Entsteht ein gutes Foto durch gute Planung oder durch Glück?

In diesem dritten Teil unserer Serie „Hinter den Kulissen“ geben wir dir wieder die Möglichkeit, uns über die Schulter zu schauen und uns ganz konkret bei der Planung und Entstehung unserer Fotos zu begleiten.
Dieses Mal zeigen wir dir die Entstehung unseres Fotos „Altos de Campana“, das wir in Panama aufgenommen haben.

Was steht hinter dem Foto?

Es ist der 12. Dezember 2018, 5.30 Uhr und zum ersten Mal im tropischen Panama ist uns eiskalt. Ein tosender Sturm fegt über uns hinweg, reißt an unseren Körpern. Ich trage meinen dicksten Pullover, den ich eigentlich nur für den Flug aus Deutschland dabei habe und verfluche die Tatsache, dass wir aufgestanden sind und auf diesem Hügel stehen. Wir hatten uns viel ausgemalt für unser Foto vom romantischen Sonnenaufgang über dem Pazifik, aber nicht das…

Panama Photography Landscape

Wie entstehen unsere Fotos? Wie planen wir sie, wie entsteht die Idee, wie setzen wir sie ganz konkret in der Praxis um – und wie einfach oder schwer ist das? Schau uns in unserer Serie „Hinter den Kulissen“ über die Schulter bei der Entstehung einiger unserer beliebtesten Fotos. Hier gelangst du zum zweiten Teil: Entstehung unserer Fotoserie „Quiraing“.

Heute nehmen wir dich mit an jenen stürmischen Dezembermorgen auf einen einsamen Hügel irgendwo zwischen zwei Ozeanen. Wir nehmen dich mit zu einem Fotomorgen, der eigentlich ganz anders geplant war und an dem doch eines unserer Lieblingsfotos aus Panama entstanden ist. Ein Foto, das letztendlich ganz anders geworden ist als in unserer Vorstellung. Hinter „Altos de Campana“ steckt Vorbereitung und Locationscouting, Frustration und Freude, ein unvergessliches Gefühl und die Suche nach genau dem perfekten Moment – also die volle Palette der Fotografie.

Aufgenommen haben wir das Bild im Parque Nacional Altos de Campana (der Link führt zur spanischsprachigen Wikipedia). Insgesamt haben wir in diesem Winter drei Monate in Panama verbracht. Wenn du mehr über unsere spannende Zeit dort erfahren möchtest, schau in diesen Artikel:

Leben in Panama – Unser Fazit nach drei Monaten

Tagestour von Panama Stadt

Unser Winter in Panama

Über den Jahreswechsel 2018/2019 verbringen wir 3 Monate in Panama. Das kleine Land am berühmten Kanal ist touristisch unbekannt, aber unheimlich spannend. Wir haben es uns als Winterziel ausgesucht, weil wir mal etwas völlig anderes sehen und erleben wollten: Wir wollten den Winter hier in Mittelamerika in den Tropen verbringen, wollten Cocktails trinken statt Glühwein, wollten tropische Früchte essen, deren Namen wir nicht kennen, wollten den Dschungel kennenlernen, lateinamerikanische Lebensfreude und eine fremde Kultur erfahren.

Fotografisch bietet Panama unheimlich viel: Sowohl zwischen zwei Ozeanen als auch zwischen zwei Kontinenten gelegen, vereint Panama verschiedene Klimazonen und völlig gegensätzliche Landschaften. Tiefe, authentische Regenwälder prägen hier genau so das Bild wie endlose Traumstrände und schroffe Bergwelten. Ursprüngliche indigene Dörfer existieren neben einer riesigen Metropole aus modernen Wolkenkratzern. Eines der berühmtesten Bauwerke der Welt – der Panamakanal – durchzieht Dschungel voller tropischer Tiere, in dem man tagelang wandern kann, ohne einem anderen Menschen zu begegnen.

