Vor uns stehen ein alter Feuerwehr-Rüstwagen und ein Werkzeugkoffer. 

In unseren Köpfen kreisen zwei Gedanken: Wir haben überhaupt keine Ahnung, wo wir anfangen sollen. Und wir können es nicht erwarten, aus diesem Rüstwagen unser Expeditionsmobil zu bauen. Unser geländegängiges, autarkes Expeditionsmobil, das uns für unser großes Fotoprojekt drei Jahre lang zuverlässig in entlegene Regionen der Welt bringt.

Es wird Zeit, den ersten konkreten Schritt zu gehen!

Der Ist-Zustand: Unser Feuerwehr-Rüstwagen

Der Plan steht! Aus dem 12-Tonnen-Rüstwagen der Feuerwehr soll ein Expeditionsmobil werden. Ein autarkes, großes Weltreisemobil.

Das Problem: Wir sind Fotografen, keine Mechaniker, und auch nie Hobbyschrauber oder Bastler gewesen. Wir wollen das Expeditionsmobil nicht als Hobby bauen, weil wir gerne an LKWs schrauben, sondern, weil wir es als Fahrzeug für unser Fotoprojekt benötigen. Aber wir haben keinerlei Erfahrung. Wie also anfangen? Wie bauen wir möglichst aus diesem 34 Jahre alten Rüstwagen ein Expeditionsmobil – und das auch noch möglichst eigenhändig?

Vom Rüstwagen zum Expeditionsmobil
Unser zukünftiges Expeditionsmobil ist ein Allrad-Rüstwagen der Feuerwehr. Ein robuster Oldtimer mit einfacher Technik.

Unser zukünftiges Weltreisemobil ist in einem guten Zustand. Es hat TÜV, ist gut gewartet und lief bis vor wenigen Wochen als Feuerwehr-Rüstwagen bei der Feuerwehr Wesel. Mit dem Allradantrieb ist es geländegängig, hat einen zuverlässigen Motor, der dank einfacher Technik auch in einfachen Werkstätten etwa in Mittelamerika oder Zentralasien repariert werden kann.

Warum genau wir uns für diesen Rüstwagen als Basisfahrzeug für unser Expeditionsmobil entschieden haben, zeigen wir dir hier: Das perfekte Fahrzeug für uns

Der LKW ist stark, robust und unabhängig, er hat sogar noch eine Seilwinde von der Feuerwehr.
Nur eines ist er nicht: Er ist noch kein Expeditionsmobil. Wir können nicht darin wohnen. Wir benötigen nur die Fahrzeugbasis, nicht aber den Feuerwehr-Aufbau. Wir benötigen für unser Expeditionsmobil große Wasser- und Dieseltanks, Solarpanele, Batterien… – keine Blaulichter und Feuerwehrleitern.

Wir stehen ganz am Anfang des riesigen Umbaus. Ganz am Anfang des nicht nur größten, sondern auch einzigen Fahrzeugbauprojektes, das wir je hatten.

Vom Rüstwagen zum Expeditionsmobil

Das ist er, unser Rüstwagen, die Basis für unser Expeditionsmobil:

  • Mercedes Benz 1222AF
  • Allradantrieb und Differentialsperren
  • Baujahr 1986
  • 12 Tonnen
  • 216 PS
  • 11l Hubraum
  • Aus erster Hand
  • Unter 40.000 km gefahren

Unser Ziel

Auf 65.000 km wird uns unsere dreijährige Reise für unser Fotoprojekt über indigene Völker um die ganze Welt führen. Wir benötigen ein starkes Fahrzeug, das uns zuverlässig in und durch alle Klimazonen führt, das uns für drei Jahre Wohn- und Arbeitsplatz ist, das viel Zuladung für vier Wochen Autarkie hinsichtlich Wasser, Strom, Diesel, Gas und Vorräten ermöglicht.

Unser erstes großes Ziel ist es, den Rüstwagen zu einer sehr gute Fahrzeugbasis umzubauen. Dafür muss der Aufbau und sämtliche Feuerwehrtechnik abgebaut werden. Anschließend muss der LKW auf größere Einzelbereifung umgestellt werden. Der jetzige 120l-Dieseltank wird gegen eine 800l-Doppeltankanlage ersetzt, die es uns ermöglichst, lange ohne Tankstellen auszukommen. Einer der wichtigsten Schritte ist die Fertigung eines federgelagerten Zwischenrahmens, der auf den Fahrzeugrahmen aufgesetzt wird und auf dem später die Wohnkabine montiert wird.

