Lost Places Fotografie liegt absolut im Trend. Vergessene Orte, die sich selbst überlassen wurden, findest du überall in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt. Sie üben nicht nur auf Fotografen eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Wir haben in diesem Artikel 7 Tipps für dich zum sehr interessanten, aber auch morbiden Thema Lost Places Fotografie. Was brauchst du, wenn du dich fotografisch auf die Suche nach der Vergangenheit machst und wie setzt du ein Lost Places Fotoshooting am besten um?

Die Fotografie an vergessenen Orten

Lost Places sind aufgegebene Orte, die von Menschen geschaffen wurden, aber nicht länger in Stand gehalten werden. Hierzu gehören alte Wohnhäuser – fotografisch deutlich interessantere Lost Places sind aber verlassene Krankenhäuser, verfallene Hotels, uralte Militäranlagen, kaputte Industrie und aufgegebene Freizeitparks. Auch Schiffswracks und Autofriedhöfe sind interessante Orte für die Lost Places Fotografie.

Lost Places sind geheimnisvoll und mysteriös, abenteuerlich und besonders. In unserer hübschen, „glattgebügelten“ Welt stehen sie für das Ungewöhnliche, Morbide, für den Fehler, für vergangene Zeiten. Die Erkundung („urbex“) und Fotografie von Lost Places zieht Menschen in ihren Bann und ist zu einem Trend geworden. Ein Trend, der auch viele Schwierigkeiten mit sich bringt: allen voran die Zerstörung dieser besonderen Orte. Es ist in unserem dicht bevölkerten Mitteleuropa nicht einfach, unbekannte Lost Places zu finden, die noch das ausstrahlen, was Lost Places ausmacht. Findest du jedoch einen solchen Ort, wird er auch dich in seinen Bann ziehen und du wirst unbedingt dort fotografieren und in genau in seinem jetzigen Zustand für die Ewigkeit festhalten wollen!

Lost Places Fotografie
Wie bei Indiana Jones: Das Erkunden von Lost Places weckt den Entdeckerdrang in uns

Bekannte Lost Places findest du relativ einfach durch eine Online-Recherche. Eine große Übersicht findest du etwa hier. Bei großen Sammlungen wie dieser ist aber oft fraglich, wie „Lost“ die Places tatsächlich sind und ob nicht einfach generell oft alte, noch erhaltene Gebäude gelistet sind. Für Lost Places in deiner Nähe ist eine Google-Suche empfehlenswert.

Deutlich interessanter als das „Nachfotografieren“ bekannter Lost Places ist für viele Fotografen die Erkundung wirklich unbekannter alter Orte. Diese sind aber gut gehütete Geheimnisse, denn nachdem viele Lost Places zerstört wurden, gehört es zum Kodex der inneren Community, die Locations besonders interessanter und neu entdeckter Lost Places nicht mehr online weiterzugeben.

Möchtest du unbekannte Lost Places fotografieren, wirst du diese daher kaum im Internet finden. Stattdessen hilft eine Recherche alter Karten, ein Wälzen alter lokaler Literatur, etwa in der Stadtbibliothek und das Nachfragen vor Ort. Besonders alte Menschen sind oft gute Quellen, wenn es darum geht, ehemals wichtige und nun verlassene Orte zu finden.

Bitte beachte beim Thema Lost Places Fotografie, dass das Betreten verlassener Orte oft verboten ist und strafbar sein kann (Hausfriedensbruch). Um die Orte legal erkunden zu können, kannst du versuchen, den Inhaber ausfindig zu machen und freundlich nachzufragen. Außerdem sind aufgegebene Gebäude oft einsturzgefährdet, morsch und generell ungesichert. Achte immer auf deine Sicherheit!

Der wichtigste Tipp und Codex für die Lost Places Fotografie ist das alte Motto:
Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.
Lost Places leiden leider immens unter Zerstörung, Vermüllung, Graffitis, aber auch unter Besuchen von Fotografen, die den Ort für ihre Fotos umgestalten, „säubern“ oder Accessoires zurücklassen. Unter ernsthaften „Urbexern“ und Lost Places Fotografen ist all das absolut verpönt, weil es die Orte verändert und zerstört. Sei bitte kein Teil des Problems und hinterlasse den Lost Place immer genau so, wie du ihn gefunden hast.