Der Gatúnsee liegt mitten im Regenwald und ist Teil des Panamakanals

Panama hat uns fotografisch und auch reisetechnisch letztendlich dermaßen fasziniert, dass wir uns entschieden haben, Fotoreisen in dieses noch so unbekannte Paradies anzubieten. Wenn du also Lust hast, mit uns nach Panama zu reisen und dort zusammen mit uns und einer kleinen Gruppe Fotobegeisterter zu fotografieren, schau unbedingt mal hier vorbei und schreibe uns sehr gerne!

Fotoreise Panama – Entdecke das Unbekannte

Fotoreise Panama 2022

Die Idee

„Altos de Campana“ begann mit einer Idee.

Nach erfolgreichen Fotowochen in Panama City und im tropischen Regenwald war unser Ziel für diesen Tag ein Landschaftsfoto im Sonnenaufgang. Das Foto sollte die Weite und landschaftliche Vielfalt Panamas zeigen – und auch die Unberührtheit, die Wildnis.

Da Panama dünn besiedelt und touristisch unbekannt ist, gibt es hier keine typischen oder bekannten Fotospots: schon gar nicht für Landschaftsfotografie und außerhalb der Hauptstadt! Unsere Internetrecherche ergab selbst auf der Landessprache Spanisch überhaupt nichts. Wir entschieden also, uns selbst einen Punkt zu suchen – unseren eigenen perfekten Fotospot für ein Landschaftsfoto im Sonnenaufgang.

Wir hatten für unsere Monate in Panama ein Haus an der Pazifikküste gemietet. Es liegt nah an der berühmten Panamericana – der Straße, die von Alaska bis Feuerland führt. Südöstlich der Panamericana liegt der pazifische Ozean, nordwestlich geht es in die Berge. Unser Fotospot sollte nicht zu weit von unserem Haus entfernt sein, da wir nicht stundenlang nachts umherfahren oder -laufen wollten. Wegen der fehlenden (Wander)wege in Panama und dem Nichtvorhandensein irgendwelcher Schilder oder touristischer Infrastruktur bevorzugten wir für das Foto außerdem einen Punkt, den wir mit dem Auto erreichen könnten.

Fotospots Panama
Östlich der Pazifik, westlich die Berge und eine Straße dazwischen: Nur dieser Bereich kommt für unser Foto in Frage, denn auf allen anderen Abschnitten liegt der Ozean südlich und wir haben keinen Sonnenaufgang über dem Meer. Ein typisches Kartenproblem in Panama: Der Altos de Campana National Park ist so klein, dass er hier nicht mal verzeichnet ist. © OpenStreetMap

Wie finden wir den perfekten Landschaftsfoto-Spot in einem unbekannten Land?

Ein Ziel des Fotos war es, landschaftliche Vielfalt, also sowohl die Bergwelt als auch den Ozean, auf einem Foto zu zeigen. Hierfür suchten wir einen Standpunkt auf einem Hügel, von dem aus der Pazifik zu sehen ist und östlich liegt, sodass die Sonne über dem Meer aufgeht. Für diese Konstellation kommt ein relativ kleines Gebiet zwischen den Orten Chame und La Chorrera in Frage.

An der Panamericana selbst gibt es kaum eine Aussicht auf das Meer. Wir fuhren also alle Seitenstraßen nach Westen ab, um in die Berge zu gelangen. Von verschiedenen Punkten aus hatten wir eine Aussicht auf den Pazifik. Besonders gut gefiel uns ein Punkt, von dem wir außerdem in der Ferne über das Flussdelta Mangalares de la Bahía de Chame schauten, das in den Pazifik mündet.

Panama Photo Spot
Wir entscheiden uns für einen Spot an dieser kleinen Straße. Von hier aus haben wir einen Blick über die grünen Hügel und das Flussdelta (Rechts auf der Karte zu sehen) © OpenStreetMap

Auch tagsüber bei langweiligem Licht war die Aussicht hier schon wirklich schön. Die grünen Hügel bilden verschiedene Ebenen, was wichtig ist, um Tiefe in unser Foto zu bekommen. Wir machten Testfotos mit dem Handy von verschiedenen Standorten, um den perfekten für unser Foto zu finden. Das Flussdelta sollte zu sehen sein und das Zentrum des Fotos bilden. Grüne Büsche im Vordergrund waren ein schöner Rahmen und würden einen guten Farbkontrast zu aufgehender Sonne und Himmel bilden. In unserem Köpfen entstand ein Bild mit Dschungel im Vordergrund, schroffen Hügeln in der Mitte und dem Ozean am Horizont. Hier erwarteten wir einen goldenen Sonnenaufgang über dem Meer.