Was irgendwie geht, möchten wir selbst machen. Und so den Wandel vom Rüstwagen zum Expeditionsmobil mit unseren Fahrzeug zusammen selbst gehen. Dass dazu eine Menge Selbstentwicklung vom Fotografen zum Mechaniker nötig ist und “kann ich nicht” nie eine Option sein wird, liegt auf der Hand.

Vom Rüstwagen zum Expeditionsmobil
Schubladen, größer als wir selbst und genau so schwer: Wie kriegen wir all das hier je raus?

Vom Rüstwagen zum Expeditionsmobil: Der Abbau

Vor uns stehen ein Feuerwehr-Rüstwagen und ein Knarrenkoffer. Und wir haben keine Ahnung.

Keine Ahnung, wo wir anfangen sollen.

Wir wissen, was das erste große Ziel ist: Die Verschraubungen zu finden. Jene riesig großen Schrauben, mit denen der Feuerwehr-Aufbau am Fahrzeugrahmen befestigt ist. Letztlich geht es nur darum, diese zu lösen, um den Aufbau anschließend vom Fahrzeug abheben zu können.

Wir werden dazu jedoch den ganzen Aufbau auseinandernehmen müssen.

Vor uns stehen 12 Tonnen Stahl. Wir haben einen Schraubenschlüssel in der Hand, und schauen uns dann wohl zum ersten Mal aus der Nähe an, was wir da überhaupt gekauft haben.

Vom Rüstwagen zum Expeditionsmobil

Wo sind die Verschraubungen?

Eine LKW-Spedition in Norddeutschland ist der Stellplatz für unseren Rüstwagen. Es ist diese LKW-Spedition, die für die nächsten Monate unser Zuhause sein wird. Der Ort, an dem wir mehr Zeit verbringen werden als Zuhause oder hinter der Kamera, mehr Zeit als im Computer, im Bett oder sonst irgendwo. Es ist das Jahr 2020, die Pandemie nimmt uns sämtliche Jobs und Aufträge, uns bleibt sowieso nichts anderes zu tun.

Daher haben wir Zeit, hier zu stehen. In einer LKW-Spedition mit einem Schraubenschlüssel in der Hand vor unseren 12 Tonnen Stahl.

Wir sind Fotografen. Noch nie im Leben haben wir überhaupt irgendwas an Fahrzeugen geschraubt. Im Hintergrund läuft Rockmusik. Unsere Bau-Playlist. Ab und zu geht ein Fahrer oder Mechaniker vorbei, beäugt uns neugierig, vielleicht kritisch.

Wir entscheiden, zuerst die Schubladen auszuschrauben. Dann haben wir das Gefühl, überhaupt mal angefangen zu haben.

Ausbau des Innenlebens

Alles an einem LKW ist vor allem eines: Unheimlich schwer. Die vor 34 Jahren im Rüstwagen montierten Schrauben sind unheimlich fest, das Gewicht der Schubladen liegt im Zentnerbereich. Abgebaut werden müssen sie über Kopf. Man kommt nirgends ran, sieht nichts. Hilfe haben wir nicht. Es ist 2020, wir dürften unsere Freunde nichtmal treffen, wenn sie Mechaniker wären. Sind sie aber auch nicht.

Überhaupt ist Hilfe schwer zu finden. Der Hersteller des Rüstwagen-Aufbaus, die Firma Metz, wirbt in ihrer Beschreibung damit, dass der Aufbau einfach abzuheben und zu wechseln sei. Schaublätter dazu, wo die Verschraubungen liegen, gibt es aber nicht. Antworten tun sie auf unsere Anfragen auch nicht. Niemand weiß es. Wir bauen also aus. Alles.

Nach dem Schubladen folgen die Böden. Riffelblechverkleidung. Nieten, die ausgebohrt werden müssen. Hunderte Nieten. Dutzende Riffelbleche. Die Spedition ist unser neues Zuhause. Die Bau-Playlist kennen wir auswendig. Ab und zu kommt ein Fahrer oder Mechaniker vorbei. Mittlerweile kennen wir ihre Namen. Sie rauchen, wir reden. Sie haben Tipps. Tipps, die wir begeistert aufsaugen. Wir platzieren einen Kasten Getränke neben dem LKW, damit die Mechaniker öfter stehenbleiben und Tipps geben. Wir brauchen jeden einzelnen.

