Nordlichter zu fotografieren ist für viele Fotografierende und Reisefans ein riesiger Wunsch. Da dies nicht im Automatikmodus gelingt und du ein bisschen Vorbereitung brauchst, lies dir am besten schon vor deiner Reise unsere Tipps zur Nordlichtfotografie durch. Wir zeigen dir in diesem Artikel, was du beim Fotografieren von Nordlichtern beachten musst, welches Equipment du brauchst und wie dir Nordlichtfotos gelingen, die dich und alle anderen begeistern werden!
In diesem Beitrag
Einmal Nordlichter sehen.
Für viele ist das einer der ganz großen Reiseträume.
Unsere ersten Nordlichter sahen wir in einer lauen Septembernacht im Jahr 2014 auf den Lofoten – völlig überraschend, da es im September in Norwegen meist noch zu hell für Nordlichter ist. Vor lauter Überwältigung vergaßen wir zuerst das Fotografieren. Nordlichter zu sehen ist wirklich ein absolut unbeschreibliches und unvergleichliches Ereignis, das dir den Atem raubt und dich sprachlos machen wird.
Unser größter Tipp für die Nordlicht-Fotografie vorab
Warte.
Wenn es endlich soweit ist und sich der Himmel über dich grün und gelb verfärbt, greife nicht sofort zur Kamera, sondern genieße erstmal, was da gerade passiert. Du wirst lange auf diesen Augenblick gewartet haben. Die meisten Menschen warten ihr ganzes Leben.
Du bist einer der Privilegierten. Du bist live dabei bei diesem wohl schönsten Naturspektakel überhaupt.
Jetzt. In diesem Moment.
Atme durch. Sieh nach oben. Lass dich verzaubern. Staune.
Nordlichter verschwinden meist nicht sofort wieder, sondern wabern lange über den Himmel.
Nimm dir deswegen diese Minute. Du wirst dich dein Leben lang an sie erinnern.
Um die Nordlichter ideal zu fotografieren und wirklich so festzuhalten, wie du sie in echt siehst, haben wir 7 Tipps für dich, wie dir das am besten gelingt. Wie bei jedem guten Rezept starten wir zunächst mit den Zutaten!
Dein Equipment für die Nordlicht-Fotografie
Kamera
Deine Kamera sollte über einen möglichst großen Sensor verfügen und Aufnahmen im RAW-Format ermöglichen. Eine Kompaktkamera wird sich für das Einfangen von Nordlichtern leider nicht eignen, eine Handykamera, so sehr wir sie auch mögen, leider auch nicht. Ideal für die Nordlichtfotografie ist eine Spiegelreflexkamera oder Spiegellose Systemkamera, im High-ISO-Bereich möglichst rauscharm ist. Da du für Nordlichtfotos lange belichten musst, ist es wichtig, dass du an der Kamera manuell Einstellungen vornehmen kannst.
Hier gelangst du zu unserer Kamera-Kaufberatung.
Ersatzakku
Da Akkus bei extremer Kälte nicht lange halten, nimm für die Nordlicht-Fotografie unbedingt einen oder besser zwei Ersatzakkus mit, die du körpernah aufbewahrst. Es wäre nichts ärgerlicher, als wenn du das beeindruckende Lichtspektakel über dir nicht fotografieren kannst, weil dein Akku schlapp gemacht hat. Denke daran, dass Nordlichter öfter für mehrere Stunden am Himmel zu sehen sind!
Weitwinkel-Objektiv
Wähle dasjenige deiner Objektive mit der geringsten Brennweite, damit du einen möglichst großen Bildausschnitt einfangen kannst. Wir empfehlen dir als günstiges Weitwinkel-Objektiv für den Einstieg das Tokina 12-24mm, das du für Canon und Nikon bekommst. Eine etwas teurere Alternative ist das Canon EF-S 10-22mm oder auch das Sigma 8-16mm. Alle drei Objektive haben wir selbst an unseren APS-C-Kameras verwendet und waren immer sehr zufrieden mit der Bildqualität. Für unsere Vollformatkameras nutzen wir das grandiose Canon EF 16-35mm f/4, das wir dir ebenfalls sehr empfehlen, wenn du Canon-Nutzer bist.
Stativ
Unabdingbar für die Nordlichtfotografie ist ein gutes Stativ. Um Nordlichter zu fotografieren, musst du Langzeitbelichtungen machen, die du aus der Hand immer verwackeln würdest. Da die metallenen Stativbeine nach einiger Zeit extrem kalt werden, empfiehlt sich für die Nordlichtfotografie ein Stativ mit Schaumstoffpolsterung an den Beinen. Wir nutzen dieses Stativ von Sirui mit diesem Kugelkopf. Mehr Empfehlungen für sehr gute Reisestative haben wir hier für dich: Finde das perfekte Reisestativ.