Verlassene Kirche als Lost Place
Verlassene Kirche in Panama: Ein nicht nur fotografisch sehr spannender Lost Place

Ausrüstung für die Lost Places Fotografie

Für die Lost Places Fotografie nehmen wir selbst folgende Ausrüstung mit und empfehlen sie auch dir auf deinen Fototouren:

Kamera mit Weitwinkelobjektiv:

Du benötigst keine besondere Kamera, um einen Lost Place zu fotografieren. Um in Innenräumen vernünftig fotografieren zu können, bietet sich aber auf jeden Fall ein Weitwinkelobjektiv an. Besitzt du eine Kamera mit APS-C-Sensor, sollte die Brennweite etwa zwischen 8 und 12mm starten, bei Kameras mit Vollformatsensor etwa zwischen 14 und 18mm. Das Objektiv sollte so lichtstark wie möglich sein.

Für Detailfotos bietet es sich an, außerdem noch ein Objektiv im mittleren Brennweitenbereich dabei zu haben, etwa ein 24-70mm oder eine 50mm-Festbrennweite.

Wir fotografieren Lost Places in der Regel mit dem Canon EF 16-35mm L4.0 IS USM an der Canon R5.

Zu unserer Kamera Kaufberatung

Stativ

Lost Places befinden sich oft im Wald und die Innenräume sind dunkel. Um gute Aufnahmen mit ausreichend langen Belichtungszeiten machen zu können, empfehlen wir dir daher für die Lost Places Fotografie ein Stativ. Eine Übersicht über gute Reisestative geben wir dir hier: Die besten Reisestative.

Wir selbst nutzen das Sirui T-2004X.

Taschenlampe

Es ist sehr sinnvoll, eine Taschenlampe auf deine Lost Places Fototour mitzunehmen. Aufgegebene Orte sind nicht nur dunkel, sondern bergen auch oft Gefahren und Stolpermöglichkeiten. Auch für das partielle Ausleuchten von Langzeitbelichtungen ist eine Taschenlampe hilfreich.

Gute Schuhe

Wegen eben genannter Punkte solltest du bei einer Lost Place Fototour besonderes Augenmerk auf gute, feste Schuhe richten. Herausstehendes Metall, Nägel, Scherben und anderes birgt viele Verletzungsrisiken.

Gefahren bei der Lost Place Fotografie
Danger: Viele Lost Places bergen Gefahren

Wenn du einen einsamen Lost Places erkundest, nimm außerdem ein vollgeladenes Handy mit, um Hilfe rufen zu können, wenn dir doch etwas passiert.

Lost Places Fotografie mit Blitz?
Da Lost Places so dunkel sind, wird dir beim Fotografieren im Automatikmodus wahrscheinlich der kamerainterne Blitz ausklappen. Wir raten jedoch davon ab, Lost Places mit Blitz zu fotografieren. Das grelle Licht zerstört die Stimmung vor Ort, außerdem sind kleine Blitze nicht in der Lage, den Raum sinnvoll auszuleuchten. Verzichte daher auf einen Blitz und mache Langzeitbelichtungen mit Stativ. Wie das geht, zeigen wir dir hier: 

9 Profi-Tipps für gigantische Langzeitbelichtungen (Artikel)
Weg vom Automatikmodus (E-Book)

Fotografieren an vergessenen Orten

7 Tipps für die Fotografie in Lost Places

1. Spüre den Ort

Lost Places leben von ihrer besonderen Stimmung und so ist diese das wohl wichtigste Kriterium für gute Lost Places Fotos.

Lass dich auf die Stimmung und die Stille ein, spüre den Ort. Was macht seine Atmosphäre aus, was fasziniert dich? Wie sah es früher hier aus, als der Ort noch belebt war?

Wenn du vor Ort angekommen bist, schau dir die Gegebenheiten, Räume oder Motivmöglichkeiten zunächst in Ruhe an. Suche vielleicht schon einzelne Perspektiven, sieh dich genau im Raum an. Schau besonders, von wo das Licht kommt und wo es hin fällt. Wie kannst du es einbinden? Suche dir wie immer als allererstes ein Hauptmotiv deines Fotos. Ideal ist, wenn Licht auf dieses fällt. Dann überlege dir, wie du das Motiv in Szene setzen kannst. Eignet es sich als Weitwinkelfoto in der Totalen mit dem Raum drumherum? Oder eher als Detailfoto? Was macht das Motiv aus? Bietet es sich zum Beispiel an, ein altes Möbelstück zusammen mit kaputten Fenstern als Hintergrund in Szene zu setzen? Motive wie leere Betten oder Sitzmöbel, die zum Betrachter gedreht sind, verstaubtes Geschirr, das noch auf den Tischen steht oder kaputte Instrumente, die schon sehr lange niemand mehr gespielt hat, können die Verlassenheit eines Ortes auf einem Foto eindrucksvoll darstellen und geben gleichzeitig das Gefühl, dass „irgendetwas noch da ist“.

