Für mehrere Monate ins Ausland – So bereitest du deine Langzeitreise vor
Vier Mal haben wir schon „Tschüß“ gesagt. Vier Mal haben wir Deutschland schon für mehrere Monate verlassen, um ein fremdes Land zu erkunden, woanders zu leben, zu reisen, buchstäblich: Um unseren Horizont zu erweitern.
In zwei Wochen fliegen wir wieder los: Nach Panama. Drei Monate werden wir dort leben, das Land erkunden, Natur und Kultur kennenlernen. Viel näher, viel echter und viel intensiver, als es auf einer kurzen Reise möglich wäre.
Unsere Reise nach Panama ist unsere erste Langzeitreise in ein Entwicklungsland. In ein Land, das kaum touristisch ist, über das wir online nur wenige tiefergehende Informationen finden.
Wir wollen vor Ort leben. Während wir auf unseren letzten beiden Langzeitreisen große Roadtrips gemacht machen, möchten wir dieses Mal ganz bewusst die ganze Zeit in einer einzigen Unterkunft wohnen, um von hier aus Tages- und Mehrtagestouren zu machen – und das Leben vor Ort wirklich kennenzulernen. Ein Schwerpunkt unserer Reiseplanung lag daher dieses Mal auf der Auswahl einer fantastischen Unterkunft – während uns diese auf Roadtrip eher völlig egal ist. Aber was ist noch wichtig bei der Planung einer Langzeitreise? Was musst du beachten, wenn du Deutschland für mehrere Monate verlässt?
Wir zeigen dir, was wir geplant haben – und auch aktuell noch planen – und worauf du bei der Vorbereitung einer Langzeitreise achten musst.
Unsere Vorbereitungen teilen wir in zwei Kategorien: Die Planung und die Überlegungen für das Reiseland – und die ebenfalls sehr wichtigen Vorbereitungen für zu Hause. Denn dass du auch an deinen Briefkasten denken musst, macht Sinn, oder?

Langzeitreisen: Vorbereitungen für das Reiseland
1. Kläre die Formalitäten
Schon während der Entscheidung für ein Zielland solltest du dich über verschiedene Formalitäten informieren, etwa für Einreisebeschränkungen, notwendige Visa, Impfungen etc. Eine gute und zuverlässige erste Anlaufstelle sind hierfür die Reisehinweise auf der Website des Auswärtigen Amtes (zu finden unter den Sicherheitshinweisen jedes Landes): Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes
Hier findest du alle Notwendigkeiten übersichtlich und vollständig aufgelistet. Schon mehrmals haben wir uns wegen bestimmter gesetzlicher Bestimmungen gegen ein Reiseland entschieden – etwa gegen Vietnam, weil es dort nicht möglich ist, ohne einen vietnamesischen Führerschein Auto zu fahren.
Wenn du dich für ein oder mehrere Reiseländer entschieden hast, informiere dich über folgende Fragen und fange möglichst früh damit an, die entsprechenden Dokumente zu beantragen. Oft dauert dies mehrere Wochen oder Monate und du wirst dich später über alles freuen, was du früh erledigt hast.
– Brauchst du ein Visum? Wenn ja, wo beantragst du dies, welche Dokumente benötigst du dafür, wie hoch sind die Kosten und wie der Ablauf? Solltest du mit der Buchung warten, bis dir das Visum gewährt wurde?
– Wenn du außerhalb der EU reist, checke deinen Reisepass auf Gültigkeit (er läuft immer dann ab, wenn du absolut nicht daran denkst!) und beantrage ggf. einen neuen
– Benötigst du einen internationalen Führerschein? Diesen kannst du unkompliziert bekommen, aber du solltest dich rechtzeitig darum kümmern
– Sind bestimmte Impfungen für dein Reiseland vorgeschrieben? Und welche Impfungen sind empfohlen? Fange früh damit an, Impfungen aufzufrischen und neue Impfungen zu machen. Einige Impfungen müssen mehrmals in bestimmten Abständen geimpft werden, manchmal musst du Abstände zu anderen Impfungen einhalten. Manche Impfungen (z. B. Gelbfieber) kannst du nur bei speziellen, zertifizierten Ärzten machen lassen.
Denke daran, dass Impfnebenwirkungen auftreten können und auch, dass du nicht impfen kannst, wenn du z. B. erkältet bist. Wir empfehlen dir daher auf jeden Fall, früh mit den Impfungen anzufangen. Bei uns wird es oft – auch dieses Mal – am Ende doch wieder recht eng.
– Prüfe, ob es noch andere Formalitäten gibt, um die du dich kümmern musst. Wir müssen beispielsweise eine panamaische Fluglizenz für unsere Drohne beantragen und unsere Kameraausrüstung beim Zoll anmelden. Dinge wie diese fallen dir vielleicht erst kurz vor der Reise auf, und du kommst in Zeitnot. Informiere dich daher so früh wie möglich ausführlich über nötige Formalitäten. Das nervt total und nimmt auch ein bisschen die Vorfreude, gerade weil oft nicht alles reibungslos läuft, du Probleme mit der Fremdsprache hast usw. Es lohnt sich aber, diese Dinge erledigt zu haben!
– Kurz vor der Reise machen wir Kopien von allen wichtigen Dokumenten: Visa, Reisepässe, (internationalen) Führerscheinen, Impfpässen, allen Bescheinigungen usw. Zusätzlich speichern wir all diese Kopien digital auf unseren Geräten ab und darüber hinaus noch in einem geschützten Cloud-Speicher, falls im Worst-Case nicht nur alle Dokumente, sondern auch die Laptops gestohlen werden.

