Deine Fotos sind nicht besonders gut? Du zweifelst an deiner Fotografie und findest, dass andere besser fotografieren können? Manchmal denkst du vielleicht sogar darüber nach, mit der Fotografie aufzuhören? Es wurde ja eh alles schon von jemand anderem besser fotografiert? Stopp! Lass dir sagen: Deine Fotos sind die allerbesten überhaupt, und die allerwichtigsten! Das hältst du für totalen Quatsch? Dann lies unbedingt weiter!

Die Fotos deines Lebens

Es gibt Fotos, die hauen uns um. Fotos anderer Fotografen, die gigantisch sind. Genau im richtigen Moment abgedrückt, aufgenommen an phänomenalen Orten oder in ungewöhnlichen Situationen, technisch und kreativ brillant umgesetzt. Fotos, die wir selbst niemals so aufnehmen könnten.

Aber: Egal, wie gut die Fotos der Meisterfotografen sind, die du bewunderst – in Bildbänden, in Ausstellungen oder auf Social Media. Egal, wie spektakulär die Momente sind, die sie festhalten, wie einzigartig die Situationen, wie unfassbar die Schönheit. Egal, wie technisch perfekt diese Werke sind, wie strahlend die Farben, wie perfekt eingefangen das Licht. 

Eines vermögen sie nicht: Deine Welt zu zeigen. Dein Leben. Deine Sicht auf die Dinge. Dies können nur deine eigenen Fotos.

Deine Fotos sind ein visuelles Album deines Lebens. Fotografisch vielleicht nicht perfekt. Vielleicht besser werdend, vielleicht stagnierend. Aber warum hast du angefangen, zu fotografieren? Um technische Perfektion zu erreichen und die maximale Schärfe aus einer Kamera herauszuholen? Oder um das, was du siehst, was du erlebst, was du schön findest, einzufangen, später nochmal zu sehen, anderen zu zeigen?

Die besten Fotos sind deine eigenen

Fotografieren ist wie Tagebuchschreiben. Deine Fotos zeigen, wo du warst, wer dir wichtig ist, was du erlebt hast, woran du dich erinnerst. Sie zeigen, was dich begeistert und fasziniert, was du gemacht hast. Deine Fotos sind ein visuelles Gedächtnis deines Lebens.

Wenn wir nach Perfektion streben und die Fotos anderer bewundern, während wir unsere eigenen kritisieren, vergessen wir diesen Aspekt so oft. Nicht wenige von uns hören sogar auf mit der Fotografie, weil sie überfordert sind mit all dem, was man noch besser machen oder mehr haben könnte, um hochwertigere Fotos zu machen. Dabei braucht es gar nicht viel, um die Fotos unseres Lebens zu machen. Und niemand anderes könnte es für uns machen.

Foto von Venedig in der blauen Stunde
Sicherlich hast du schon Dutzende Fotos von Venedig gesehen. Aber keines wird die Stadt so zeigen, wie du sie siehst. Und keines wird dich imaginär so zurück an diesen Ort holen, wie deine eigenen Fotos – selbst wenn diese technisch betrachtet schwächer sind als die von Profifotografen.

Die Einzigartigkeit deiner Perspektive

Niemand sieht die Welt so wie du.
Genau wie du selbst, ist auch deine Wahrnehmung der Welt einzigartig. Dies ist auf zwei Arten zu verstehen: Niemand erlebt genau das, was du erlebst, niemand geht den gleichen Lebensweg wie du. Und niemand interpretiert die Welt genau so wie du. Beeinflusst durch deine persönlichen Erfahrungen, Gefühle, auch bereits durch deine Kultur und Prägung, nimmst du die Welt auf eine ganz eigene Art und Weise wahr. Du hast bestimmte Interessen, Neigungen, Hobbys, bist von bestimmten Dingen fasziniert und von anderen gelangweilt. Diesen Mix gibt es auf diese Art so nur bei dir. Dadurch siehst du Dinge teils völlig anders als andere Menschen, nimmst Dinge wahr, die anderen verborgen bleiben, denkst und empfindest auf eine bestimmte Weise.