Probiere verschiedene Perspektiven, Brennweiten und ein paar Detailaufnahmen. Belichte testweise auch mal dunkler. Ist das stimmungsvoller? Welche Linien kannst du einbinden, um den Betrachter durch das Bild zu führen? 

Das Ziel der Lost Places Fotografie: Die Magie des Ortes einfangen und dem Betrachter, der nicht vor Ort ist, zugänglich machen!

Tipps für Fotografie von Lost Places
Was war der Ort früher? Wie war es, hier zu sein, hier zu leben, hier zu arbeiten?

2. Finde Details!

Oft sind es bei der Lost Places Fotografie nicht die Orte oder Räume im Gesamten, die auf Fotos besonders eindrucksvoll wirken, sondern einzelne Details aus diesen. Habe mit und geh nah heran! Besonders gut funktionieren Motive, die zeigen, was der Ort war, als hier noch Menschen gelebt oder gearbeitet haben. In den Beelitz Heilstätten, einem verlassenden Krankenhaus, das als der Lost-Places-Hotspot in Deutschland gilt (siehe unten), ist das gefühlt meistfotografierte Motiv etwa eine alte OP-Liege mit der OP-Lampe und dem Bestecktisch daneben – alles zerfallen und in einem sehr maroden Zustand und gerade durch diese dystopische Wirkung fotografisch so reizvoll. Im vorherigen Tipp 1 haben wir noch andere Beispiele für fotografisch interessante Möbelstücke genannt.

Aber nicht nur Mobiliar, auch Schriftzüge, zurückgelassene Utensilien, ehemals geliebte Besitztümer wie Instrumente oder Kuscheltiere… all diese Dinge erzählen Geschichten über den Ort und sind für deine Fotos daher extrem wertvoll.

Suche nach solchen Details an deinem Ort. Auch Nahaufnahmen verrotteter Einrichtung oder kaputter Fenster und Türen können ein interessantes Ergänzung deiner Lost Places Fotos sein.

Detailfotos von Lost Places, kaputtes Klavier
Detailaufnahmen von kaputten Möbeln und zurückgelassenen Gegenständen regen die Gedanken an (Foto: Peter Herrmann/unsplash)

3. Fotografiere Lost Places als Langzeitbelichtungen

An und in den allermeisten Lost Places ist es relativ dunkel. Wenn du aus der Hand fotografierst, wirst du daher einen hohen ISO-Wert und damit Bildrauschen in Kauf nehmen müssen. Hast du kein lichtstarkes Equipment, verwackeln deine Lost Places Fotos eventuell sogar. Oben haben wir erklärt, dass du Lost Places nicht mit Blitz fotografieren solltest. Aber wie kommst du dann zu Licht?

Die Antwort sind Langzeitbelichtungen. Hierfür benötigst du ein Stativ und eine Kamera, die du manuell einstellen kannst. Hiermit kannst du beliebig lang belichten, ohne dass dein Bild verwackelt.

Möchtest du Langzeitbelichtungen in Lost Places umsetzen, solltest du zunächst dein Motiv und die richtige Perspektive suchen. Hast du beides gefunden, platziere dein Stativ und deine Kamera. Achte darauf, dass das Stativ sicher und verwacklungsfrei steht, also z. B. Nicht auf schwingenden Dielen, wenn du dich bewegst.

Folgende Grundeinstellungen deiner Kamera bieten sich für die Lost Places Fotografie an:

  • Bildstabilisator aus
  • Autofokus
  • Manuelle AF-Feld-Wahl auf das Motiv
  • ISO 100
  • Blende 11-16
  • Belichtungszeit 2 Sekunden

Je nachdem, wie hell oder dunkel es an deinem Ort ist, musst du dich Belichtungszeit deutlich varieren. Lass die anderen Parameter voreingestellt und experimentiere nur mit der Belichtungszeit, um die richtige Helligkeit und Stimmung festzuhalten. An den meisten Kameras kannst du im „normalen“ M-Modus Belichtungszeiten bis 30 Sekunden einstellen, danach benötigst du den BULB-Modus und möglichst einen Fernauslöser.

