Wie soll es aussehen, unser mobiles Haus für die nächsten Jahre? Was brauchen wir, was brauchen wir nicht, was möchten und was müssen wir mitnehmen – und wie konzipieren wir ein Expeditionsmobil, in dem wir vier Wochen am Stück komplett autark weit entfernt von der Zivilisation leben?
Hier zeigen wir dir unsere Überlegungen zur Planung unseres autarken Expeditionsmobils und für welchen Grundriss wir uns am Ende entschieden haben. Außerdem gibt es die ersten Teaser-Fotos des fertigen Fahrzeugs!
In diesem Beitrag
Ziel: Autarkie im Expeditionsmobil
Der eine Gedanke steht bei der Planung unseres Expeditionsmobils an oberster Stelle: Autarkes Leben und Reisen, unabhängig von äußerer Infrastruktur.
Es ist die oberste Prämisse, das eine Ziel, um das sich alle Gedanken zur Planung drehen. Autarkie ist der Grund, aus dem wir uns für dieses Fahrzeug entschieden haben, sie ist der Grund, warum wir nicht mit Flugzeug und Mietwagen reisen, der Grund, warum es kein „normales Wohnmobil“ ist, das uns drei Jahre lang um die Welt bringen soll, sondern ein Allrad-LKW, den wir selbst um- und aufbauen.
Und so ist alles andere nachrangig. Wir denken bei der Planung des Expeditionsmobils nicht an Glasvitrinen, Weingläser oder Teppiche. Nicht an ein Vorzelt, eine Dachterrasse, nicht einmal an eine Markise. Wir denken an eine maximal große Solaranlage auf dem Dach, an riesige Wassertanks, an Batteriekapazitäten, Wasserfilter, Stauraum für Vorräte. Und an einen guten Arbeitsplatz, denn das wird es sein, was wir eigentlich tun auf dieser Tour: Arbeiten. Fotografieren, schreiben, planen und stundenlang Bilder bearbeiten.
Unser mobiles, autarkes Haus, es wird am Ende auch schön sein – das können wir wohl schonmal spoilern. Es wird auch ausreichend Komfort bieten. Vor allem aber wird unser Expeditionsmobil so autark konzipiert sein, dass wir bis zu vier Wochen völlig losgelöst von äußerer Infrastruktur leben können. Danach müssen wir dann wohl mal wieder einen Wochenmarkt zum Einkaufen finden – oder einen Waschsalon.
Unsere Expeditionsmobil-Planung: Autark hinsichtlich Wasser
Eines der großen Ziele bei der Planung unseres Expeditionsmobils: Wir möchten – und müssen – möglichst autark von äußerer Wasserzufuhr sein.
Folgende Überlegungen spielen hier eine Hauptrolle:
- Möglichst großer Wasservorrat an Bord
- Mehrstufige Wasserfilter, um Wasser auch aus Flüssen und anderen „unsicheren“ Quellen entnehmen zu können bzw. nicht auf aufbereitetes Wasser angewiesen zu sein
- Möglichst geringer Wasserverbrauch
Der letzte Punkt war für uns der einfachste. Aus unseren „Wildcamper“-Wohnmobilreisen, z. B. zum Nordkap oder durch Schottland, wissen wir etwa, wie viel Wasser wir unterwegs verbrauchen. Wir wissen, dass der Wasserverbrauch im Wohnmobil nicht vergleichbar mit dem Zuhause ist und können zum Beispiel mit überraschend wenig Wasser duschen. Auch kriegen wir es hin, wasserintensive Aktivitäten wie ausgiebiges Duschen oder Wäschewaschen an die Tage zu legen, an denen wir eine Wasserquelle verfügbar haben. Für das Trinkwasser können wir Wasserkanister mitnehmen, müssen dieses also nicht zwingend in das Volumen des Wassertanks einberechnen.
Wassersparen klingt kompliziert und nervig – wenn man jeden einzelnen Tropfen Flüssigkeit selbst herbeischaffen muss, geht das aber schnell in die tägliche Routine über.
Normale Wohnmobile haben meist 80 oder 100l Frischwasser an Bord. Wir planen unser Expeditionsmobil mit einem 400l-Wassertank. Das ist überhaupt nur möglich, weil wir nicht auf das Zuladungsgewicht achten müssen (unser Fahrzeug ist ein 12-Tonner). Damit kommen wir zu zweit aus Erfahrung gut zwei Wochen hin, vielleicht etwas länger. Danach müssen wir das Wasser auffüllen. (Zum Vergleich: Der Durchschnitts-Wasserverbrauch in Deutschland liegt bei 127l pro Person AM TAG.)