2. Informiere dich über die Sicherheitslage
Lies dir die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes durch – lass dich hiervon aber nicht verrückt machen. Hier werden alle Eventualitäten angegeben, auch Reiseländer wie etwa Frankreich erscheinen hier relativ unsicher.
Einen Überblick über die Sicherheitslage des Reiselandes zu haben, finden wir aber gerade bei Langzeitreisen durchaus notwendig, denn du wirst in nahmen Kontakt zum Land und seiner Bevölkerung stehen und dich weder auf abgeschottete Hotels noch auf geführte Touren beschränken. Uns persönlich ist es wichtig, dass wir uns in großen Teilen des Landes frei bewegen können. Dass absolute Sicherheit selbst in unserem beschaulichen Heimatörtchen nicht garantiert werden kann, ist uns absolut klar.
Um die reale und gefühlte Sicherheitslage besser einschätzen zu können, hilft es, neben offiziellen Hinweisen auch Berichte von anderen Reisenden oder Locals zu lesen – mehr dazu unter Punkt 6. Hier bekommst du ein gutes Gefühl dafür, welche Gegenden du eher meiden solltest.

3. Schließe Versicherungen ab
Du musst nicht alles versichern, was man versichern kann, aber kümmere dich um eine Auslandskrankenversicherung, die für deine Langezeitreise auch gültig ist. Achtung, das ist wirklich wichtig: Normale Reisekrankenversicherungen, auch die fast aller Kreditkarten, gelten nur 30 oder 60 Tage, lies dir unbedingt das Kleingedruckte durch!
Eine gute und bezahlbare Krankenversicherung für Langzeitreisen ist der „Langzeitschutz“ des ADAC, den du auch als Nicht-Mitglied abschließen kannst. Hier findest du weitere Infos: ADAC Langzeit-Auslandskrankenschutz
Wir haben alle unsere Reiseversicherungen (für Langzeitreisen bis 120 Tage) über unsere Kreditkarte abgedeckt: Die American Express Platinum Card. Die Gebühr für diese Karte ist sehr hoch (660€ im Jahr), für unser Reiseverhalten lohnt sie sich aber.
Weitere eventuell sinnvolle Versicherungen sind eine Reiserücktrittsversicherung, eine Reiseabbruchversicherung (denn gerade bei einer Langzeitreise werden deine Buchungskosten recht hoch sein) und eine Gepäckversicherung.