Auf unseren Fotoreisen stellen wir unseren Teilnehmern regelmäßig bestimmte Fotoaufgaben, die für alle gleich sind. Ein Beispiel aus Panama: Mache ein Bild zum Thema Versteckte Schönheit. Auch nach Jahren mit exakt dieser Aufgabe sind wir jedes Mal wieder fasziniert, wie unterschiedlich jeder einzelne Teilnehmer diese Aufgabe bewältigt und was für vollkommen unterschiedliche Fotos entstehen. Beim gemeinsamen Vergleich der Ergebnisse hören wir die Gedanken und Geschichten hinter den verschiedenen Fotos und freuen uns jedes Mal über die ganz verschiedenen Ansätze und Resultate. Es ist spannend zu sehen, was jeder Einzelne sieht, wahrnimmt, interpretiert. Noch nie wurden bei einer unserer Fotoaufgaben von zwei Personen ähnliche Motive fotografiert. Auch nach Jahren nicht. Genau diese inviduelle Wahrnehmung macht deine Fotos einzigartig und besonders.

Brüllaffenporträt im Nationalpark
Selbst wenn wir gleichzeitig an einem Ort das gleiche Motiv fotografieren, wird jeder völlig unterschiedliche Fotos machen und sie am Ende unterschiedlich entwickeln

Deine Geschichten

Jedes Motiv wurde schon besser fotografiert? Vielleicht stimmt das. 

Ja, es gibt Millionen Strandfotos. Viele sensationelle. Aber keines davon weckt deine Erinnerungen an einen glücklichen Familienurlaub so wie dein eigenes Foto aus dieser Zeit. Kein anderes lässt dich zurückdenken an die Gespräche, die Personen, die Momente und das Glück. Nicht die schönen Pixel, sondern die emotionale Verbindung zum Motiv, die Geschichte hinter dem Foto ist es, was dein Foto von allen anderen abhebt. Deswegen ist es wert, aufgenommen zu werden!

Großartige Fotos guter Fotografen sind für uns als Außenstehende oft vor allem eins: Dekoration. Wir finden sie schön und ansehnlich, vielleicht sogar faszinierend, würden uns besonders hübsche in die Wohnung hängen. Aber unsere eigenen Fotos bedeuten für uns so viel mehr. Sie sind keine Deko. Sie sind Erinnerung. Ein Stück Geschichte unseres Lebens. Wenn wir alt sind, ist ein schönes Bild eines guten Fotografen für uns weiterhin ein schönes Bild eines guten Fotografen. Unser eigenes Foto, das wir vor Jahrzehnten aufgenommen haben, zieht uns aber sofort zurück in die Aufnahmesituation, macht mit uns eine Zeitreise durch unsere Erinnerungen. Hin zu den Menschen, den Gefühlen, den Lebensumständen, der Reise, auf der wir es aufgenommen haben.

Aber nicht nur für dich selbst, auch für andere Betrachter sind diese Fotos besonders. Denn sie lassen deine Freunde, Familie und auch fremde Menschen auf einzigartige Weise und fast im wahrsten Sinne des Wortes die Welt durch deine Augen sehen. „Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte“ ist eine abgelutschte Floskel, aber kein anderes Medium als die Fotografie ermöglicht es dir, anderen Menschen genau das zu zeigen, was du gesehen, was du erlebt hast. 

Mit Fotos Geschichten erzählen
Dieses Making Of von mir ist technisch oder kompositorisch keine Meisterleistung. Trotzdem ist es eines meiner liebsten Fotos von mir, weil es mich an den einzigartigen Moment zurückführt, in dem ich tief im panamaischen Dschungel einem Mädchen der traditionell lebenden indigenen Emberá zeige, was eine Kamera ist. Es erzählt eine Geschichte, transportiert Emotionen.

Deine Leidenschaft, deine Fehler

Es ist nicht die Kamera, es ist nicht dein Können. Es sind deine Leidenschaften, die deine Fotografie wie kein anderer Faktor beeinflussen. Denn sie bestimmen, was du fotografierst.

Ohne ein Wort zu sagen, weiß ein Außenstehender anhand deiner Fotos, was dich interessiert und fasziniert. Dein Fotoalbum ist voller Blumen- und Insektenfotos, voll Bilder heimischer Landschaften? Oder ist es moderne Architektur, die deine Speicherkarten füllt? Zeigst du Urlaubsfotos mit deiner Familie und leuchtende Kinderaugen oder sind es Katzenbabys oder große Sehenswürdigkeiten ferner Länder, die dich dazu bringen, auf den Auslöser zu drücken?

