ND-Filter können deine Fotografie extrem bereichern. Aber wie? Wir zeigen es dir!

Mit dem Begriff ND-Filter bzw. Graufilter kommt jeder, der sich mit Landschaftsfotografie beschäftigt, früher oder später in Kontakt. Was aber sind ND-Filter genau, wann und wofür kannst du sie nutzen und wie verändern sie dein Bild? In diesem Artikel zeigen wir dir die praktischen Anwendungsbereiche von ND-Filtern und klären, ob es für dich und deine Fotografie sinnvoll ist, einen solchen Filter anzuschaffen.

Was sind ND-Filter?

In einem Satz zusammengefasst: ND-Filter bzw. Graufilter (beide Begriffe bezeichnen das gleiche) sind verdunkelte Gläser, die wie eine Sonnenbrille für dein Objektiv wirken, also das Bild verdunkeln.

ND-Filter sind gleichmäßig in einer bestimmten Graustufe eingefärbt. Sie werden vor das Objektiv gesteckt oder geschraubt. Je nach Stärke des ND-Filters fällt nun also weniger Sonnenlicht in das Objektiv, das Foto wird dadurch dunkler, als es normalerweise bei den Lichtverhältnissen werden würde. Mehr physikalische Hintergrundinfos findest du im Wikipediaartikel, in der fotografischen Praxis musst du aber nicht mehr wissen.

Wie eine Sonnenbrille: Der ND-Filter schluckt einen Teil des einfallenden Lichts

Warum sollte ich ND-Filter verwenden?

Wir gehören nicht zu den Fotografen, die möglichst viel Equipment nutzen und möglichst viel mit Filtern und anderen Tools arbeiten. Unsere Devise ist „Keep it simple“ und wir sind gerne mit leichten Gepäck und wenig Ausrüstung unterwegs.

ND-Filter befinden sich trotzdem oft in unserem Fotorucksack. Es gibt Situationen und Anwendungsbereiche, in denen sie unabdingbar sind bzw. spezielle Fotoaufnahmen, die du ohne ND-Filter schlicht nicht machen könntest:

Dies betrifft alle Situationen, in denen es deiner Kamera zu hell ist, du also das einfallende Licht reduzieren musst. In der Praxis ist dies besonders dann relevant, wenn du Langzeitaufnahmen am Tag machen möchtest.

Wenn du für dein Motiv eine längere Belichtungszeit benötigst, etwa um fließendes Wasser weich darzustellen oder Passanten auf Fotos verschwinden zu lassen, ist dies ohne ND-Filter nur in der Nacht möglich. Tagsüber werden deine Fotos mit einer langen Belichtungszeit ansonsten zu hell, auch wenn du den ISO herunterdrehst und die Blende schließt.

Hier liest du mehr zum Thema Langzeitbelichtungen: 9-Profi-Tipps für gigantische Langzeitbelichtungen

Ein ND-Filter ist in diesen Situationen die einzige Möglichkeit, die Helligkeit zu reduzieren und die Belichtungszeit umzusetzen, die du dir wünschst. Setzt du ND-Filter ein, hast du plötzlich die Macht über das einfallende Licht und kannst deine Fotos auch mit langen Belichtungszeiten beliebig abdunkeln. So kannst du deine Belichtungszeiten verlängern und dir gelingen auch tagsüber Fotos von weichen Wasserfällen, verwischten Bewegungen oder ausgeblendeten Passanten.

Graufilter nutzen
Wir halten unsere Fotoausrüstung unterwegs so gering und leicht wie möglich. ND-Filter sind in der Landschaftsfotografie dennoch oft dabei

Abgedunkelt oder Stockdunkel: Die Stärke von ND-Filtern

Je nachdem, wie stark du die Belichtung reduzieren willst, benötigst du einen ND-Filter in unterschiedlicher Stärke. Möchtest du etwa eine viermal so lange Belichtungszeit umsetzen, benötigst du einen Filter mit der Angabe ND 4-fach. Soll deine Belichtungszeit 16-mal so lang sein, verwende einen ND 16-fach-Filter.