Auch hier nochmal ausdrücklich: Lies unbedingt nach Kleingedruckte deiner bestehenden Versicherungen und sei wachsam, wenn du neue Versicherungen abschließt: Fast alle Reiseversicherungen gelten für Langzeitreisen nicht! Es lohnt sich, wenn du dich früh darum kümmerst und Angebote sehr aufmerksam vergleichst.
Für unser Kamera-Equipment haben wir eine separate Versicherung abgeschlossen, die weltweit (also auch zu Hause) gültig ist und fast alle Schäden versichert: Die Kameraversicherung von Andreas Matthiessen. Sicher nicht die günstigste Option, aber der Service und die Abwicklung im Schadensfall überzeugen uns hier absolut.
Von allen Versicherungen nehmen wir (englisch- oder ggf. sogar spanischsprachige) Nachweise/Bestätigungen mit. Diese speichern wir zusätzlich noch (wie schon bei Punkt 1 erwähnt) digital ab.
4. Frische deine Fremdsprachenkenntnisse auf
Was bei einer kurzen Urlaubsreise ganz nett, aber manchmal vernachlässigbar ist, bei einer Langzeitreise aber unserer Meinung nach unabdingbar, ist das zumindest rudimentäre Beherrschen der Sprache deines Reiselandes.
Mit Panama haben wir uns absichtlich ein Zielland ausgesucht, dessen Sprache wir zumindest etwas sprechen (Mehr Infos hier: Wir überwintern im Ausland! Aber warum Panama?). Wenn wir 3 Monate vor Ort wohnen, wollen wir uns mit den Einheimischen verständigen können – einerseits aus Respekt, andererseits aber natürlich auch aus praktischen Gründen.
Du solltest dich informieren, wie gut du in deinem Reiseland mit Englisch durchkommst – eventuell lohnt es sich auch, dein Englisch aufzufrischen? Davon unabhängig ist es für uns wichtig, zumindest grundlegende Vokabeln wie etwa Begrüßungen, Standardsätze und Zahlen zu lernen. Je nach Sprache ist dieses deutlich schwerer als es klingt, kann aber auch unheimlich spaßig und interessant sein.
Vor zwei Jahren haben wir eine Langzeitreise durch den Oman geplant – die wir dann aus verschiedenen Gründen in die Zukunft verschoben haben. Das Lernen der arabischen Sprache (und Schrift!) war super anspruchsvoll, für die Reise durch ländliche Gebiete aber mehr als sinnvoll. Wir haben uns also etwas gequält, waren dann aber auch schnell super stolz: Wer spricht als Deutscher denn sonst (wenn auch schlecht) Arabisch?
Natürlich solltest du dich hiervon aber nicht verrückt machen lassen. Generell wird man dir in allen Teilen der Welt immer versuchen weiterzuhelfen. Unser Anspruch an uns ist es, stets sehr freundlich und bemüht zu sein.

5. Suche und buche deine Unterkunft
Langzeitreisen nutzen wir meistens dazu, das ganze Land auf einem ausgedehnten Roadtrip zu erkunden. In diesem Fall kümmern wir uns nur darum, die Unterkunfts-Dichte auf unserer Route zu eruieren, buchen aber nichts vor und kümmern und stattdessen ganz verstärkt um Punkt 7. Da wir dieses Mal aber 3 Monate an einem Ort wohnen, war uns die Auswahl der Unterkunft sehr wichtig.
Wir haben uns zunächst grob über Panama informiert und geschaut, welche Regionen für uns grundsätzlich interessant sind. Dann haben wir auf verschiedenen Websites nach Unterkünften gesucht.
Folgende Punkte waren uns bei der Auswahl unserer Unterkunft extrem wichtig:
I. Lage
Die Lage ist für uns aus verschiedenen Gründen der allerwichtigste Punkt. Grundsätzlich sollte die Unterkunft in einer sicheren Umgebung liegen, in der wir ohne Angst auf die Straße gehen können und auch unser Equipment aufbewahren können. In einem Satz: Wir wollen uns wohlfühlen.
Aber auch eine annehmbare Infrastruktur (z. B. Supermärkte, medizinische Versorgung) ist für uns von Bedeutung. Dazu wollen wir auf keinen Fall in einer Großstadt wohnen, sondern schnell in der Natur sein – was in Panama heißt: Sowohl am Meer als auch in den Bergen! Wir wollen die Hauptstadt in einer Tagestour besuchen können, aber auch den Rest des Landes von hier aus gut bereisen können.
Du siehst: Wir sind in diesem Punkt extrem anspruchsvoll und haben auch wirklich lange gesucht.
II. Kosten
Neben der Lage ist es natürlich essentiell, dass du dir deine Unterkunft auch leisten kannst (und willst). Für uns bedeutete das: Sie sollte nicht mehr als 1000€ im Monat kosten. Trotzdem wollten wir ein Haus für uns alleine. Glücklicherweise kannst du auf allen gängigen Plattformen einen Maximalpreis angeben oder Angebote zumindest nach dem Preis sortieren, was diesen Punkt deutlich einfacher macht als Punkt I.