Um den Ort garantiert wiederzufinden (in Panama gibt es wie gesagt so gut wie keine Schilder und in der Dunkelheit sieht in der Wildnis alles anders aus), setzten wir uns eine Stecknadel in der App Apple Maps. Hier können wir dann am nächsten Morgen einfach mit einem Klick hinnavigieren.

Panama Fotospots
Auch tagsüber auf dem schnellen Handyfoto machen die Ebenen aus sanften grünen Hügeln des Altos de Campana schon einen fotogenen Eindruck

Zeitplanung mit der App PhotoPills

Zur Planung des Sonnenstandes nutzen wir die App PhotoPills. Sie ist kostenpflichtig (10,99€) und lohnt sich für die Planung von Fotos extrem. Mit der App kannst du dir für jeden Ort der Welt zu jedem beliebigen Datum und Uhrzeit den Sonnenstand anzeigen lassen. Du siehst also, um wie viel Uhr die Sonne wo genau aufgeht und auch, wann sie wo am Himmel steht. Hierfür nutzt PhotoPills Augmented Reality, blendet dir also den Sonnenstand zu verschiedenen Uhrzeiten über die Kamerafunktion deines Smartphones ein und simuliert schon das fertige Bild. Dies funktioniert übrigens genau so mit dem Mond und der Milchstraße – ein unheimlich hilfreiches Tool also.

Mit Hilfe von PhotoPills fanden wir die genaue Uhrzeit (6.23 Uhr) des Sonnenaufgangs heraus und auch den genauen Punkt, an dem die Sonne über den Horizont kommen würde. Und ja: Es war genau dort, über dem Ozean, wie von uns erhofft.

Wir fühlten uns in unserer Ortsplanung bestätigt: Dieser Aussichtspunkt am Rande des kleinen Altos de Campana Nationalpark würde unser perfekter Landschaftsfotospot sein!

Wetterplanung

Die Wetterplanung in Panama ist besonders schwierig, da es hier keine auch nur ansatzweise verlässlichen Websites oder Apps dafür gibt. Allerdings war das Wetter in den letzten Wochen bei uns an der Pazifikküste sowieso immer gleich gewesen – blauer Himmel von morgens bis abends. Uns blieb nichts anderes übrig, als auch für den nächsten Morgen auf gutes Wetter zu vertrauen.

Die Wetterplanung fiel für all unsere Fotos in Panama also aus – ein Fakt, der in diesem speziellen Fall erst zu Frust, am Ende aber zu einem ganz besonderen Foto führte.

Panama Wetter
Typisches Wetter in Panamas Trockenzeit an der Pazifikküste: Ein goldener, sonniger Morgen

Unser Equipment

Unsere Kameras sind Canon EOS 5D3 (bzw. mittlerweile Canon EOS 5D4). Für Landschaftsfotos nutzen wir in der Regel das sehr gute Canon 16-35mm f4L IS USM. Wie für jedes Fotovorhaben packen wir auch heute einen Zweitakku und eine Speicherkarte mehr ein.

Für den Fall, dass wir doch keinen blauen Himmel, sondern Wolken vorfinden sollten, nehmen wir einen ND-Filter für Langzeitbelichtungen (wir nutzen das Haida Slim-Filter Set) sowie unser Stativ, das Sirui T-1004X-Traveler, mit. Zum Glück!

Welches Fotoequipment wir generell verwenden, zeigen wir dir in diesem Artikel: Womit fotografieren wir?