Sollte es in deinem Lost Place so dunkel sein, dass der Autofokus das Motiv nicht findet, hilf ihm und beleuchte das Motiv während der Fokus-Suche mit einer Taschenlampe.

Tipp: Lost Places wirken auch unterbelichtet, also etwas zu dunkel fotografiert, oft sehr stimmungsvoll. Probiere es mal aus!

Lost Places Fotografie
Licht ist ein wichtiges Element von Lost Places Fotos, gerade auch in Innenräumen (Foto: Denny Müller/unsplash)

4. Lost Places Fotografie als HDR?

Fotografierst du Lost Places, wirst du gerade in Innenräumen oft das Problem haben, dass einige Bereiche deines Fotos zu hell werden, während andere noch sehr dunkel sind. Eine Veränderung der Kameraeinstellungen bringt hier wenig, da diese immer das Bild im Gesamten heller oder dunkler machen.

Viele Fotografieren fotografieren Lost Places daher als HDR. Mit dieser Technik vermeidest du, besonders helle und besonders dunkle Bereiche im Foto zu haben. Einfach erklärt funktioniert ein HDR so:

Du fotografierst mit Stativ und nimmst mindestens drei Fotos deines Motivs auf. Diese Fotos sind exakt gleich und unterscheiden sich ausschließlich in de Belichtungszeit: Ein Foto ist etwas zu hell fotografiert, ein foto ist „richtig“ belichtet und das dritte Foto ist etwas zu dunkel belichtet. Diese sogenannte „Belichtungsreihe“ kannst du entweder manuell machen (das ist unser Tipp), oder aber die Kamera automatisch aufnehmen lassen. Anschließend werden die Fotos in der Kamera oder einer Software wie Lightroom zu einem einzigen Foto zusammengerechnet. Hier werden etwa die ganz hellen Bereiche aus dem dunkler belichteten Foto genommen, sodass beim fertigen Foto sowohl die ganz hellen als auch die ganz dunklen Bereiche verschwinden und das Bild eher aus Mitteltönen besteht.

Unser persönlicher Stil ist die HDR-Fotografie nicht und wir setzen sie sehr selten und ausgewählt ein. Wir selbst sind keine Fans von Fotos aus Mitteltönen, sondern uns reizt gerade Helligkeit und Dunkelheit, Licht und Schatten, Kontrast. 

Wie überall in der Fotografie gilt es, auch hier deinen eigenen Stil zu finden. Wenn du von technischen Spielereien nicht abgeschreckt bist, probiere mal aus, wie dir die HDR-Fotografie gefällt und ob du damit die Magie der fotografierten Orte festhalten kannst. Vielleicht geht es dir auch wie uns und einigen anderen Fotografen und du findest den „optimierten“ Look eher platt und bleibst lieber bei dem bewussten Einsatz von Helligkeit und Dunkelheit auf deinen Fotos (siehe nächster Tipp).

Lost Places fotografieren
Bei einem HDR hellst du die Tiefen auf und dunkelst die Lichter ab, sodass du gleichzeitig helle und dunkle Bereiche gut darstellen kannst

5. Experimentiere mit Licht

Anstatt mit einem HDR möglichst das ganze Foto auf eine Helligkeitsstufe zu bringen, bevorzugen wir den bewussten und gezielten Einsatz von Licht und Schatten. Dies ist eine ziemliche Herausforderung, eröffnet aber viele kreative Möglichkeiten der Lost Places Fotografie.

Viele Lost Places in Innenräumen leben vom Einfall des Lichts. An sonnigen Tagen sind vielleicht durch kaputte Fenster brechende Lichtstrahlen sichtbar, in denen der glitzernde Staub tanzt. 

Um mit Licht zu arbeiten, mache dir zunächst bewusst, von wo (Quelle und Richtung) das Licht in deinem Fotosetting kommt. Fällt es durch ein Fenster aus einer Richtung ein? Durch die Tür? Gibt es mehrere Fenster aus allen Richtungen? Wohin fällt dieses Licht? Meist ist nicht der ganze Raum in etwa gleich hell, sondern das Licht erleuchtet einige Bereiche heller als andere. Wie oben schon erklärt, wirkt es am besten, wenn dein Hauptmotiv in einem beleuchteten Bereich positioniert ist.

Möchtest du Bereiche beleuchten, auf die kein natürliches Licht fällt, kannst du diese künstlich beleuchten. Dafür strahlst du sie mit einer Taschenlampe kurz an, während deine Langzeitbelichtung läuft. Diese Technik braucht etwas Fingerspitzengefühl, schau nach jeder Aufnahme, ob der Effekt zu stark oder genau richtig geworden ist.