III. Ausstattung
Nochmal: Wenn wir nur ein oder zwei Nächte irgendwo übernachten, interessiert uns die Ausstattung absolut nicht. Wir übernachten überall dort, wo es sauber und günstig ist. Für unsere Langzeitreise an einem Ort hatten wir aber bestimmte Ansprüche an die Ausstattung unserer Unterkunft:
– Generell haben wir nach einem eigenen Häuschen gesucht, das ein Indoor-Bad hat, Strom und fließend Wasser, gerne sogar warmes (das ist in Entwicklungsländern schwieriger zu finden, als es sich zuerst anhört)
– Die Sauberkeit sollte laut Bewertungen zumindest akzeptabel sein, ebenfalls die Freiheit vor tierischen Mitbewohnern wie Schlangen und Fröschen
– Die Unterkunft sollte eine Küche haben, die so ausgestattet ist, dass wir nicht jede Mahlzeit auswärts essen müssen, sondern zumindest einfache Gerichte gut von „zu Hause aus“ kochen können
– Wir schauten nach einem Doppelbett, was zumindest so akzeptabel ist, dass in den Bewertungen nicht negativ erwähnt wurde
– In einem tropischen Land unverzichtbar finden wir eine Klimaanlage im Schlafzimmer
IV. Internet
Einen zuverlässigen Highspeed-Internetschluss zu verlangen, mag gegen „fließend Wasser“ dekadent und übertrieben klingen, ist für uns aber unabdingbar, da wir nicht 3 Monate urlauben, sondern ein Online-Business führen und auch den anderen Zweig unserer Selbstständigkeit (Hochzeitsfotografie) mit dem dazugehörigen Kundenkontakt im Winter weiterführen müssen. Wenn dieser Punkt nicht erfüllt ist, müssten wir also zu Hause bleiben – oder können uns anschließend beim Arbeitsamt melden.
Zum Glück ist der Punkt Internet ein viel geringeres Problem gewesen als wir dachten. Unsere letztendlich gebuchte Unterkunft hat nach Angaben der Vermieter zuverlässiges „Highest Speed Internet“ sogar am Pool. Wenn davon nur die Hälfte stimmt, sind wir mehr als glücklich 🙂

Außerdem, als Nice-to-Have:
V. Annehmlichkeiten
Den Ausschlag für unser gebuchtes Häuschen haben letztlich auch Luxus-Annehmlichkeiten wie ein toller Grillplatz und ein schöner Pool gegeben. Wir waren noch nie in Panama und im größten Notfall gefällt es uns so wenig, dass wir absolut nichts unternehmen wollen. Den Worst-Case auf „wir grillen 3 Monate am Pool und machen Online-Marketing“ zu beschränken, gefiel uns außerordentlich gut 😉
Bonus-Tipp: Nutze deine Langzeitmiete!
Die meisten Vermieter freuen sich extrem über eine Langzeitmiete! Du solltest daher auf keinen Fall für den normalen Preis über ein Portal buchen, sondern den Vermieter kontaktieren und die Konditionen aushandeln. Denk daran, dass Verhandeln im Ausland meist deutlich gängiger und akzeptierter ist als in Deutschland. Wir haben so einen wirklich guten Preis bekommen und uns eine bessere Unterkunft leisten können als es über die Standardpreise möglich gewesen wäre.

6. Bereite deine Reisekasse vor
In fast allen Ländern kannst du mit gängigen Kreditkarten zahlen. Prüfe die gängigen Zahlungswege in deinem Zielland und beantrage ggf. eine (neue) Kreditkarte. Unsere Empfehlung für eine komplett kostenlose, sehr gute Reisekreditkarte findest du hier:
⇨ Die beste kostenlose Reise-Kreditkarte
Prüfe, ob du vor Ort problemlos Geld abheben kannst und wie teuer dies ist. Viele Länder erheben hierfür Kosten, die nicht unerheblich sind!
Achte auch darauf, ob du große Beträge mit Kreditkarte zahlen kannst (in Brasilien ist dieses z. B. nicht möglich) und auch auf das Limit deiner Kreditkarte! Mietwagenfirmen und Unterkünfte blockieren fast immer bestimmte Summen als Kaution, die dir dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Als ich 3 Monate durch die USA gereist bin und jede Nacht in einer anderen Unterkunft übernachtet habe, hatte ich irgendwann Probleme, weil jedes Motel einen bestimmten Betrag blockiert und oft erst nach Wochen oder gar Monaten wieder freigibt.
Wahrscheinlich lohnt es sich generell, zwei verschiedene Kreditkarten mitzunehmen.
Wir haben für Reisen zusätzlich eine limitlose Kreditkarte, was uns sehr beruhigt und uns bei einer sehr großen Notfall-Krankenhausbehandlung auch schonmal gerettet hat. Natürlich ist dieses nicht immer möglich und du wirst auch mit einer anderen Kreditkarte durchkommen. Wichtig ist: Informiere dich vorher über die Möglichkeiten.
Die Notfall- und Sperrnummern deiner Karten solltest du immer parat haben.
Neben der Kreditkarten solltest du auch überlegen, wie viel Bargeld du mitnehmen möchtest, wie du es verstauen möchtest und dieses auch rechtzeitig vorher besorgen.
7. Hole möglichst viele Informationen über dein Reiseland ein
Das ist für uns mit Abstand der schönste Punkt der Reisevorbereitungen!
Während oben aufgezählte Formalitäten oft nerven, macht uns die Recherche über unser Reiseland extrem Spaß.
Grundlegende Infos über dein Reiseland hast du sicher schon bei der Buchung – denn sonst hättest du dich ja nicht für dieses Land entschieden. Bei einer Langzeitreise gibt es aber sicher noch viel mehr, was dich interessiert und was es zu wissen lohnt.
Informiere dich über mögliche Aktivitäten, Touren, über kulturelle Besonderheiten deines Landes, über Landschaft, Leute, Wetter usw.