Damit das Auffüllen möglichst überall geht und wir nicht auf aufbereitetes Wasser von vertrauenswürdigen Quellen angewiesen sind, entscheiden wir uns, ein mehrstufiges Filtersystem zu verbauen, das Schadstoffe filtert, und zwar doppelt: Einmal schon vor dem Tank, beim Befüllen – damit der Tank sauber bleibt. Und dann noch ein zweites Mal bei der Entnahme – zur Sicherheit, falls doch Bakterien in den Tank gelangt sind und sich dort vermehrt haben.
Beide Filter sind kombiniert aus einem Aktivkohlefilter und einem Nanofilter. So wird maximal gefiltert: etwa chemische Verunreinigungen, Pestizide, Keime und Partikel. Die Filter können 4-6 Monate verwendet werden, dann müssen wir sie tauschen.
Vorausgesetzt, wir finden alle zwei Wochen mal einen Fluss, Bergsee etc., sind wir mit dieser Planung also autark von äußerer Wasserversorgung und benötigen kein bereits aufbereitetes Wasser.
Autark hinsichtlich Strom
Strom benötigen wir auf der Reise nicht nur für Komfort und Sicherheit wie Licht, sondern auch für den sehr notwendigen Kühlschrank, optional für unsere Gefrierbox und und vor allem auch: Zum Arbeiten! Wenn wir die Kameras und Laptops nicht laden können, können wir das Projekt nicht machen, daher ist eine gute Stromversorgung möglichst für unser Expeditionsmobil eine absolute Notwendigkeit. Wegen des Kühlschranks und der Gefrierbox sollte sie auch rund um die Uhr funktionieren.
Unser LKW hat in dieser Hinsicht zwei große Vorteile: Er erlaubt eine große Wohnkabine und damit eine große Dachfläche für Solarpanele. Und er erlaubt viel Zuladung für das Gewicht der Panele und der Batterien.
Die Dachfläche planen wir so, dass die Solarpanele unter optimalen Bedingungen 1 KW liefern. Hierfür nutzen wir das ganze Dach und verzichten auf ein Dachfenster. Gespeichert wird der Strom in vier LiFePo-Batterien, die insgesamt 800 Amperestunden Kapazität mitbringen – und wohl der teuerste Aspekt der ganzen Wohnkabine sind.
Wenn es sonnig oder leicht wolkig ist, haben wir mit dieser sehr starken Konfiguration keinerlei Probleme und sind völlig unabhängig. Spannend werden eher düstere Wochen, vor allem in den arktischen Regionen im Winter: Unser Route führt uns unter anderem nach Nordskandinavien, Sibirien und Alaska. Wie viel Strom die Solarpanele am Ende unter welchen Bedingungen produzieren, müssen wir ausprobieren und werden wir auf einer langen Skandinavien-Härtetestfahrt erkunden. Sollte einmal nicht genügend Sonne vorhanden sein, können wir die Batterien jedoch auch beim Fahren über die Lichtmaschine laden.
Hinsichtlich Strom sind wir also – hoffentlich – komplett unabhängig von äußerer Versorgung.
Autark hinsichtlich Gas
Die Überlegung, ob wir auf Gas komplett verzichten können, hat uns bei der Planung unseres Expeditionsmobils lange begleitet. Es stellt sich die Frage: Können wir mit einem Induktionsherd über Strom kochen? Oder ist das zu riskant und wir setzen beim Herd – und nur hier – lieber auf Gas?
Leider sind die Erfahrungswerte hierzu sehr unterschiedlich, und wenn man 10 Weltreise-Camper fragt, bekommt man 15 Antworten, die von „wer nicht über den Lagerfeuer grillt, ist kein echter Camper“ bis zu „wir kochen nur mit dem Thermomix“ reichen. Um auf Nummer sicher zu gehen und nicht am Ende zu viel Strom beim Kochen zu verbrauchen, haben wir uns dafür entschieden, den Herd vorerst auf Gas laufen zu lassen. Wenn wir feststellen, dass wir mit dem Strom gut hinkommen, werden wir dies umrüsten, ansonsten bleibt es so.
Da das Gas ausschließlich für den Herd verwendet wird, reicht uns eine 11kg-Flasche für mehrere Monate. Das Gas wird uns also nicht in der Autarkie begrenzen.
Autark hinsichtlich Diesel
Da Gas weltweit schlechter verfügbar ist als Diesel, haben wir entschieden, unsere Heizung und das Warmwasser über Diesel laufen zu lassen, den wir an jeder Tankstelle bekommen und zum Fahren ja sowieso brauchen. Wir statten das Expeditionsmobil mit zwei 400l-Dieseltanks aus.
