreise über die Pässe!

Übernachten
In den Hospizen (Gasthäusern) oben auf den Passhöhen sind die Übernachtungen teurer als im Tal, aber etwas ganz besonderes. Wir empfehlen, wenigstens ein oder zwei Mal auf einem Pass zu übernachten und das beeindruckende Flair zu genießen. Alle Hospize, in denen wir übernachtet haben, waren sehr gut. Unsere drei Favoriten:
- Hotel Süsom-Give auf dem Ofenpass. Neue Zimmer, spektakuläre Aussicht auf den Ofenpass, super Essen.
- Ospizio La Veduta auf dem Julierpass. Helle, schöne Zimmer mit riesigen Fenstern in die Alpenwelt.
- Medelina in Curaglia. Weniger exponierte Lage als die Hospize auf den Pässen, aber sehr schönes, unglaublich freundliches Gasthaus, phänomenales lokales Essen.
In allen Gasthäusern haben wir im Doppelzimmer mit eigenem Bad übernachtet.
Extratipp: Das Hospiz Berghaus Splügenpass war das authentischste Gasthaus unserer Reise. Hier übernachtest du noch so wie früher und fühlst dich um hundert Jahre in der Zeit zurückversetzt. Sehr gepflegt, angenehm und super freundlich – und mit einzigartigen, historischem Flair!

Essen
Das Essen in Graubünden ist fantastisch! Selten haben wir auf einer Reise so viel und so gut gegessen wie auf diesem Roadtrip (und trotzdem noch dabei abgenommen!). Das Essen war durchweg frisch, reichlich, lokal und von sehr hoher Qualität. Während wir überall fürstlich versorgt wurden, sind unsere drei Favoriten:
- Grotto BundÍ alla Bellavista in Cama. Dieses phänomenale Essen vergessen wir niemals!
- Mittagsessen im Garten des Palazzo Salis im Bergdorf Soglio. Lokal, frisch besonders. Was für ein Flair! (Hinweis: Kurz nach unserer Reise gab es einen Inhaberwechsel im Palazzo Salis, ob sich die Qualität der Bewirtschaftung geändert hat, können wir leider nicht beurteilen.)
- Mittagessen oder Snacks im Hotel Il Fuorn im Schweizer Nationalpark. Einfach, aber sehr empfehlenswert, gerade nach einer Wanderung!

Abstecher
Graubünden hat unheimlich viel zu bieten und auf keinen Fall solltest du einfach nur durchfahren! Drei interessante Ausflüge, die wir dir empfehlen können:
- Fahrt mit der Standseilbahn auf den Muottas Muragl
- Spaziergang durch das traumhaft schöne Bergdorf Soglio
- Besuch des Benediktinerklosters Disentis
Wandern
Die Landschaften Graubündens sind ein Paradies für Wanderer. Du findest hier Touren für jeden Anspruch – von einfachen Spaziergängen bis hochalpinen Klettergenuss. Wir haben drei leichte, sehr hübsche Wanderungen unternommen, die wir allesamt empfehlen können:
- Wanderung zum Partnunsee (Ausgangspunkt St. Antönien)
- Wanderung im Schweizer Nationalpark (Ausgangspunkt Hotel Il Fuorn)
- Wanderung auf den Muottas Muragl

Fotospots
Als Fotografen sind wir ständig auf der Suche nach tollen Fotospots. Und Graubünden hat hier wirklich einiges zu bieten. Während wir viele Fotos ungeplant und spontan „am Wegensrand“ gemacht haben, haben wir auch vier Empfehlungen für richtig gute Fotospots für dich:
- Aussichtspunkt Il spir: Spektakulärer Panoramablick über die 400m tiefe Rheinschlucht (Foto siehe oben)
- Blick über den Caumasee: An der oberen Station der Seilbahn hast du einen tollen Blick über den türkisgrünen, von dunklen Tannen umgebenen See (Achtung: Drohnen verboten!) (Foto siehe oben)
- Soglio: Das wunderschöne Bergdorf bietet einige sehr gute Fotospots mit Postkartenmotiven (Fotos siehe oben)
- Julierpass: Überquere vom Hospiz aus die Straße und laufe über die Wiese ein Stück den Berg hinauf. Von hier hast du am Abend einen schönen Ausblick über die Passstraße, während die Sonne hinter den Bergen untergeht

Weitere Infos
Hast du Lust, diese Tour nachzureisen oder eine andere Reise durch Graubünden zu machen? Auf der Tourismusseite des Kantons findest du viele weitere Infos: https://www.graubuenden.ch
Unsere Geschichte über den Roadtrip durch Graubünden sowie neun weitere Reisegeschichten aus dem Kanton sind im Dezember 2020 im Schweizer Reisemagazin „Transhelvetica“ erschienen. Du kannst es hier bestellen: https://transhelvetica.ch/produkt/reisegeschichten/
Hier kannst du unsere Route zum Nachfahren (GPX Format) herunterladen: Roadtrip-Graubuenden.gpx
4 Kommentare
Hallo ihr Beiden,
Wahnsinn, eine echte Reiseempfehlung. Tolle Fotos.
Schweiz stand bei uns noch nicht auf dem Plan.
Eine ganz “böse” Frage: Wo hatte Sina bei dem Auto ihre Schuhe und Handtaschen?
Macht weiter so. Finde auch prima, wie ihr Hobby und Beruf oder Beruf und Hobby
in Einklang gebracht habt.
Gruß
Detlef
Hallo Detlef,
ich muss dich enttäuschen, ich besitze wahrscheinlich weniger Schuhe als bei dir an der Haustür stehen… 😅
Aber im Ernst: Wir reisen immer sehr minimalistisch, mit dem Roadster sind wir bequem zwei Wochen unterwegs – und deutlich über 50% unseres gesamten Gepäcks macht die Kameraausrüstung aus!
Die Schweiz ist wunderschön, wir können euch nur empfehlen, mal eine Reise dahin zu erwägen!
Liebe Grüße und danke für die lieben Worte. Wir sind auch unheimlich glücklich über unseren Weg!
Sina
Graubünden ist wirklich wunderschön und fotogen. Uns verschlägt es dort auch regelmäßig in die Gegend um Chur und Davos. Wer eh schon am Flüelapass ist, kann noch die Wanderung zu den Jöriseen antreten (https://www.komoot.de/smarttour/207660). Die sind ein wahres Highlight! Bei gutem Wetter schimmern die Seen durch das Gletscherwasser in einem geradezu unnatürlichem Türkis.
Hallo Emilia,
ja das ist es. Wir hoffen auch bald mal wieder dort zu sein und werden dann euren Tipp ausprobieren und die Wanderung zu den Jöriseen machen. Lieben Dank dafür.
LG Jan