Wir lesen hierfür – ganz altmodisch – immer einen Reiseführer und seeehr viele Websites. Tipps von Bloggern finden wir oft sehr hilfreich, weil sie authentisch, aktuell und ehrlich sind. Wir lesen aber auch in Foren und kontaktieren Locals oder Auswanderer. Über diese Kanäle und Kontakte wirst du auf ganz viele spannende Infos stoßen, die du nie von alleine recherchiert hättest. Du wirst nicht nur Rosiges erfahren (was gut ist!) und einen guten ersten Eindruck vom Land bekommen. Vergiss nicht, dass du mit deinem Vermieter – wenn es eine Privatperson ist – schon einen qualifizierten Ansprechpartner vor Ort hast. Natürlich solltest du ihn oder sie nicht nerven, ein bis zwei konkrete Mails werden vorher aber im Regelfall sehr gerne und sehr hilfreich beantwortet.
Auch vor Ort gilt: Rede mit Einheimischen, sei interessiert, erzähle, frage. Auf einer Langzeitreise bist du kein typischer Tourist – also verhalte dich auch nicht so, dann erlebst du das Land viel authentischer!

8. Buche deine Flüge
Jaaa, jetzt erst. Die Flüge buchen wir (im Falle einer Nicht-Rundreise!) nach der Unterkunft und nach der Abklärung aller oben genannten Dinge. Wir haben bisher immer noch gute Flüge bekommen – letztes Jahr in die USA sogar noch drei Tage vorher, deswegen sind wir da vielleicht etwas nachlässig. Grundsätzlich: Mach es so, wie es sich für dich gut anfühlt!
Preise vergleichen lohnt sich bei der Flugbuchung auf jeden Fall. Checke verschiedene Abflug- und ggf. auch Ankunftsflughäfen, verschiedene Airlines und verschiedene Tage. Achte unbedingt auf versteckte Kosten wie für Gepäck (mittlerweile oft auch auf Langstreckenflügen nicht mehr inklusive!), Essen und Sitzplatzreservierungen.
Wenn wir zwischen verschiedenen Optionen hinsichtlich Umsteigen und Flugzeiten wählen können, legen wir besonderen Wert auf einen guten Hinflug. Wir möchten möglichst entspannt am Reiseziel ankommen und haben schon genug Kram, der uns stresst, während wir auf dem Rückflug in die Heimat deutlich „härter im Nehmen“ sind.

9. Buche deinen Mietwagen
Für uns definitiv auch ein Nerv-Punkt, den wir gerne nach hinten schieben – wenn wir vorher abgecheckt haben, dass die Verfügbarkeit von Mietwagen im Zielland generell gut ist. Für einige Länder wie etwa Kuba ist dies ein nicht zu unterschätzendes Problem, deswegen erkundige dich grob schon am Anfang deiner Planung!
Achte bei einer Langzeitreise speziell darauf, dass die Mietwagenfirma das Auto auch tatsächlich generell über einen so langen Zeitraum vermietet. Viele Mietwagenfirmen begrenzen den Mietzeitraum auf 30 Tage, längere Zeiträume fallen ganz weg oder heißen „Mini-Leasing“ oder ähnlich und haben eigene Konditionen.
Natürlich ist es auch möglich, ein Auto im Zielland zu kaufen und am Ende der Reise wieder zu verkaufen. Gerade wenn du ein Jahr oder gar länger reist und deine Reise durch verschiedene Länder führt, kann sich dieses finanziell sehr lohnen. Denk aber daran, dass es dir in diesem Fall als Ausländer überhaupt möglich sein muss, ein Auto in deinem Land zuzulassen und auch zu versichern. Manchmal ist dieses nur über Umwege, manchmal gar nicht möglich.