Welche ND-Filter die richtigen sind, hängt also von deinem Verwendungszweck ab. Wir raten dir, drei ND-Filter in unterschiedlichen Stärken zu kaufen, um für verschiedene Anwendungen gerüstet zu sein.

Wir selbst nutzen ND-Filter der Stärke 8, 64 und 1000. Diese Kombination ist für unsere Zwecke gut geeignet und vielfältig genug. Durch das Einstellen von ISO und Blende kannst du die Helligkeit immer etwas variieren, sodass du nicht auf ein riesiges Arsenal an ND-Filtern angewiesen bist.

Einige Hersteller bieten auch sogenannte Vario-ND-Filter bzw. ND-Fader an, deren Verdunklungsgrad du über Drehen am Filter einstellen kannst. Wir raten von diesen ND-Filtern ab, da das bei Weitwinkelaufnahmen in der Regel zu Problemen wie Flecken auf dem Foto führt.

Leider wird die Stärke von ND-Filtern von den Herstellern beim Verkauf unterschiedlich angegeben – nicht immer findest du die oben beschriebene x-fach-Angabe. Folgende Tabelle gibt dir einen Überblick darüber, welche Bezeichnung welcher Lichtreduktion entspricht:

ND-Angabe auf dem FilterND x-fach-Angabe auf dem Filter
(Verlängerungsfaktor Verschlusszeit)
Reduktion um
Blendenstufen
0.642.0
0.983.0
1.2164.0
1.8646.0
2.01006.6
3.01 00010
4.010 00013

Wenn du eine Empfehlung möchtest, orientiere dich gerne an unserer Zusammenstellung: Mit drei ND-Filtern mit den Stärken 8, 64 und 1000 bist du erstmal gut ausgestattet. Das Tolle: Du bekommst diese Kombination auch zusammen im Set – dazu unten mehr!

Ein ND 64-fach Filter der Marke Haida

Steckfilter vs. Schraubfilter

Bei allen Filtern in der Fotografie gibt es grundsätzlich zwei Systeme: Steckfilter und Schraubfilter.

Schraubfilter (rund) werden vorne auf dein Objektiv aufgeschraubt. Hierbei musst du beachten, dass der Durchmesser deines ND-Filters dem Durchmesser deines Objektivs entspricht. Hast du mehrere Objektive, die du mit ND-Filtern nutzen möchtest, benötigst du also mehrere Filter in unterschiedlichen Größen. Umgehen kannst du dieses Problem mit Adapterringen, dazu im nächsten Abschnitt mehr.

Steckfilter (viereckig) verwenden ein spezielles Halterungssystem, mit dem sie auf das Objektiv gesteckt werden. Dies ist etwas umständlicher und benötigt mehr Platz. Der große Vorteil ist aber, dass du so nicht für jedes Objektiv eine andere Filtergröße kaufen musst: Das Halterungssystem ist variabel und kann für verschiedene Objektivgrößen angepasst werden. Die ND-Filter werden nun einfach hineingeschoben.

Möchtest du mehrere Filter übereinander verwenden, ist dies in der Regel mit Steckfiltern besser, da bei Schraubfiltern mehrere kombinierte Filter oft zu starken Vignettierungen führen. Auch die in der Landschaftsfotografie beliebten Verlaufsfilter kannst du mit einem Steckfiltersystem sehr gut nutzen und auch mit den ND-Filtern kombinieren.

ND-Filter Steckfilter Vorteile
Hier fotografiere ich mit einem Steckfiltersystem. Du siehst auf dem Kameradisplay, dass das aufgenommene Bild durch den ND-Filter dunkler ist als die Realität

Ob generell ein Schraubfilter oder ein Steckfiltersystem für dich geeigneter ist, kannst nur du selbst entscheiden. Wenn du nur ein Objektiv hast, an dem du ND-Filter verwenden möchtest (oder deine verwendeten Objektive den gleichen Durchmesser haben!), ist ein Schraubfilter einfacher und sinnvoller.
Hast du hingegen verschiedene Objektivgrößen und/oder möchtest zusätzlich auch mit Verlaufsfiltern arbeiten, bietet sich ein Steckfiltersystem an.