Ha!

„Wann kommt ihr mal wieder zum Rüstwagen?“, werden wir nach einiger Zeit von unseren neuen Mechaniker-Freunden per Whatsapp gefragt. „Ich möchte euch bei der Arbeit zugucken und schlau daherreden.“

Das schweißtreibende Suchen der großen Schrauben ist eine gute Zeit. Eine Zeit, an die wir uns jetzt, zwei Jahre später, noch sehr gerne zurückerinnern.

Eine Zeit, die zum Glück aber auch irgendwann vorbei ist. Denn an einem viel zu warmen Herbsttag ist es soweit: Hinter einem abgeschraubten Riffelblech prangt sie: Die letzte große Schraube, die letzte Halterung zwischen Aufbau und Fahrzeugrahmen!

Verschraubungen Metz Rüstwagen mit Fahrzeugrahmen
Nachdem alles freiliegt, werden sie sichtbar: Die Verschraubungen von Aufbau und Fahrzeugrahmen

Jetzt, wo wir sie gefunden haben, müssen wir nur noch alles drumherum abbauen, damit der Aufbau über die Schrauben nach oben heruntergehoben werden kann. Zum Teil müssen wir dafür die Stahlträger des Aufbaus durchflexen. Firma Metz, dieser Aufbau ist sicher funktional, aber einfach zu wechseln, das ist er wirklich nicht.

Rüstwagen Metz Abbau Verschraubungen
Um den Aufbau abheben zu können, müssen wir ihn zum Teil zerstören

Herunterheben des Aufbaus

„Der Aufbau wiegt ohne die ganzen Schubladen mindestens noch eine Tonne“, da sind sich die Mechaniker einig. „Vielleicht eher zwei.“

Zwei Tonnen Stahl, die nun lose auf unserem Fahrgestell liegen. Denn die Schrauben, wir haben sie alle gefunden und gelöst. Eigenhändig, wenn auch nicht ganz alleine. Und es ist ein unheimlich gutes Gefühl. Der erste Schritt unseres Umbaus, wir haben ihn geschafft.

Der nächste Schritt ist der, vor dem wir von Anfang an am meisten Angst hatten:

Wie bekommen wir den Aufbau – eine Tonne, zwei Tonnen – vom Fahrgestell herunter?

Die versierten Mechaniker und Fahrer, deren neue Attraktion, aber auch Freunde wir sind, unterhalten sich seit Wochen über diese Frage. Am Ende beschließen sie, dass es möglich sein müsste, den Aufbau mit Radlader, Teleskoplader und Gabelstapler anzuheben und dann den LKW – der dann keine Starterbatterien mehr hat – mit einem Traktor nach vorne rauszuziehen.

Das Problem ist, dass der Aufbau sehr hoch, über einen Meter, angehoben werden muss, weil er nicht nur über den Rahmen, sondern auch über den in der Mitte des Fahrgestells noch fest verbauten Generator und den Tankstutzen gehoben werden muss.

Was bleibt uns am Ende anderes übrig, als es zu versuchen?

Expeditionsmobil bauen aus Rüstwagen
Zwischen Aufbau und Rahmen befinden sich noch Anbauteile wie Tank und Generator, über die der nun ausgeschlachtete Aufbau drübergehoben werden muss

Wie hebt man zwei Tonnen ohne Kran?

Der erste Schritt ist, wirklich alles zu lösen und herauszuziehen, was den Rüstwagen-Aufbau noch mit dem Fahrgestell verbindet. Alle Elektrik, jedes einzelne Kabel, müssen wir finden und herausziehen. Danach vereinbaren wir einen Termin mit all unseren neuen Bekanntschaften für das Abheben des Aufbaus.

Auf den Termin müssen wir 8 Monate warten. Der Lockdown im Winter 20/21 verhindert, dass wir am Rüstwagen weiterarbeiten können.

Der Rüstwagen wird zum Fahrgestell

Im Sommer 2021 ist es endlich soweit. Gabelstapler, Teleskoplader, Radlager und Traktor stehen wie Schaulustige um unseren LKW herum. Dann beginnt die komplizierte Operation. Über vier Stunden arbeiten zehn Menschen zentimetergenau, um den tonnenschweren Aufbau in die Luft zu heben. Als ein Stahlträger wie Butter durchbiegt, wird klar, dass der Aufbau noch deutlich mehr wiegt als geschätzt. Die Aktion ist kräfte- und nervenzerrend und wird zu einer Geschichte, die wir uns noch in dreißig Jahren erzählen werden.