Fernauslöser
Um deine Bilder vollkommen verwacklungsfrei zu halten, solltest du beim Fotografieren von Nordlichtern einen Fernauslöser benutzen. Auch hierfür solltest du Ersatzbatterien mitnehmen und ihn körpernah bei dir tragen, da die Batterien unter der Kälte leiden.
Handschuhe
Wo Nordlichter über den Himmel tanzen, ist es kalt. Vielleicht wirst du eine halbe Stunde oder auch deutlich länger bei minus 20 °C auf einem Fleck stehen. Kaufe dir Handschuhe, die dick genug sind, damit du deine Finger vor Kälte noch bewegen kannst – aber die eben auch genau das noch gut zulassen: Bewegung. Du wirst deine Kamera bedienen müssen. Auch der Rest deiner Kleidung sollte sehr warm sein. Gute Fotografiehandschuhe sind etwa diese hier.
Stirnlampe mit Rotlicht
Sie ist kein Muss, aber es ist sehr angenehm, bei der Nordlicht-Fotografie beide Hände frei zu haben und trotzdem etwas sehen zu können, wenn du mit der Kamera hantierst. Das Rotlicht hat den Vorteil, dass deine Augen sich im Gegensatz zum weißen Licht nicht zwischen diesem und der Dunkelheit umgewöhnen müssen.
Deine Ausrüstung steht bereit und du bist gut auf die Kälte vorbereitet? Dann bist du bereit für unsere Nordlichtfoto-Tipps!
7 Tipps für großartige Nordlicht Fotografie
1. Kenne deine Kamera
Es tut uns leid.
Aber der Automatik-Modus wird dich beim Fotografieren von Nordlichtern gnadenlos im Stich lassen.
Nordlichter zu fotografieren gehört technisch gesehen zu den schwierigeren Dingen, die man mit einer Kamera machen kann, außerdem wird es dunkel sein und du wirst nicht ewig Zeit haben. Es ist daher unabdingbar, dass du deine Kamera kennst.
Mache dich vorher mit den Funktionen deiner Kamera vertraut und auch damit, wo sich welche Funktionen befinden und wie du was einstellst. Im Dunklen. Schnell. In der Eiseskälte.
Wenn du noch unsicher in der manuellen Fotografie bist, empfehlen wir dir hierfür unser E-Book: Weg vom Automatikmodus!
2. Suche dir für die Nordlicht-Fotografie einen Ort mit möglichst wenig Kunstlicht
Du wirst bei deiner Jagd nach großartigen Nordlichtfotos das Kunstlicht meiden wie ein Vampir die Sonne. Damit der Schein der Nordlichter voll zur Geltung kommen kann, brauchst du um dich herum so viel Dunkelheit wie irgendwie möglich. Fahre also raus aus der Stadt. Wenn du Straßenlaternen, beleuchtete Gebäude oder eine befahrene Straße in der Nähe hast, suche weiter, denn: all dies wird dir dein Foto ruinieren.
Extra-Tipp: Wenn wir Nordlichter erwarten, schauen wir schon tagsüber nach geeigneten Spots ohne Lichtverschmutzung und mit einem schönen Vordergrund. Nachts müssen wir dann nicht suchen, sondern fahren gezielt diesen Spot an.
3. Fotografiere Nordlichter im manuellen Fokus
Wir lieben den Autofokus.
Aber es gibt Situationen, da bringt er dir überhaupt nichts. Diese gehört dazu.
Damit deine Nordlichtfotos scharf werden, stelle dein Objektiv auf MF – Manueller Fokus ein und drehe den Fokusring auf kurz vor die Markierung für unendlich.
Solltest du den Mond oder ein anderes helles Licht in weiter Entfernung sehen, kannst du auch mit dem Autofokus auf dieses fokussieren. Wenn die Kamera den Fokus gefunden hat, stell ihn auf MF um, damit er sich nicht wieder verstellt. Nutze den so gefundenen Fokus für das Fotografieren der Nordlichter!
Extra-Tipp: Den Bildstabilisator musst du beim Fotografieren mit Stativ ausstellen!
4. Fotografiere Nordlichter im RAW-Modus
Du solltest Nordlichter im RAW-Modus fotografieren, um im Nachhinein das Maximum aus deinen Bildern herausholen zu können. Nordlicht-Fotos profitieren im Allgemeinen sehr von einer natürlichen Nachbearbeitung am PC. In unserem E-Book „Der letzte Schritt zur Perfektion“ zeigen wir dir Schritt für Schritt erklärt, wie wir unsere Bilder in Lightroom entwickeln. RAW-Dateien lassen sich in Lightroom auch deutlich besser entrauschen, was bei Langzeitbelichtungen sehr wichtig ist.