Ein Foto-Trick, der sich bei Lost Places oft anbietet, um eine besonders starke Stimmung zu erzeugen, ist das Aufwirbeln von Staub. Hast du relativ stark gerichtete Lichtstrahlen, machst du diese durch aufgewirbelten Staub oder durch Rauch sichtbar, was mystisch oder auch unheimlich wirkt und die Atmosphäre auf vielen Fotos stärken kann.

Lost Places Fotografie draußen, altes Schiffswrack
Auf unseren Lost Places Fotos spielt der Einsatz von Licht und Dunkelheit meist eine große Rolle

6. Reduziere die Fotos

Lost Places Fotos leiden oft darunter, dass sie überladen sind. Viele kleine Strukturen, verschiedene Farben, konkurrierende Motive und Lichtflecke an unpassenden Stellen überladen das Foto und können den Blick des Betrachters nicht einfangen. Wie auch in allen anderen Genres der Fotografie solltest du deswegen ein besonderes Augenmerk darauf legen, all diese Ablenkungen zu reduzieren.

Nimm nur das in deine fotografische Komposition auf, was absolut notwendig ist.

Wie oben schon gesagt, sollte dein Foto ein einziges Hauptmotiv zeigen. Strukturen, Farben und Formen, die von diesem ablenken oder mit ihm konkurrieren, schwächen dein Foto und sollten von dir eliminiert werden. Das gelingt oft schon durch eine minimal geänderte Perspektive, einen anderen Bildausschnitt oder etwas mehr Brennweite. Manchmal kannst du störende Elemente auch hinter einem Vordergrund verstecken. Binde nur Strukturen und Objekte in dein Foto ein, die dein Motiv unterstützen, etwa indem sie als Linie zu ihm hinführen oder es als Vordergrund umrahmen.

Bitte greife bei der Lost Places Fotografie nicht in den natürlichen Verfall des Ortes ein und verschiebe und arrangiere die Dinge vor Ort nicht, damit sie für dein Foto passen. Sieh dich eher als „Reportagefotograf“, der die Dinge vor Ort annimmt wie sie sind, ohne sie zu verändern.

Gelingt es nicht, einzelne störende Elemente aus dem Bildausschnitt herauszunehmen, kannst du diese in der Bildbearbeitung zumindest leicht abdunkeln. So ziehen sie weniger Aufmerksamkeit auf sich und lenken den Blick nicht von deinem Hauptmotiv weg.

Ein wichtiger Tipp ist auch, dass sich nicht jede Szene in einem Lost Place gut für ein Foto eignet. Manchmal ist einfach zu viel (oder zu wenig) vor Ort. Dann gehe weiter, such ein anderes Motiv!

Fototipps für verlassene Orte
Lost Places sind oft überwältigend, Unmengen von Eindrücken prasseln auf dich ein. Suche dir bewusst einzelne Motive aus (Foto: Peter Herrmann/unsplash)

7. Bildbearbeitung von Lost Places Fotos

Bildbearbeitung ist der letzte Schritt, um das Maximum aus deinen Lost Places Fotos herauszuholen. Mit ein paar Tricks kannst du die Fotos intensivieren, Farben und Kontraste verstärken und das Foto noch ansprechender machen. Grundlegende Tipps für die Bildbearbeitung von Fotos findest du in diesem Artikel: Bildbearbeitung für Anfänger einfach erklärt

Warum du deine Lost Places Fotos unbedingt im RAW Modus aufnehmen solltest, erfährst du hier: Fotografiere ab heute im RAW-Modus

Wir beziehen uns bei den folgenden Tipps auf die RAW-Entwicklung mit Adobe Lightroom. Natürlich kannst du auch jedes andere Programm nutzen.

Lost Places Fotos an Schiffswracks
Lost Places Fotografie meint nicht nur das Ablichten verlassener Gebäude. Auch Wracks gehören zu dieser Thematik.

Achtung: Im Internet stößt man auf viele sehr stark bearbeitete Lost Places Foto (oft HDRs, siehe Tipp 4), bei denen insbesondere die Regler „Klarheit“ und „Struktur“ voll aufgezogen wurden. Außerdem werden bei diesen Bildern oft die Lichter, also die hellen Bereiche, so weit wie möglich abgedunkelt und die Tiefen stark aufgehellt. Das Fotos bekommt so einen „flachen“ Look ohne besonderes helle und dunkle Bereiche. Unser Stil der Bildbearbeitung ist dies nicht. Generell halten wir es mit der Bildbearbeitung, wie man es wohl auch mit Schönheits-OPs halten sollte: Wenn man sofort sieht, was gemacht wurde, ist es zu viel.