Panama Fotografieren
Die Canon 5D mit dem 16-35mm ist unser ständiger Begleiter in der Landschaftsfotografie

Zwischen Verzweiflung und Glück: Die Aufnahme

Anfahrt

Um zum Sonnenaufgang um 6.23 Uhr entspannt fertig vorbereitet zu sein, planen wir, um 5.30 Uhr vor Ort an unserem Spot zu sein. Wir machen gerne schon einige Aufnahmen vor Sonnenaufgang und sind mit der großzügigen Planung flexibel für unvorhergesehene Vorkommnisse – gerade in fremden Ländern weiß man oft nicht, was einen erwartet. Oft standen wir schon zum errechneten Sonnenaufgang in einer Straßensperrung oder fanden in den Dunkelheit zu Fuß den Weg nicht mehr. Mit genügend Zeit sind wir entspannt und genießen die herrliche Morgenstimmung und Ruhe vor Ort, bevor die Sonne aufgeht.

Als wir losfahren, umhüllt uns angenehm warme Nachtluft um die 20°C. Wie immer in Panamas Trockenzeit ist der Himmel sternenklar. Trotzdem nehme ich mir meinen dicken Pullover mit, worüber ich noch sehr froh sein sollte.

Die Lücke zwischen perfekter Planung und Realität

Auf dem Hügel angekommen, ist nicht nur der Himmel komplett wolkenverhangen: Hier oben tobt auch ein starker Sturm. Die gefühlte Temperatur ist um ein Vielfaches niedriger als unten bei unserem Haus, nur wenige Kilometer entfernt.

Die Idee, sofort wieder umzukehren, gewöhnt man sich als Fotograf schnell ab. Für uns ist es ein Muss, die Situation niemals wegen scheinbar schlechter Bedingungen abzubrechen. Aus Erfahrung ergibt sich ganz oft auch dann noch ein gutes Foto, wenn es zuerst überhaupt nicht danach aussieht. Diese Fotos werden oft ganz anders als geplant, sind aber ab und zu echte Highlights.

Wir beißen also die Zähne zusammen und gehen zu unserem Spot, wo wir das Stativ und die Kamera aufbauen. Eiskalter Wind reißt an uns. Eiskalter Wind, den wir aus Norwegen und Island sehr gut kennen, aber im heißen Panama nie erwartet hatten. Wir planen bereits jetzt, am nächsten Morgen nochmal wiederzukommen. Trotzdem harren wir aus und warten auf den Sonnenaufgang.

Altos de Campana Panama
Noch verschlingt Dunkelheit die Kulisse. Dieses Bild ist 30 Sekunden belichtet – mit dem bloßen Auge erkennen wir fast gar nichts

Komposition

Nachdem wir die Kamera auf das Stativ geschraubt haben, legen wir zunächst den perfekten Ausschnitt fest, den wir uns am Tag vorher ausgesucht hatten: Grüne Büsche im Vordergrund, Ebenen der schroffen Berge dahinter und am Horizont der Ozean mit dem Flussdelta.

Wir hatten geplant, mehr Vordergrund als Himmel zu zeigen, also die Drittelregel zu beherzigen – aber da waren wir von einem wolkenlosen Himmel ausgegangen. Der Himmel ist nun deutlich dramatischer, weswegen wir uns entscheiden, mehr davon zu zeigen und unbedingt auch die ziehenden Wolken abzubilden. Unserem geplanten. romantischen Sonnenaufgangsfoto entspricht das nicht, aber den Gedanken daran hatten wir sowieso schon verabschiedet, seit wir aus dem Auto ausgestiegen waren. Wir sagen es immer wieder: Versuche nicht darzustellen, was nicht da ist, sondern geh auf Angriff: Nutze die Bedingungen vor Ort, so wie sie sind, und mache das allerbeste daraus. Versuche mit deinen Fotos nicht, die realen Bedingungen, den realen Moment abzuschwächen – sondern verstärke ihn noch!