Als am Ende unser LKW nackt dasteht, können wir es nicht glauben. Der Aufbau, an dem wir monatelang geschraubt haben, steht ausgeschlachtet daneben. Wir brauchen ihn nicht mehr, aber auch er wird ein neues Leben beginnen: In einigen Tagen holt ihn jemand ab, der ihn für ein eigenes Fahrzeugbauprojekt weiterverwendet. Auch für den Generator haben wir einen neuen Besitzer gefunden, der ein Notstromaggregat aus ihm bauen wird. Der größte Benefit? Er baut ihn selbst aus und freut sich auch noch darüber. Juhu!

Und unser LKW? Ist nun ein Basisfahrzeug. Ein Basisfahrzeug für unser Expeditionsmobil.

Rüstwagen als Exmo-Basis
Der erste Schritt ist geschafft!

Umstellung auf Einzelbereifung

Bevor aus dem nun nackten Rüstwagen unser neues Haus wird, stehen aber noch ein paar Umbauten an.

Als Feuerwehr-Rüstwagen stand der LKW hinten auf Zwillingsreifen. Da sich zwischen diesen im Gelände oft große Steine verkeilen, die die Reifen aufreißen, ist das für unser Projekt ein Problem. Wir beschließen also, den LKW auf Einzelbereifung umzustellen. Ein weiterer Vorteil davon: Die Einzelreifen werden etwas größer sein als die jetzige Bereifung. Dadurch wird der Abrollumfang vergrößert, wodurch die Drehzahl geringer wird und der Spritverbrauch sinkt.

Rüstwagen Expeditionsmobil umreifen
Bei der Feuerwehr stand der LKW auf schmalen Zwillingsreifen (10.00R22.5)

Auswahl der Reifen

Welche Reifen wir für unser Expeditionsmobil nehmen sollen, war für uns ein großes Thema, das uns überraschend viel Nerven und Zeit gekostet hat. Im Endeffekt und nach sehr vielen Beratungen haben wir uns gegen den Trend der sehr großen, stark geländegängigen Michelin XZL 365/85R20 auf Sprengringfelgen und für robuste, weltweit viel besser verfügbare Baustellenreifen Michelin XZY3 auf Standard 22,5-Zoll-Felgen entschieden.

Zusätzlich zu den vier aufgezogenen Rädern werden wir zwei Ersatz-Kompletträder mitnehmen. So sind wir bei Reifenpannen so gut gerüstet, wie es möglich ist.

Umbereifung Expeditionsmobil

Unsere Gründe für die Baustellenreifen Michelin XZY3 385/65R22.5:

  • Fahren sich gleichmäßiger und langsamer ab als die Michelin XZL, halten also länger
  • Sind fast überall zu bekommen (und wenn nicht genau dieser Reifen, dann immer ein anderer Reifen für diese Standard-LKW-Felgengröße)
  • Weniger Negativprofil, dadurch deutlich unempfindlicher gegen Risse durch Steine etc.
  • Fahren besser auf Eis (für unsere Route wichtig)
  • Leiser
  • Fast die Hälfte günstiger

Für die Michelin XZL auf Sprengringfelgen hätte gesprochen:

  • Bessere Geländegängigkeit in extremen Gelände (Aber: Wir fahren hauptsächlich Straße und Schotter und für die Strecken, wo wir wirklich durch Schlamm müssen, nehmen wir Ketten mit)
  • Die Reifen können ohne Werkzeug auf die Sprengringfelge gezogen werden (Aber: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Reifenwerkstätten recht gut verfügbar sind und wir nehmen zwei ganze Ersatzräder mit, das sollte bis zur nächsten Werkstatt reichen)
  • Noch größerer Abrollumfang, um etwas schneller unterwegs sein zu können (Aber: Hat für uns keine Priorität)
  • Optisch schicker (Aber: Funktionalität ist uns am Ende wichtiger als Optik)
Offroad-Reifen Expeditionsmobil

Im Endeffekt war uns am wichtigsten, dass die Reifen möglichst robust und langlebig sind und wir sie unterwegs möglichst problemlos ersetzen können. Wären wir mit einem Unimog auf Schlammpisten in Afrika unterwegs oder aber auf eine beeindruckende Wirkung auf Messen aus, hätten wir uns für die XZL entschieden, die fast immer empfohlen werden. Wenn wir diese allerdings in Südamerika oder Asien nirgends bekommen können (schon in Deutschland ist das überraschend schwierig!), bringen uns diese Reifen am Ende gar nichts, auch wenn wir sie theoretisch selbst auf die Sprengringfelge umziehen könnten.