Die Heizung verbraucht nur sehr wenig Diesel, sodass wir nahezu ewig heizen können, wenn wir nicht fahren. Dazu entscheiden wir uns für eine besonders dicke Dämmung (80mm) aller Wände, des Bodens und der Decke, für extra dichte Fenster und gegen einen Durchstieg zum Fahrerhaus. Auch das Dachfenster fällt weg, sodass wir die bestmögliche Isolierung für unsere Wohnkabine haben und so wenig wie möglich heizen müssen. Da wir in arktische Regionen fahren und auch im Winter unterwegs sind, ist es jedoch natürlich nötig, auch ordentliche heizen zu können, wenn es sein muss. Wir entscheiden uns für eine starke Truma D6 Kombi-Dieselheizung.
Wenn wir fahren, verbrauchen wir realistisch gerechnet etwa 27l auf 100km. Mit 800l Diesel kommen wir also etwa 3000km weit – das ist etwa die Strecke von Hamburg nach Rom und zurück. Die Tankstellendichte sollte also keine übermäßige Relevanz für uns haben.
Autark hinsichtlich Essen
Egal, wie groß wir unser Expeditionsmobil planen: Der Faktor, der uns am Ende immer in unserer Autarkie einschränken wird (irgendwelche Wasserquellen ab und zu vorausgesetzt), sind die Vorräte. Wir können Essen weder selbst anbauen noch unbegrenzt lagern, außerdem benötigen wir natürlich auch frische Lebensmittel.
Eine Herausforderung also. Aber:
Wir haben geübt.
Die Pandemie haben wir zum Anlass genommen, zu testen, was und wie viel wir einkaufen müssen, um vier Wochen gesund und gerne von den Vorräten leben zu können, ohne zwischendurch nachkaufen zu müssen. Das ganze Jahr 2020 lang haben wir das durchgezogen, haben nur alle paar Wochen eingekauft und niemals auswärts gegessen.
Unsere Erfahrung: Planung ist alles. Wenn wir vorher gut durchdenken, was wir wann essen, klappt unserer System überraschend gut und wir müssen nur einmal in vier Wochen einkaufen. Zugute kommt uns dabei, dass wir nur selten oder gar kein Fleisch und Fisch essen und auch nur wenig Milchprodukte. All dies hat in der Regel (außer z. B. Trockenfleisch oder Würstchen) nämlich eine sehr begrenzte Haltbarkeit und muss gekühlt werden, was die Vorratshaltung enorm erschwert.
Unser Expeditionsmobil wird einen Kühlschrank und ein kleines Kühlfach haben – und außerdem eine größere Kühlbox, die wir innerhalb einer der Sitzbänke verbauen. Die Kühlbox betreiben wir nur in denjenigen Regionen, in denen wir genug Sonne und dadurch Strom zur Verfügung haben. In kalten Regionen (z. B. Kanada im Winterhalbjahr) nutzen wir sie nicht.
Unser System, um vier Wochen gesund und bequem zu kochen und zu essen, ohne nachkaufen zu müssen:
- Wir pflegen eine Liste von aktuell etwa 40 Gerichten, die wir alle gerne essen. Die meisten Gerichte auf der Liste sind vegetarisch. Fast alle Mengenangaben sind so geplant, dass wir zu zweit zwei Tage von dem Gericht essen können.
- Wenn wir für vier Wochen (28 Tage) einkaufen möchten, suchen wir zunächst 14 Gerichte aus der Liste aus. Sinnvoll ist es, wenn Gerichte dabei sind, die die gleichen Zutaten benötigen, z. B. Wraps und Salat. Wir achten bei der Auswahl darauf, dass ausreichend Gerichte dabei sind, die keine frischen Zutaten benötigen (ein Favorit: veganes Curry mit roten Linsen und Kokosmilch).
- Für diese 14 Gerichte schreiben wir alle Zutaten auf und kaufen ein. Zusätzlich kaufen wir Zutaten für Frühstück wie Müsli, Hafermilch, Joghurt, und Snacks wie Schokolade und Müsliriegel.
- Nach diesem Einkauf ist der Kühlschrank mit Obst und Gemüse komplett voll und muss durchdacht gepackt werden. Die Zutaten für mindestens 2 frische Gerichte frieren wir ein, um auch am Ende der vier Wochen noch Gerichte mit frischen Zutaten übrig zu haben.