Wenn du ein Auto von einer Privatperson kaufst, denk daran, dass es im schlechtesten Fall sein kann, dass das Auto einen Tag später einen Totalschaden hast und du dann ohne Gefährt und mit einem großen finanziellen Verlust dastehst. Wir haben durchaus schon solche Geschichten gehört.
Für uns war die Option des Mietwagens daher bisher immer die beste. Für sehr lange Reisen würden wir aber auch die Option eines Kaufs nicht generell ausschließen.
Informiere dich generell, ob für dein Land ein Allrad-Auto empfohlen wird. Wir sind meistens glücklich mit einem ganz normalen Wagen, in Island im Winter waren wir aber sehr dankbar über unseren Allrad-Jeep.
Wenn du ein Auto mietest, achte auf die versteckten zusätzlichen Kosten. Dies sind insbesondere Versicherungen, aber auch „Zulassungsgebühren“, Flughafengebühren usw. können sehr teuer sein und sind bei der Buchung sehr oft nicht angegeben.
Die Versicherungen sind oft viel teurer als die Automiete selbst (in unserem aktuellen Fall ca. 700% teurer!), daher achte unbedingt darauf und informiere dich sowohl über die Versicherungs-Vorschriften deines Reiselandes als auch über die ABG deiner Mietwagenfirma.
Wenn du die hohen Versicherungskosten umgehen willst, prüfe, ob eine teure/exklusive Kreditkarte für dich in Frage kommen könnte. Mit der American Express Platinum Card, die wir oben schon bei Punkt 3 schon erwähnt haben, deckst du beispielsweise bis zu einem Zeitraum von 120 Tagen weltweit alle Autoversicherungen ab. Die Kartengebühr ist mit 600€ im Jahr teuer, aber lohnt sich bei einer Langzeitreise schon extrem (in unserem Fall sparen wir einige tausend Euro). Ganz wichtig ist jedoch, dass sich einige Mietwagenfirmen sträuben, diese Versicherungen zu akzeptieren (weil sie hieran natürlich nichts verdienen). Hierüber solltest du dich also im Vorfeld informieren – und wie schon gesagt die AGB sehr gründlich lesen.

10. Verreise gesund
Wir waren auf Reisen schon mehrmals bei Ärzten und sogar in Krankenhäusern, es war immer gut und viel weniger „furchtbar“, als du dir es von hieraus vielleicht vorstellst – selbst in Entwicklungsländern. Trotzdem reisen wir natürlich lieber gesund und verbringen unsere Zeit beim Erkunden des Landes als im Wartezimmer.
Um diesem Glück so weit wie möglich auf die Sprünge zu helfen, lassen wir vor jeder Langzeitreise zu Hause Routine-Checks wie Zahnarzt-Untersuchungen machen. Denk daran, dies nicht auf den letzten Drücker einzuplanen – wenn du doch eine Behandlung brauchst, kommst du sonst sofort in Zeitnot.

11. Mache noch nötige/sinnvolle Einkäufe
Wir sind eigentlich Fan von der Aussage, dass du auf Reisen meistens nichts brauchst, was du zu Hause nicht auch brauchst und dass du generell so wenig wie möglich mitnehmen solltest.
Generell halten wir uns an Folgendes: Fliegst du in ein Land mit niedrigerem Lohnniveau als Deutschland, kauf den Kram vor Ort! Es macht gar keinen Sinn, hier Wander- und Winterausrüstung für viele hundert oder gar tausend Euro zu kaufen, die du in Nepal für einen Spottpreis hinterhergeworfen bekommst.

Auch andere Dinge kriegst du im Zielland oft günstiger und besser als hier – etwa Mückenschutz, der auch wirklich hilft, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor oder Kleidung, die dem Klima deines Landes angemessen ist.
Als wir letztes Jahr im November spontan für einen Monat nach Kalifornien geflogen sind, haben wir in Deutschland sehr verzweifelt nach kurzen Hosen, Flipflops und anderer Sommerkleidung geschaut, die du hier zu dieser Jahreszeit natürlich nicht wirklich bekommst. Wir haben ewig gesucht und quälten uns durch eine sehr schlechte, sehr teure Auswahl. Am Ziel angekommen, waren wir dann gleich am ersten Tag in einer Mall, um Simkarten für unsere Handys zu kaufen – und ausnahmslos jedes Geschäft verkaufte Flipflops und kurze Hosen zu Spottpreisen. Vertrau also darauf, dass es Läden auch vor Ort gibt – und dass du die Dinge, die du vor Ort brauchst, dort besser bekommst.
Natürlich machen wir auch Ausnahmen – aber sinnvolle. Wir informieren uns grob, was in unserem Land wie teuer ist und wie gut zu bekommen ist und kaufen dann nach Bedarf hier oder dort.
Wichtige Dinge, die du im Reiseland eher schlecht bekommst, können typische, aber gleichzeitig sehr spezielle „Reisedinge“ wie Steckdosenadapter sein.