Wir selbst haben lange mit Steckfiltersystem fotografiert. Um Platz zu sparen und weil wir fast nicht mehr mit Verlaufsfilter fotografieren, sind wir vor einiger Zeit jedoch auf Schraubfilter mit Adapterringen für die anderen Objektive umgestiegen.

Bist du Anfänger in der Filterfotografie, empfehlen wir dir die unkomplizierteren Schraubfilter.

ND-Filter Schraubfilter Vorteile
Einen Schraubfilter schraubst du einfach vorne auf das Objektiv drauf

Adapterringe

Wenn du Schraubfilter verwendest, diese aber trotzdem auf verschiedenen Objektiven nutzen möchtest, kannst du einen Adapterring verwenden. Diesen schraubst du zwischen Objektiv und Filter, um den Durchmesserunterschied auszugleichen und den Filter für dein Objektiv passend zu machen.

Hast du mehrere Objektive, auf denen du Filter verwenden möchtest, ist unser Tipp, einen ND-Filter für dein Objektiv mit dem größten Objektivumfang zu kaufen und dazu Adapterringe passend für deine anderen Objektive. Aber Achtung: Je nachdem, wie stark die Durchmesser-Reduktion ausfällt, können durch diese Methode starke Vignettierungen an den Rändern deiner Fotos auftreten. Ist das der Fall, musst du entweder einen zweiten, passenden Filter für das kleinere Objektiv kaufen oder aber auf ein Steckfiltersystem umsteigen.

Kaufberatung ND-Filter

Wenn du dir einen ND-Filter anschaffen möchtest, solltest du auf die Qualität achten. Günstige ND-Filter sorgen oft für einen starken Magentastich auf den Fotos, auch von Flecken wird häufig berichtet. Du wirst schnell die Lust verlieren, hiermit zu fotografieren und solltest das Geld lieber besser investieren.

Wir sind persönlich überzeugt vom Preisleistungsverhältnis der Haida Slim ND-Filter. Wir haben keine Kooperation/Werbevereinbarung mit Haida, sondern empfehlen diese Filter aus Überzeugung, da wir sie seit einigen Jahren nutzen und nie Probleme gehabt haben. Da die Filter sehr dünn sind, verhindern sie ein Vignettieren des Fotos auch bei Weitwinkelaufnahmen und auch, wenn mehrere übereinander verwendet werden.

Kleine Anekdote: Auch einen Absturz über viele Meter den Berg herunter bis in den See beim Fotografieren des Buchcovers von Draußen Fotografieren hat unser Haida-ND-Filter ohne Kratzer überstanden!

Wenn du dir direkt ein Set aus 3-ND-Filtern verschiedener Stufen zulegen möchtest, empfehlen wir dir dieses, das aus einem 8-fach, 64-fach und 1000-fach-Filter besteht:

Wenn du zunächst nur einen einzigen ND-Filter kaufen und ausprobieren möchtest, kann ein 64-fach-Filter für dich eine gute Wahl sein. Hier findest du den entsprechenden von Haida Slim:

Achtung: Achte beim Kauf darauf, die richtige Größe für deinen Objektivdurchmesser zu kaufen! Welchen Durchmesser dein Objektiv hat, ist mit einem Durchmesser-Symbol aus dem Objektiv aufgedruckt. Mehr dazu hier: Was bedeuten die Zahlen auf dem Objektiv?

Die verlinkten Filter sind für 77mm-Objektive, Haida bietet sowohl das Set wie auch den einzelnen Filter jedoch auch für andere Durchmesser an.

Möchtest du die Filter auch auf kleinere Objektive adaptieren, sind hier die passenden Adapterringe von Haida:

Fotografieren mit ND-Filter
Beim Fotografieren dieses Coverfotos unseres Buches Draußen fotografieren rollte einer unserer ND-Filter in den See

Wie fotografiert man mit ND-Filter?

Wenn du mit ND-Filter fotografierst, musst du beachten, dass du auf dem Display oder Monitor weniger siehst, da dieses Bild stark abgedunkelt wird. Nutzt du einen starken ND-Filter, ist das Bild wahrscheinlich völlig schwarz. In diesem Fall funktioniert der Autofokus nicht mehr, da auch er durch den ND-Filter „blind“ ist.