5. Wähle einen ansprechenden Bildausschnitt
Natürlich willst du, dass dein Nordlichtfoto beeindruckend wird. Wähle hierfür einen möglichst ansprechenden Vordergrund aus, der deinem Bild Tiefe verleiht. Winfache Tipps für einen überzeugenden Bildaufbau erhältst du in unserem kostenlosen E-Book.
Als Vordergrund für die Nordlicht-Fotografie eignen sich z. B. schroffe Berge, Wasserfälle, alte Gebäude oder einzelne Bäume.
Wenn du möchtest, kannst du als zusätzlichen Reiz den Vordergrund deines Bildes mit einer starken Taschenlampe ausleuchten, während deine Kamera belichtet.
6. Kameraeinstellungen für die Nordlicht-Fotografie
Welche Einstellungen du bei der Nordlicht-Fotografie genau vornehmen musst, hängt von vielen Faktoren wie deiner Kamera, der Lichtstärke deines Objektives, der Dunkelheit und der Stärke der Nordlichter ab. Wir können dir daher nicht sagen, was genau du einstellen musst – du musst es probieren. Wie schon gesagt, ist es dafür wirklich wichtig, dass du deine Kamera kennst.
Nutze den manuellen Modus und probiere verschiedene Einstellungen aus.
Diese Einstellungen können ein Anhaltspunkt sein:
ISO: Je höher der ISO-Wert, desto mehr Bildrauschen hast du auf deinem Foto. Da du durch die Langzeitaufnahme sowieso kein rauscharmes Bild bekommen wirst, halte den ISO möglichst gering. Werte um 1000 sind je nach Kamera noch gut vertretbar.
Blende: Du brauchst viel Licht. Wähle daher eine möglichst offene Blende (kleine Zahl). Je nach Objektiv kann dieses beispielsweise eine 2,8, eine 4,0 oder auch eine 5,6 sein. Wenn dein Objektiv bei Offenblende sehr schwach/unscharf ist, korrigiere die Blendenzahl auf einen Wert höher.
Belichtungszeit: Hier musst du probieren. Beginne mit einer Belichtungszeit von 10 Sekunden. Wenn das Bild zu dunkel ist, probiere es mit einer längeren Zeit, ist es zu hell, nimm weniger. Bei langsamen Nordlichtern können Belichtungszeiten bis 30 Sekunden passen. Denke daran, während der Belichtung das Stativ und die Kamera nicht zu berühren und über den Fernauslöser auszulösen. Wenn du keinen Fernauslöser hast, nutze den Selbstauslöser deiner Kamera. In unserem Artikel Profi-Tipps für gigantische Langzeitbelichtungen geben wir dir allgemeine Tipps für Langzeitbelichtungen, die dir sehr helfen werden.
7. Tanzbewegungen der Nordlichter einfrieren
Nordlichter sind manchmal sehr schnell.
Möchtest du die Tanzbewegungen deines Nordlichtes einfrieren und es „weniger weich“ abbilden, musst du eine kürzere Belichtungszeit als 10 Sekunden wählen. Damit das Bild jetzt nicht zu dunkel wird, bist du entweder auf ein sehr lichtstarkes Objektiv angewiesen oder du musst den ISO-Wert erhöhen. Probiere am besten etwas rum, damit du später von den verschiedenen Aufnahmen die beste auswählen kannst.
Nun fehlt nur noch: Ein wolkenloser Himmel und viel Glück!
Nordlicht-Fotografie gehört zu den ganz große Künsten der Reisefotografie und ein gutes Foto dieses Spektakels steht wohl auf der Bucket-List der allermeisten Fotografen. Wir hoffen, dass unsere Tipps dir helfen, die Schönheit dieses Naturschauspiels festzuhalten und freuen uns riesig über Erfahrungsberichte!
Mögest du auf deiner nächsten Reise in den winterlichen Norden mit vielen klaren, dunklen Nächten gesegnet sein!
Hast du bereits das Glück gehabt, Nordlichter zu sehen? Ist dir ein Foto gelungen?
Schreib uns, wenn du noch Fragen zur Nordlicht-Fotografie hast. Wir antworten auf jeden Kommentar!
Die Fotos in diesem Artikel wurden von uns größtenteils mit einer Canon EOS 5DIII und dem Canon EF 16-35mm f4 L IS USM aufgenommen.
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2 Kommentare
Hallo Sina,
wow ich bin sprachlos!
Tolle Bilder und abgesehen davon ein unglaublicher Bericht der einem einen wunderbaren Mehrwert bietet. Ich plane selber noch an einem Trip und jetzt habe ich schon mal die wichtigsten Hinweise was die Bilder angeht, vielen lieben Dank dafür!
Liebe Grüße,
Kerstin
Hey Kerstin,
vielen Dank für deine lieben Worte 🙂 Toll, dass hilfreiche Tipps für dich dabei waren! Wir wünschen dir auf jeden Fall schon jetzt einen traumhaften Trip!
Liebe Grüße
Sina