- Fleisch- oder Fischgerichte werden sofort zuerst gegessen, weil sich diese Zutaten nicht länger halten. Danach essen wir möglichst Gerichte, die frisches Obst, Gemüse und/oder Milchprodukte benötigen. Länger Haltbares wie Äpfel wird hierbei noch nicht verbraucht.
- Da wir alles kühlen, haben wir noch in der zweiten Woche genug frische Zutaten. In der dritten Woche steigen wir dann bezüglich Gemüse langsam auf Konserven um. Das ist extrem praktisch, von Anfang an nur Dosengemüse zu essen, ist uns aber zu eintönig. Eier, Käse usw. kann zum Teil in der dritten Woche noch gegessen werden.
- In der vierten Woche gibt es neben Gerichten aus haltbaren Zutaten auch die eingefrorenen frischen Zutaten. Wenn wir mittlerweile etwas vermissen, kommt das auf den Plan für die nächste erste Woche.
Perfekt ist dieses System, wenn wir zwischen zweiter und dritter Woche nochmal Obst und Gemüse nachkaufen können, also an einem kleinen Markt vorbeikommen. Das ist fast immer möglich, aber wenn nicht, lässt sich dieses System für uns problemlos für vier Wochen umsetzen – so gut, dass wir es noch immer oft genug auch freiwillig in Deutschland machen, um Zeit in Supermärkten zu sparen.
Autark hinsichtlich Kleidung
Da es für uns kein sinnvolles System dafür gibt, haben wir uns gegen eine sehr platzintensive Waschmaschine an Bord unseres Expeditionsmobils entschieden. Um unser Ziel von vier Wochen Autarkie einhalten zu können, nehmen wir also genug Wäsche für vier Wochen mit. Diese haben wir – bis auf Socken und Unterwäsche – sowieso bereits im Schrank und müssen so gut wie nichts neu kaufen. Wichtig ist bei der Planung unseres Expeditionsmobils also hauptsächlich, dass wir genug Stauraum für die Kleidung haben. Hierfür planen wir Schränke rund um das Bett ein sowie einen schmalen Hängeschrank in der Küche. Für saisonal nicht oder selten benötigte Kleidung (z. B. Wanderschuhe, Winterkleidung) planen wir Stauboxen im großen Heckstauraum des Fahrzeugs und eventuell zusätzlich auf dem Dach des Fahrerhauses.
Mit der Hand waschen ist möglich und wir haben es auf Reisen mit dem Wohnmobil schon oft genug getan – aber unser liebstes Hobby ist es wirklich nicht. Wir werden uns daher bemühen, ab und zu an einem Waschsalon anzuhalten. Diese gibt es gerade in ärmeren Ländern oft, in denen es nicht normal ist, eine eigene Waschmaschine zu haben. Auch in Nordamerika sind Waschsalons recht verbreitet. Generell bieten auch sehr viele Motels und Campingplätze die Möglichkeit des Wäschewaschens, sodass wir auch diesen Service regelmäßig nutzen werden.
Generell werden wir ausschließlich dunkle Wäsche mitnehmen und lassen unsere weiße und helle Kleidung zuhause bei Sinas Eltern. So können wir unterwegs alles in eine Maschine werfen – und haben auf Heimaturlaub außerdem ausreichend Kleidung vor Ort in Deutschland.
Für den Fall, dass wir doch mit der Hand waschen müssen, nehmen wir eine große Plastikschüssel mit, die auch für viele andere Dinge genutzt werden kann. Außerdem Waschmittel, eine Wäscheleine zum Aufspannen zwischen Expeditionsmobil und Bäumen etc. und Wäscheklammern. So schränkt uns der Faktor Wäsche nicht in unserer Autarkie ein – auch nicht, wenn wir doch mal lange so abseits stehen, dass kein Waschsalon verfügbar ist.
Planung des Stauraums
Das Thema Stauraum ist uns bei der Planung unseres Expeditionsmobils extrem wichtig. Wir benötigen ihn zum Einen für Vorräte und Kleidung für jeweils vier Wochen. Wir müssen auch bedenken, dass wir platzintensive Winterkleidung für die Polarregionen immer dabeihaben werden – auch in den Tropen. Außerdem werden wir viel Werkzeug und auch Ersatzteile für das Expeditionsmobil mitnehmen – einige Teile davon sind dank LKW-Format sehr groß.
Ein weiterer Faktor sind die Wasser- und Abwassertanks: Diese müssen alle innenliegend verbaut werden, damit sie nicht zufrieren. Auch dies wird viel Raum benötigen.