Da uns auf unserem Foto auch der sorgsam ausgewählte Vordergrund wichtig ist, entschließen wir uns, die Drittelregel zu ignorieren und den Horizont etwa in die Bilditte zu setzen. Diese Komposition bietet sich selten an und ist nur auf wenigen unserer Fotos zu sehen. Für diesen Morgen und die Bedingungen passte sie für uns aber perfekt.

An dieser Stelle auch unsere Empfehlung für dich: Sieh die Regeln der Komposition als eine Art hilfreichen Leitfaden, nie jedoch als zwanghaftes Korsett. Ein Aufbau nach der Drittelregel macht bei Landschaftsfotos ganz oft Sinn. Aber eben nicht immer.

Kameraeinstellungen

Wir wählen eine Brennweite von 16mm, um viel Landschaft und einen größeren Teil der ziehenden Wolken auf dem Foto abbilden zu können.

Es ist 5.50 Uhr. Obwohl der Sonnenaufgang erst in einer halben Stunde sein wird (wenn die Sonne denn überhaupt durch durch die Wolken kommt!), beginnen wir bereits, Fotos zu machen

Da wir mit Stativ fotografieren, legten wir den ISO auf 100 fest, um kein Bildrauschen zu riskieren. Mit der Belichtungszeit probieren wir herum, um die schnell ziehenden Wolken und das Wehen der Büsche im Vordergrund gut abzubilden. Bei zu langen Belichtungszeiten verschwimmen die Büsche ins Unkenntliche, bei zu kurzen wirken Büsche und Wolken starr und die Dynamik Momentes geht im Bild verloren. Letztlich ist es eine Belichtungszeit von 8 Sekunden, die den Moment so abbildet, wie er sich für uns anfühlt, ohne die Morgenstimmung durch zu viel Fokus auf den Sturm zu verlieren. Die Belichtungszeit legt unsere Blende auf 5,6 fest – mit Blende 8, die wir bei freier Wahl wahrscheinlich genommen hätten, wäre das Foto zu dunkel geworden.

Unser Bild „Altos de Campana“ entsteht um 06.02 Uhr – also etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang.

Es ist nicht golden und romantisch, zeigt nicht die liebliche grüne Hügellandschaft. Es zeigt den Moment hier am Morgen in dem kleinen Nationalpark. Es zeigt einen stürmischen, kalten Morgen in einem kleinen Land in den Tropen.

Altos de Campana Panama
“Altos de Campana” entsteht um 6 Uhr mit 8 Sekunden Belichtungszeit, Blende 5,6, ISO 100 und einer Brennweite von 16mm

Andere Fotos

Wir fotografieren noch etwa eine Stunde. Nach 20 Minuten zeigt sich tatsächlich die Sonne. Es entstehen tatsächlich einige golden-orange Bilder, aber nicht in einer lieblich-romantischen Stimmung, sondern in einer ungewöhnlich starken, manchmal mystischen, manchmal fast bedrohlichen Atmosphäre.

Die Licht- und Wolkenverhältnisse wechseln im Sekundentakt. Die Fotos lassen sich nicht planen – eine 10-Sekunden-Belichtung kann nicht nochmal mit 20 Sekunden wiederholt werden, da wir uns stetig in einer völlig neuen Szenerie befinden.

Panama Fotospots
Auch deutlich nach Sonnenaufgang entstehen Fotos mit einer einzigartigen Stimmung
Altos de Campana Panama
Altos de Campana Panama
Parque Nacional Altos de Campana Panama

Auch als die Sonne schon deutlich über dem Horizont steht, spendet sie kaum Licht, ist nur manchmal überhaupt auszumachen. Immer mehr Nebel zieht auf. Zuerst bereichert er die Stimmung unserer Fotos, aber gegen 7 Uhr stehen wir mitten in den Wolken, es ist kein Foto mehr möglich.

Wir bauen ab und fahren zurück. Zuhause ist es, als sei nichts gewesen. Die Welt schläft. Der klare Himmel über unserem Haus erstrahlt in wunderschönen Pastelltönen.