Bearbeite deine Lost Places Fotos also mit Feingefühl statt nach dem Motto „Viel hilft viel“.

Mit folgenden konkreten Tipps kannst du deine Fotos verlassener Orte entwickeln:

  • Klarheit und/oder Struktur leicht anheben (im einstelligen Bereich)
  • Kontrast leicht erhöhen
  • Farbtemperatur testweise leicht in den wärmeren oder in den kühleren Bereich verschieben
  • Stürzende Linien korrigieren über Transformieren-Regler
  • Ggf. leichte (!) Vignette hinzufügen
  • Dynamik leicht verringern
  • Markante Farbe (z. B. Bei rotem Hauptmotiv) verstärken über Color Grading

Möchtest du einzelne Strukturen besonders in den Fokus rücken, solltest du diese mit dem Pinsel hervorheben und in diesen Bereichen etwa Farbe, Kontrast und Klarheit verstärken oder den Bereich leicht aufhellen. Stören dich Bereiche auf dem Bild bzw. Sollen eher in den Hintergrund rücken, kannst du diese mit einem Verlaufsfilter leicht abdunkeln – immer so, dass es nicht auffällt.

Möchtest du tiefer in das wichtige und spannende Thema Bildbearbeitung einsteigen und es von Grund auf lernen, schau dir unbedingt mal unser E-Book an: Der letzte Schritt zur Perfektion. Raw-Entwicklung in Adobe Lightroom

Bildbearbeitung von Gebäudefotos

Bekannte Lost Places in Deutschland

Hier sind einige Beispiele für Orte in Deutschland, an denen du gut in das Thema Lost Places hineinschnuppern kannst. Bitte beachte, dass viele dieser Orte zwar hervorragende Lost Places Fotos erlauben, aber keine „echten Lost Places“ (mehr) sind, sondern z. T. mittlerweile kommerziell betrieben werden:

Eine Liste weiterer bekannter Orte für die Lost Places Fotografie findest du hier: Ungewöhnliche und verlassene Orte weltweit

Weitere Fototouren zu Lost Places in Deutschland (hauptsächlich Ostdeutschland) findest du hier: Go2know

Lost Places Fotografie am Flugzeugwrack
Das Flugzeugwrack in Island ist mittlerweile (leider) ein europaweit bekannter Lost Place

Buchtipps

Über das Thema Lost Places gibt es einige Bücher, die vergessene Orte stimmungsvoll präsentieren, ihre Geschichte erzählen und dir zeigen, wo du sie findest.

Hier sind drei empfehlenswerte Bücher über Lost Places in Deutschland:

Inspiration für die Lost Places Fotografie auf der ganzen Welt findest du in diesen beiden Werken:

Fazit zur Lost Places Fotografie

Die Fotografie verlassener Orte ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Gleichzeitig kann sie aber auch wie eine Zeitreise in eine ferne dystopische Zukunft wirken, in der unsere Erde von Menschen verlassen ist und unsere Infrastruktur zerfällt. Beide Aspekte machen die Lost Places Fotografie zu einem unvergleichlichen Erlebnis, das eine riesige Anziehungskraft hat.

Wir wünschen dir ganz viel Freude beim Erkunden, viele großartige Motive, neue Perspektiven und Unmengen an Inspiration!

Wie gefällt dir die Lost Places Fotografie? Hinterlass uns doch einen Kommentar!

Unterwegs an vergessenen Orten

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Autor

Ich bin Sina, Mitbegründerin von Lichter der Welt, Fotografin und leidenschaftliche Weltenbummlerin. Ich liebe Natur, Freiheit, die Sonne auf meinem Gesicht und den Wind in meinen Haaren. Schon als Kind saß ich fasziniert vor dem Globus und malte mir aus, die Weite dieser Welt zu entdecken. Heute lebe ich diesen Traum und sammle Tipps, Inspirationen und Erfahrungen für dich!

2 Kommentare

  1. Hallo! Ich frage für Manuelle AF-Feld-Wahl auf das Motiv über Sony Alpha 6400 ( AF – S & Feld – Breit Einstellung?)

    LG

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