Bei der Grundrissplanung achten wir darauf, dass möglichst jeder Zentimeter des Wohnraumes für Stauraum genutzt ist. So können wir uns zum Beispiel kein normales, niedriges Bett auf Wohnraumhöhe leisten, da wir nach oben sehr viel Platz verschenken würden. Wir setzen das Bett also hoch – am Ende wird die Liegehöhe auf 1,40m sein. Dadurch entsteht unter dem Bett ein großer Stauraum von etwa 3000 Liter, den wir anders komplett verschenkt hätten. Hier werden der Frischwassertank und sämtliche Elektrik, die Heizung, die Gasflasche, die Wasserfilter und alle anderen Installationen Platz finden. Dabei bleibt dann noch viel Platz für große Stauboxen übrig und für sperrige Gegenstände wie Campingstühle etc.
Auch die Sitzbänke mit dem Tisch werden wir hochsetzen, um die Abwassertanks darunter zu platzieren. So steht die Sitzgruppe am Ende auf einem ca. 20cm hohen Podest. Auch der Platz in den Sitzbänken wird Stauraum: Für eine Gefrierbox und z. B. für Winterjacken oder Reinigungsutensilien.
Rundherum im Innenraum planen wir Oberschränke für Kleidung, Küchenutensilien, Elektronik und Bücher. Unter der Arbeitsplatte werden ausschließlich Schubladen verbaut, sodass wir die Schränke einfacher bis nach hinten nutzen können.
Im Bad ist uns wichtig, dass alle Badutensilien auch in diesem Raum Platz finden. So planen wir einen Schrank unter dem Waschbecken und Stauraum unter und neben der hochgesetzten Toilette. Hier findet außerdem der Schwarzwassertank (Toilettenabwasser) Platz.
Durchstieg zum Fahrerhaus – Ja oder nein?
Lange hat uns die Frage beschäftigt, ob wir in unserem Expeditionsmobil einen Durchstieg von der Wohnkabine zum Fahrerhaus machen wollen. Am Ende haben wir uns dagegen entschieden, weil für uns hauptsächlich das Argument „Komfort“ übrig geblieben war und dies für uns keine Priorität hat.
Argumente und Überlegungen zum Thema Durchstieg:
Faktor Komfort: Man kann mit einem Durchstieg „schnell mal“ nach hinten gehen, um z. B. die Toilette zu nutzen oder etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Hierfür muss man nicht die Außenleiter ausklappen, manche Camper halten dafür nichtmal an. Auch im Regen ist der Komfort eines Durchstiegs nicht zu unterschätzen. Man kann einfach vom Fahrersitz ins Bett gehen oder andersherum morgens einfach losfahren.
Faktor Sicherheit: Man muss mit einem Durchstieg in unsicheren Gegenden das Fahrzeug nicht verlassen. Ein großes Argument, das immer gebracht wird, ist, dass man im Fall eines Angriffs auf das Fahrzeug schnell nach vorne laufen, den Motor starten und wegfahren könne. Dies ist bei einem LKW jedoch nicht möglich, da hier die Bremsanlage mit Druckluft funktioniert und diese erst aufgebaut werden muss und der Start dadurch sowieso mehrere Minuten dauert. Diese verbringt man nun vorne in demjenigen Teil des Fahrzeuges, der durch die großen Scheiben am ungeschütztesten ist. Lediglich bei einer Belagerung durch Tiere ist dieses Argument wirklich schlüssig, aber die kann man auch einfach im Wohnkoffer „aussitzen“.
Faktor Grundriss: Ein Durchstieg schränkt die Grundrissplanung ein, da der Bereich davor frei bleiben muss. Das verschenkt Stauraum und auch Komfort. Wir hätten in unserem Fall auf das Waschbecken im Bad verzichten müssen oder aber einen Grundriss mit Längsbad wählen müssen, der aus mehreren Gründen für uns nicht ideal war. Auch im Fahrerhaus ist der Raum vor dem Durchstieg nicht nutzbar.
Faktor Stabilität und Feuchtigkeit: Für einen Durchstieg werden sowohl Fahrerhaus als auch Wohnkabine aufgesägt. Definitiv ist das nicht ideal für die Stabilität beider Einheiten, außerdem ist ein Durchstieg immer eine mögliche Eintrittspforte für Wasser durch Undichtigkeiten.
Faktor Geräusche: Durch das Öffnen des Fahrerhauses wird es beim Fahren deutlich lauter. Ein Vorteil: Man hört, wenn in der Kabine ein Schrank nicht richtig geschlossen war und im Wohnraum Dinge hin und her fliegen.