Expeditionsmobil Baustellenreifen
Als die Reifenfrage endlich entschieden ist, ist schon wieder Winter

Umziehen der Räder

Mit welchen Einzelreifen wir die bisherigen Zwillingsreifen ersetzen wollen, besprechen wir mit dem TÜV, damit wir sie später problemlos eingetragen kriegen. Die Umstellung selbst ist problemlos: Die hinteren Räder werden verkehrtherum aufgesteckt, alles andere bleibt beim Alten. Wir benötigen keine Radbolzen oder anderes Material, das wir mit den Sprengringfelgen gebraucht hätten.

Dann steht er an, unser erster Radwechsel. Wir machen ihn selbst, um während einer Reifenpanne in der Dunkelheit Alaskas nicht zum ersten Mal davorzustehen. Alles ist enorm schwer, körperlich schwer. Es ist ein eiskalter Wintertag. Wir brauchen sechs Stunden, um die sechs Reifen ab- und die vier Neuen anzumontieren. Am Ende steht unser zukünftiges Expeditionsmobil auf seinen neuen Schuhen.

Drei Tage später werden wir für vier Monate nach Panama fliegen. Und unser LKW? Verbringt diese Zeit für die großen Umbauten beim Fahrzeugbauer.

Anfertigung des Zwischenrahmens

Wir haben den Punkt erreicht: Alles, was wir selbst konnten, ist erledigt. Jetzt müssen wir den schweren Schritt gehen und unser Fahrzeug abgeben, in die Hand einer Firma. Eine Firma, die all die Umbauten übernimmt, die wir selbst nicht können. Zu allererst ist das: Der Bau eines Zwischenrahmens.

Der Zwischenrahmen ist ein Gestell aus verschweißten Stahlträgern, das federgelagert auf den bestehenden Fahrzeugrahmen montiert wird. Hierauf wird später die Wohnkabine montiert. Der Zwischenrahmen sorgt dafür, dass die Wohnkabine vom Fahrzeugrahmen entkoppelt ist, sich also im Gelände nicht mit verwindet. Durch den Zwischenrahmen übertragen sich die Torsionskräfte des Fahrzeuges nicht auf die Kabine, sie ist „losgelöst“ und geschützt.

Der Bau des Zwischenrahmens ist ein Thema, das uns stresst. Wir können es nicht selbst machen und kennen auch niemanden, der das kann, also geben wir es ab. Fahrzeugbauer sind schwer zu kriegen. Die, die zu vereinbarten Terminen erscheinen und ab und zu rückrufen, machen Angebote zwischen 3000 und 18000€ und haben völlig unterschiedliche Ansichten.

Zwischenrahmen Expeditionsmobil
Der Zwischenrahmen ist ein Stahlgestell, auf dem die Wohnkabine montiert wird. (Foto: KFB Soltau)

Aber, wenn wir eins während der zweijährigen Umbauphase unseres Rüstwagens geworden sind, dann das: Kleine LKW-Experten, zumindest in der Theorie. Wir entscheiden uns am Ende für das teuerste Angebot – wir wollen mit Menschen arbeiten, die Ahnung haben. Und wir wollen uns auf gar keinen Fall in die vielen Internetberichte über gebrochene Zwischenrahmen einreihen.

Macht alles, was nötig ist, und macht alles extra stabil.

Vier Monate sind es, die wir in Panama und unser nun halber Rüstwagen beim Fahrzeugbauer verbringen. Dankenswerterweise werden wir mit Fotos auf dem Laufenden gehalten, und so sehen wir aus der Ferne, wie unser Fahrzeug immer mehr zu dem wird, was es werden soll: Ein perfektes Basisfahrzeug für unser Weltreisemobil.

Hinten am Rahmen entsteht unser Reserveradträger für die zwei Kompletträder. Und nebendran, untendrunter, davor und dahinter geschieht noch eine Menge mehr…

Anfertigung einer neuen Tankanlage

120 Liter fasst der Tank des Feuerwehr-Rüstwagens. Völlig ausreichend, um von der Feuerwehr zum Einsatzort und wieder zurück zu fahren. Aber viel zu wenig für uns auf einer Reise in entlegene Gebiete der Welt.