Wir gehen bei der Fotografie mit ND-Filter so vor:

  1. Günstige ND-Filter verschieben den Weißabgleich in Richtung Magenta. Um das in der Nachbearbeitung ausgleichen zu können, fotografiere im RAW-Format
  2. Stelle die Kamera auf ein Stativ und stelle den gewünschten Bildausschnitt, Brennweite und Perspektive richtig ein. Achtung: Der Bildstabilisator muss ausgeschaltet sein!
  3. Fokussiere dein Foto richtig und stelle dann den Autofokus ab (am Objektiv auf MF umstellen), damit der Fokus sich nicht mehr verändert
  4. Schraube oder stecke erst jetzt den ND-Filter auf und stelle die Belichtung ein. Wahrscheinlich musst du etwas herumprobieren, welche Belichtungszeit richtig ist
  5. Wenn du eine Spiegelreflexkamera hast, decke den Sucher während der Belichtung ab, damit von hier aus kein Licht eindringt. Tipp: Die schwarzen Gummivierecke, die an vielen Kameragurten befestigt sind, sind genau dafür da!
  6. Schau dir die fertige Aufnahme auf dem Display an. Überprüfe die Belichtung und ob der gewünschte Effekt erreicht wurde. Bessere eventuell nach oder verwende einen anderen ND-Filter, falls nötig

Häufige Fragen zu Graufiltern

Kann ich den Effekt eines ND-Filters auch in der Nachbearbeitung erreichen?

Nein, ohne extreme Bildmanipulation ist es nicht möglich, kurz belichtete Fotos wie Langzeitbelichtungen aussehen zu lassen. Der ND-Filter ist also ein Filter, den die RAW-Entwicklung nicht ersetzen kann.

Kann ich auch ohne ND-Filter Langzeitbelichtungen machen?

Ja, allerdings nur, wenn wenig bis kaum Licht vorhanden ist, also in der Nacht oder z. B. in dunklen Wäldern. Tagsüber ist das nicht möglich.

Ist es wichtig, welche Kamera ich nutze?

Nein, ND-Filter kannst du an Kameras jeder Marke verwenden und es ist egal, ob du eine Spiegelreflex oder eine Spiegellose Systemkamera hast.

Wie mache ich Langzeitbelichtungen?

Wie du Langzeitbelichtungen genau fotografierst und was du dafür brauchst, zeigen wir dir hier: 9 Profi-Tipps für gigantische Langzeitbelichtungen

Braucht man ND-Filter nur für Langzeitbelichtungen?

Nein, auch bei sehr hellen Lichtverhältnissen, z. B. bei Schnee oder in der gleißenden Mittagssonne, kann ein schwacher ND-Filter sinnvoll sein, insbesondere dann, wenn du ein Objektiv mit sehr großer Offenblende verwendest

Fazit

ND-Filter sind unersetzlich in deinem Fotorucksack, wenn du Langzeitbelichtungen am Tag machen möchtest. Beschäftigst du dich viel mit der Landschaftsfotografie, sind sie eine super Investition, um kreative und neue Bildideen umzusetzen. 

Für den Anfang empfehlen wir dir dieses Set von Haida aus drei ND-Filtern.

Achte beim Kauf auf deinen Objektivdurchmesser!

Hast du noch Fragen zum Fotografieren mit ND-Filter? Welche Filter nutzt du selbst und wie zufrieden bist du damit? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Fotografieren mit ND-Filter
Glatte Wasseroberfläche: Auch dieser Effekt entsteht durch die Langzeitbelichtung mit ND-Filter

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Autor

Hi! Ich bin Jan. Fotograf, Reisejunkie und Mitbegründer von Lichter der Welt. Ich liebe ferne Länder genau so wie den Wald vor der Haustür. Jeden Tag neue Dinge zu sehen und zu erleben ist das, was mich am Reisen am meisten reizt. Als Coach und Fototrainer gebe ich regelmäßig mein Wissen an Fotobegeisterte weiter. Auf Lichter der Welt nehme ich dich mit auf unsere Reisen und teile meine Erfahrungen, Tipps und Inspirationen mit dir!

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