Die Bearbeitung

Wie alle unsere Fotos haben wir auch „Altos de Campana“ im RAW-Format aufgenommen, um bei der Bearbeitung den maximalen Spielraum zu haben. Das Foto wurde in Adobe Lightroom bearbeitet.

Möchtest du mehr über die Bildbearbeitung lernen, findest du hier unseren Artikel dazu: Bildbearbeitung lernen – 10 Tipps für Anfänger

Das RAW unseres Fotos ist zunächst sehr grau und stimmungslos. Der Dynamikumfang ist sehr hoch: Während der Vordergrund fast schwarz ist, ist der Himmel relativ hell. Vor Ort könntest du diese hohen Helligkeitsunterschiede mit einem Verlaufsfilter ausgleichen, den du vor die Kamera schraubst und der die obere Bildhälfte abdunkelt. Hatten wir nicht dabei 😉

Bildbearbeitung lernen
Der untere Bereich des Fotos wirkt abgesoffen, wenn du mit der Maus drüber fährst, wird das Foto aber leicht aufgehellt und du siehst, dass die Strukturen alle vorhanden sind

Normalerweise hätten wir das Bild heller belichten müssen, mit einer längeren Belichtungszeit verwischten jedoch die Wolken zu stark. Wir mussten den Vordergrund daher in der Bildbearbeitung stark aufhellen. Das ist kein ideales Vorgehen, da es zu Bildrauschen in diesem Bereich führt.

Wenn du, wie wir hier, einzelne Bereiche deines Fotos bewusst zu dunkel oder zu hell aufnimmst, ist es enorm wichtig, dass die Struktur in diesen Bereichen erhalten bleibt und das Weiß nicht „ausfrisst” bzw. das Schwarz nicht „absäuft”. Achte auf dem Histogram darauf und fotografiere im RAW-Modus, um maximale Bildinformationen auch in den sehr hellen und sehr dunklen Bereichen zu erhalten. Nur was da ist, kannst du wieder herausarbeiten!

Hinter den Kulissen Fotografie
Zur Veranschaulichung: Mit dem aufgehellten Vordergrund wirkt das RAW schon anders und ähnelt mehr unserem späteren Bild (die Lichter wurden für diesen Screenshot maximal zurückgenommen, um den Himmel zu erhalten)

Mit mehreren Verlaufsfiltern hellten wir also die untere Bildhälfte auf. Außerdem wurde der Kontrast in diesem Bereich stark angehoben auch die Klarheit etwas, um die Bereiche mehr hervortreten zu lassen. Da die untere linke Ecke nun sehr dominant wurde, diese aber fürs Bild uninteressant war (kurzes Gras ohne Büsche), dunkelten wir diese wieder ab. Grundsätzlich fotografieren und bearbeiten wir nach der Devise: Was das Foto nicht stärker macht, fliegt raus!

Altos de Campana Bildbearbeitung
Auf dem Screenshot siehst du beispielhaft die Einstellungen eines Verlaufsfilters

Wichtig für die letztendliche Bildwirkung ist das partielle Aufhellen und Bearbeiten der Büsche vorne. Mit mehreren Pinsel hellten wir diese in mehreren Schritten auf, da wir sie stärker hervortreten lassen wollten. Sie sind ein wertvoller Farbkontrast für das Foto und auch wichtig für die Stimmung, da sie – windzerzaust – den Sturm zeigen. Auf dem nächsten Screenshot zeigt der rot markierte Bereich einen der Pinsel an, mit dem die Büsche hervorgehoben wurden. In diesem Bereich haben wir den Weißwert stark angehoben sowie Sättigung und Klarheit enorm verstärkt. Wenn du auf ausgewählten, partiellen Bereichen des Fotos arbeitest, kannst du die Regler deutlich höher „aufdrehen” als bei Bearbeitungen, die übers ganze Foto gehen. Was auf das ganze Foto angewendet sofort unnatürlich wirkt, hebt einzelne Bereiche – in unserem Fall die Büsche – sehr schön hervor.

Mit den stark herausgearbeiteten und aufgehellten Büschen wirkt der vordere Bereich des Fotos insgesamt nochmal deutlich heller, tiefer und stärker.