Bonus-Tipp: Leg Geld zur Seite
Du solltest genug Geld für den gesamten Zeitraum deiner Reise haben und noch einiges an Puffer – so viel sollte klar sein! Es kann trotzdem sehr sinnvoll und im Nachhinein erfreulich sein, wenn du ab dem ersten Gedanken an eine Langzeitreise beginnst, nebenbei Geld zu sparen. Wir haben für diesen Zweck ein großes Sparschwein, in das wir jeden 50- und 100-Euro-Schein stecken, den wir irgendwie entbehren können. Unsere Regel ist es, dass nur so große Scheine in das Schwein dürfen – und es ist eine spaßige Challenge, das ganze Jahr über große Scheine zu „retten“ bzw. nicht anzubrechen, um das Schwein damit zu füttern. Dieses Schwein leeren wir ausschließlich für unsere Reisen und wir sind oft erstaunt, wie viel Geld hier über Monate zusammenkommt, das sonst einfach „weg“ wäre. Natürlich kaufen wir uns dafür hier weniger – aber oft ist es nur eine unnötige Zeitschrift oder ein Coffee-to-go, auf den wir verzichten. Für unsere Reise haben wir dann ein großes Taschengeld – zusätzlich zu unserem eingeplanten Reisebudget!
Egal, wie du sparst: Es macht Sinn, dieses ab dem ersten Tag deiner Reiseplanung zu tun und das Geld so zur Seite zu legen, dass du wirklich nicht mehr dran kommst. Es lohnt sich!

Langzeitreise: Vorbereitungen für zu Hause
Du verlässt deine Wohnung, dein Haus, dein Zuhause für mehrere Monate oder gar über ein Jahr. Während es bei einer kurzen Reise oft reicht, jemanden die Pflanzen gießen zu lassen, kann eine Langzeitreise ein paar Vorbereitungen mehr erforderlich machen. Je nach Reiselänge kann es vielleicht sogar sinnvoll sein, deine Wohnung komplett aufzugeben und deinen Wohnsitz z. B. bei deinen Eltern oder Geschwistern anzumelden. Wir gehen aber davon aus, dass du nach deiner Reise normal wieder nach Deutschland kommen und in deiner alten Umgebung weiterleben möchtest.
Dein Hauptziel sollte es sein, deine laufenden Kosten für deine Zeit im Ausland so weit wie möglich zu reduzieren. Das zweite große Ziel ist es, einen „Vertreter“ zu haben, der deine Anwesenheit in Deutschland ersetzt.