Was dich begeistert, wirst du auf deinen Fotos zeigen. Dadurch bildet deine Fotografie ab, wer du bist. Deine Interessen lenken deine Kamera und führen dich zu Motiven, die dir am Herzen liegen. Diese Leidenschaft ist in deinen Fotos sichtbar und macht sie lebendig und ausdrucksstark. Aber auch deine bevorzugten Techniken, ob es die Wahl des Objektivs, der Einsatz von Licht oder die Nachbearbeitung ist, tragen zu deinem individuellen Stil bei. Deine kreative Herangehensweise an die Fotografie, sei sie minimalistisch, abstrakt oder dokumentarisch, macht deine Arbeit einzigartig.

Deine Fotos sind die besten

Hierzu gehört auch das, was du als deine Fehler ansehen würdest. Vielleicht kritisierst du dein Unvermögen, deine Kamera manuell einzustellen. Vielleicht hast du keine Geduld und fotografierst einen belebten Platz in der Innenstadt tagsüber mit hunderten Touristen statt früh morgens um 6 Uhr allein oder tagsüber langzeitbelichtet mit ND-Filter, um die Menschen auf dem fertigen Foto verschwinden zu lassen. Genau dieser Faktor erzählt auch etwas über dich: Ging es dir um die möglichst makellose Ausgestaltung des Fotos oder darum, im Vorübergehen diesen Platz zu fotografieren? Beide Ansätze sind völlig in Ordnung und gleichberechtigt. 

Auf unseren Fotoreisen bauen manche Teilnehmer an einigen Spots ein Stativ auf und fotografieren eine halbe Stunde lang ein einziges Motiv möglichst perfekt. Das Ergebnis ist wunderschön. Andere Teilnehmer fotografieren in der Zeit zehn verschiedene Perspektiven des Motivs und bringen eine große Auswahl toller Fotos mit, und zwei andere machen vielleicht fünf Minuten lang ein paar Fotos und setzen sich dann mit einem Kaffee zusammen und quatschen glücklich über ihr Leben oder tauschen sich über die Reise oder Fototechniken aus. Keiner dieser Ansätze ist richtiger oder besser. Fakt ist aber, dass jeder Teilnehmer von exakt dem gleichen Spot völlig unterschiedliche Fotos mit nach Hause bringt. Jeder wird eine andere Geschichte dieser halben Stunde erzählen, andere Erinnerungen haben. Und genau das ist so schön an der Fotografie: Sie vereinheitlicht nicht. Sie ist Ausdruck deiner Individualität und deiner einzigartigen Sicht. Selbst am gleichen Morgen am gleichen Spot mit den gleichen Menschen, vielleicht sogar mit der gleichen Kameraausrüstung.

Die wichtigsten Fotos, die besten Fotos

Welches sind deine wichtigsten Fotos? Ich meine nicht die mit den meisten Likes, sondern die für dich bedeutsamsten. Wenn du nur 10 Fotos behalten dürfest, welche wären es?

Jeder wird diese Frage ganz unterschiedlich beantworten. Für die allermeisten werden es aber nicht die Fotos sein, mit denen sie in Fotoforen am meisten punkten könnten, sondern Fotos, die persönlich besonders relevant sind. Fotos wichtiger Menschen. Fotos ganz besonderer Erinnerungen. Fotos, die vielleicht für einen Außenstehenden nichts Besonderes sind. Vielleicht sind auch Fotos dabei, die Meilensteine in deinem fotografischen Werdegang waren, weil sie nach vielen Irrungen endlich so geworden sind wie du wolltest und einen Moment auf magische Weise einfangen konnten. Immer werden es Fotos sein, hinter denen ganz besondere Geschichten stehen. Nie wird dein wichtigstes Foto ein Foto sein, das inhaltlich für dich keine Relevanz hat, aber besonders scharf oder rauscharm ist. Denn dafür fotografieren wir nicht.

Die wichtigsten Fotos
Die strahlenden Augen eines Kindes beim Ostereier-Suchen: Der Fokus sitzt nicht, in Fotoforen würde es zerrissen werden. Für den persönlichen Wert des Fotos ist das egal: Das Foto zeigt zusammen die Geschichten eines Lebens, wurde über Jahrzehnte aufbewahrt und immer wieder gern angesehen. Welches fremde, perfekte Kinderfoto eines guten Fotografen schafft das?
(Das Mädchen auf dem Bild bin ich selbst.)