Faktor Kosten: Die zusätzlichen Kosten für einen Durchstieg lagen in unserem Fall etwa bei 6000€.
Zugunsten des Grundrisses und Stauraums und weil uns die Pro-Argumente nicht ausreichend überzeugt haben, werden wir in unserem Expeditionsmobil auf einen Durchstieg verzichten. Ob wir am Ende damit glücklich sein werden, können wir natürlich noch nicht sagen – die Zeit wird es zeigen. Und im äußersten Notfall wird eben nachgerüstet.
Planung des Bads im Expeditionsmobil
Da wir in unserem Expeditionsmobil wirklich leben werden und hauptsächlich frei stehen, also nicht nicht Campingpläzen sein werden, ist für uns das Bad wichtig. Wir wollten unbedingt eine richtige, separate Dusche. Auf vorherigen Reisen mit Wohnmobiles hat uns eine Nasszelle, in der das ganze Bad beim Duschen nass wird und, vereinfacht gesagt, einfach ein Duschkopf im Bad hängt und man Toilette und Waschbecken mit duscht, immer sehr gestört. Außerdem muss man hierbei immer durch die Dusche, wenn man die Toilette oder das Waschbecken benutzt. Dies funktioniert sicher in seltener genutzten Camper-Bädern oder ist eine Möglichkeit, wenn man sehr wenig Platz zur Verfügung hat. Wir wollten jedoch auf den Dreck und die Feuchtigkeit verzichten und gönnen uns also den Luxus einer separaten Dusche mit Duschwanne. Außerdem gibt es im Bad ein Waschbecken mit Spiegel und einem Unterschrank.
Die Art der Toilette war das Thema, das uns wohl am intensivsten und längsten beschäftigt hat und uns sogar immer noch beschäftigt. Wir werden es sicher nochmal in einem separaten Artikel behandeln. Hier daher nur so viel: Wir haben uns am Ende für die Maximallösung entschieden: Eine wassergespülte Zerhacker-Toilette aus dem Jachtbedarf mit 80l Schwarzwassertank.
Planung der Küche im Expeditionsmobil
Kochen werden wir auf einem zweiflammigen Gasherd. Warum wir uns für Gas und gegen Strom entschieden haben, haben wir oben erklärt.
Neben dem Herd wird es in unserem Expeditionsmobil einen kleinen Backofen geben. Diesen haben wir nicht hauptsächlich für Tiefkühlpizzen oder Geburtstagskuchen eingeplant, sondern tatsächlich, um dort Brot backen zu können, wo es weit und breit keins zu kaufen gibt. Der Backofen verbraucht viel Strom, aber in Gegenden mit wenig Sonne können wir auf ihn verzichten.
Andere Geräte wie Kaffeemaschine oder Wasserkocher gibt es in unserem Expeditionsmobil nach der ersten Planung nicht. Wasser haben wir auch Zuhause auf dem Herd gekocht und wir finden einen pfeifenden Teekessel sogar ganz sympathisch. Auch eine Kaffeemaschine verbraucht uns zu viel Platz und Strom, Kaffee werden wir also „wie früher“ aufgießen.
Planung des Betts im Expeditionsmobil
Das Bett ist für uns ein Ort des Wohlfühlens und des Erholens. Wir verbringen hier ein Drittel unserer Zeit und es ist uns extrem wichtig: Das Bett in unserem Expeditionsmobil muss unbedingt ein richtiges, bequemes Bett „wie Zuhause“ sein, kein schmales oder hartes Campingbett mit einer schlechten Matratze. Auch soll es zwingend fest sein, sodass wir erstens nicht zwei Mal am Tag umbauen müssen und zweitens Bett und Sitzecke (Arbeiten!) gleichzeitig nutzen können.
Unser Bett wird 2m lang und 1,60m breit sein. Wir entscheiden uns für hochwertige Matratzen von Dunlopillo, weil wir die bereits in unserer Wohnung geliebt haben. Am Kopfende werden zwei Leselampen und USB-Steckdosen installiert und zwischen Kopfende und Wand ein schmales Ablagefach. Außerdem wird sich am Kopfende ein Fenster befinden.
Wir verzichten auf einen Fernseher, für Netflix und Youtube werden wir aber eine iPad-Halterung über dem Bett anbringen.
Internet im Expeditionsmobil
Wir leben nicht nur im Expeditionsmobil, wir arbeiten auch von unterwegs online: Gutes Internet ist für uns also immens wichtig.