Wir beauftragen den Fahrzeugbauer mit der Installation einer neuen Tankanlage: 800 Liter Diesel möchten wir insgesamt mitnehmen: 400 Liter links und 400 Liter rechts. Durch die zwei Tanks verteilen wir das Gewicht besser auf beide Seiten. Außerdem sind wir so sicherer, falls ein Tank mal beschädigt wird.

Aus den Tanks wird nicht nur der Motor, sondern auch unsere Heizung Diesel entnehmen. Es wird also noch eine entsprechende Anlage installiert, die wir später mit unserer Heizung verbinden.

Batteriekasten, Rücklichter und all der “Kleinkram”

Nicht nur Zwischenrahmen und Tankanlage sind Aufgaben des Fahrzeugbauers, sondern auch weitere notwendige Umbauten geben wir an ihn ab. Dazu gehören:

  • Anbau eines Unterfahrschutzes hinten: Das ist vorgeschrieben, damit kleinere Fahrzeuge nicht unter den LKW geschoben werden können
  • Verlegung der Druckluftanlage: Die ist aktuell hinter dem Fahrerhaus, nimmt dort aber zu viel Platz für unsere Wohnkabine weg und muss nach unten verlegt werden
  • Verlegung des Auspuffes
  • Versetzen der Hydraulikpumpe und Wiederanschluss an den Nebenantrieb: Diese war vorher mit dem Generator verbunden, der nun fehlt
  • Installation neuer Rücklichter und Arbeitsscheinwerfer hinten
  • Neue Kotflügel hinten
  • Bau eines Batteriekastens

Nach unserer Rückkehr nach Deutschland im April 2022 stehen wir dann vor ihm: Unserem fertig umgebauten Basisfahrzeugs, das bereit ist für den nächsten großen Schritt: Die Wohnkabine.

Nur die Dach-Signalleuchten der Feuerwehr und der Feuerwehr-Schriftzug erinnern noch an den Rüstwagen, der der LKW war, als wir damals so ratlos mit unserem Schraubenschlüssel in der Hand mit dem Abbau begonnen hatten. Diese beiden Dinge können wir vor dem Lackieren noch selbst entfernen.

Basisfahrzeug Expeditionsmobil

Der Bau unseres Hauses beginnt

Zwei Jahre ist es her, dass wir den Rüstwagen gekauft haben. Zwei Jahre, in denen wir unheimlich viel gelernt haben über LKWs und Fahrzeugtechnik, über Fahrzeugbau und Mechanik, über Motoren, Technik, Wartung und Reparaturen. Zwei Jahre, in denen wir nicht nur den Rüstwagen zum Basisfahrzeug umgebaut haben, sondern auch beide den Führerschein Klasse C – den „großen“ LKW-Führerschein – gemacht haben. Zwei Jahre, die immer wieder unterbrochen wurden von Lockdowns und Beschränkungen, die begleitet waren von vielen Zweifeln und Problemen, aber auch von Stolz, neuen Freundschaften und jeder Menge neuen Erfahrungen und Wissen.

In diesen zwei Jahren haben wir nicht nur ein Basisfahrzeug gebaut. Wir haben auch unser neues Haus konzipiert und geplant: Die Wohnkabine unseres autarken Expeditionsfahrzeuges, in dem wir mindestens drei Jahre leben werden. Haben uns in jeder freien Minute mit Grundrissen und technischen Überlegungen beschäftigt, mit Berechnungen zu Strom, Wasser, Vorräten und Platzbedarf.

Im nächsten Artikel zeigen wir dir, was in den zwei Jahren in der theoretischen Entwicklung passiert ist: In der Planung der Wohnkabine, deren Bau jetzt begann: Im April 2022, als endlich unser fertiges Basisfahrzeug auf unserem Hof stand.

Du hast Fragen zum Umbau des Rüstwagens zum Expeditionsmobil oder stehst gar vor einem ähnlichen Projekt? Nutze gerne die Kommentare!

Autor

Ich bin Sina, Mitbegründerin von Lichter der Welt, Fotografin und leidenschaftliche Weltenbummlerin. Ich liebe Natur, Freiheit, die Sonne auf meinem Gesicht und den Wind in meinen Haaren. Schon als Kind saß ich fasziniert vor dem Globus und malte mir aus, die Weite dieser Welt zu entdecken. Heute lebe ich diesen Traum und sammle Tipps, Inspirationen und Erfahrungen für dich!

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