Mach dir das bewusst und erinnere dich, warum du fotografierst. Mache es dir vor allem dann bewusst, wenn du mal wieder zweifelst und die Fotos aller anderen besser findest als deine eigenen. Wenn du nur zehn Fotos behalten dürfest, wären es dann brillante Fotos anderer Fotografen? Oder wären es deine eigenen? Die angeblich „schlechten“? Der emotionale Wert und die Erinnerungen, die ein eigenes Foto eröffnet, sind so viel wichtiger als alles, was gute Fotos fremder Personen scheinbar für uns ausmachen.

Wachse!

Entdecke wieder das Herz der Fotografie. Ich habe hier darüber geschrieben, wie und warum ich es vor Jahren verloren hatte und wie ich es wiedergefunden habe: Eine Hommage an deine Fotografie.

Und dann? Deine Bilder werden florieren. In dem Moment, in dem du aufhörst, für andere zu fotografieren und bestimmte Stils und Looks nachzumachen, knackige Schärfe und Rauscharmut, perfekte Fotos ohne Fehler zu erreichen, wirst du mit deiner Fotografie dich selbst finden. Du wirst deinen eigenen Stil entwickeln, deinen eigenen Look, und wenn du viel fotografierst und es dir wichtig ist, werden deine Fotos auch technisch besser werden.

Die Kombination aus deinen einzigartigen Faktoren – deinen Erfahrungen, Prägungen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Leidenschaften, deiner Kreativität und deinen sogenannten Fehlern – wird Fotos machen, die es noch nie zuvor gegeben hat. Deine Fotos. Kein anderer Fotograf kann dieselben Bilder wie du aufnehmen, weil niemand sonst dieselbe Kombination dieser Elemente besitzt.

Deine Erinnerungen und die Einzigartigkeit deiner Perspektive sind es, was deine Fotos zu den besten macht. Sie verleihen deinen Bildern eine unverwechselbare Handschrift. Erkenne diese Einzigartigkeit an und schätze sie, und du kannst mit Selbstvertrauen und Stolz auf deine fotografischen Werke blicken und sie als authentischen Ausdruck deiner selbst sehen.

Entdecke die emotionale Verbindung zu deiner Fotografie wieder und du wirst sie auf deinen Fotos sehen. Sei inspiriert von dir und deinem Fortschritt. Investiere Mühe in das Erlernen neuer Techniken und du wirst begeistert sein. Drücke mit deinen Fotos aus, wer du bist, was du fühlst und was du siehst. Probiere neue Winkel und Motive aus, lerne dazu, sei mutig und habe niemals Angst zu scheitern. Das kannst du nicht, denn du hast keine Konkurrenz. Die Fotos deines Lebens – nur du kannst sie aufnehmen.

Wir wünschen dir unendlich viel Freude dabei!

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Autor

Ich bin Sina, Mitbegründerin von Lichter der Welt, Fotografin und leidenschaftliche Weltenbummlerin. Ich liebe Natur, Freiheit, die Sonne auf meinem Gesicht und den Wind in meinen Haaren. Schon als Kind saß ich fasziniert vor dem Globus und malte mir aus, die Weite dieser Welt zu entdecken. Heute lebe ich diesen Traum und sammle Tipps, Inspirationen und Erfahrungen für dich!

2 Kommentare

  1. Das ist ein ganz wunderbarer Artikel. Vielen Dank für deine Worte. Du hast so Recht. Die liebsten Bilder sind die mit tollen Erinnerungen an Momente, sei es die kleine Lieblingsnichte, die erstmals die Schoko-Schublade ausgeräumt hat oder der Babyneffe, der mit leuchtenden Augen unter dem Weihnachtsbaum sitzt. Oder die Bilder aus dem langersehnten und zusammengesparten Traumurlaub. Das sind Bilder, die ich mir in die Wohnung hänge und die mir täglich ein lächeln ins Gesicht zaubern!
    Dennoch schau ich mir gern Profi-Bilder an und überlege, warum die Bilder so hübsch geworden sind und was der Profi anders gemacht hat – und freu mich darüber, dass er sich weit vor Sonnenaufgang aus dem Bett gequält hat und mir damit seine Welt gezeigt hat.

    • Hallo liebe Janine,
      ganz lieben Dank für dein tolles Feedback. Es freut mich sehr, dass der Artikel dich erreicht hat. Und oh ja, wir erfreuen uns auch unheimlich an den Fotos anderer und sind sehr dankbar dafür, dass so viele großartige Fotografen ihre Werke mit uns teilen.

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