Auch den mittleren Ebenen, also den Hügeln, verliehen wir noch mehr Pep mit selektiver Bearbeitung mit dem Pinsel. Hier verstärken wir insbesondere den Kontrast und die Sättigung, da die Hügel bisher grau und flau wirkten.

Um einen kontrastreichen, starken Himmel zu bekommen, dunkelten wir hier mit Verlaufsfiltern die Lichter in mehreren Schritten stark ab. Kontrast und Klarheit wurden angehoben, die Sättigung minimal.

Farbbearbeitungen finden sich auf dem Bild keine, auch mit den Gradiationskurven haben wir nicht gearbeitet. Obwohl der Effekt enorm ist, ist dies also nur eine Grundentwicklung mit den Reiter „Grundeinstellungen” von Lightroom.

Ist ein gutes Foto Planung oder Glück? Unser Fazit

„Altos de Campana“ ist ein Foto, das sich so an diesem Ort niemals hätte planen lassen. Auch die anderen Fotos – die mystischen, die bedrohlichen – sind, aufgenommen zur Trockenzeit in einer Region, in dem es während unserer dreimonatigen Anwesenheit nur 2x regnete, vom Wetter her purer Zufall.

Klar ist jedoch auch, dass wir diese Fotos ohne unser ausführliches Locationscouting und den Willen, zum Sonnenaufgang vor Ort zu sein, niemals hätten aufnehmen können.

Klar ist, dass die Fotos nicht entstanden wären, wenn wir enttäuscht weiter zum Frühstück gefahren wären, statt dem Moment eine Chance zu geben.

Klar ist auch, dass dieses Foto durch den extremen Dynamikumfang ohne RAW-Entwicklung seine Wirkung nicht entfalten würde. Wir empfehlen dir immer, aber insbesondere für die Landschaftsfotografie, im RAW-Modus zu fotografieren und die RAW-Entwicklung zu lernen. Wie wir selbst unsere Fotos Schritt für Schritt entwickeln und welcher Regler was genau bewirkt, zeigen wir dir ausführlich in unserem E-Book: Der letzte Schritt zur Perfektion – RAW Entwicklung in Adobe Lightroom

Dass man beim Fotografieren letztlich die Bedingungen hat, um wirklich gute Fotos zu machen, ist Glück. Dass man jedoch in einer Situation ist, in der einen dieses Glück überhaupt ereilen kann – in unserem Fall zum Sonnenaufgang an einem top Spot statt im Bett – dafür sorgt man selbst.

„Fortes fortuna adiuvat“ ist ein lateinisches Sprichwort: Das Glück hilft den Tüchtigen/Tapferen. Wir erfahren, dass es in der Fotografie sehr oft zutrifft. Sei fleißig. Sei mutig. Sei kreativ. Nutze auch scheinbare Widrigkeiten aus. Halte durch. Traue dich auch an die Bildbearbeitung. Gib dem Foto-Glück die Chance, dich zu treffen!

Altos de Campana Panama

* Einige Links in diesem Artikel sind Affiliate Links. Das bedeutet, dass wir eine kleine Provision kriegen, wenn du etwas über diesen Link bestellst. Du hilfst uns damit, Lichter der Welt am Laufen zu halten, damit wir weiterhin Artikel wie diesen schreiben können. Für dich wird der Kauf dadurch natürlich nicht teurer! Alle Produktempfehlungen sind trotzdem unabhängig und spiegeln unbeeinflusst unsere Meinung und Erfahrung wider.

Autor

Ich bin Sina, Mitbegründerin von Lichter der Welt, Fotografin und leidenschaftliche Weltenbummlerin. Ich liebe Natur, Freiheit, die Sonne auf meinem Gesicht und den Wind in meinen Haaren. Schon als Kind saß ich fasziniert vor dem Globus und malte mir aus, die Weite dieser Welt zu entdecken. Heute lebe ich diesen Traum und sammle Tipps, Inspirationen und Erfahrungen für dich!

Kommentar hinzufügen