Machen wir uns nichts vor: Generell ist uns klar, dass wir nicht überall auf der Welt Internet haben werden. Für einige Wochen kommen wir damit auch klar. Wo immer möglich, möchten wir es aber nutzen. In den ersten Monaten in Europa nutzen wir normale Prepaid-Karten mit einem Router. Auf der Reise selbst werden wir höchstwahrscheinlich zu großen Teilen Internet über Starlink nutzen, was in den nächsten Monaten in immer mehr Ländern verfügbar sein wird. Ein ehrlicher Erfahrungsbericht darüber folgt sehr gerne!
Kontrolle
Wie viel Wasser ist noch oder schon in den Tanks, wie viel Strom haben wir noch zur Verfügung, wie viel produziert unsere Solaranlage gerade und wie warm ist das Wasser?
Um all diese Faktoren in unserem autarken Mobil einsehen und überwachen zu können, installieren wir Panele zur:
- Anzeige Frischwasserstand
- Anzeige Abwasserstand
- Anzeige Schwarzwasserstand
- Verbleibende Ladung der Batterien
- Gaswarner
- Kohlenmonoxidwarner
Die Stromproduktion und den -verbrauch monitoren wir mit einer App des Herstellers unserer Solarmodule. So bekommen wir mit der Zeit ein Gefühl dafür, wieviel Strom wir bei welcher Bewölkung und welchem Sonnenstand produzieren und welches unserer Geräte wie viel Strom verbraucht. Auch den Füllstand der Gasflasche kontrollieren wir über eine App.
Ein erster Eindruck aus drei Monaten im Sommer (Juni bis September) in Deutschland: Wir stehen mit dem Expeditionsmobil permanent im Halbschatten bzw. Schatten. Unsere Laptops und der Kühlschrank laufen den ganzen Tag, nachts laden Handys und iPad. Den Backofen verwenden wir ab und zu. Externen Strom haben wir nur einmal ganz zuerst zur Probe und zur Kalibrierung des Batteriesystems angeschlossen. Mit diesen Parametern sind wir noch nie unter 80% Batterieladung gefallen. Bis Ende August waren wir meist deutlich über 90%. An sehr wolkenverhangenen, regenreichen Tagen fällt der Batteriestand aber (natürlich) deutlich. Wir sind daher sehr gespannt, wie weit wir damit im Winter und in dunklen Regionen kommen.
Der Grundriss unseres Expeditionsmobils
Dies ist der Grundriss unseres Expeditionsmobils. Bisher (Stand Oktober 2022) leben wir seit vier Monaten Vollzeit im Fahrzeug und sind damit sehr zufrieden:
Expeditionsmobil-Planung: Unser Tipp für dich
Nach der zweijährigen Planung unseres Expeditionsmobils und unseres Grundrisses und nachdem wir nun seit vier Monaten in unserem Fahrzeug leben, können wir folgenden Tipp geben:
Egal, ob Expeditionsmobil, Wohnmobil oder Van: Plane deinen Ausbau oder Kauf ausschließlich nach deinen eigenen Bedürfnissen. Es ist gerade zuerst sehr schwierig, an sämtlichen Trends, Hypes und Werbungen vorbeizunavigieren, aber halte unbedingt deine eignen Bedürfnisse im Auge: Was willst DU mit deinem Fahrzeug machen? Was brauchst du wirklich, und was planst du ein, „weil man es halt so macht“ oder „Influencer X sagt, dass das gut ist“? Was übersiehst du vielleicht? Was ist dir Zuhause wichtig? Was nutzt du oft?
Der Fernseher ist sowieso nie an? Dann brauchst du keinen. Du trinkst 10 Tassen Kaffee am Tag und brauchst die unbedingt morgens schnell und sofort? Plane eine Kaffeemaschine ein! Du duschst eh auf dem Campingplatz? Warum überhaupt eine Dusche im Fahrzeug, nutze den Platz anders! Du fährst auch in kalte Regionen? Sorge für eine bessere Isolierung, als sie die Spanienurlauber haben!
Wir sind in vielen Dingen von den üblichen Empfehlungen abgewichen, zum Teil gegen deutlichen Gegenwind. Bisher sind wir mit jeder dieser Entscheidungen wirklich zufrieden. Wir wünschten uns sogar, noch öfter und vor allem schneller das gemacht zu haben, was wir für richtig für uns gehalten hätten.
Ob wir mit unseren Entscheidungen wirklich ein autarkes Expeditionsmobil gebaut haben – wir wissen es gar nicht. In einem Jahr können wir dir mehr sagen. Vielleicht hätten wir z. B. doch noch mehr Stauraum gebraucht oder unsere Batteriekapazität ist zu klein.