1. Vermiete deine Wohnung ggf. unter
Dein Hauptkostenfaktor wird wahrscheinlich deine Miete sein. Leider sind das auch diejenigen Kosten, die du nur schwierig vermeiden kannst. Ggf. kann es für dich sinnvoll sein, deine Wohnung für die Zeit deiner Langzeitreise unterzuvermieten. Dies funktioniert insbesondere in Städten ganz gut, du musst es aber natürlich mit deinem Vermieter abklären und auch „emotional bereit“ dafür sein, dass jemand Fremdes dein Zuhause nutzt. Sicherlich ist diese Möglichkeit nicht für jeden sinnvoll – für uns ist sie es dieses Mal nicht – aber du solltest sie als Option in Betracht ziehen.
2. Melde dein Auto ggf. ab
Hierfür gilt eigentlich das gleiche wie für Punkt 1. Wenn du mehrere Monate verreist und dein Auto zu Hause nur rumsteht, kannst du es eigentlich auch abmelden und so einiges an Kosten sparen. Eine andere Möglichkeit ist es, das Auto in der Zeit z. B. an Verwandte zu vermieten. Da wir aktuell Leasingfahrzeuge haben, sind für uns dieses Mal beide Optionen nicht vernünftig möglich, aber vielleicht ist es für dich eine Überlegung wert?
3. Leite deine Post weiter – oder lass sie öffnen
Wenn du über mehrere Monate weg bist, muss sich jemand um deine Post kümmern. Wohnen deine Eltern, Geschwister oder andere Vertrauenspersonen in der Nähe, kannst du natürlich einfach diese bitte, alle paar Tage deinen Briefkasten zu leeren, deine Post zu öffnen und Wichtiges an dich weiterzuleiten.
Sollte deine auserkorene Vertrauensperson zu weit weg wohnen (so ist es bei uns), kannst du bei der Post einen zeitlich begrenzten Nachsendeantrag stellen und deine Post an diese Person weiterschicken lassen.
Wenn du niemanden hast, der deine Post öffnen kann oder soll, gibt es verschiedene kostenpflichte Services, die dies für dich übernehmen. Auch die Deutsche Post selbst bietet dies an: ePost – Post online empfangen
Deine Post wird in diesem Fall von einem Dienstleister geöffnet, gescannt und elektronisch an dich weitergeleitet, natürlich unter Berücksichtigung des Datenschutzes.
4. Kündige deine Abos, Mitgliedschaften und Verträge
Um die anfallende Post, aber auch deine Kosten gering zu halten, solltest du Abos, Mitgliedschaften und Verträge wenn möglich abmelden oder für die Zeit deiner Reise pausieren. Generell ist eine Langzeitreise eine gute Möglichkeit, einmal kritisch alle laufenden Kosten zu checken, die du so hast, und zu überlegen, ob du sie wirklich brauchst.
Zeitschriften und Zeitungen kannst du meist monatlich kündigen, Telefonverträge oft pausieren. Überlege, was für dich und die Dauer deiner Reise sinnvoll ist.

5. Gib deine Pflanzen „in Pflege“
Wir wollen niemandem zumuten, über Monate regelmäßig zu unserer Wohnung fahren zu müssen. Unser Pflanzen bringen wir daher alle gesammelt zu einer lieben Freundin nach Hause, die sich während unserer Abwesenheit um sie kümmert.
6. Gib deinen Wohnungsschlüssel an eine Vertrauensperson
Auch wenn deine Post und Pflanzen bereits versorgt sind, solltest du deinen Wohnungsschlüssel an eine Vertrauensperson geben. Es kann z. B. sein, dass du aus dem Ausland – aus welchen Gründen auch immer – einmal dringend an bestimmte Akten musst, die in deinem Regal stehen. Auch für Notfälle wie etwa Wasserschäden sollte jemand Zugang zu deiner Wohnung haben. Bei uns kommen ganz praktische Gründe dazu: Der Ableser für Strom und Wasser kommt Ende des Jahres und braucht Zugang zu unserer Wohnung.

Ein Wort zum Schluss
Dieser Artikel lässt es ahnen: Eine Langzeitreise braucht einiges an Vorbereitung. Du kannst dir sehr viele Gedanken um sehr viele Dinge machen. Aber irgendwann: Mach Schluss.
Irgendwann hast du ganz viel gelesen. Du hast ewig recherchiert, super viel gelernt und bist zu einem kleinen Experten für dein Land geworden. Wahrscheinlich kommt es dir trotzdem so vor, als würde noch ganz viel fehlen. Als wüsstest du Wichtiges noch nicht, bräuchtest vielleicht noch mehr Dokumente, müsstest noch mehr regeln, noch mehr organisieren, noch mehr planen. Dies ist der Punkt, an dem du dich entspannen solltest. Du hast genug getan. Deine Reise steht! Genauso wenig, wie du zu Hause jeden Tag akribisch planst, musst du das auf deine Reise tun. Vielleicht ist jetzt der Punkt, dir nur noch ein tolles Buch für den Langstreckenflug auszusuchen. Und dann: Atme durch. Lass es auf dich zukommen. Denn auch das gehört zu einer Reise dazu!
Einige der Links in diesem Artikel sind Affiliate-Links. Das bedeutet, dass wir eine kleine Provision kriegen, wenn du etwas über diesen Link bestellst. Du hilfst uns damit, Lichter der Welt am Laufen zu halten, damit wir weiterhin Artikel wie diesen schreiben können. Für dich wird der Kauf dadurch natürlich nicht teurer! Alle Produktempfehlungen sind trotzdem unabhängig und spiegeln unbeeinflusst unsere Meinung und Erfahrung wieder.
2 Kommentare
Kleiner Hinweis: In Vietnam reicht jetzt ein internationaler Führerschein!
Hey Bernd
oh wow, vielen Dank für den Tipp. Das ist ja super, das hatten wir wirklich nicht mitbekommen! Juhu! 🙂
Liebe Grüße
Sina