Das Expeditionsmobil ist für uns nicht in erster Linie ein Fahrzeug, es ist ein Haus. Selbstgeplant in jeder Hinsicht. Und auch im Haus kauft man mal neue Möbel. Wir jedenfalls sind jetzt nach vier Monaten gerade dabei, einen Dachgepäckträger für das Fahrerhaus zu bauen. Stauraum kann man ja doch nie genug haben. Oder?
8 Kommentare
Ich bin gerade begeistert am Ende des Artikels angelangt und wünschte, euer Fahrzeug haben zu können :-D
Wir haben uns schon so viele Versionen angesehen und Optionen durchgesprochen, eure Umsetzung trifft unsere Idealvorstellung zu fast 100%!
Vielen Dank, dass ihr die Hintergründe eurer Entscheidungen mitgeteilt habt. Mich würde natürlich noch ein Update nach längerer Nutzung interessieren…
Allzeit gute Fahrt und viele tolle Begegnungen!
Johanna
Hallo Johanna,
wie schön, dass euch unser LKW so gut gefällt, das ist ein großes Lob! Ein ausführliches Update wird es auf jeden Fall noch geben. Grundsätzlich ist aber klar: Wir sind extrem zufrieden mit der Planung und dem Grundriss und würden beim nächsten Mal nur minimale Kleinigkeiten anders machen (die Tür zum Bad könnte andersherum öffnen… 😉 ), es lässt sich hervorragend darin leben!
Wann soll es bei euch denn losgehen?
Liebe Grüße
Sina
Das ist noch ziemlich ungewiss. Frühestens wohl aber im Spätsommer/Herbst 2025, sehr abhängig von einem Fahrzeugfund und meiner beruflichen Situation. Gefühlt bin ich aber schon voll dabei :-)
Moin zusammen,
Thema Wäsche waschen: eine dicht verschließbare, am besten braune oder schwarze (Kunststoff)Tonne mit 10 bis 12 Litern Inhalt leistet da gute Dienste, so eine blaue 200 Liter ist natürlich viel zu groß, eine mit 5 Litern aus der Welt des Olivenhandels zu klein und sie riecht auch sehr lange sehr streng. Mit Wäsche, Wasser und Waschmittel befüllt, am Heck in einer Halterung befestigt, nach wenigen Kilometern ist die Wäsche gewaschen und muß nur noch gespült und getrocknet werden. In Gegenden mit extremer Sonneneinstrahlung muß man nur aufpassen daß die für die Wäsche erträgliche Temperatur nicht überschritten wird und damit alles drei Größen kleiner aus der Tonne kommt. Sicherlich kein Ersatz für die “Große Wäsche”, aber deutlich komfortabler als die Socken von Hand in einer Schüssel zu waschen.
Habt eine gute Reise
Wilfried
Hey Wilfried,
danke für den guten Tipp! Unsere Sorge ist vor allem das Schleudern, also Trockenkriegen. Mit der Hand waschen finden wir gar nicht so schlimm, aber das Auswringen ist echt kräftezehrend und geht auf die Finger- und Handgelenke und Haut. Wie handhabst du das denn? Oder hängst du die Sachen tropfnass auf? Das geht sicher je nach Region, aber in kühleren oder feuchteren Regionen trocknet das ja leider nie…
Liebe Grüße
Sina
Hallo Sina,
jo, Extremisten legen die Wäsche flach auf ein Brett oder ähnliches und fahren drüber, hab ich aber selbst noch nicht getestet. Und es soll wohl auch eine Restfeuchtigkeit übrig bleiben.
Naja, auswringen? Die Dosis macht das Gift. Gemäßigt auswringen und dann zum Trocknen aufhängen. dauert etwas länger, funktioniert aber auch bei niedrigeren Temperaturen.
Viele Grüße
Wilfried
Was ein fantastisches Projekt! Und riesen Respekt vor der Leistung des Umbaus und vor allem der Courage, das auch durchzuziehen! Ganz ganz toll! Ich drücke euch von ganzem Herzen die Daumen, dass alle eure Erwartungen und Träume nicht nur eintreffen, sondern übertroffen werden und ihr richtig tolle Erlebnisse mitnehmt! Allzeit gut Fahrt! 🤗 🚐
Hey Jochen,
vielen Dank für die netten und ermunternden Worte! Es ist tatsächlich oft alles deutlich schwieriger, als man annimmt, aber solange es am Ende auch nur halb so wird wie geplant, hat es sich 1000x gelohnt! Dankeschön!